Profilbild von Clara

Clara

Lesejury Star
offline

Clara ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Clara über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2020

Familienzusammenführung

Die Galerie am Potsdamer Platz
0

Eigentlich wollte Alice nur nach Berlin reisen, um ihrer Großmutter die Meinung zu sagen, da sie ihre Tochter, die Mutter von Alice, verstoßen hat und bis zu deren Tod zu keiner Versöhnung bereit war. ...

Eigentlich wollte Alice nur nach Berlin reisen, um ihrer Großmutter die Meinung zu sagen, da sie ihre Tochter, die Mutter von Alice, verstoßen hat und bis zu deren Tod zu keiner Versöhnung bereit war. Doch dann stellt sie fest, dass sie eine relativ große Familie in Berlin hat, von der sie nichts wusste, und beschließt zu bleiben.
Ich war etwas irritiert, mit welchem Tempo die Geschichte losmarschiert. Alice wirft kurzerhand ihren Job und ihr Leben in Wien hin, zieht mit ihrem Reisegepäck bei ihrer Tante ein, stellt fest, dass sie zwei Onkel hat und lernt einen Mann kennen – alles an einem Tag, wow.

„Die Galerie am Potsdamer Platz“ ist der Debütroman von Alexandra Cedrino, welche selbst aus einer Kunsthändlerfamilie stammt und sich somit in diesem Metier auskennt. In jedem Fall weiß sie , sich lebendig auszudrücken, so dass die Geschichte für den Leser interessant bleibt. Mir ist es leicht gefallen, der Handlung zu folgen, auch wenn es ein paar Logiklücken gibt. Zum Beispiel sind die beiden Onkel von Alice extrem herzlich und erfreut über ihr Auftauchen und können es kaum erwarten, mit ihr zusammenzuarbeiten. Warum haben sie sich dann all die Jahre nie für ihre Nichte interessiert und keinen Kontakt zu ihrer Schwester gesucht. Auch hat es für meinen Geschmack zu lange gedauert, bis das Zerwürfnis zwischen Alice Mutter und Großmutter erneut thematisiert wurde. Es war der Aufhänger für die Geschichte, wurde dann allerdings zunächst komplett fallen gelassen und letztendlich auf drei Seiten aufgelöst.
Der Roman spielt Anfang der 1930er Jahre, kurz vor Kriegsausbruch und reißt einige interessante Themen an. Die Nazis, die immer mehr an Bedeutung gewinnen, Menschen die beginnen vorsichtshalber Allianzen zu schließen und die Auswirkungen der neuen Politik auf die Kunst bzw. den Besitz von Kunstschätzen. Leider kratzt Alexandra Cedrino nur an der Oberfläche. Es fehlte mir an Tiefgang. Die einzige Dramatik die entsteht, ist die um Alice und ihr kompliziertes Liebesleben mit dem Iren John sowie dem unliebsamen Verehrer Erik. Ich lese gerne Liebesromane, aber von diesem Buch hatte ich etwas weniger seichtes erwartet.
Außerdem wurde für meinen Geschmack zu viel geraucht. Gefühlt jede zweite Seite wird erwähnt, dass Alice sich eine Zigarette anzündet.
Inzwischen habe ich erfahren, dass es sich bei „Die Galerie am Potsdamer Platz“ um den ersten Teil einer Trilogie handelt. Von daher könnte es sein, dass der Auftaktband dazu gedient hat, die Charaktere einzuführen und es im nächsten Teil mehr ins Detail geht. Die Prämisse dieser Serie ist auf jeden Fall sehr vielversprechend und ich würde gerne erfahren, wie es mit der wiedereröffneten Galerie nach der Machtergreifung Hitlers weitergeht. Deswegen werde ich den zweiten Teil sicherlich lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.02.2020

Märchenhaft

Cinder & Ella
0

Gleich auf den ersten vier Seiten passiert so viel, wie in manchen anderen Romanen im ganzen Buch. In einem Moment ist Ella noch glücklich, im nächsten Augenblick kommt es zu einem Autounfall. Ihre Mutter ...

