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Veröffentlicht am 23.05.2020

Zwiegespalten

Auslöschung #1 Southern-Reach-Trilogie
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Diese Trilogie hatte ich schon mal auf dem Schirm, als sie erstmals beim Kunstmann Verlag erschienen ist, sie dann aber wieder aus den Augen verloren. Als ich nun letztens günstig die Knau Ausgabe entdeckte, ...

Diese Trilogie hatte ich schon mal auf dem Schirm, als sie erstmals beim Kunstmann Verlag erschienen ist, sie dann aber wieder aus den Augen verloren. Als ich nun letztens günstig die Knau Ausgabe entdeckte, dachte ich, es ist Zeit, sie Reihe näher in Augenschein zu nehmen.

Willkommen in Area X
Das Grundgerüst dieses Buches ist denkbar einfach: In den USA hat sich ein geheimnisvolles Gebiet mit mysteriöser Fauna und Flora ausgebreitet, genannt Area X. Nachdem bereits elf Expeditionen diesem Ort kaum Geheimnisse entlocken konnten, soll nun eine zwölfte Expedition diese lüften. Als Leser ist man natürlich sofort Feuer und Flamme und unglaublich neugierig, was mit Area X aus sich hat. Glücklicherweise wird auch nicht lange gefackelt. Schon auf der ersten Seite begibt man auch an der Seite der Expedition in das mysteriöse Area X.

Auf den ersten Blick ist es dann doch gar nicht so mysteriös. Ich hatte mir (vielleicht ausgehend vom Cover und durch zu viel Einfluss von Film Nausicaä aus dem Tal der Winde) eine total verrückte Flora und Faunawelt vorgestellt. Sowas wie Baumgroße Riesenpilze, Bäume in komischen Farben wie rot oder blau, übergroße Tiere oder völlig neue Tierarten. Sowas halt.
Area X hingegen scheint auf den ersten Blick "einfach" nur ein Ort zu sein, an dem sich die Natur zurückholt, was der Mensch ihr genommen hat. Doch schnell wird klar, der Schein trügt. Auch wenn vielleicht keine lila Karnickel vorbeihoppeln, geht in Area X etwas Geheimnisvolles vor sich, etwas Dunkles und Bedrohliches. Der Autor schafft es sehr gut dieses Gefühl der drohenden Gefahr, das Damoklesschwert, das beständig über Area X schwebt, darzustellen. Trotz idyllischer Natur, spürt man auch als Leser die Gefahr, die in diesem Gebiet ausgeht und das entfacht die Neugier darauf zu erfahren, was da los ist, nur noch mehr, weshalb die 240 Seiten ratzfatz weggelesen sind.

Das Rätsel von Area X
Vielleicht wundert ihr euch, warum ich bisher nur von "Die Protagonistin" geredet habe. Nun das liegt daran, dass eine Besonderheit dieses Buches ist, dass keine Namen genannt werden. Das Buch ist der schriftliche Bericht einer der Expeditionsteilnehmerinnen und in diesem werden alle, sie eingeschlossen, auf Anweisung nur mit ihrem Beruf angesprochen: die Psychologin, die Anthropologin, die Landvermesserin und die Protagonistin: die Biologin.

Durch diese Form des Erzählens, entstand eine etwas distanzierte, wissenschaftliche Atmosphäre, die ich auf der einen Seite begrüßte, da sie das Gefühl der Bedrohung nur noch verstärkte, die mir aber auf der anderen Seite auch den Zugang zu den Charakteren erschwerte. Während ich mit der Protagonistin nach einer Weile zumindest etwas warm wurde, blieben alle anderen Charaktere für mich zu blass.

Ein anderer Punkt, der mir missfallen hat, war, dass Auslöschung tausende von Fragen aufwirft, aber keine wirklich beantwortet. Sicher, ich weiß, es handelt sich um eine Trilogie, nichtsdestotrotz hätte ich gerne wenigstens ein paar Brotkrumen hingeworfen bekommen. Stattdessen werden die Ereignisse in Area X mit jeder Seite wirrer und ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob ich alles verstanden habe. Die Szene unten im "Turm" mit dem "Wesen" bereitet mir auch im Nachhinein noch Kopfzerbrechen. Überhaupt habe ich das Gefühl, jetzt nach Beenden des Buches keinen Deut schlauer, dafür aber um etliche Fragen reicher zu sein. Zwar bin ich dadurch neugierig auf den zweiten Band, wenn ich dort aber nicht ein bisschen mehr erfahre, wird's der dritte Band wohl nicht werden.

