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Veröffentlicht am 09.03.2020

sei brav!

Ärgere niemals einen Elefanten
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Paul geht mit seiner Mutter in den Zoo. „Nun sei brav und mach dich nicht schmutzig, Paul!“, sagt die Mutter. Aber Paul hat nur Flausen im Kopf, rutsch das Geländer herunter, ärgert Elefanten, Giraffen ...

Paul geht mit seiner Mutter in den Zoo. „Nun sei brav und mach dich nicht schmutzig, Paul!“, sagt die Mutter. Aber Paul hat nur Flausen im Kopf, rutsch das Geländer herunter, ärgert Elefanten, Giraffen und Lamas und sieht nach jeder Szene wesentlich schlimmer aus, als zuvor. Und immer wieder holt seine Mutter ihr Stofftaschentuch hervor und versucht ihn sauber zu machen.
„Ärgere niemals einen Elefanten“ von Stefanie Gerstenberger ist ein wunderbar illustriertes Kinderbuch, welches einen Blick zurückwirft wo Kinder noch feingemacht wurden, wenn man ausging. Es zeigt auch, dass man die Tiere nicht ärgern darf, da diese sich das nicht gefallen lassen. Auch wenn die Situationen bzw. das Handeln etwas überspitzt dargestellt werden, so hätte ich mir ermahnende Worte der Mutter gewünscht. Diese ist aber lediglich auf die Sauberkeit und das Aussehen ihres Sohnes bedacht.
Ansonsten gefällt das Buch den kleinen Zuhörern ab 4 Jahren. Es ist nicht mit Text überladen, kommt ansprechend daher und hat ein versöhnliches Ende.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Geprägt von den Eltern

Der Mangel
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„Allein durch die hässlichen Dinge aus den Möbelmärkten lebten sie in einer absoluten Gegenwart.“ [76]
In seinem Roman „Der Mangel“ lässt Oskar Roehler die sechziger Jahre noch einmal, auf einer Fiktion ...

„Allein durch die hässlichen Dinge aus den Möbelmärkten lebten sie in einer absoluten Gegenwart.“ [76]
In seinem Roman „Der Mangel“ lässt Oskar Roehler die sechziger Jahre noch einmal, auf einer Fiktion beruhend, Revue passieren und arbeitet diese auf literarische Weise nochmals auf.
Wenn ich jetzt überlegen müsste, welche Schlagworte mir für die Deutsche Zeitgeschichte der 60er Jahre einfallen würde, wären dies Proteste, Vertreibung, Konsum und Konjunktur. Also quasi eine Zeit, die durch Veränderungen geprägt ist. Wahrscheinlich würde der Autor Roehler nun hinzufügen: Und durch den Mangel!
In seinem Werk geht er dabei mit poetischer Sprache, manchmal für meinen Geschmack etwas zu hochgestochen und auch wiederholend (eine Lehre in der Kreissparkasse machen), auf die Themen der damaligen Zeit ein.
„Die Sudetendeutschen, die Zuwandere aus Ostpreußen, aus Pommern und Schlesien“ [37] sind in dem Roman eine eingeschworene Gemeinschaft, gierig nach geistiger Nahrung, die eine Klassengesellschaft bilden und sich der Obrigkeit erkenntlich zeigen sollen, wohnen in einer abgelegenen Siedlung, sind hart zu sich selbst und zeigen einen Freiheitsdrang, auch wenn dieser bei den dort lebenden Kindern zu einer Totalverweigerung führt.
„Freiheit in einem einzigen Akt der Totalverweigerung verteidigten, während die anderen sich abführen ließen und sich in das Schicksal, das für sie vorgesehen war, fügten.“ [61f.]
Der Schreibstil ist flüssig. Die Charaktere bleiben eher oberflächlich, was aber nicht schlimm ist, da der Roman mehr die Gesamtsituation der 60er Jahre beschreibt als das Schicksal einer einzelnen Person. Spannend ist es trotzdem der Erzählung zu folgen, der teils dichterischen Ausdruckskraft zu lauschen und über das Gelesene nachzudenken.
„Das schwarze Brackwasser, in das sie starrten, hätte als metaphorischer Spiegel für Verdrängtes, in Vergessenheit Geratenes herhalten müssen, das sich nun wieder einen Weg an die Oberfläche bahnte.“ [26]
Der Roman zeigt auf eindrucksvolle Weise, welche Faktoren dazu beitragen, zu der Person heranzuwachsen, die man ist. Die Kinder sind von ihren Eltern geprägt. „Fronarbeit waren sie von Kindesbeinen an gewohnt, Härte gegen sich selbst.“ [28] Auch betrifft der Mangel nicht nur Dinge des Konsums, sondern vielmehr auch die emotionale Sparsamkeit, welche die Eltern aufgrund der Lebenssituation an den Tag legen. „Sie (die Mutter) war es, die den Mangel verwalten musste, der unser Leben bestimmte, die sorgfältig dosierten Notrationen an Zuversicht, Liebe, Strenge.“ [52]

