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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.01.2020

Schwarz und Weiß

Night of Crowns, Band 1: Spiel um dein Schicksal (TikTok-Trend Dark Academia: epische Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Stella Tack)
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Alice ist, wie alle diese Mädchen in diesen Büchern, ein ganz normales Mädchen, bis ...

Bis sie eines Tages mit ihrer besten Freundin die Party einer der tief im Wald verborgen liegenden Eliteschulen ...

Alice ist, wie alle diese Mädchen in diesen Büchern, ein ganz normales Mädchen, bis ...

Bis sie eines Tages mit ihrer besten Freundin die Party einer der tief im Wald verborgen liegenden Eliteschulen besucht. Dort stolpert sie nicht nur über einer sprechende Katze, die trotz gelegentlichen Grinsens nicht Cheshire heißt, sondern wird plötzlich auch von Spinnen verfolgt. Sie ist dummerweise die Einzige, die die Spinnen sieht, weshalb sie nervlich fertig ist und ihre schulischen Leistungen nach unten gehen. So wird sie zur Summerschool nach Chesterfield, dieser Eliteschule, geschickt. Dort wird ihr bewusst, dass sie doch ganz anders als andere ist und gezwungen, in ein Spiel auf Leben und Tod einzusteigen. Doch trotz der Schachfiguren und -farben ist das Leben nicht nur schwarz oder weiß und Alice muss sich entscheiden, welche Seite sie wählt.

Überraschenderweise haben mich trotz vieler Klischees und Vorhersehbarkeit sowohl Handlung als auch Schreibstil des Buches angesprochen und meist gut unterhalten. Die Charaktere sind ziemlich cool und vieles wird im Nachhinein auch nachvollziehbar (außer vielleicht, warum die eine Königin die Megabi... und die andere die Supernette sein muss). Zweifellos hätten auch die Könige anders handeln können, aber bei dem "Bösen" fand ich es realistischer als dem "Guten". Eher nervig fand ich, dass Alice, nachdem sie lustig und fröhlich einen der beiden Könige angehasst hat, diesen dann plötzlich nahezu unwiderstehlich findet. Na ja, Jugendbuch. Hormone. Oder so.

Richtig geärgert jedoch hat mich die Unwissenheit der Autorin (und der Lektorin scheinbar) in Bezug auf Schach. Wenn ich nur die Figuren für eine Art Battle Royal im real life hernehme, gut. Aber wenn ich null Plan habe, beschreibe ich keine Schachspiele und lass die Könige agieren. Könige können genau zwei Sachen: dumm herumstehen und sich beschützen lassen oder mit Trippelschritten weglaufen, wenn eh alles verloren ist. Sie können keinen anderen König schlagen! Aufgrund dieser Kritikpunkte gibt's anderthalb Punkte Abzug. 3,5/5 Punkte.

Veröffentlicht am 25.01.2020

Der rechte Mann am rechten Ort

Priest of Bones
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Thomas Piety war drei Jahre im Krieg für die Königin. Siegreich kehren er und seine Männer heim, so siegreich, dass eigentlich alle von ihnen an Kriegskoller leiden. Man hat sie nicht nur ent-, sondern ...

Thomas Piety war drei Jahre im Krieg für die Königin. Siegreich kehren er und seine Männer heim, so siegreich, dass eigentlich alle von ihnen an Kriegskoller leiden. Man hat sie nicht nur ent-, sondern auch sich selbst überlassen. Als sie Pietys Heimat erreichen, muss er feststellen, dass alles, was er sich zuvor aufgebaut hatte, kaputt ist. Seine Geschäfte wurden übernommen oder zerstört. Doch er und seine Männer sind kampferprobt, und obwohl er der Priester der heiligen Jungfrau ist, ist diese alles, nur nicht barmherzig. Thomas und seine Männer holen sich die Straßen der Pious Men zurück, doch bald muss er einsehen, dass es gefährlichere Feinde gibt als den Gouverneur oder rivalisierende Banden und manchmal List erfolgreicher ist als Magie.