Fazit:


Ein Buch, das mich zwiegespalten zurück lässt. Auf der einen Seite faszinierend, atmosphärisch und mit unglaublicher Sogkraft, auf der anderen Seite anstrengend und verwirren. Ich hoffe auf Besserung und Antworten im zweiten Band der Trilogie.

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Veröffentlicht am 16.01.2020

Urban Fantasy trifft auf Postapokalypse

Das erwachte Land - Jägerin des Sturms
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Dieses Buch habe ich bei meiner Durchsicht der Neuerscheinungen entdeckt und fand gleich, dass es sehr interessant klang. Insbesondere die Einbindung indianischer Mythologie macht mich neugierig und so ...

Dieses Buch habe ich bei meiner Durchsicht der Neuerscheinungen entdeckt und fand gleich, dass es sehr interessant klang. Insbesondere die Einbindung indianischer Mythologie macht mich neugierig und so stürzte ich mich voller Freude ins Leseabenteuer.

Urban Fantasy trifft auf Postapokalypse
Was mich beim Lesen des Inhaltstextes direkt neugierig gemacht hat, ist das Setting. Wie befinden uns in der Zukunft, in der eine riesige Flutwelle einen Großteil der USA überflutet hat, nicht jedoch das Reservat der Dinè (einem indigenen Stamm im Nordosten von Arizona). Doch auch wenn sie von den Wassermassen verschont wurden, sicher sind sie nicht, denn mit dem Untergang der alten Welt erwachten plötzlich Monster und legenden, die sonst nur in den Geschichten der Dinè vorkamen.
Die Autorin verknüpft hier also geschickt eine Urban Fantasy Story mit einem poststalinistischen Hintergrund. Das passt erstaunlich gut zusammen, allerdings hätte ich mir mehr Erklärungen und Hintergründe zu der Katastrophe gewünscht.

Die Kultur der Dinè
Eine weitere Besonderheit von Jägerin des Sturms, ist die enge Verknüpfung der Geschichte mit der Kultur und Mythologie der Dinè. Auf der einen Seite fand ich das super, denn bisher sind mir keine Fanatsybücher untergekommen, die dieses Thema vertiefen und das People of Color als Protagonisten in der Bücherwelt unterrepräsentiert sind, darüber brauchen wir ja gar nicht erst reden. Noch dazu hat die Autorin selbst einen Native American Hintergrund, was das ganze doppelt authentisch macht.
Gleichzeitig liegt darin aber auch ein literarisches Problem. Es fehlt nämlich dringend an einem Glossar. In dem Buch kommen dutzende Begriffe der Diné vor, doch nur die Hälfte wird auch erklärt. Selbiges geht für die verschiedenen Traditionen und Riten. Wie z.B die Clanbeziehungen und Verwandtschaftsverhältnisse funktionieren, weiß ich immer noch nicht. Das störte meinen Lesefluss doch arg und sorgte leider dafür, dass ich mich emotional nicht wirklich an Maggie binden konnte, da ich eine Vielzahl von Dingen einfach nicht verstand.

Ein verworrener Plot
Über all dies hätte ich noch hinweg sehen können, wenn die Handlung wenigstens so richtig packend gewesen wäre. Leider hatte ich die erste Hälfte über das Gefühl, dass sie nicht so richtig "aus den Puschen kommt" um es mal salopp zu sagen. In der zweiten Hälfte wiederum wurde es spannend, dafür aber auch sehr verworren, sodass ich die Beweggründe der Protagonisten nicht immer nachvollziehen konnte.

Letztendlich ist das Buch nicht schlecht, aber es summieren sich eben mehrere kleinere Kritikpunkte, sodass das Buch am Ende für mich solides Mittelmaß ist, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Fazit:


Jägerin des Sturms ist ein schönes Beispiel für eine diverse Buchlandschaft, konnte mich aber leider aufgrund der vielen ungeklärten Begriffe und Traditionen und den nur mäßigen Plot, nicht richtig mitreißen.

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Veröffentlicht am 09.01.2020

Die Assassinin und die Schmiede

Seelenspalter
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Schon seit Die Schattenkämpferin von Licia Troisi, eine meiner ersten großen Fanatsylieben, stehen Assassinen in der Fantasy bei mir hoch im Kurs. Aus diesem Grund klang auch Seelenspalter sehr interessant ...

