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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.06.2020

ein unbefriedigendes Ende

Die Spiegelreisende
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Zu Beginn von Band 4 stehen Ophelia und Thorn kurz vor der Aufdeckung von Gott und dem Anderen. Es wird auch höchste Zeit, denn die Archen brechen immer stärker auseinander und die Welt droht zusammen ...

Zu Beginn von Band 4 stehen Ophelia und Thorn kurz vor der Aufdeckung von Gott und dem Anderen. Es wird auch höchste Zeit, denn die Archen brechen immer stärker auseinander und die Welt droht zusammen zu brechen.

Obwohl sich Band 4 was Sprache und Aufbau angeht nicht allzu sehr von seinen Vorgängern unterscheidet, wünschte ich, alle Bände wären wie dieser gewesen. Hier hatte ich von Beginn an das Gefühl, eine spannendeGeschichte erzählt zu bekommen. Zwar gab es auch in Band 4 v.a. im Mittelteil ein paar kleinere Längen aber diese konnte ich größtenteils verschmerzen.

Die Sprache ist an sich sehr angenehm und flüssig zu lesen, leider lässt jedoch die Charakterentwicklung über alle Bände sehr zu wünschen übrig. Ophelia ist vermutlich einer der schwächsten Hauptfiguren die ich kenne. Sieistunselbstständig und lässt ihr Leben nur von anderen bestimmen. Hinzu kommt in Band 4 noch eine ziemlich unglaubwürdige und unglaublich kitschige Liebesgeschichte. Sowohl bei Ophelia als auch bei Thorn passen diese plötzlich aufkommenden Gefühle nicht wirklich ins Bild. Wäre diese Lovestory nicht so furchtar klischeehaft und überzogen dargestellt gewesen, hätte man es vielleicht noch hinnehmen können, aber so von 0 auf 100 war es doch etwas viel. Und auch in ihrer neu entdeckten Liebe begibt sich Ophelia freiwillig in die Abhängigkeit von Thorn und würde alles für ihn aufgeben - nicht gerade das tolle weibliche Vorbild, das man v.a. in einem Jugendbuch erhoffen, wenn nicht sogar erwarten darf.
Generell finde ich die Charaktere nicht besonders tiefgehend ausgearbeitet und ich hatte nicht das Gefühl, dass sie über die einzelnen Bände eine Entwicklung durchlaufen haben.

Was die Handlung angeht war es wie bereits erwähnt ziemlich spannend. Das Ende hingegen furchtbar. Es lässt mich ziemlich unbefriedigt zurück und ich hätte mir für diese Reihe ein klareres Ende gewünscht. So wie es jetzt ist, scheint mir die Autorin die Türen für eine mögliche Fortsetzung offen lassen zu wollen. Das passt irgendwie zu der ganzen Reihe. Diese Geschichte hätte in 2 Büchern, wenn nicht sogar nur einem, erzählt werden können, wurde jedoch künstlich auf 4 gestreckt. Dies resultiert für mich in Bücher, bei den oft nur das letzte Drittel wirklich interessant war. Der einzige Grund, warum ich weiter gelesen habe, war dass mich die Grundidee interessiert hat und die Autorin ein wirklich großes Talent für offene Enden hat.

Als Fazit ziehe ich für mich, dass die Geschichte um die Spiegelreisende Ophelia ganz nett zu lesen ist, aber doch auch ziemlich überschätzt wird.

Veröffentlicht am 12.06.2020

verrückt

Das eiserne Herz des Charlie Berg
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Charlie geht heimlich mit seinem Opa in den Wald jagen, doch da trifft Charlies Schuss blöderweise nicht den Hirsch, sondern einen Wilderer, der wiederum den Opa trifft. Das passt für Charlie überhaupt ...

Charlie geht heimlich mit seinem Opa in den Wald jagen, doch da trifft Charlies Schuss blöderweise nicht den Hirsch, sondern einen Wilderer, der wiederum den Opa trifft. Das passt für Charlie überhaupt nicht in den Plan, denn eigentlich will er in ein paar Monaten seinen Zivildienst im Leuchtturm anfangen und dort endlich seinen Roman schreiben.

