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Veröffentlicht am 20.02.2020

Kinderleicht, süß und witzig!

Witzige Tiere zeichnen
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Witzige Tiere zeichnen. Von Alpaka bis Waschbär – mit vielen individuellen Varianten – für Comic-, Cartoon und Handlettering- Fans, Heegyum Kim, Bassermann Verlag

Auf der Suche nach einem Zeichenbuch ...

Witzige Tiere zeichnen. Von Alpaka bis Waschbär – mit vielen individuellen Varianten – für Comic-, Cartoon und Handlettering- Fans, Heegyum Kim, Bassermann Verlag

Auf der Suche nach einem Zeichenbuch für Mangafans bin ich über dieses Werk hier gestolpert und ich fand es so süß, dass ich ganz sicher war, dass es bei uns Fans finden würde. Zum einen, weil die eine Tochter gerne zeichnet und zum anderen, weil die andere überzeugt ist, es nicht zu können, es jedoch gerne könnte. Hier wird auf 128 Seiten Schritt für Schritt erst gezeigt wie man mit wenigen, einfachen Strichen die typischen Merkmale eines Tieres einfängt und auf der nächsten gibt es dann Beispiele wie man dieses Grundmuster einfach und witzig abändern kann.

Die Auswahl an Tieren ist wirklich riesig und es sind auch Arten dabei, wie z.B. das Schnabeltier oder der Narwal, auf die ich nie gekommen wäre. Ja, ich gebe zu, dass es gerade das Faultier und das Erdmännchen auf dem Cover waren, die mich reizten, aber alle Beispiele haben ihren Charme und so war ich auch wirklich erstaunt über die erste Auswahl, die meine Tochter (12) traf. Wir waren alle von ihren Versuchen beeindruckt, sie hat es mit der Anleitung ganz genau geschafft, den vorgegebenen Ausdruck zu treffen. Mit etwas mehr Übung wird sie dieses Tier auch bald aus dem Kopf doodeln und abwandeln können. Es hat ihr richtig viel Spaß gemacht, auch das schnelle Erfolgserlebnis, mit dem wirklich schönen Resultat.
Dieser Zeichenband ist wirklich ansprechend aufgebaut, jeder (sogar die Kunstlehrerfreundin) nimmt es sofort in die Hand, blättert es durch und man hört: oh wie süß! Ist ja eigentlich gar nicht so schwer! Aber wie willst Du das denn rezensieren?
Ganz einfach: Ausprobieren, nur der Selbsttest kann mir verraten, ob es überzeugt oder nicht!
Weil es so einfach ist, stärkt es auch schnell das Selbstbewusstsein derer, die bislang dachten über keinerlei Zeichentalent zu verfügen.
Für ganz Eilige lässt jedes Tier auch noch einen kleinen Freiraum, um es unmittelbar daneben zu zeichnen, damit man immer gut die einzelnen Schritte im Blick hat.

Die Autorin zeichnet selbst seit frühester Kindheit, hat aber inzwischen einen Abschluss in Kommunikationsdesign einer renommierten New Yorker Schule und kocht nun in ihrer Freizeit, wenn sie nicht mit ihrem Corgi unterwegs ist.

Fazit: für uns eine super neue Beschäftigungsidee für die Ferien und ich bin sicher, dass ich diese süßen kleinen Kerlchen sicherlich demnächst auch noch auf diversen Schulheften wiedersehen werde. Ein Eindruck der haften bleibt und Werke, die stolz machen!


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Veröffentlicht am 10.02.2020

Escape Room Wimmelbuch ab 2 Jahren

Es war einmal ein magisches Buch
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„In einem Spielzeugladen finden Sofie und Jakob ein staubiges Buch mit einem goldenen Schlüssel. Sie schließen es auf und Wusch! Sind sie mittendrin in dem Buch – und in einem Abenteuer!“ Ihre Reise führt ...

