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Veröffentlicht am 26.12.2019

Böse und schlimmer

Vicious - Das Böse in uns
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Victor Vice und Eliot Cardale, zwei brillante Medizinstudenten, planen minutiös ein Experiment für ihre Abschlussarbeiten. Im Konkurrenzkampf will einer den anderen übertrumpfen und herausfinden, welche ...

Victor Vice und Eliot Cardale, zwei brillante Medizinstudenten, planen minutiös ein Experiment für ihre Abschlussarbeiten. Im Konkurrenzkampf will einer den anderen übertrumpfen und herausfinden, welche Kräfte sie durch den Tod nach einer gelungenen Wiederbelebung entwickeln können. Was aber geschieht wirklich mit ihnen? Wie geht Eli mit seiner Regenerationsfähigkeit um, wie Victor damit, Schmerz bei sich selbst und auch bei anderen Personen verstärken und abschwächen zu können? Werden die beiden ihre neu gewonnenen Fähigkeiten sinnvoll einsetzen zum Wohle der Menschheit? Werden sie zu Superhelden?

„Der Tod ist erst der Anfang.“ Spannend beginnt Schwabs Geschichte am Friedhof, düster, geheimnisvoll. Wer wird ausgegraben und vor vor allem – warum?

In recht kurzen, flott zu lesenden Kapiteln springt der Leser unentwegt zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her und lernt so immer besser die Vorgeschichte kennen, die Beweggründe, die zu dem führen, was gerade passiert. Durch genau bezeichnete Überschriften ist aber immer klar, wo und wann man sich gerade befindet. Mir gefällt dieser Stil sehr gut, weil man immer neugierig ist, was noch kommt und wie es damals war.

Die Hauptpersonen sind intelligent, aber etwas „schräg“, sonst würden ihnen wohl nicht so „extraordinäre“ Ideen in den Sinn kommen. Auch die anderen Figuren sind verständlich charakterisiert, sodass man als Leser ihre Motive gut verstehen kann. Schwieriger ist die Frage, wer gut, wer böse ist. Oder gibt es böse und noch schlimmer? Wie steht es mit Moral und Gefühl?

Das Buch ist kurzweilig und unterhaltsam und – wie V.E. Schwab es selbst ausdrückt – „in moralischer Hinsicht wahnsinnig kompliziert …“

Vicious – vielleicht manchmal etwas grausam und brutal, aber durchwegs eindrucksvoll, vor allem, wenn man gerne Fantasy liest.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.11.2019

Quer durch Amerika

Er wird dich jagen
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Ohne Freunde und Familie zieht sich Erfolgsautorin Carmen Jacobs kurz vor Weihnachten in eine entlegene, verschneite Berghütte zurück. Doch der ersehnte Frieden nach der anstrengenden Promotion-Tour für ...

Ohne Freunde und Familie zieht sich Erfolgsautorin Carmen Jacobs kurz vor Weihnachten in eine entlegene, verschneite Berghütte zurück. Doch der ersehnte Frieden nach der anstrengenden Promotion-Tour für ihr aktuelles Buch „Das Herz des Jägers“ währt nicht lange: vor der Eingangstür findet Jacobs einen Umschlag, der Fotos von grausam zugerichteten Frauenleichen enthält. Die Polizei glaubt an einen geschmacklosen PR-Gag, und so bleibt der jungen Journalistin nichts anderes übrig, als jemanden um Hilfe zu bitten, der gar nicht gut auf sie zu sprechen ist.