Thomas Piety, der Erzähler, ist ein schlauer, aber kein gebildeter Mann. Das merkt man auch daran, wie er die Dinge berichtet. Aus einfachen Verhältnissen stammend hat er sich zu einer Art Mafiaboss hochgearbeitet, der den Leuten in seinen Vierteln zwar keine Wahl lässt, aber auf gewisse Weise wirklich gerecht regiert. Trotz der Brutalität, die ihn und seine Männer umgibt, und ihrer Kriegsschäden fällt es meistens schwer, ihn nicht zu mögen. Reife Leistung des Autors! Andererseits gibt es in Ellingburg wirklich schlimmere Leute als die Pious Men. Das Buch ist spannend und flüssig geschrieben, allerdings fand ich, bei all den Problemen, die sich vor Thomas auftürmten, wurden diese immer ein bisschen zu einfach gelöst, notfalls mit Magie. Auch gab es ein paar zu viele Wiederholungen, die irgendwann zu Augenrollen führten. Unterhaltsame Lektüre, die sich jedoch in ihrer Komplexität mit den nächsten Büchern gern steigern dürfte. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 19.01.2020

Hexen hexen

Der Fluch von Pendle Hill
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Es ist nicht gerade so, dass sich der snobistische, englische Dandy Frey besser in Edinburgh eingelebt hat, und mit seinem polternden, groben Chef McGray kommt er auch noch nicht besser aus. Da werden ...

Es ist nicht gerade so, dass sich der snobistische, englische Dandy Frey besser in Edinburgh eingelebt hat, und mit seinem polternden, groben Chef McGray kommt er auch noch nicht besser aus. Da werden sie ausgerechnet in die Einrichtung gerufen, in der McGrays jüngere, verrückte Schwester behandelt wird. Der Schotte hat die Hoffnung nie aufgegeben, dass sie wieder normal wird und mit ihm redet, doch das tut sie nie. Als jetzt eine Krankenschwester tot aufgefunden wird und ein flüchtiger Patient der Tat verdächtig ist, verfolgen Frey und McGray ihn quer durch Schottland und bis nach Lancashire. Sie werden mit grausigen Taten, Hexen und Flüchen konfrontiert und mehr als einmal muss der modern denkende Frey seine Ansichten neu ausrichten.

Also erst einmal war der Fall selbst genauso spannend wie der erste. Auch das Eintauchen ins Ende des 19. Jahrhunderts gelang wieder wunderbar, der Autor schafft es gut, die historischen Gegebenheiten einzubinden. Manches Mal scheinen die Sprüche der beiden vielleicht etwas zu modern, aber so lässt es sich zumindest besser lesen. Was mir nicht gefallen hat, war die übertriebene und fast schon eines Supermannes würdige Fähigkeit der beiden Polizisten einzustecken. Sie wurden extrem verprügelt, angezündet, auf sie geschossen samt Kugeln im Körper, vergiftet und wanderten halb verhungert und mit nicht angemessener Kleidung quer durch einen Schneesturm. Dazu kommt, wie schnell diverse Mordanschläge mal einfach abgewinkt wurden - na ja, der mögliche Täter hatte ja einen Grund. Ich weiß nicht, ich wäre wohl nicht so schnell in der Lage zu verzeihen. So habe ich das Buch zwar recht gern gelesen, aber so manches Mal gedacht, dass weniger manchmal einfach mehr wäre. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 10.01.2020

Free to fall

Eden Academy. Du kannst dich nicht verstecken
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Die hochintelligente, aber aus nicht sehr wohlhabenden Verhältnissen stammende Rory hat Riesenglück: Die Eden Academy hat sie angenommen! Wer dort seinen Abschluss macht, hat es eigentlich geschafft, er ...

Die hochintelligente, aber aus nicht sehr wohlhabenden Verhältnissen stammende Rory hat Riesenglück: Die Eden Academy hat sie angenommen! Wer dort seinen Abschluss macht, hat es eigentlich geschafft, er gehört in die Spitze von Wirtschaft und Politik. Anfangs ist es perfekt auf Eden. Zwar muss sie viel lernen, aber sie hat auch viele Freiheiten. Immer wieder heimliche Sorgen macht ihr "der Zweifel", eine innere Stimme, die sie zu gewissen Entscheidungen drängen will, und deren Vorhandensein auf Verrücktheit deutet. Käme das raus, würde sie von der Academy fliegen. Doch schlimmer ist noch, dass Rory hinter ein paar Geheimnisse kommt, auch ihre Familie betreffend. Dann ist da noch das neu releaste Handy, von dem sich die Besitzer gar nicht mehr trennen können und die Sache mit North, der so ganz anders ist als andere Jungs.

Es gibt ein paar Dinge, die die Autorin so richtig, richtig gemacht hat. Rory ist zwar eine Sechzehnjährige mit entsprechenden Hormonen, aber sie dreht nicht gleich durch beim Anblick von North. Sie ist wirklich intelligent und ziemlich tough. Natürlich sind ein paar Dinge arg vorhersehbar, sobald das Love-Interest auftaucht, aber wenigstens ist North kein Arschloch, der sie wie Dreck behandelt. Auch dass hier die Abhängigkeit von Handys und Apps aufgegriffen wurde, gefiel mir gut. Oder dass es natürlich dunkle Mächte gab, die diese Abhängigkeit ins Extreme treiben wollten, viel anders ist es heute auch nicht. Unangenehm aufgefallen ist mir eher diese komische Stimme á la der Zweifel. Warum kann man das nicht einfach als gutes Bauchgefühl beschreiben, warum muss es diesen göttlichen Touch abbekommen? Alles in allem hat mich jedoch das Buch gut unterhalten. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 01.12.2019

Weil es so Tradition ist

Die Spiegelreisende 3 - Das Gedächtnis von Babel
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Etwas über 2,5 Jahre sind die Ereignisse auf Pol her und Ophelia musste auf ihre eigene Arche Anima zurückkehren. Sie versinkt in Trübsinn und tut wenig außer zu Hause bleiben und Thorn vermissen. Wenn ...

Etwas über 2,5 Jahre sind die Ereignisse auf Pol her und Ophelia musste auf ihre eigene Arche Anima zurückkehren. Sie versinkt in Trübsinn und tut wenig außer zu Hause bleiben und Thorn vermissen. Wenn sie wirklich mal draußen ist, wird sie gnadenlos von der Kundschafterin der Doyennen bespitzelt. Doch endlich wendet sich das Blatt, denn zuerst bekommt sie von ihrem Großonkel einen Hinweis, wo sie ihre Suche nach Gott (und damit quasi nach Thorn) fortsetzen kann und dann taucht überraschend Archibald auf, der ihr die Flucht von ihrer Arche ermöglicht. Sie begibt sich daraufhin nach Babel, der Arche mit dem Archiv. Doch das ist nicht das Einzige, was Babel ausmacht: Konformität und Disziplin werden großgeschrieben, und wenn sie ihr Ziel erreichen will, muss sie eine Ausbildung zur Informationssammlerin antreten und sich wieder einmal Gefahren stellen.

Ich bin hin- und hergerissen. Nachdem mich Band 1 mit einem angenehmen Schreibstil, aber einer etwas schwer in die Gänge kommenden Story und Logiklöchern neugierig machte, konnte mich Teil 2 schon mehr abholen und ich erwartete mit Spannung diesen Band. Doch hier zieht sich das erste Drittel schon mal ganz schön hin und einige Sachen passieren zu leicht und zu zufällig. Dann packt die Story wieder und nimmt schön bis zum Ende mit, nur um mit Lösungen aufzuwarten, die man im Allgemeinen als Isso bezeichnen könnte. Wenig Logik, friss oder stirb, ach frag nicht, so ist es halt. So was stört mich, das geht mir dann immer wieder im Kopf rum und macht mich irre. Von daher gibt's dieses Mal "nur" 3,5/5 Punkten und die Hoffnung, dass der Finalband mit besseren Lösungen und komplexeren Zusammenhängen nochmal alles erklären und überzeugen kann.