„In einem Spielzeugladen finden Sofie und Jakob ein staubiges Buch mit einem goldenen Schlüssel. Sie schließen es auf und Wusch! Sind sie mittendrin in dem Buch – und in einem Abenteuer!“ Ihre Reise führt sie durch 13 fantastische Welten in denen einige Wesen und Elemente immer wieder auftauchen, allen voran eine magische rote Tür, die sie stets von einer Welt in die nächste führt, das blaue magische Buch und der goldene Schlüssel. Es folgt weniger eine ausgeklügelte Geschichte, als ein kniffeliges Rätsel im Escape Stil für die Jüngsten und ist altersentsprechend ebenso kniffelig. Damit möchte ich dieses Abenteuer nicht als lieblos abtun, sondern betonen, dass das Hauptaugenmerk auf den Bildern liegt, was für Kinder ab 2 Jahren auch oft viel fassbarer ist, als Text.

Ich tue mich mit Escape Rooms immer etwas schwer. Dieses Buch ist wunderschön, man nimmt es sofort in die Hand und will es lesen. Zu erst sieht man eine bunte Doppelseite, auf der Sofie und Jakob, das Abenteuer, das Buch, der Schlüssel, die Hexe, der Riese und die Elemente, die es immer wieder zu entdecken gibt vorgestellt werden. Es fehlt leider die Vorstellung der roten Tür, da war ich mir beim ersten Abenteuer nicht so sicher, ob ich denn die richtige gefunden hatte, aber es gibt im Anhang die Lösung, nach einmal Schauen, weiß man dann ob es die richtige Tür ist. Ich war etwas skeptisch, wie soll ich das denn alles finden und was genau war das Abenteuer? Wie immer bei Escape Rooms braucht man Zeit und Muße, man muss bereit sein, sich darauf einzulassen. War ich nicht und habe es weggelegt. Es ist kein schnelles Buch für zwischendurch, man muss bereit sein in die Illustrationen zu versinken und sie haben es verdient. Also nahm ich es wieder zur Hand, als meine Freundin die Kunstlehrerin da war und wir gingen gemeinsam auf die Suche, bis wir Gesellschaft von ihrem mittleren Sohn bekamen, der mit suchte.

Die Geschichte ist relativ einfach und dadurch wirklich auch schon für Bilderbuchkinder geeignet. Die einzelnen Elemente auf den dicht bedruckten bunten Seiten wieder zu finden ist schon deutlich schwieriger und schult unglaublich das Auge und die Konzentration. Nun sind Escape Rooms eine einmalige Angelegenheit. Dieses Buch nicht. Die Lösungen zu den Aufgaben sind hinten abgedruckt und tatsächlich gibt es dazu noch neue Aufgaben. Denn einige Spielzeuge aus dem Spielzeugladen die vorne auf einem Regal abgebildet sind, tauchen auch auf den folgenden Seiten immer wieder auf und nach ihnen kann man auch suchen, auch wenn es für sie keine Lösung gibt, aber es ist ein wunderbarer Anreiz, um in den Illustrationen zu versinken. Man kann es also immer wieder in die Hand nehmen und sich verzaubern lassen von der Magie der fremden Welten. Alle drei Leser waren absolut überzeugt von dem Rausch der Farben und Bildeindrücke.

Ab 2 Jahren, empfohlen bis 6, aber der achtjährige Philip hatte auch Freude daran und will es bald mit seinem kleinen Bruder entdecken.

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Veröffentlicht am 06.02.2020

Ihr persönlichster Fall

Mordskälte (Ein Fall für Anne Kirsch 4)
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POK Anne Kirsch ist beruflich angezählt, da sie einmal zu oft, die dienstlichen Anweisungen geflissentlich überhörte, um ihrem Bauchgefühl zu folgen. Das hat den Fall zwar entscheidend weitergebracht, ...