Schon seit Die Schattenkämpferin von Licia Troisi, eine meiner ersten großen Fanatsylieben, stehen Assassinen in der Fantasy bei mir hoch im Kurs. Aus diesem Grund klang auch Seelenspalter sehr interessant und was ich mit dem Buch auf satte 800 Seiten erlebt habe, erzähle ich euch jetzt.

Wenn du nicht alleine in deinem Körper bist ...
Seelenspalter ist zwar Teil einer zweibändigen Reihe, die Bände sind aber, wie oben schon erwähnt, unabhängig voneinander lesbar, da sie zu unterschiedlichen Zeiten spielen. Man kann Seelenspalter also auch als Einzelband betrachten. Wir begleiten die junge Schemenjägerin Maleni. Sie ist Teil einer Meuchelmörder Geschwisternschaft und als solche eine tödliche Assassine. Sie ist umso gefährlicher, da sie nicht allein in ihrem Körper ist. Ihre Seele ist gespalten und beherbergt noch eine weitere Persönlichkeit: Taryah.
Den Ansatz der geteilten Persönlichkeit fand ich sehr interessant und auch wirklich gut umgesetzt. Die Autorin schafft es hervorragend Malenis innere Zwiespältigkeit und alle Probleme die daraus resultieren darzustellen, sodass Maleni trotz doppelter Persönlichkeit ein ausgereifter und glaubhafter Charakter wurde, den ich gerne begleitet habe. Man merkt, dass die Autorin viel Herzblut in der Ausarbeitung ihrer Protagonistin gesteckt hat, denn der Fokus des Buches liegt klar auf ihr. Bisweilen hätte ich mir noch etwas mehr Hintergrund bei den Nebencharakteren gewünscht, aber, das ist eher eine Kleinigkeit, da diese auch so gut in der Geschichte funktionieren.

Die Assassinin und die Schmiede
Was die Handlung angeht, so fand ich sie durchaus spannend und unterhaltsam, allerdings waren mir an manchen Stellen Malenis innere Monologe etwas zu lang und eins, zwei Passagen recht zäh. 150 Seiten weniger, hättens da auch getan. Dafür hat mir die Interaktionen zwischen Maleni und den Beiden Schmieden Umbert und Elgor sehr gut gefallen. Auch auf das Einstreuen von Geheimnissen versteht sie die Autorin sehr gut, sodass einen die Neugierde immer weitertrieb. Bedauerlicherweise, wurden alle wichtigen Geheimnisse nach rund 600 Seiten gelüftet und ab da wurde die Handlung dann ziemlich vorhersehbar. Dennoch hat mich die Geschichte gut unterhalten. Eine Sache gibt es jedoch, die mich massiv gestört hat: Und das ist die absolut inflationäre Verwendung von dem Wort „freilich“. Im Ernst, ich habe es noch nie erlebt, dass ein Autor solch einen stilistischen Lückenfüller in einem solchen Ausmaß benutzt. Wenn irgendjemand die E-Book Variante hat, soll derjenige das Wort mal zählen lassen. Es war auch gefühlt jeder zweiten Seite und in zwei Fällen sogar, jeweils in zwei aufeinanderfolgenden Sätzen enthalten. Freilich ging mir das gehörig auf die Nerven.

Fazit:


Seelenspalter weiß mit einer glaubhaften und doch zwiespältigen Protagonistin und einer soliden Handlung zu unterhalten, hat allerdings mit ein paar Längen und deutlicher Vorhersehbarkeit zum Schluss, zu kämpfen. Dennoch ist es durchaus lesenswert.

Veröffentlicht am 10.01.2020

Viel Action, wenig Archäologie

Valhalla
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Ich liebe Archäologie und vergangene Kulturen und Thriller mit Übernatürlichem. Da klang Valhalla genau richtig für mich. Gut, als ich es mir zulegte, wusste ich nicht, dass es bereits ein dritter Band ...

Ich liebe Archäologie und vergangene Kulturen und Thriller mit Übernatürlichem. Da klang Valhalla genau richtig für mich. Gut, als ich es mir zulegte, wusste ich nicht, dass es bereits ein dritter Band einer Reihe ist, aber das macht nichts. Die Bände hängen nur lose zusammen, der einzige Faden ist die Protagonistin, ähnlich wie bei Krimireihen.