Auch in diesem Buch verknüpft Alexandra Ivy wieder spannende und romantische Momente zu einem stimmigen Ganzen. Die Geschichte ist authentisch und glaubwürdig verfasst, auch wenn es ein paar Unstimmigkeiten im Detail gibt. Über den Gesamtbogen allerdings herrscht eine konstante Spannung, immer wieder gibt es neue Erkenntnisse, wer sich hinter den Frauenmorden verbergen könnte und schlussendlich eine sehr überraschende Wendung, die ich als Leser so nicht erwartet hätte. Auch geht es nicht nur darum, den Täter zu finden, sondern vielmehr versucht die Autorin herauszuarbeiten, was einen Menschen zum Monster werden lässt, welche Erlebnisse und Eindrücke jemanden dermaßen beeinflussen, dass er abscheulichste Phantasien in die Tat umsetzt. Zwischen den unterschiedlichen Blickwinkeln von Carmen und Griff gelangen auch die Ideen des Mörders direkt und ungeschönt aufs Papier, sodass dessen Gedankengänge dem Leser stets aufs Neue Gänsehaut bescheren.

Durch den angenehmen Schreibstil wird man förmlich mitgerissen von Kapitel zu Kapitel, von einem Schauplatz zum andern, lediglich einige Wortwiederholungen haben mich „erschaudern“ lassen.

Von mir gibt es deshalb vier Sterne für gute Unterhaltung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 13.11.2019

So nah wie unsichtbar

Er wird dich finden
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Nach ihrem Studium kehrt Jaci Patterson wieder zurück in ihren Heimatort Heron. Anhaltende Regenschauer schwemmen plötzlich Leichen auf das Feld von Jacis Nachbarn und – wie vor etlichen Jahren schon mehrmals ...

Nach ihrem Studium kehrt Jaci Patterson wieder zurück in ihren Heimatort Heron. Anhaltende Regenschauer schwemmen plötzlich Leichen auf das Feld von Jacis Nachbarn und – wie vor etlichen Jahren schon mehrmals – findet die junge Frau wiederum ein schauriges Goldmedaillon an ihrer Haustür. Obwohl der Sheriff damals keine Leichen gefunden und Jacis Hilferufe nicht ernst genommen hat, beginnt nun erneut ein Albtraum für sie. Versteckt sich der brutale Mörder vielleicht sogar ganz in der Nähe?

In gekonntem Mix verpackt Autorin Alexandra Ivy eine Liebesgeschichte in ihren Krimi, Romantic Suspense genannt, was durchaus seinen Reiz hat. Die einzelnen Personen kommen dem Leser rasch näher, einerseits, weil sie sehr authentisch und glaubwürdig dargestellt sind, andererseits, weil ihre Anzahl überschaubar ist, ganz dem kleinen Städtchen am Mississippi entsprechend, wo noch jeder seine Nachbarn kennt und niemand Haus und Hof absperrt. Umso schrecklicher, als sich die Nachricht über die angeschwemmten Leichen verbreitet und die Atmosphäre düsterer wird, das Misstrauen wächst. Gut untermalt wird dies noch durch grauen Dauerregen, allgegenwärtigen Matsch und dunkle Geheimnisse in Jacis Familie. Zwischendurch begegnet man hautnah dem Täter und seinen Gedankengängen. Welche Kindheitserinnerungen haben ihn geprägt, was hat ihn zu dem werden lassen, was er nun ist? So präsentiert uns Ivy nicht nur einen Mörder, sondern auch etliche Hintergrundinformationen um das Warum. Allerdings kann der aufmerksame Leser schon etliche Seiten vor dem Ende ahnen, wer der Bösewicht sein wird.

Dennoch ist „Er wird dich finden“ ein recht gut gelungener Romantic Thriller mit sehr lebensechten Figuren und einer plausiblen Handlung. Meine Neugierde ist jedenfalls geweckt auf „Er wird dich jagen“.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Ungleiche Freundschaft

Im Freibad
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Rosemary ist 86. Ihr gesamtes Leben hat sie im Londoner Stadtteil Brixton verbracht. Ihr bester Freund und gleichzeitig geliebter Ehemann George ist tot. Nach dem Schließen der Bibliothek und dem Umbau ...

Rosemary ist 86. Ihr gesamtes Leben hat sie im Londoner Stadtteil Brixton verbracht. Ihr bester Freund und gleichzeitig geliebter Ehemann George ist tot. Nach dem Schließen der Bibliothek und dem Umbau des Gemüseladens zu einer trendigen Bar soll nun auch das Freibad verschwinden. Dabei schwimmt sie dort seit über 60 Tagen jeden Morgen ihre gewohnten Längen.


