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Veröffentlicht am 23.01.2020

Ein Schicksal von vielen - berührend

Rückkehr nach Birkenau
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Ginette Kolinka ist Jüdin. Gemeinsam mit ihrem Vater, ihrem Bruder und ihrem Neffen wird sie von Avignon nach Auschwitz-Birkenau gebracht. Zwar mit dem Zug, aber in einem Güterwagen, ohne Licht, ohne Sitzmöglichkeiten, ...

Ginette Kolinka ist Jüdin. Gemeinsam mit ihrem Vater, ihrem Bruder und ihrem Neffen wird sie von Avignon nach Auschwitz-Birkenau gebracht. Zwar mit dem Zug, aber in einem Güterwagen, ohne Licht, ohne Sitzmöglichkeiten, ohne Wasser oder Nahrung, ohne die Möglichkeit ihre Notdurft zu verrichten und das über mehrere Tage.
Mit diesen grausigen Schilderungen beginnt dieser Schicksalsroman. Ginette Kolinka konfrontiert den Leser also gleich mit dem von ihr durchlebten Grauen. Das geht beim Lesen unter die Haut. Dabei verfällt die Autorin bei den Schilderungen nicht in Selbstmitleid, sondern beschreibt wie zum Teil naiv ihre damaligen Gedanken waren. Die Naivität war sicher ihrer Jugend geschuldet und auch der Tatsache, dass man sich derartige Grausamkeiten gar nicht vorstellen und ausmalen kann. Hart hat sie damit zu kämpfen, dass sie ihren Vater und ihren Bruder bei ihrer Ankunft in Birkenau geraten hat auf den bereitstehenden LKW zu steigen und sie damit direkt in den sicheren Tod geschickt hat. Sie selbst muss bei keiner, an guten Tagen minimaler, Nahrung Schwerstarbeit verrichten, ihre ständigen Begleiter waren Schikane, Hunger, Scham und Angst. Ich habe beim Lesen mitgelitten. Diese Erlebnisse sind für sie so traumatisch, dass sie selbst nach der Rückkehr nicht darüber reden kann. Erst Jahrzehnte später als Spielberg Zeitzeugen für "Schindlers Liste" suchte, hat sie erstmals darüber geredet.
Umso größer und bewundernswerter finde ich den Schritt, dass sie jetzt Führungen für Schüler in Auswitz-Birkenau macht. Wie sehr sie sich dabei selbst überwinden musste beschreibt sie im Buch in meinen Augen sehr anschaulich. So weist sie die ersten Schüler als diese völlig unbedacht aus dem Bus stiegen darauf hin, dass hier unter jedem Quadratmeter Boden mindestens eine Leiche liegt. Das drückt das Grauen doch in wenigen Worten sehr gut aus.
Mich hat dieses Buch sehr bewegt und stark berührt. In Gintette Kolinka sehe ich eine starke Frau, die uns mit diesem Buch auch heute noch wichtige Dinge zu sagen hat. Von mir gibt's eine Leseempfehlung und 5 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 21.01.2020

tolle Fortsetzung, absolute Leseempfehlung

Jahre der Veränderung
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Nachdem ich vom ersten Teil bereits begeistert war, konnte mich auch diese Fortsetzung voll überzeugen. Nachdem Luise, Margot und Edith ihre Ausbildung beendet haben, stehen nun alle 3 mitten im Berufsleben. ...

Nachdem ich vom ersten Teil bereits begeistert war, konnte mich auch diese Fortsetzung voll überzeugen. Nachdem Luise, Margot und Edith ihre Ausbildung beendet haben, stehen nun alle 3 mitten im Berufsleben. Beim Lesen merkt man aber, dass Hebamme fr sie nicht nur ein Beruf, sondern Berufung ist. Engagiert stehen sie den Schwangeren und Gebärenden zur Seite, begrüßen die neuen Erdenbürger ganz herzlich auf dieser Welt und setzen sich auch über die Krankenhausarbeit hinaus in Projekten für die sozial Schwachen ein. Ihr Engagement ist schon bewundernswert. Gleichzeitig sind sie aber auch junge Frauen, die etwas Abwechslung vom oft traurigen Alltag in der Klinik haben möchten. Die Beschreibungen zum Berliner Nachtleben hier im Buch fand ich sehr unterhaltsam. War für mich schon interessant, wie man sich damals amüsiert hat und dass es bereits Anfang des 20. Jahrhunderts so schrille Gestalten wie Fritz und Szene-Kneipen hier gab. Wobei ich beim Lesen die Kondition der drei gewundert habe - nach der Arbeit, oft nach Überstunden, sich dann noch ins Nachtleben stürzen. Aber sie sind halt jung und "ausgehungert".
Allen 3 Frauen begegnet die Liebe. Nicht immer gestaltet sie sich glücklich. Aber bei Kummer stehen sie sich liebevoll zur Seite. Als Leser darf man hier in diesem Band das Auf und Ab der Gefühle, die Enttäuschungen, aber auch Glücksmomente haut nah und zum Teil unter die Haut gehend miterleben. Oft hatte ich beim Lesen das Gefühl direkt dabei zu sein und fühlte mich darum auch so wunderbar kurzweilig unterhalten. Hervorheben möchte ich auch noch, wie gut es der Autorin gelungen ist die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen, deren Auswirkungen auf die Bevölkerung in Deutschland Ende der 20er, Anfang der 30er Jahre mit in die Handlung einzubinden. Da merkt man wie viel Energie Linda Winterberg in die Recherche gesteckt hat. Von mir gibt's 5 wohlverdiente Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 12.01.2020