Ein gutes Gespür für Tempo
Wie man es eben so macht, will ich als erstes mit dem Positiven anfangen und das ist das Tempo der Geschichte. Die Geschichte startet mit einem wirklich spannenden Prolog, auf dem eine kurze Aufwärmphase folgt. Der Autor hat hier wirkliche in gutes Händchen für das Tempo der Geschichte, denn obwohl ich die Protagonistin noch nicht kannte, hatte ich dank dieser ersten ruhigeren Phase keine Probleme Hannah, ihre Beziehungen und Umfeld kennen zu lernen. Und genau in dem Moment, als ich dachte: „Ok, jetzt bist du gut im Bilde.“, nimmt die Handlung Fahrt auf und geht so richtig los. So soll es sein: kurze Kennenlernphase zum reinkommen und dann konsequent Spannung. Das führt dazu, dass sich das Buch ziemlich schnell durchlesen lässt, da man immer weiter voran gepeitscht wird.

Archäologie? Wohl kaum
Leider gab es auch einige Punkte, die mich massiv gestört haben. Am meisten war es die inakkurate Darstellung der Archäologie. Wenn ein Autor seine Protagonistin zur Archäologin macht, kann man doch erwarten, dass er sich wenigstens grundlegend mit dieser Wissenschaft beschäftigt. Das Gefühl hatte ich bei Herrn Thiemeyer nicht, denn er leistet sich einige gravierende Schnitzer. So heißt es z.B. Restaurierung und NICHT Restauration. Eine Restauration ist das wiederherstellen einer alten politischen Ordnung z.B. nach einer Revolution oder ein alter österreichischer Begriff für ein Restaurant. Restaurierung bezeichnet die Erhaltung und Konservierung von Objekten. Ich habe bereits so einige Restauratoren kennen gelernt und die werden richtig aggressiv, wenn man das verwechselt. Als Laie ist es ja ok, die beiden Begriffe klingen ja auch sehr ähnlich, aber wenn ich bereits seit drei Bänden eine Geschichte um eine Archäologin spanne, ist dieser Fehler einfach nur hochgradig peinlich und zeugt von schlechter bis keine Recherche.

Die Recherche ist auch so eine Sache. Ich persönlich bin jemand der, wenn ich im Buch etwas entdeckte, das schnell mal nachgoogelt, Wikipedia ist da die erste Anlaufstelle, dazu ist es ja da. Für den Autor war Wikipedia offenbar auch die ultimative Quelle. Ich habe mindestens 5 Textstellen gefunden, die bis auf minimale Wortänderungen eins zu eins von Wikipedia stammen. Ich finde es ja nicht schlimm, wenn ein Aitor Wikipedia nutzt, man kann ja nicht für jeden Pups erstmal ein Buch beschaffen. oder Experten befragen, aber kann man von einem Autor nicht wenigstens erwarten, dass er die betreffenden Informationen so einpackt und formuliert, dass es nicht exakt der Wikipedia Artikel ist?

Und um nochmal auf die Archäologie zurück zu kommen: Ich finde es sehr irritierend, dass Protagonistin Hannah in der Sahara, an der Himmelscheibe von Nebra und dann in Angkor in Kambodscha forscht. Was zum Teufel ist ihre Fachrichtung? Denn in der Realität haben Archäologen Fachrichtungen. Niemand ist einfach nur Archäologe, sondern Ägyptologe, Klassischer Archäologe, Archäologe für Vor- und Frühgeschichte usw. Niemand macht alles, außer Hannah Peters, die Super Archäologin.
Versteht mich nicht falsch, ich erwarte keine absolut akkurate und detaillierte Darstellung der Archäologie, es ist ja immer noch Fiktion, aber wenn das Buch sich schon Wissenschaftsthriller schimpf, sollten wenigstens solche rudimentären Sachen schon stimmen, zumal alles was ich aufgezählt hat, mit ein paar Klicks auf Universitätsseiten oder. dem DAI (oder einem simplen Blick in den Duden, was Restauration angeht) recherchiert hätte werden können.

Ziemlich enttäuscht war ich auch, dass die Ruinen unter dem Eis nur Kulisse sind. Ich war gespannt darauf mehr über diese Stadt zu erfahren, wer hat sie erbaut, warum soweit nördlich etc. Im Endeffekt sind sie aber wirklich nichts weiter als eine Kulisse für die actiongeladene Jagd nach dem was die Nazis erschaffen haben (Was das ist, möchte ich aus Spannungsgründen natürlich nicht verraten). Diese Jagd ist zwar nicht langweilg, trotzdem hätte ich gene mehr über die Ruinen erfahren.