Sebastian Stuertz hat mit "Das eiserne Herz des Charlie Berg" ein aberwitziges, verrücktes und niemals langweiliges Buch geschaffen. Die Figuren sind alle etwas Besonderes finde ich. Da wäre zunächst mal Charlie, er hat schon seit seiner Kindheit ein schwaches Herz, ist ein bisschen ein Außenseiter und hat einen außergewöhnlichen Geruchssinn, er kann sogar riechen, wo Sachen liegen oder wer mit wem und wo Sex hatte. Aber auch seine Familie und Freunde sind nicht unbedingt wie andere Menschen. Seine Eltern, zwei Künstler und unfähig Kinder großzuziehen, seine Schwester Fritzi, die nur in Zitaten spricht, sein bester Freund David, sexbesessen aber sehr loyal gegenüber seinen Freunden und schließlich seine heimliche Liebe Mayra, die in Mexiko lebt und mit der er sich regelmäßig Videobotschaften schickt. Stuertz hat seine Figuren sehr liebevoll gestaltet finde ich, ich hatte an jedem einzelnen in diesem Buch großen Spaß.

Die Handlung an sich ist ziemlich abstrus aber das hat mich nicht gestört. Es ist keine 08-15-Rahmenhandlung, ständig passiert irgendetwas, man wird durch den Raum gewirbelt und landet am Ende wo anders als man dachte. Es ist verrückt, aber auf eine gute Art. Und man kann es nicht in Kategorien einordnen: Beim Lesen weiß man nicht, ist es jetzt ein Krimi, ist es eine Komödie, ein Familienroman, ein Roman vom Schreiben? Es ist irgendwie alles zusammen und genau solche Geschichten mag ich, Geschichten, die neu sind und die nicht in Schubladen passen. Einige Stellen und Wendungen haben mir nicht so gut gefallen, u.a. auch wie mit der ganzen Sache mit dem Tod vom Opa und dem Wilderer umgegangen wurde, aber ansonsten ist dies definitiv ein Highlight für mich. Sebastian Stuertz versteht es, den Leser in den Bann zu schlagen mit seiner Sprache und Erzählweise, die mich immer wieder laut los lachen lies und ungemein Spaß macht beim Lesen.

"Das eiserne Herz des Charlie Berg" ist am Ende gar nicht so eisern. Das Buch ist für alle, die auch mal eine etwas andere Geschichte lesen möchten, die gerne lachen beim Lesen und nicht vor etwas verrückten Ideen und Zusammenhängen zurückschrecken. Und vielleicht für alle, die gerne Hirschgulasch essen.

Veröffentlicht am 14.03.2020

Die Suche nach der eigenen Mutter

Die Geheimnisse meiner Mutter
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Rose ist bei ihrem Vater Matt aufgewachsen, ihre Mutter verschwand als sie nur wenige Monate alt war. Rose weiß weder warum noch wohin ihre Mutter Elise verschwunden ist und litt in ihrer Kindheit lange ...

Rose ist bei ihrem Vater Matt aufgewachsen, ihre Mutter verschwand als sie nur wenige Monate alt war. Rose weiß weder warum noch wohin ihre Mutter Elise verschwunden ist und litt in ihrer Kindheit lange unter dem Verlust eines Menschen, den sie nie kannte. Irgendwann erzählt ihr Vater von Constance Holden, eine erfolgreiche Schriftstellerin und die letzte Person die Elise vor ihrem Verschwinden gesehen hat.

"Die Geheimnisse meiner Mutter" erzählt die Geschichte von Elise und Rose in zwei Erzählsträngen. Constance Holden bildet dabei die Verbindung zwischen den beiden Frauen. Die Sprache und der Erzählstil hat mir wirklich gut gefallen. Die beiden Erzählstrange werden gekonnt aufgebaut und geschildert und es hat mir größtenteils sehr viel Freude gemacht den Frauen zu schildern.

Die Charaktere sind gut herausgearbeitet auch wenn ich mit Rose wenig anfangen konnte. Hier hätte ich mir mehr gewünscht. Man merkt zwar, dass sie sich verloren fühlt aber so ganz erreicht haben mich ihre Gefühle nicht. Sie blieb etwas blass in allem, scheint im Schatten der anderen Figuren zu bleiben. Auch ihr Handeln konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Als Leser war mir nicht deutlich, wie es sich für sie angefühlt hat ohne Mutter aufzuwachsen, bei einem alleinerziehenden Vater, was sicherlich eine Besonderheit zu der Zeit war. Am besten gefallen hat mir Elise. Ihr Wesen ist tiefgehend und ihre Geschichte hat mich sehr berührt. Ihre Gefühle und Gedanken und auch ihre Verletzlichkeit haben für mich dieses Buch zu etwas besonderem gemacht. Constance wirkt zunächst sehr unnahbar und egoistisch, sie entwickelt sich jedoch imlaufe des Buches und ich konnte am Ende gut nachvollziehen, warum sie eine solche Anziehungskraft auf ihre Mitmenschen ausübt. Sie ist eine faszinierende Persönlichkeit.

Die Handlung an sich ist gar nicht so stark, es ist nichts super spannendes aber dennoch schafft Burton es, mein Interesse durchgehend aufrecht zu erhalten. Es wird nie langweilig und v.a. Elise hat mich wie magisch an die Geschichte gebunden. "Die Geheimnisse meiner Mutter" handelt tatsächlich sehr viel von Geheimnisse. Aber es ist auch eine Geschichte über Liebe und Freundschaft, über Mütter und Töchter, über das Verlorensein zwischen all den Menschen, über das Sich-selbst-finden, über Beziehungen, Eifersucht und Treue, über Tod und Leben, über Depressionen und Probleme und wie es ist, seine Zulunft nicht sehen zu können. Hin und wieder hat mir ein bisschen was gefehlt aber alles in allem habe ich "Die Geheimnisse meiner Mutter" sehr gerne gelesen.

Veröffentlicht am 06.03.2020

Eine Welt der Düfte

Shadowscent - Die Blume der Finsternis
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Aramtesch ist eine Welt in der sich alles um Düfte dreht, doch die Dufthüterrinnen werden vom König abgelehnt. Sein Sohn, der Kronprinz Nisai ist offener eingestellt doch als er vergiftet wird, fällt der ...

Aramtesch ist eine Welt in der sich alles um Düfte dreht, doch die Dufthüterrinnen werden vom König abgelehnt. Sein Sohn, der Kronprinz Nisai ist offener eingestellt doch als er vergiftet wird, fällt der Verdacht sofort auf die Dufthüterinnen. Rakel, eine Dienerin mit einem ausgeprägten Talent für Düfte und Ash, der Leibwächter des Kronprinzen werden ungewollt zu einem Team auf der Suche nach einem Gegenmittel. Sie entdecken eine geheimnisvolle alte Schriftrolle, die Hinweise auf die Zutaten gibt. Die beiden brechen auf zu einer gefährlichen Reise ins Ungewisse.

"Shadowscent" beginnt sehr schleppend. Die Autorin nimmt sich viel Zeit für die Einführung, erst nach ca.150 Seiten beginnt die eigentliche Handlung von der auf dem Klappentext die Rede ist. Davor plätschert die Geschicte leider nur vor sich hin. Ich finde es normalerweise gut, wenn der Leser zunächst in die Geschichte eingeführt und die Figuren vorgestellt wird. Doch hier nimmt das wirklich sehr viel Raum ein und leider beantwortet die Autorin auch nicht alle Fragen. Es werden nur Bruchstücke erläutert, Hintergründe bleiben weitestgehend verborgen und unerklärt. Das finde ich etwas schade, da hätte man die Einführung auch kürzer ausfallen lassen.