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Veröffentlicht am 20.02.2020

Spielerisch lernen

Wieso? Weshalb? Warum? Mein junior zum Hören, Band 2: Einsatzfahrzeuge
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Was gibt es spannenderes als Einsatzfahrzeuge? Hm, eigentlich nur welche mit richtigem Sound. Und genau das erwartet die kleinen Zuhörer*innen in diesem Buch der Reihe „Mein junior zum Hören“. Der Aufbau ...

Was gibt es spannenderes als Einsatzfahrzeuge? Hm, eigentlich nur welche mit richtigem Sound. Und genau das erwartet die kleinen Zuhörer*innen in diesem Buch der Reihe „Mein junior zum Hören“. Der Aufbau des Buches ähnelt der „Wieso? Weshalb? Warum?“-Reihe. Die Illustrationen kommen einem bekannt vor, z.B. aus „Sachen suchen“, sind aber durchgängig schön gestaltet.
Die Texte sind kindgerecht und wirklich informativ gestaltet. Spielerisch wird mit diesem Buch Wissen vermittelt und mit den vielen kleinen und großen Klappen das Kind mit eingebunden und zum eigenständigen Entdecken gebracht.
Auf insgesamt 10 Seiten gibt es fünf verschiedene Sounds – also pro Doppelseite ein Sound. Sehr schön finde ich, dass nicht nur Martinshörner zu hören sind, sondern auch Geräusche, wie das Klappern der Trage, die in den Krankenwagen geschoben wird. Leider ist der Sensor, zuständig für das Auslösen des Sounds, sehr lichtabhängig. Sitzt man falsch zur Lichtquelle, bzw. so, dass die Klappe einen Schatten auf den Sensor wirft, so ertönt auch kein Sound. Das ist nicht optimal gelöst. Zumal Kinder auch gerne in ihren Höhlen spielen und lesen. Da bleibt dann alles stumm.
Insgesamt ist das Buch eine Gute Umsetzung zum Thema Einsatzfahrzeuge und für Kinder ab 2 Jahren geeignet.

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Veröffentlicht am 13.02.2020

Der Ritt auf La Bestia

American Dirt
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„Ein Schatten der Trauer, der zu Boden fällt.“ [203]
Was habe ich mich gefreut, endlich ist die deutsche Übersetzung des Nummer-1-Bestseller der New York Times-Bestsellerliste da. Und dann auch noch mit ...