POK Anne Kirsch ist beruflich angezählt, da sie einmal zu oft, die dienstlichen Anweisungen geflissentlich überhörte, um ihrem Bauchgefühl zu folgen. Das hat den Fall zwar entscheidend weitergebracht, aber sie selbst auch in große Gefahr. Als sie daher zum Vorgesetzten zitiert wird schwant ihr Böses. Doch es kommt anders als befürchtet. Sie wird der wiedereingegliederten Kollegin KHK Olivia Esterhazy zugeteilt und gemeinsam ins Sauerland geschickt. Sie sollen den Tod eines Motorradfahrers untersuchen, der in einer Kurve von der Fahrbahn abkam. Beide sind ziemlich frustriert über den Auftrag, Olivia weil sie meint, dass man ihr nichts mehr zutraut und Anne, weil sie das Wochenende eigentlich privat im Sauerland verbringen wollte. Doch als sich erste Zweifel am Unfall des Motorradfahrers ergeben, werden die zwei Ermittlerinnen hellhörig. Auch der geheimnisvolle Biker der unangekündigt bei Annes Freund Heiko übernachtet macht sie stutzig, aber Heiko mag nicht darüber reden und der Biker war noch zugeknöpfter. Alle Spuren führen irgendwie zu der Sauerlandgröße Andreas Hartmann und zu dem von ihm gegründeten Club Motorradfreunde Sauerland e.V. Er scheint jedoch durch seine Anwälte geschützt und unantastbar. Als auch noch Heiko in die Angelegenheit hineingezogen wird, schwirren sehr unvorschriftsmäßige Ideen und Ansätze durch Annes Kopf.

Dieser Fall ist sehr persönlich. Das merkt man schon daran, dass er mit einer kräftigen Portion Frust für die Ermittlerinnen beginnt, die befürchten, dass man sie aufs Abstellgleis stellen möchte. Auch wenn der Motorradunfall erst einmal völlig unspektakulär klingt, wird es aber doch schon sehr früh sehr spannend. Durch das plötzliche Auftauchen von Heikos Bruder Markus, der sich ausschweigt und keinerlei Erklärungen für seinen ramponierten Zustand abgeben möchte, wird es schon zu Beginn mysteriös. Außerdem hatten sowohl Anne als auch Heiko sich ihr Wochenende völlig anders vorgestellt, immerhin haben sie sich nun seit Wochen nicht mehr gesehen. Doch dass irgendwann ausgerechnet der Lehrer in den Fokus der Ermittlungen gerät, damit hat nun wirklich niemand gerechnet. Daher wird dieser Fall sehr persönlich. Anne ist durch ihre Sorge um Heiko, aber auch durch die Rücksichtnahme auf dessen Bruder nicht unbefangen und muss abgezogen werden, da kommt es ihr gerade recht, dass eine Leiche gefunden wird, die seit rund 25 Jahren nicht vermisst worden zu sein scheint... Auch in diesem Fall stolpert Anne immer wieder über den Namen des Mannes, der sich für unantastbar hält. Darin sieht sie eine Herausforderung und Provokation und mit ihr der Leser. Man wünscht es Anne so sehr, dass sie diesem Unsympath das Handwerk legen möge. Doch wie, fragt man sich. Das ist sehr spannend und natürlich letztendlich auch sehr wagemutig. Voller Sauerländer Charme, bisweilen etwas barsch, aber immer mit dem Motorenlärm in der Natur. Anne passt dahin, wobei sie sich deutlich sanfter zeigt, als bisher zumeist. Interessant sind auch die Einblicke in Olivias Seelenleben, die von ähnlichen Ängsten beherrscht wird wie Anne. Anne versteht sie nur zu gut, aber es zeigt ihr auch, dass man manchmal mit Freundlichkeit weiterkommt, auf die sanfte Tour.

Für mich ist dies Anne Kirsch spannendster Fall. Man fiebert richtig mit und bisweilen ist die Spannung zum Greifen nah. Sehr kurzweilig und atmosphärisch, kann ich diesen Krimi nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 03.02.2020

Alle Kinder lieben Clifford, so wie er ist!

Clifford der große, rote Hund
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Emily Elisabeth ist ein ganz normales kleines Mädchen und sie hat einen besten Freund namens
Clifford. Doch Clifford ist kein Kind, sondern ein riesiger, roter Hund. Sie kann super auf ihm
reiten und ...

Emily Elisabeth ist ein ganz normales kleines Mädchen und sie hat einen besten Freund namens
Clifford. Doch Clifford ist kein Kind, sondern ein riesiger, roter Hund. Sie kann super auf ihm
reiten und spielen, aber er ist nicht wie andere Hunde. Er ist ein hervorragender Wachhund und
dennoch nicht immer perfekt und vor allem nicht unauffällig. Aber das macht nichts, er muss nicht
alles können, denn er ist ihrer. Sie gehören einfach zusammen, und gemeinsam haben sie jede
Menge Spaß.
Dieses Buch wird empfohlen von 24 Monaten bis 4 Jahren. Ich habe es meiner Nachbarin zum 4.
Geburtstag geschenkt und es ihr vorgelesen, zugehört haben ihre Schwester 6 Jahre und ihr Bruder
9 Jahre. Alle 3 Kinder haben sich königlich amüsiert. Sie fanden es sehr witzig, auch wenn es
natürlich unrealistisch ist, aber was absolut real ist für die Kinder, sind die Emotionen. Denn
Clifford ist für Emily Elisabeth der bestmögliche Freund. Er ist nicht wie andere Hunde, er ist
einfach viel größer und seine Farbe sticht auch aus der Masse heraus, aber das macht nichts, denn er
ist ihrer und ihr Freund. Manchmal macht er Fehler, manchmal gewinnt er nicht den ersten Preis,
aber er ist immer da, egal ob sie spielen will, oder ein Einbrecher es auf ihr Sparschwein abgesehen
hat. Clifford ist total auffällig und riesig, damit passt er nicht in die Norm, aber auch sein Herz ist
übergroß, da macht es nichts, dass er in keine normale Hundehütte passt. Immerhin ist er so groß,
dass seine kleine Freundin auf ihm reiten kann. Clifford ist nicht wie andere Hunde, denn Clifford
ist Spaß und Gefühl pur. Clifford ist Liebe, für alle kleinen Macken und Fehler, Hauptsache man
hält zusammen.
Die Bilder sind groß und rot und plakativ. Alle Zeichenstriche sind gekonnt gesetzt und drücken
klar und verständlich die Emotionen und die Pointen aus. Die Illustrationen beschränken sich auf
das Wesentliche, ohne zu viele Details, so dass auch schon kleine Kinder alles deutlich klar und
deutlich erkennen. Dabei sehen sie vor allem Spaß und ein Zusammengehörigkeitsgefühl.
Alle drei Kinder hatten so
viel Freude an dem Buch, dass ich es gleich mehrfach vorlesen musste, auch wenn der Große
mitlas. Als ich ging, hat das Geburtstagskind, ihr neues Buch schnell in Sicherheit gebracht, um
sicher zu sein, dass ich es nicht wieder mit nach Hause nehme (sie ist ja meine Bilderbuchtesterin).
Clifford ist nun glücklich in einem neuen Zuhause angekommen.
Das Buch verfügt über starke Papierseiten, aber keine Pappe. 2 jährige verstehen schon die Gefühle
und die dazu gehörigen Bilder, aber sie sollten Bücher gewöhnt sein, damit sie nicht zerrissen
werden.
Meine Buchkinder sind begeistert. Wir bedanken uns ganz herzlich beim Adrian Verlag und
Buchcontact für unser Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 02.02.2020

Gamaches persönlichster Fall

Das verlassene Haus. Der dritte Fall für Gamache
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Im beschaulichen Three Pines in den dichten Wäldern von Québec verfällt das alte Hadley Herrenhaus inzwischen. Um etwas Aufregung in das beschauliche Örtchen zu bekommen, beschließen einige Bewohner aus ...