Der Schreibstil an sich ist flüssig und gut zu lesen, nach dem ersten Drittel nimmt die Handlung auch mehr an Fahrt auf. Was den Lesefluss für mich jedoch etwas gebremst hat waren Wortneuschöpfungen/-veränderungen wir zB. stankklar, stickender Stock, stänkender Stund. Sie haben mich beim Lesen immer wieder irritiert anhalten lassen und wären meiner Meinung nach nicht nötig gewesen. Es wird auch so klar, wie wichtig Düfte in der Welt von Arramtesch sind. Die Düfte und alles was damit zu tun hat wird jedoch sehr bildlich und greifbar, man hat fast das Gefühl, sie selbst zu riechen.

Die Suche nach dem Heilmittel fand ich interessant beschrieben, die Reise ist voll von Stolpersteinen doch die beiden meistern alles irgendwie zusammen. Die Nebenfiguren bleiben jedoch etwas blass und mit wenig Tiefe doch Ash und Rakel sind mir schnell sympathisch geworden. Beide haben keine einfache Vergangenheit und die Reise verbindet die beiden trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft. Auf ihrer Suche reisen sie von einem Hinweis zum nächsten,wntdecken neue Rätsel und Unklarheiten und stoßen immer wieder auf Menschen, bei denen sie nicht wissen, ob sie ihnen vertrauen können.

Die Geschichte entwickelt sich zunehmends, am Ende überschlagen sich die Ereignisse und die Spannung steigt. Das Ende wirft nochmals viele neue Fragen auf und macht Lust auf den nächsten Band.

Veröffentlicht am 26.01.2020

Eine Reise durch die Geschichte

Das Evangelium der Aale
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Das ganze Leben von Patrik Svensson aber v.a. seine Kindheit war geprägt von den Aalen. Er verbindet diese seltsamen Lebewesen mit seinem Vater, mit dem er beim Aalfischen die schönsten gemeinsamen Stunden ...

Das ganze Leben von Patrik Svensson aber v.a. seine Kindheit war geprägt von den Aalen. Er verbindet diese seltsamen Lebewesen mit seinem Vater, mit dem er beim Aalfischen die schönsten gemeinsamen Stunden verbracht hat. Jetzt im Erwachsenenalter befasst er sich im "Evangelium der Aale" erneut mit ihnen und versucht zu ergründen, was es mit dem Mysterium Aal auf sich hat. Dabei kehrt er zurück an den Ursprung der Welt und stellt sich auch der Frage nach dem Menschsein. In diesem Buch geht es aber auch immer wieder um den Tod und das Töten von Tieren. Wer damit also nicht zurecht kommt, sollte hier vielleicht lieber Abstand nehmen.

Patrik Svensson ist an der schwedischen Aalküste aufgewachsen und studierte anschließend Sprachen und Literatur, was man seinem Buch auch anmerkt. Mit einer sprachlichen Leichtigkeit und fundiertem Wissen schlägt er Brücken zwischen Wissenschaft und Kunst, führt den Leser durch die Geschichte großer Philosophen, lenkt das Auge auf verschiedene Kulturen und Religionen, schweift durch literarische Werke verschiedener Epochen und untermalt dasalles mit seiner ganz persönlichen Geschichte. Er schafft es, dem Leser Wissen zu vermitteln ohne dass es diesem bewusst ist. Wie nebenbei erfährt man Ungeahntes, taucht ein in die Wissenschaft und streift mit Svensson durch die gewaltige Natur. "Das Evangelium der Aale" regt zum Nachdenken und Reflektieren an. Die Frage nach dem Entstehen des Aals beschäftigte schon viele Menschen über viele Jahrhunderte und ist eng verbunden mit der Frage nach dem Menschsein und wie sich der Mensch in seiner Umgebung bewegt. Der Aal wird zum Symbol für Leben aber auch für den Tod, denn beides ist noch immer ein ungelöstes Rätsel.