Kate ist jung und schüchtern, zum Studium wagt sie sich alleine nach London. Ihren Lebensunterhalt verdient nun als Journalistin unscheinbarer Beiträge eines Lokalblattes. Endlich darf sie einen wichtigen Artikel über die Errichtung von Wohnungen und eines Tennisplatzes anstelle des wenig rentablen Freibads schreiben und soll dafür Rosemary interviewen.

Wieviel Veränderung können die Bewohner noch ertragen, wer kann sie verhindern? Diese Frage bildet das zentrale Thema in Libby Pages Roman.

Rosemary und Kate könnten nicht unterschiedlicher sein, dennoch verbindet sie bald eine innige Freundschaft, von der beide auf ihre Weise profitieren.

Gleich zu Beginn findet sich der Leser im regen Treiben Brixtons wieder, angenehm kurze Kapitel beleuchten abwechselnd die Sichtweise von Rosemary und Kate. Sehr detailreich wird Rosemarys Liebe zum Schwimmen und zum Brockwell-Freibad im Besonderen beschrieben, Gegenwart und Vergangenheit fließen ineinander. Dadurch erscheint die Geschichte anfangs eher langatmig, dennoch lohnt sich das Dranbleiben, denn viele Kleinigkeiten, mit Liebe zum Detail verfasst, lassen den Leser die Handlungen der beiden Hauptfiguren nachvollziehen und verstehen.

„Im Freibad“ ist kein rasantes, aggressives Plädoyer für eine liebgewonnene Institution, eher handelt es sich um einen Roman der leisen Töne über Liebe, Freundschaft und Zusammenhalt.
Alles in allem also ein durchaus lesenswertes Buch.

Veröffentlicht am 24.05.2019

Überraschungen

Sommerzauber auf der kleinen Insel
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Die 30jährige Britta lebt in Frankfurt, hat sich vor Kurzem von ihrem Freund getrennt, geht aber ohnehin voll in ihrer Arbeit bei der Agentur SE&P auf. Demnächst soll sie als Projektleiterin mit einem ...

Die 30jährige Britta lebt in Frankfurt, hat sich vor Kurzem von ihrem Freund getrennt, geht aber ohnehin voll in ihrer Arbeit bei der Agentur SE&P auf. Demnächst soll sie als Projektleiterin mit einem Kollegen auf die dänische Insel Laesø fahren, um ein neues Feriendorf zu planen. Da ihr bereits vor ihrer Geburt verstorbener Vater von der Insel stammt, ist Britta natürlich erfreut über diesen Auftrag, hofft sie doch, mehr über sein Lebensumfeld zu erfahren. Aber dann kommt vieles anders als vermutet und Britta erwarten einige Überraschungen…

Christine und Andreas J. Schulte, alias Barbara Erlenkamp, ziehen den Leser rasch in ihren Bann und überzeugen durch einen angenehmen, flüssigen Schreibstil. Wunderbare Zitate und Sprüche ziehen sich durch die ganze Geschichte und laden ein zum Nachdenken und Innehalten.

Bereits in den ersten Kapiteln lernen wir Britta und ihre Mutter Charlotte kennen, die gegensätzlicher nicht sein könnten. In treffender Sprache werden auch alle anderen Figuren charakterisiert, sodass man schnell ein sehr konkretes Bild der Personen vor Augen hat und später auch von der traumhaften Insel Laesø, die Ruhe und Erholung verspricht.

Die Vorgänge auf der Insel erscheinen mir dann aber doch ein wenig zu flott und glücklich abzulaufen, was ein bisschen unrealistisch wirkt und leider wird auch im Klappentext schon mehr als nötig verraten, wodurch manchmal die Spannung beim Lesen etwas vorweggenommen wird.

Dennoch ist der „Sommerzauber“ ein wunderschönes Buch, das ich gerne weiterempfehle. Urlaub in Dänemark nicht ausgeschlossen.

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  • Gefühl