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Veröffentlicht am 01.04.2020

Manchmal fällt es schwer, zur eigenen Stärke zu finden

Das Flüstern von Tinte auf Papier
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So geht es zumindest den Amerikanerinnen Ginny und Sophia, die einander zufällig ausgerechnet in Südengland begegnen, im beschaulichen Cornwall nämlich.

Beide befinden sich persönlich an einem Scheideweg ...

So geht es zumindest den Amerikanerinnen Ginny und Sophia, die einander zufällig ausgerechnet in Südengland begegnen, im beschaulichen Cornwall nämlich.

Beide befinden sich persönlich an einem Scheideweg und obwohl sich ihre Schicksale gewaltig voneinander unterscheiden, gibt es Gemeinsamkeiten: in beiden Fällen hat es jeweils mit einem Mann zu tun sowie mit beruflichen Aspekten. Und überraschend schnell ziehen beide an einem Strang, um Ginnys Buchladen zu retten. Der ihr allerdings nicht allein gehört, sondern gemeinsam mit ihrem Mann Garrett, der sie vor einem halben Jahr verließ, um sich selbst zu finden. Dabei gehört ihre eigene Leidenschaft dem Backen.

Anders Bücherwurm Sophia, die Buchläden liebt und in diesem ein geheimnisvolles, etwa 150 Jahre altes Tagebuch entdeckt, dass sie neugierig macht und nicht nur sie...

Ein warmherziger, nicht zu oberflächlicher Unterhaltungsroman, der deutlich macht, dass man der eigenen Kraft vertrauen, ebenso jedoch nicht die Hoffnung auf Hilfe und Liebe anderer Menschen verlieren sollte, wie hoffnungslos auch immer die eigene Situation scheinen mag.

Veröffentlicht am 29.03.2020

Leid und Pflicht der älteren Schwester

Meine Schwester, die Serienmörderin
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Ich konnte mich gleich mit Korede, der älteren Schwester von Ayoola und Ich-Erzählerin dieses Romans solidarisieren, denn auch ich habe eine jüngere Schwester. Allerdings eine, die sich trotz ihres guten ...

Ich konnte mich gleich mit Korede, der älteren Schwester von Ayoola und Ich-Erzählerin dieses Romans solidarisieren, denn auch ich habe eine jüngere Schwester. Allerdings eine, die sich trotz ihres guten Aussehens gottseidank nicht angewöhnt hat, ihre Verehrer über die Klinge springen zu lassen. Ganz im Gegensatz zur überirdisch schönen Ayoola, der es Korede zu verdanken hat, dass sie immer und immer wieder übersehen wird.

So auch von Tade, dem attraktiven Arzt aus dem Krankenhaus, in dem sie als Krankenschwester beschäftigt ist - beste Voraussetzungen dafür, die Leichen, die ihre Schwester (nicht nur) im Keller hat, verschwinden zu lassen. War bisher kein Problem, weil sie die Männer ihrer Schwester kaum kannte. Aber Tade - den wollte sie doch für sich selbst haben! Doch nachdem Ayoola sie in der Klinik besucht, hat sie keine Schnitte!

Es gibt nur einen, dem sie ihr Leid klagen kann - einen Komapatienten in der Klinik. Er ist ihr Vertrauter, denn sonst kann sie mit niemandem sprechen. Auch nicht mit Ayoola, die die Unterstützung ihrer Schwester als selbstverständlich nimmt. Mehr als selbstverständlich.

Hört sich nach totalem Klamauk an. Oder aber nach hartem Thriller. Nun, dieser Roman beinhaltet Elemente beider Genres, jedoch nur in Auszügen. Denn es ist auch oder vor allem - ganz wie es jeder Leser für sich interpretiert - ein gesellschaftskritischer Roman und dazu der einer nigerianischen Autorin. Einer, der die Geschicke der Frauen offenbar besonders am Herzen liegen. Denn Oyinkan Braithwaithe lässt hier tief blicken, was das Leben der Frauen, ihre Stellung in Nigeria angeht. Und sie lässt auch durchblicken, was sie diesen Frauen wünscht. Ein besonderer Roman, der allerdings ab und an ein bisschen zu luftig-leicht rüberkam.

Veröffentlicht am 27.02.2020

Pariser Frauenpalast

Das Haus der Frauen
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Soléne geht es überhaupt nicht gut - nach so einigen persönlichen Tiefschlägen musste die Anwältin Zeugin beim Selbstmord ihres Mandanten werden. Nach einem - wohlgemerkt von ihr - mehr als unerwarteterweise ...

Soléne geht es überhaupt nicht gut - nach so einigen persönlichen Tiefschlägen musste die Anwältin Zeugin beim Selbstmord ihres Mandanten werden. Nach einem - wohlgemerkt von ihr - mehr als unerwarteterweise verlorenen Prozess stürzt er sich gleich im Gerichtsgebäude aus dem Fenster.

Das war nur das Tüpfelchen auf dem i - jetzt geht es Soléne tatsächlich so schlecht, dass sie den Tatsachen ins Auge sieht und erkennt, dass sie ihren Beruf nicht weiter ausüben kann. Erstmal jedenfalls nicht. Als ihr von medizinischer Seite geraten wird, ein Ehrenamt auszuüben, um besser ins Leben zurückzufinden, ist sie zunächst perplex. Wie soll sie das bloß schultern, geschweige denn wie könnte das hilfreich sein?

Doch als Briefeschreiberin in einem Frauenhaus kommt sie nach und nach an. Wobei dies kein Frauenhaus ist, wie man es sich in Deutschland vorstellt, nein, es ist ein riesiges, palastartiges (daher der Spitzname) Gebäude, das mehrere hundert Appartements beherbergt: für geflüchtete, gestrandete, ausgemusterte Frauen. Das es im Übrigen tatsächlich gibt. Es wurde in den 1920er Jahren von Blanche Peyron, einer Offizierin der Heilsarmee gegründet, die all das erkämpfte, für das es wirklich steht. Und ganz allmählich gleitet der Leser parallel auch in Blanches Geschichte ein. Ein bisschen jedenfalls.

Während wir mehr lernen über Gegenwart und Vergangenheit, kommt Soléne mehr und mehr bei sich selbst an. Es sind die Frauen, selbst so hilfsbedürftig, die ihr den Weg dazu weisen. Aber es gibt auch diverse Rückschläge - für sie persönlich und auch durch den Kontakt mit den bedürftigen Frauen.

Diesen im "Palast" auf verschiedene Arten gestrandeten Frauen wird das Buch nicht ganz so gerecht wie von mir erhofft. Sie werden nämlich ziemlich kurz abgehakt. Viel kürzer, als sie es aus meiner Sicht verdient haben. Auch wenn man eine Ahnung von ihrer Vielfalt, ihrer Unterschiedlichkeit und ja, auch ihrer zeitweiligen Kraft bekommt. Aber eben nur eine kleine.

Dennoch ein tolles und eindrucksvolles Buch, das ich mit Gewinn gelesen habe, eins zum Verschenken! Ich für meinen Teil, weiß schon, an wen!

Veröffentlicht am 17.02.2020

Im Exil

Der Empfänger
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Joe ist ausgewandert in die Staaten, irgendwann nach dem Großen Krieg und ist in New York gelandet, wo er sich ganz gut durchschlägt und zwar wegen seiner Vorliebe für die Technik, er puzzelt ...

Joe ist ausgewandert in die Staaten, irgendwann nach dem Großen Krieg und ist in New York gelandet, wo er sich ganz gut durchschlägt und zwar wegen seiner Vorliebe für die Technik, er puzzelt gerne an Maschinen rum und ist Hobbyfunker.

Dann, irgendwann, taucht Hitler auf in Deutschland. "Vaterland" wird nun wieder ein wichtigeres Wort, gerade auch unter Exilanten. Wohlgemerkt unter einem Teil der Exilanten, die auch entsprechende Versammlungen und Feiern organisieren. Joe rutscht da mehr oder weniger rein und hat auf einmal regelmäßig zwei Funker bei sich rumrocken.