Gelungener Abschluss der Trilogie

Das Versprechen der australischen Schwestern
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Vermisste ich im zweiten Band noch, dass die Geburt von Emilias erstem Urenkelkind nur am Rande erwähnt wurde, so hat die Autorin mich in dieser Hinsicht wieder „ausgesöhnt“. Der dritte Teil deckt sich ...

Vermisste ich im zweiten Band noch, dass die Geburt von Emilias erstem Urenkelkind nur am Rande erwähnt wurde, so hat die Autorin mich in dieser Hinsicht wieder „ausgesöhnt“. Der dritte Teil deckt sich nämlich zeitlich mit den Handlungen im zweiten. Das finde ich sehr geschickt. So kann der Leser gleich auf ihm Bekannten zurückgreifen und ist in der Handlung sofort wieder drin. Eines möchte ich hier anmerken: Man sollte alle Teile unbedingt in Reihenfolge lesen, sonst fällt wegen der sehr großen Familie Lessing und dem Rückbezug auf bereits Geschehenes das Verstehen der Handlung sehr schwer.
Wieder einmal ist es Emilia, die auch weiter das Familien-Zepter in der Hand hält, an die man sich wendet, wenn man einen Ratschlag braucht, die immer ein offenes Ohr hat, die Zwistigkeiten schlichtet. Welch großes Herz Emilia hat zeigt sich auch darin, dass sie die Lebens-und Arbeitsweise der Aborigines toleriert und sie deshalb nicht ablehnt. Überhaupt fand ich die Ausführungen zu den Ureinwohnern Australiens sehr interessant, wenn auch gleichzeitig sehr traurig. Mir ging es beim Lesen aber auch wie Elsa – ich habe ihre Deutungen zu den Traumpfaden nicht wirklich verstanden.
Was mich beim Lesen sehr traurig gemacht hat ist, dass Emilia nun mit über 80 Jahren immer mehr an Kraft verliert, Einschränkungen körperlicher Art hinnehmen muss. Aber das ist halt der Lauf des Lebens.
Ulrike Renk hat unseren Umgang mit Trauer ganz wunderbar gefühlvoll im Buch ausgedrückt. Emilia hatte dazu beim Tod ihres geliebten Mannes Carl folgende Worte gefunden: „.. um den Toten.. muss man nicht weinen – er leidet nicht mehr… So ist es doch nur das eigene Gefühl, die Trauer um einen selbst, die uns zum Weinen bringt.“ Ich denke, da ist viel Wahres dran.
Emilia hatte ja ein reiches (nicht geldlich gemeint) Leben, musste schon viele Verluste innerhalb der Familie verkraften. Irgendwann wird man dann auch müde und aus einer starken Frau wird eine, die sich jetzt auf die Stärke ihrer Familie angewiesen ist.
Mich hat dieser 3. Teil wieder sehr berührt, mir kurzweilige Lese-Stunden bereitet. Darum gibt es von mir auch 5 Lese-Sterne und eine 100%ige Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 01.01.2020

gelungener, unterhaltsamer 2. Teil

Die australischen Schwestern
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Bildeten im ersten Teil Emilia und ihr Mann Carl Lessing die Hauptfiguren, so sind es in diesem Teil, der Jahrzehnte später handelt, ihre 3 Enkeltöchter. Nachdem deren Mutter Minnie kurz nach der Geburt ...