Gleich auf den ersten vier Seiten passiert so viel, wie in manchen anderen Romanen im ganzen Buch. In einem Moment ist Ella noch glücklich, im nächsten Augenblick kommt es zu einem Autounfall. Ihre Mutter stirbt, Ella überlebt mit schwersten Verbrennungen und liegt sogar eine Zeitlang im Koma.
Nach zahllosen Hauttransplantationen muss sie zu ihrem Vater ziehen, den sie seit 10 Jahren nicht mehr gesehen hat.
„Cinder & Ella“ von Kelly Oram lässt sich angenehm leicht lesen und ist ein gutes Buch für zwischendurch. Es gibt ein paar Parallelen zu dem bekannten Märchen, was ich eine süße Idee fand. Die Charaktere sind teilweise sehr extrem gezeichnet. Ellas neue Familie hat so wenig Verständnis, dass ich mich nicht entscheiden konnte, ob ich das unrealistisch finde oder ob ich diese Leute einfach nur hasse. Insbesondere die Stiefschwester Ana ist eine richtige Rotzgöre. Die Stiefmutter legt viel Wert auf Äußerlichkeiten, dafür fehlt es ihr an Empathie. Gegen Ende des Buches erklärt Ellas Vater zwar halbherzig, warum er seine Tochter vor so vielen Jahren verlassen hat, zu einem besseren Menschen wird er dadurch allerdings auch nicht.
Ich habe mich sehr für Ella gefreut, als sie endlich ein paar Freunde gefunden hat. Und dann ist da auch noch ihr langjähriger Internetfreund Cinder, hinter dessen Pseudonym sich ein bekannter Jungschauspieler verbirgt. Diese Beziehung macht den Reiz des Buches aus, die Schlagabtausche bringen Leichtigkeit in die sonst sehr tragische Geschichte über Verlust und Mobbing.
„Cinder & Ella“ ist kurzweilig geschrieben. Ständig passiert etwas und man kaum erwarten, bis sich die beiden endlich persönlich treffen. Ich weiß, dass es noch einen zweiten Band gibt, aber ich fand das Ende des ersten Teils so schön rund und vor allem märchenhaft, dass das Buch genauso gut für sich alleine stehen kann.
Eine Verfilmung könnte ich mir hierzu übrigens sehr gut vorstellen (Hallo Netflix!).

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.02.2020

Sprachlich sehr gelungen

Die Frauen von Richmond Castle
0

Eins meiner Jahreshighlights 2018 war „Die Sonnenschwestern“ von Tracy Rees. Mit hohen Erwartungen habe ich deswegen ihre anderen beiden Romane „Amy Snow“ und „Florence Grace“ gelesen und fand sie bestenfalls ...

