Begrenzte Begeisterung
Vom Kiez zum KapEin lebendiger, leider von Fehlern strotzender Reisebericht zweier Hamburger Fußball-Fans anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 über die Strecke Hamburg-Kapstadt in einem Bulli:
Autoren: Bernd ...
Ein lebendiger, leider von Fehlern strotzender Reisebericht zweier Hamburger Fußball-Fans anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 über die Strecke Hamburg-Kapstadt in einem Bulli:
Autoren: Bernd Volkens und Kay Amtenbrink
Titel: Vom Kiez zum Kap
In einem Kneipengespräch unter St. Pauli-Fans entstand die Idee, mit einem Bulli zur Fußball-WM nach Kapstadt zu fahren. Diese Geschichte wird flott erzählt und man fiebert richtig mit den beiden Männern mit, wenn auch die Schilderungen der technischen Probleme mit dem Auto für meinen persönlichen Geschmack etwas zu sehr ins Detail gingen. Die von tollen Fotos begleiteten Schilderungen dieser bemerkenswerten Reise lassen neben interessanten Erlebnissen und Begegnungen auch leise Töne erkennen, beispielsweise, wenn ein dem Tod geweihtes Pavianbaby zum Kauf angeboten oder eine Frau misshandelt wird und die beiden Männer nicht wissen, wie sie sich angesichts der schwer einschätzbaren Überzahl von potentiellen Gegnern verhalten sollen.
Ein riesengroßes Minus ist aber das massenhafte Auftreten von Fehlern aller Art:
Die Interpunktion wurde anscheinend nach dem Streubüchsenverfahren und entschieden zu gering ausgeteilt.
Negativhighlight war der "NachnaHme" von Kemal Atatürk - wir sind hier doch nicht bei der Post!
Bestenfalls als "originell" bezeichenbare Satzstellungen waren an der Tagesordnung, beispielsweise S. 40:
"Allerdings fühlt sich das extrem salzige Wasser - der Salzanteil liegt bei knapp 30 Prozent - die Nordsee hat gerade mal 3, auf der Haut ziemlich merkwürdig an." Gegenvorschlag: "Allerdings fühlt sich das extrem salzige Wasser - der Salzanteil liegt bei knapp 30 Prozent, die Nordsee hat gerade mal 3 - auf der Haut ziemlich merkwürdig an."
Dann gibt es Sätze, in denen das Hilfsverb ohne erkennbaren Sinn mehrfach vorkommt, dann wieder Wörter, denen der letzte Buchstabe abhanden kam.
Originell auch in zwei aufeinander folgenden Sätzen:
"Der Funke spingt zumindest dieses mal nicht auf den Bulli über." - "Zum wiederholten Male beweisst der Synchro Nehmerqualitäten".
Primitivste Regeln wie '"Das" mit einem "s" immer dann, wenn man "dieses", "jenes" oder. welches" dafür setzen kann,' werden missachtet ("Ein Pärchen, dass wir...."), zusammengesetzte Substantive oft gemieden oder entweder mit Bindestrich geteilt oder gleich in einmal kleingeschrieben und einmal großgeschrieben verunstaltet.
Auch sollte man von Hamburgern eigentlich statt einer "steifen Briese" eine "steife Brise" erwarten dürfen.
Die Reihe ließe sich endlos fortsetzen.
Ich bin ganz gewiss nicht fehlerfrei, bei mir heißt es aber auch nicht "Lektorat: XY"!
Schade, das wertete das Buch für mich massiv ab!