Im beschaulichen Three Pines in den dichten Wäldern von Québec verfällt das alte Hadley Herrenhaus inzwischen. Um etwas Aufregung in das beschauliche Örtchen zu bekommen, beschließen einige Bewohner aus einer Laune heraus eine Séance durchzuführen. Immerhin gastiert gerade ein bekanntes Medium bei ihnen. Die erste Séance ist ein etwas gruseliger Spaß und ruft nach Wiederholung. Diese soll nun aber der unheimlichen Atmosphäre wegen im Hadley Haus stattfinden. Die Atmosphäre lässt sogleich einige der Gäste zweifeln, ob die Entscheidung so gut war. Das Gemäuer scheint regelrecht eine negative Energie zu verbreiten und so empfindet es keiner als allzu verwunderlich, dass während der Beschwörung eine von ihnen, die schöne Madeleine Favreau, zu Tode. Ob dies nicht doch mehr, als ein Unglücksfall ist, soll auch dieses Mal Chiefinspector Gamache von der Sûreté du Québec untersuchen. Während er in dem malerischen Örtchen in die verwickelten Beziehungsgeflechte blickt, braut sich in seiner Abwesenheit eine zerstörerische Intrige gegen ihn zusammen. Die Anhänger des von ihm vor fünf Jahren inhaftierten damaligen Superintendant Arnaud dürsten nach Rache und wollen ihn stürzen. Dabei schrecken sie vor nichts zurück.
Auch dieser Fall für Gamache dürfte seine Wurzeln in der Vergangenheit des Opfers haben, so wie auch die Intrigen seine Vergangen betreffen. Während der Mord an Madeleine langwieriger ist, weil es kein offensichtliches Motiv gibt und das Opfer scheinbar allseits beliebt, braut sich nicht nur über Three Pines, sondern auch über Gamache ein Unwetter zusammen. Das ist ebenso bedrohlich, wie auch fesselnd.
Natürlich trifft man die liebgewonnen Bekannten aus den vorherigen Fällen wieder und die neuentdeckte Mutterliebe, der oft so zynischen Lyrikerin Ruth Sardo ist sicherlich eines der Highlights in dieser Geschichte. Auch Clara, Peter, Myrna und das Paar vom Bistro sind wieder mit dabei. Immerhin spielt in Oliviers Bistro das gesellschaftliche Leben, wenn das Wetter zu schlecht ist, für einen Schwatz auf dem Dorfanger.
Dieses Mal gibt es sehr viele Beteiligte, wovon die meisten allerdings schon aus den Vorgängerbänden bekannt sind, so dass es enorm hilft, auch für den Spannungsaufbau, die Folgen in der richtigen Reihenfolge zu hören, um bei der Vielzahl von Personen nicht den Überblick zu verlieren. In beiden Handlungssträngen gibt es daher auch eine Vielzahl von Verdächtigen, die die Lösung um so kniffeliger macht. Am Ende lädt Gamache zum Showdown ins verlassene Haus, dessen Gruselatmosphäre den Anwesenden spürbar zusetzt. Das ist vor allem psychisch interessant, da Gamache in aller Ruhe die möglichen Motive aller Anwesenden (das gefühlt halbe Dorf) erklärt und dabei die Klaviatur menschlicher Emotionen und Motive von oben bis unten präsentiert. Doch welches Motiv ist das Ausschlag gebende gewesen, denn nicht jeder, der ein Motiv hat, ist auch der Täter? Myrna hat als anwesende Psychologin mit einem entscheidenden Hinweis gegeben, über maskierte menschliche Abgründe, derer ich mir noch nie so bewusst war. Auch wenn viele der bisher liebgewonnen Dorfbewohner diesmal eine eher untergeordnete Rolle spielen, fand ich diesen Fall psychologisch am spannendsten.
Diese Spannungen werden sehr gut von Hans-Werner Meyer umgesetzt, der als Gamache den fast ewig Gelassenen spielt, bis seine Familie in den Schmutz gezogen wird. Doch auch dann lässt der Schöngeistige sich nicht zu Unbedachtheiten hinreißen. Gamache verwirrt, doch durch die Ruhe, die Hans-Werner Meyer vermittelt, verliert man als Hörer nie die Geduld mit ihm, anders als seine Mitarbeiter, Kollegen und Gegner. Auch diese bekommen natürlich ihre stimmlichen Persönlichkeiten, mal mit frankophonem Akzent, mal ohne, oder auch als raubeiniges Reibeisen, wie im Falle der bärbeißigen Dichterin Ruth Sardo. Man folgt seiner warmen Stimme gerne in die rauen Wälder, trifft dort auf so manch einen Exzentriker. Dabei spricht er stets klar und deutlich und moduliert. Er spielt gekonnt mit seiner Stimme und garantiert so, dass dieses Cosy Crime nie zu gemütlich wird.  Dennoch bringt er eine sowohl kultivierte und doch auch naturverbundene Atmosphäre in den Fall, die ich als angenehmen Kontrapunkt zu den düsteren skandinavischen Krimis empfinde.
Ein spannender 3. Fall, der neugierig auf den kommenden vierten Fall „Lange Schatten“ macht.

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