Fazit:


Valhalla ist empfehlenswert für alle, die einfach nur einen actionreichen Thriller nach klassischem Muster lesen wollen. Wer ein bisschen mehr erwartet, wird aber wohl eher enttäuscht werden. Abraten würde ich auch jedem Leser, der auch nur rudimentäre Kenntnisse der Archäologie hat, denn dem wird bei der inakkuraten Darstellungsweise dieser Wissenschaft die Haare zu Berge stehen.

Veröffentlicht am 08.01.2020

Nur für diejenigen, die noch kaum was Postapokalyptisches gelesen habe

Wie Wölfe im Winter
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Nach längerer Zeit durfte mal wieder ein postapokalyptischer Roman einziehen. Ich steh ja auf Endzeit und freute mich auf eine toughe Heldin und einen harten, spannenden Überlebenskampf im eisigem Winter ...

Nach längerer Zeit durfte mal wieder ein postapokalyptischer Roman einziehen. Ich steh ja auf Endzeit und freute mich auf eine toughe Heldin und einen harten, spannenden Überlebenskampf im eisigem Winter und zu mindestens letzteres habe ich auch bekommen.
Wie Wölfe im Winter ist ein Buch, bei dem es die Summe an Kleinigkeiten ist, die letztendlich für die eher verhaltende Bewertung verantwortlich ist, aber ich greife vor. Fangen wir mit dem Positiven an.

Klirrende Kälte und ein Hund zum dahinschmelzen
Was mir an dem Roman gut gefallen hat, war die Atmosphäre. Die Erde steckt nach einem Atomkrieg und einer verehrenden Seuche im atomaren Winter fest. Protagonistin Lynn und ein Teil ihrer Familie haben sich zunächst nach Alaska und dann in die raue Wildnis des Yukon geflüchtet. Das kalte Klima und der tägliche Kampf ums Überleben, vor allem der Kampf um Nahrung bestimmen den Alltag der Geflüchteten und das seit mittlerweile sieben Jahre.

Auf den ersten 50 Seiten bekommt man einen Eindruck von dieser neuen und auch deprimierenden Welt. Johnson schildert recht anschaulich die karge Winterlandschaft, unterstreicht aber auch die Schönheit der Natur wie sie z.B. im Polarlicht zu finden ist.
Lyn war mir zunächst auch recht symphytisch. Ihre Gefühlswelt wird gut beschrieben. Besonders der Konflikt zwischen der Liebe zur Natur, zum Jagen und zur Familie einerseits, aber auch die Ratslosigkeit, Langeweile und Eintönigkeit andererseits. Mit dem Auftauchen von Jax und seinem wunderwollen, süßen, lieben Hund Wolf (im Ernst, ich habe disesn Hund geliebt), nimmt die Handlung an Fahrt auf.

Vorhersehbar und an manchen Stellen unausgereift
Doch dann geht der eigentliche Kampf los und das Ergebnis ist ziemlich ernüchternd, denn schnell musste ich feststellen, dass der weitere verlauf der Handlung ziemlich vorhersehbar war. Die Zusammenhänge zwischen Jax, Lyns Familie und Immunity, die im Buch als große Geheimnisse angedeutet werden, waren mir schnell klar. Zwar war es dennoch ganz interessant zu lesen, wie es letztendlich gelöst wurde, doch von Spannung konnte nicht mehr wirklich die Rede sein.

Hinzu kommt, dass Lyn, die mir anfangs noch pragmatisch und vernünftig vorkam, zunehmend irritierende Entscheidungen trifft. Allgemein kam sie mir deutlich jünger vor als die 23 Jahre, die sie hätte alt sein sollen. Das im Zusammenhang mit zu wenigen echten Schwierigkeiten, komischen Formulierungen an manchen Stellen und die ein oder andere Passage, die mehr hätte ausgebaut werden können, bilden in ihrer Summe die anfangs erwähnten Kleinigkeiten, die das Buch „nur“ noch ganz ok machen.

Fazit:


Fans von actionreichen Büchern, die mal ein bisschen was anderes lesen wollen, werden mit „Wie Wölfe im Winter“ sicher auf ihre Kosten kommen. Wer jedoch Liebhaber der postapokalyptischen Literatur ist und in diesem Genre schon ein bisschen unterwegs war, dem wird dieser Roman wahrscheinlich zu vorhersehbar und wenig innovativ erscheinen.

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