Bildeten im ersten Teil Emilia und ihr Mann Carl Lessing die Hauptfiguren, so sind es in diesem Teil, der Jahrzehnte später handelt, ihre 3 Enkeltöchter. Nachdem deren Mutter Minnie kurz nach der Geburt des 5. Kindes gestorben ist, kümmern sich die Großeltern hingebungsvoll um sie. Doch dann greift wieder einmal dessen Vater Richard te Kloot, der sich sonst nie um seine Kinder gekümmert hat und deren einziges Ziel es schon immer war an Geld zu kommen, wieder einmal in ihr Schicksal ein. Er schickt seine Älteste, Carola, nach Europa. Dort soll sie bei seiner Schwester, die kinderlos aber reich begütert ist, aufwachsen. Natürlich hat er wieder nur einen Grund: Geld! War er mir im ersten Teil schon sehr unsympathisch, hat sich es hier nochmals gesteigert.
Doch der Reihe nach: dass ich den 1. Teil gelesen habe, lag schon einige Zeit zurück. So hatte ich am Anfang einige Schwierigkeiten mich mit den Personen wieder vertraut zu machen. Denn die Familie Lessing ist recht groß, außerdem hat jeder nicht nur seinen Taufnamen, sondern auch einen Kosenamen. Aber zum Glück hat die Autorin einen Stammbaum am Anfang eingefügt.
Auch hier sind wieder die Figuren sehr liebevoll umschrieben. So fand ich auch die Ausführungen zu dem turbulenten Haushalt von Großmutter Emilia sehr schön. Kam doch hier sehr gut zum Ausdruck, dass Geld nicht alles im Leben ist, sondern die Liebe mit denen man die Kinder aufzieht, die Wärme die man ihnen vermittelt, viel wichtiger sind. Denn Geld oder gar Reichtum hatten die Lessings nie, dafür aber umso mehr Herzenswärme und Verständnis für die Sorgen und Nöte der Familienmitglieder. Wie schrecklich muss sich da Carola am Anfang gefühlt haben, als sie aus dieser behüteten Welt nach Europa zu ihr völlig fremden Menschen geschickt wurde.
Was der Autorin in meinen Augen auch sehr gut gelungen ist, ist die Veränderungen in der Sicht der Menschen darzulegen. Ich meine damit, dass früher Emilia das Sagen in der Familie hatte, jetzt mit dem erwachsen werden betrachten ihre Töchter sie und ihre Sicht der Dinge zum Teil kritisch. Sie sehen ihr das Anhängen an alten Werten nach und verheimlichen auch mal etwas vor ihr. Ich glaube, das ist der Lauf der Zeit und alle Eltern-Kind-Beziehungen machen diesen Wandel durch. Jetzt bin ich gespannt wie es mit Familie Lessing und te Kloot weitergeht.
Ich habe mich mit diesem Teil wieder sehr kurzweilig unterhalten gefühlt und darum vergebe ich wieder 5 Lese-Sterne und spreche eine uneingeschränkte Lese-Empfehlung aus.

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Veröffentlicht am 28.12.2019

bin total begeistert

Nebeljagd
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Dr. Linn Geller ist Rechtsanwältin. Im Gegensatz zu früher, als sie Wirtschaftsrechtsfälle vertreten hat, hat sie sich nun auf zivile Prozesse umorientiert. Dabei ist Linn eine junge Frau, die von Selbstzweifeln ...

Dr. Linn Geller ist Rechtsanwältin. Im Gegensatz zu früher, als sie Wirtschaftsrechtsfälle vertreten hat, hat sie sich nun auf zivile Prozesse umorientiert. Dabei ist Linn eine junge Frau, die von Selbstzweifeln geprägt ist. Selbstzweifeln, weil sie nach einem Unfall durch eine Narbe im Gesicht und eingeschränkte Beweglichkeit an einem Bein gekennzeichnet ist und Selbstzweifel auch dazu, ob ihr beruflicher Wechsel die wirklich richtige Entscheidung war. Ich finde diese junge Rechtsanwältin sehr sympathisch und bin mit ihr in diesem Buch alle Gedanken und Irrwege bei der Aufklärung ihres neuen Falls „mitgegangen“. Denn eines kann die Autorin ganz wunderbar: Gefühle, Zweifel Beweggründe für das Handeln dem Leser verdeutlichen. So bin ich beim Lesen auch immer wieder zwischen Schuld und Unschuld von Linns Mandanten Johann Haug hin und her geschwankt, so wie Linn auch. Immer wieder fragte sie sich, ist Haug wirklich unschuldig, kann ich ihn verteidigen oder soll ich das Mandat niederlegen? Oder soll sie darauf hinwirken, dass Johann einen fairen Prozess erhält? Endlich einmal im Leben fair behandelt wird.
Auch ich hatte Mitleid mit Johann Haug, dem Angeklagten. Was hatte dieser junge Mann denn bisher an Positivem in seinem Leben erlebt? Mutter vom Vater ermordet, grauenvolle Pflegemutter, ein ganzes Dorf macht Hatz auf ihn, sein bisheriges Leben lang. Eine echte Chance wurde ihm in dem kleinen Dorf in der schwäbischen Alb nie eingeräumt. Immer hieß es er hätte die Mörder-Gene der Heitzhofsippe in sich. Da kann man sich schon gut vorstellen, dass dies einen Jugendlichen und jungen Mann zum Täter werden lässt. Ob das wirklich so war, müsst ihr schon selbst lesen. Eines kann ich versprechen: es werden spannende Lesestunden und der Nebel steht nicht nur im Titel des Buchs. Der wird auch in euren Köpfen sein, da bis zum Schluss die Aufklärung der Taten unklar ist. Ich habe mich wunderbar kurzweilig unterhalten gefühlt und vergebe 5 Lese-Sterne.

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