Eins meiner Jahreshighlights 2018 war „Die Sonnenschwestern“ von Tracy Rees. Mit hohen Erwartungen habe ich deswegen ihre anderen beiden Romane „Amy Snow“ und „Florence Grace“ gelesen und fand sie bestenfalls mittelmäßig. Der Klappentext von „Die Frauen von Richmond Castle“ klang so vielversprechend, dass ich beschloss, der Autorin noch eine Chance zu geben. Eine gute Entscheidung, wie ich schon nach wenigen Seiten feststellte. Die Geschichte beginnt am 21. Geburtstag der Hauptfigur. Ich habe es sehr begrüßt, dass die Protagonisten allesamt erwachsen sind, war es doch gerade die kindliche Ausdrucksweise, die mir in „Amy Snow“ und „Florence Grace“ weniger zugesagt hat.
Der Dreh- und Angelpunkt dieses neuen Romans ist die wohlhabende Familie Camberwell. Sie sind allesamt Sympathieträger und haben das Herz auf dem rechten Fleck. Ihre individuellen Eigenarten machen sie noch authentischer und liebenswerter.
Hauptsächlich wird die Geschichte aus Sicht der jüngsten Camberwell Tochter Ishbel, genannt Blue, erzählt. Mit der Erwartungshaltung der damaligen Gesellschaft, sich baldmöglichst einen Ehemann zu suchen, kann sie nicht viel anfangen. Sie ist eine moderne junge Frau, die sich zuerst selbst verwirklichen möchte. Sie träumt von einer Karriere als Schriftstellerin und ist überglücklich, als sie für ein halbes Jahr einen Job bei einer Zeitung bekommt. Die selbe Zeitung, in deren Klatschspalte sie regelmäßig der Star ist, insbesondere seit ihr Vater öffentlich alle heiratswilligen Männer aufgerufen hat, das Herz seiner Tochter per Brief zu erobern. Eine Sache, die Blue zunächst zuwider war, aber als die ersten Briefe eintrudeln, kann sie sich deren Faszination doch nicht entziehen.
„Die Frauen von Richmond Castle“ beginnt 1925 und Tracy Rees bedient sich einer Sprache, die die damalige Zeit wiederaufleben lässt. Sie entscheidet sich bewusst für teilweise antiquierte Ausdrücke, was mir sehr gut gefallen hat. Manche längst vergessene Wörter habe ich mir gleich mehrmals durchgelesen um sie mir einzuprägen, da ich ein absolutes Faible für aus der Mode gekommene Ausdrücke habe.
Ich denke, wer gerne Jane Austen liest, wird mit „Die Frauen von Richmond Castle“ glücklich werden.
Auch der Schauplatz, das Örtchen Richmond, ist absolut bezaubernd und die Beschreibungen der Landschaft zeichnen so ein idyllisches Bild, dass man selbst gerne in diese Gegend reisen möchte.
Der Hauptfokus liegt zwar auf Blue, aber wie der Titel schon verrät, geht es hier um mehr als eine Frau. Bei den anderen beiden handelt es sich zum einen um Delphine, die vor ihrem gewalttätigen Ehemann flieht und schon bald eine enge Freundin der Camberwells wird sowie um Midge – Kenneth Camberwells zweite Frau, die das Gefühl hat, im Schatten ihrer verstorbenen Vorgängerin zu stehen.
Alle drei sind grundverschiedene Persönlichkeiten. Insbesondere Blue und Delphine mochte ich sehr und habe Ihre Entwicklung mit Interesse verfolgt.
So bildgewaltig, wie der Roman geschrieben ist, hat er gleichzeitig ein paar Längen, die zwar nicht langweilig sind, aber das Buch zu einer ruhigen Lektüre machen. Es gibt keine großen Überraschungen auch das Familiengeheimnis konnte ich schon früh erahnen. Der Klappentext ist hier übrigens etwas irreführend – die Freundschaft von Blue und Delphine ist nie in Gefahr und es gibt keine Probleme zwischen den beiden.
Das Ende ist rund und stimmig mit einer positiven Tendenz für die Zukunft. „Die Frauen von Richmond Castle“ ist nicht so gut wie „Die Sonnenschwestern“ aber für mich das zweitbeste Buch der Autorin und ein Schmöker, den ich gerne gelesen habe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.01.2020

Unterhaltsam

Mister Romance
0

Journalistin Eden glaubt nicht an die Liebe. Für sie sind alle Männer Betrüger und Lügner, so wie ihr Vater. Um Beziehungen macht sie einen großen Bogen und über den Herzschmerz ihrer Mitmenschen kann ...

Journalistin Eden glaubt nicht an die Liebe. Für sie sind alle Männer Betrüger und Lügner, so wie ihr Vater. Um Beziehungen macht sie einen großen Bogen und über den Herzschmerz ihrer Mitmenschen kann sie nur lachen. Da kommt es ihr genau recht, als sie durch Zufall von Mr. Romance erfährt. Dieser hat sich darauf spezialisiert, seinen Kunden gegen Bezahlung ein romantisches Rollenspiel anzubieten.
Für Eden ist es ganz klar, dieser Mensch kann nur ein Hochstapler sein, der den Frauen das Geld aus der Tasche zieht. Sie heftet sich ihm an die Fersen um ihn mit einer Enthüllungsstory zu entlarven.

Dies war mein erstes Buch von Leisa Rayven und ich habe ihren Schreibstil geliebt. Der Roman sprüht nur so von Humor und die Charaktere liefern sich einen Schlagabtausch nach dem anderen. Durch die witzigen Dialoge waren mir auch fast alle Personen sympathisch, was mir dabei half, darüber hinwegzusehen, dass ich es ziemlich nervig fand, dass Edens Großmutter und ihre Schwester sie permanent verkuppeln wollten.
Hier sind zwei Extreme vertreten. Eden, die partout Single sein möchte und ihre Familie, für die man nur komplett ist, wenn man ein Teil einer Beziehung ist, da man ansonsten angeblich sein Leben verschwendet. Die Vehemenz, mit der beide Fronten ihren Standpunkt verteidigen, lies mich mehr als einmal mit den Augen rollen. Nichtsdestotrotz darf man nicht vergessen, dass dies ein Liebesroman ist. Natürlich liegt der Fokus darauf, dass zwei Menschen zusammen kommen und nicht, wie man am besten Single ist.