„Ein Schatten der Trauer, der zu Boden fällt.“ [203]
Was habe ich mich gefreut, endlich ist die deutsche Übersetzung des Nummer-1-Bestseller der New York Times-Bestsellerliste da. Und dann auch noch mit einem Cover, welches die Leser innen schon einmal auf die leidvolle Reise vorbereitet. Aber nun zum Buch.
„American Dirt“ von Jeanine Cummins beginnt so packend und spannend, dass man, wie Luca und seine Mutter Lydia, sich kaum traut zu atmen und sich selbst fragt, ob „das Geburtstagsmassaker in Acapulco“ [324] gerade eben wirklich geschehen ist. Man sortiert die Gedanken, überlegt was nun als nächstes kommt und findet sich, schneller als man denkt, mit Lydia und ihr kleiner Sohn Luca auf einer Flucht, bei der es nur um das nackte Überleben geht.
„Der Traum, in die Estados Unidos zu kommen, ist das Einzigste, was sie im Augenblick aufrecht hält.“ [305]
Am Anfang gewährt die Autorin immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit. Dies ist interessant, zeigt auf wie sich die ganze Geschichte entwickelt hat. Außerdem erzeugt es richtig Spannung, man liest, fliegt nur so durch die Seiten, als wären die Kartelle hinter einem selbst her.
Cummins beschreibt die Flucht durch ein von Korruption und Gewalt geprägtem Land ziemlich authentisch. Sie lässt nicht nur die Protagonisten die allgegenwärtige Gefahr der kriminellen Verbrecherorganisationen spüren, sondern zeigt den Leser
innen auch, dass die Gefahr von allen Seiten kommen kann, den korrupten Beamten und dass die Gefahr selbst vom Güterzug ausgeht. Nicht umsonst wird dieser berühmt-berüchtigten Güterzug "La Bestia" genannt. Es ist quasi ein Todeszug der durch Mexiko zur US-Grenze fährt und die Ärmsten der Armen Richtung Norden, Richtung Hoffnung auf seinen Dächern mitnimmt.
„Ihr habt schon genug Ärger mit den los carteles, oder?“ [362]
Auf eindrucksvolle Weise beschreibt Cummins den schmalen Grat zwischen Hoffnung und Tod. Auch wenn dieser Thriller nur Fiktion ist, so zeigt er doch auf einprägsame Weise, was sich in Mexiko abspielt. Illegale Migration ist teuer, denn die „Coyoten“, die Menschenschmuggler, verlangen Unsummen von den Flüchtlingen, dazu kommt ebenfalls die Gewaltkriminalität in Mexiko und schon finden wir uns in der blutigen Wirklichkeit wieder.

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Veröffentlicht am 29.01.2020

Guter Auftakt der Cold Case Reihe

Cold Case - Das verschwundene Mädchen
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„Nur wenige Dinge sind so schicksalsschwanger wie die letzten Fotos eines Ermordeten oder Vermissten, dachte Tess.“ [74]


Tess Hjalmarsson ist nicht nur Expertin für unaufgeklärte Fälle und zugleich auch ...

„Nur wenige Dinge sind so schicksalsschwanger wie die letzten Fotos eines Ermordeten oder Vermissten, dachte Tess.“ [74]


Tess Hjalmarsson ist nicht nur Expertin für unaufgeklärte Fälle und zugleich auch die Protagonistin in dem Krimi „Cold Case - Das verschwundene Mädchen“ von Tina Frennstedt. Sie leitet auch „das Team, das sich um alte unaufgeklärte Morde kümmert. Annikas Fall gehört dazu. “ [353]

„Sie war völlig zufrieden in ihrem kleinen Team (…) in dem sie noch richtige Polizeiarbeit machen konnte.“ [29] Und genau dies zeichnet auch dieses Buch aus. Richtige Polizeiarbeit. Getrieben durch den entstehenden Zeitdruck der aktuellen Geschehnisse, versucht das Team einen alten Vermisstenfall zu lösen.

Es „waren aus Gerüchten Fakten geworden, Wahrheiten, die einem Einzelnen oder mehreren nutzten. Aber irgendwo da draußen wusste bestimmt jemand, was damals wirklich passiert war.“ [159] Akribisch setzen Tess und ihre Kollegen die Puzzleteile zusammen, rollen den Fall wieder auf und gehen somit der Frage nach, wie sich damals alles zugetragen hat.

Das Buch, eher Krimi als Thriller, lässt sich aufgrund des guten Schreibstil flüssig und flott lesen. Die Charaktere werden ausreichend gut dargestellt, mit privaten Details ausgearbeitet und das Handeln der jeweiligen Personen kommt nachvollziehbar rüber. Auch wenn der Spannungsbogen, der zu Beginn doch recht hoch war, etwas abfällt, macht es Spaß der spannenden Geschichte zu folgen.

„Wie lebt man all die Jahre damit? Was für ein Mensch wird man da?“ [165]

Philosophisch hätte man diese ungemein interessante Frage natürlich aufklären können. Leider geht die Autorin nicht wirklich darauf ein. Ein tiefer Einblick in die Psyche wäre auch für die folgenden Bände interessant.

Insgesamt ist der Roman ein guter Einstieg in die Cold Case Reihe. Man darf gespannt sein, was Tess noch alles erwarten wird.

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