Bis es auf einmal um Spionage geht und Joe im Knast landet.

Wir lesen zu großen Teilen aus dem "Danach": 1949. Joe ist ausgewiesen worden aus den Staaten und kommt im heimischen Rheinland unter. Bei der Familie seines Bruders Carl in Neuss. Doch auch hier fühlt er sich gewissermaßen im Exil, fühlt sich unwillkommen, obwohl man sich Mühe gibt, vor allem aber missverstanden. Es zieht in weiter nach Südamerika.

Ulla Lenze schildert hier die Geschichte eines ewigen Exilanten, eines, der sich nirgendwo zuhause und schlimmer: irgendwann nirgendwo mehr willkommen fühlt. Mit sparsamen Worten, oft in Andeutungen lässt sie den Leser mit Josef durch die Handlung ziehen, setzt auf eine reduzierte Art und Weise auf Gefühle, spielt, nein: arbeitet mit den Empfindungen des Lesers.

Ein sehr interessantes Buch zu einem ebenso interessanten Thema. Ich kann nicht sagen, ob mich die Handlung mehr faszinierte oder der Stil. Nur manchmal, da fühlte ich mich befremdet und ganz, ganz weit weg. Aber vielleicht war das ja gewissermaßen eine Absicht.

Veröffentlicht am 16.02.2020

Durchaus realistisch und überraschend knallhart

Du bist die Nächste
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Sophie Dawson ist Staatsanwältin in Atlanta und hat gerade die Abteilung am Gericht gewechselt. In ihrem neuen Fall geht es um den jahrelangen Betrug eines Angestellten an kleinen Leuten. Da Sophie - nicht ...

Sophie Dawson ist Staatsanwältin in Atlanta und hat gerade die Abteilung am Gericht gewechselt. In ihrem neuen Fall geht es um den jahrelangen Betrug eines Angestellten an kleinen Leuten. Da Sophie - nicht zuletzt aufgrund ihres starken christlichen Glaubens - einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn besitzt, stürzt sie sich voller Engagement in die neue Aufgabe und arbeitet bis spät in den Abend.

Als sie sich müde und hungrig ein paar Kleinigkeiten in einem Geschäft besorgen will, wird sie aus heiterem Himmel Zeugin eines Doppelmordes. Der - das kann sie klar bezeugen - vom jüngeren, bisher "sauberen" Bruder eines stadtbekannten Gangsters. Und der hat ganz andere Pläne für den Kleinen - der soll nämlich studieren und was ordentliches werden und daran soll dieser "Ausrutscher" nichts ändern. Dafür soll seine Anwältin Ashley Murphy sorgen.

Sophie ist nun einerseits Kronzeugin und hat andererseits ihren eigenen komplexen Fall zu verhandeln. Ihr Vater - sie kommt aus reichem Hause - engagiert einen Leibwächter für sie. Es ist Cooper, der Freund und Compagnon einen guten Bekannten, der ihr sehr sympathisch ist. Sogar mehr als das. Doch sie leben so unterschiedlichen Leben. Haben dennoch sie eine Chance?.

Ihre Lage ist schwierig, gerade auch, weil es in ihrer jetzigen Situation gewissermaßen um ihrer beider Leben geht. Denn nur allzu schnell wird deutlich, dass die Befürchtungen von Sophies Vater mehr als begründet sind.

Ein spannender Fall - und einer, in dem klare christliche Werte zur Sprache kommen. Werte wie Gewissen, die Fähigkeit, zu vergeben oder in sich zu hören.

Wobei bei weitem nicht alle Figuren nach christlichen Maßstäben agieren, was das Buch unglaublich spannend macht. Ich konnte es kaum aus der Hand legen, auch wenn einiges unlogisch bzw. nicht ganz auserzählt war. Auf jeden Fall möchte ich mehr von dieser Autorin lesen!