Und dann ist da Max Riley, der selbsternannte Mr. Romance, der mit Charme und guten Manieren nur so um sich wirft. Wer hier nicht schwach wird, hat kein Herz. Ich für meinen Teil war bereits nach wenigen Seiten in ihn verliebt und in jede seiner Rollen gleich mit.
Durch die unterschiedlichen Charaktere in die Max schlüpft und die Szenarien, die er entwirft, sind die ersten zwei Drittel des Buches sehr abwechslungsreich und kurzweilig. Es hat mir wirklich große Freude bereitet, diesen Roman zu lesen.
Auf den letzten Seiten war der Kitsch dann allerdings so extrem, dass man schon fast Karies davon bekommen konnte. Eden macht eine 180 Grad Wandlung. Vom selbstständigen Single zum weinerlichen Klammeraffen.
Trotz der ein oder anderen lächerlichen Szene überwiegt für mich, dass mich der humorvolle Schreibstil optimal unterhalten hat. Nun bin ich auf den zweiten Band gespannt, in dem Edens Schwester Asha die Hauptfigur ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.01.2020

Für Fans von Jodi Picoult

Der Himmel gehört uns
0

Anna und Rob haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Während Rob das Leben gerne auf sich zukommen lässt, plant Anna akribisch jeden Tag. Da Gegensätze sich bekanntlich anziehen, verlieben sich ...

Anna und Rob haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Während Rob das Leben gerne auf sich zukommen lässt, plant Anna akribisch jeden Tag. Da Gegensätze sich bekanntlich anziehen, verlieben sich beide und heiraten. Nach zwei Fehlgeburten bekommen sie einen Sohn. Leider erkrankt Jack mit nur 5 Jahren an einem Hirntumor.

Bücher, in denen Menschen an Krankheiten sterben möchte ich einerseits immer mit 5 Sternen bewerten, da ich es so tragisch finde.
Bei „Der Himmel gehört uns“ fällt es mir etwas schwerer, mich für eine Note zu entscheiden.
Luke Allnutt kann definitiv gut schreiben. Seine Wortwahl ist bildgewaltig und einfühlsam. Jacks Schicksal ging mir wirklich nahe und habe mit ihm und seinen Eltern mitgelitten. Der Autor beschreibt sehr realistisch die Hilflosigkeit der Betroffenen. Ich habe so etwas zum Glücks selbst nicht erlebt, aber ich kann mir vorstellen, dass man um jeden Preis ein Heilmittel finden möchte. Wo Leid ist, gibt es leider auch immer Menschen, die dies ausnutzen und ich stelle es mir grausam vor, in dem Meer aus Scharlatanen jemand seriöses zu finden.
Was mich etwas befremdet hat, war die Meinung des Autors, dass Alternativen zur Schulmedizin grundsätzlich falsch sind. Zitat: „Es gibt so viele Eltern, die diese entsetzlichen Wege alternativer Behandlungen einschlagen“. Ich glaube nicht, dass man das per se so sagen kann. Mir ist bewusst, dass es wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen ist und ich meine definitiv nicht, dass man sich das letzte Geld für unseriöse Medikamente aus der Tasche ziehen lassen soll. Aber die Wissenschaft entwickelt sich täglich weiter, es gibt so viele Behandlungsmethoden, die noch in der Testphase sind. Alles, was noch nicht von der Krankenkasse abgesegnet worden ist als schrecklich zu bezeichnen finde ich nicht richtig.

„Der Himmel gehört uns“ hatte für mich Höhen und Tiefen. Während ich manche Stellen wirklich sehr bewegend und gleichzeitig wunderschön fand, war es mir an anderen Stellen zu gewollt, zu Hollywood-mäßig und dieses schwarz oder weiß mochte ich auch nicht. Leider waren mir weder Anna noch Rob sonderlich sympathisch, so dass ich mich letztendlich für 4 Sterne entscheide.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere