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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.03.2020

Eine Kinderserie in Buchform mit Wohlfühlatmosphäre

Edda aus dem Moospfad 1
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Bei diesem Buch schwankte meine Einstellung zum Text von Kapitel zu Kapitel. Edda aus dem Moospfad, die im Laufe des Buches vom Kindergartenkind zum Schulkind wird, ist eine sympathische Protagonistin. ...

Bei diesem Buch schwankte meine Einstellung zum Text von Kapitel zu Kapitel. Edda aus dem Moospfad, die im Laufe des Buches vom Kindergartenkind zum Schulkind wird, ist eine sympathische Protagonistin. Sie lebt mit ihren zwei Brüdern und vielen vielen sehr netten Menschen im Moospfad. Und gegenüber ihrem Zuhause gibt es ihr persönliches Amerika, ein verwildertes Grundstück, dass leider so nicht bleibt. Zunächst dachte ich es würde recht komplex werden, da sehr viele Personen zu Beginn eingeführt werden, aber die Befürchtung war unbegründet. Die einzelnen Kapitel könnte man fast losgelöst voneinander lesen, denn der rote Faden ist lose und manches bleibt offen.
Wie eine Episode wo alle miteinander in den Urlaub fahren – kurios an sich, wenn man mit den Nachbarn in den Urlaub fährt – und nach dem Kapitel ohne große Vorkommnisse sind sie alle wieder zurück. Wie eine Folge einer Serie, abgeschlossen, aber auch leicht belanglos. Es sind Alltagsgeschichten, die nett erzählt sind. Kleine feine Wichtigkeiten aus dem Leben einer 6jährigen. Unaufgeregt und daher gut geeignet vor dem Schlafengehen lesbar. Es wird immer alles gut!
Edda hält auch amüsante Stellen bereit, wenn die Jungs und Mädchen sich gegenseitig mit neuen Abzählreimen vergrämen. Den einen und anderen Lacher konnte das Buch meinen Kindern entlocken.
Die Wuppertalerin Jasmin Schaudinn schreibt in einer feinen Syntax ihr Kinderbuchdebüt. Angenehm zum Vorlesen.
Besonders toll haben uns die die Illustrationen von Iris Hardt gefallen! Detailliert und super niedlich.
Vom Oetinger Verlag ist die Altersangabe mit „ab 6 Jahren“ angegeben. Das ist in der Tat sicherlich der richtige Mittelwert. Ich würde es ab 5 Jahren ansetzten, vor allem ist die Zielgruppe wohl eher Vorschulkinder und Kinder die just in die Schule gekommen sind. Für kleinere hat das Buch zu wenig Bebilderung und für Größere ist der Text zu einfach und wenig komplex.

Fazit: Für 5-6jährige Kinder mit einer geringen Aufmerksamkeitsspanne eine geeignete Vorleselektüre am Abend, die nicht aufwühlt und einen Wohlfühlatmosphäre bereit hält.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.09.2019

Triviale Geschichte sprachlich brillant verpackt.

Gespräche mit Freunden
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Eigentlich erzählt dieser Roman sehr triviale Beziehungsgeschichten. Eigentlich. Und dann schaut man genauer hin und bemerkt den feinen Unterschied. Natürlich geht es voranging darum wer mit dem und welcher ...

Eigentlich erzählt dieser Roman sehr triviale Beziehungsgeschichten. Eigentlich. Und dann schaut man genauer hin und bemerkt den feinen Unterschied. Natürlich geht es voranging darum wer mit dem und welcher Zuneigungsgrad aktuell ist. Wenn man dann auch noch in Betracht zieht, dass zwei von 4 Hauptpersonen Collagstudentinnen sind, dann könnte man geneigt sein das Buch nicht mal aufzuschlagen. Aber dann tut man dem Roman unrecht, denn der Unterschied zu anderen Romanen die auf den ersten Blick einen ähnlichen Plot haben, ist enorm. Die Autorin Sally Rooney bringt uns diese Geschichte nicht durch eine klassische narrative Erzählweise näher, nein, sie skizziert ihre Gespräche. Daher ist der Titel auch absolut passend gewählt. Die 4 wichtigsten Personen sind im ständigen Kontakt miteinander und tauschen sich aus. Sally Rooney beschreibt aus der Sicht einer der Collegestudentinnen, Frances, wie gesprochen wird, welche Tonlage angeschlagen wird, welche Körpersprache zum Einsatz kommt. Dann kommt noch hinzu, dass dieser Roman mit den Beziehungen die dort geführt werden, das klassische bekannte Lebensmodell, Mann und Frau in einer Ehe, in Frage stellt. Der Roman eröffnet den Blick auf neue Beziehungsmöglichkeiten und lässt es so normal erscheinen. Für viele ist es so, aber ich glaube für ganz viele leider noch nicht. All das macht den Roman so anders und ein Stück mehr Literatur als nur Schmöker.
Allerdings muss ich auch zugeben, dass meine Erwartung an den Roman immens hoch war, da die britische Presse und Literaturszene diesen Roman in den Himmel gelobt haben. Die Latte lag leider etwas zu hoch durch die vielen überpositiven Stimmen. Wer mit weniger Informationen an den Roman herangeht wird belohnt.
Die Übersetzung ist von der mit sehr geschätzten Zoe Beck hervorragend gelungen.
Fazit: Wann habe ich zum letzten Mal ein Gespräch mit Hingabe mit einer/m Freund/in geführt? Der Roman inspiriert zum näheren und ehrlichen Austausch mit den wirklich wichtigen Menschen im Leben.
Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

Veröffentlicht am 28.03.2019

Leichte unterhalsame Sommerlektüre

Sommer bei Gesomina
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Ein verregneter Sommer, ein 12jähriger der Ferien hat, eine Mutter die anderes zu tun hat und eine weise alte Frau, die Zeit hat in einem unterprivilegierten Stadtteil von Berlin. Und was macht Florian ...

Ein verregneter Sommer, ein 12jähriger der Ferien hat, eine Mutter die anderes zu tun hat und eine weise alte Frau, die Zeit hat in einem unterprivilegierten Stadtteil von Berlin. Und was macht Florian Beckerhoff daraus? Genau, den „Sommer bei Gesomina“. Der Junge Jona, will den Sommer nicht mit seiner Mutter in Hollywood verbringe, weil sie dort sowieso nur arbeiten wird. Deshalb bleibt er bei seiner ehemaligen Babysitterin, Gesomina, die in einer Gegend wohnt, die sich sehr nach Nebenstraßen im nördlichen Berliner Neukölln anhören. Obwohl das Kind aus reichem Hause sehr deplatziert wirkt, fühlt Jona sich sofort wohl und saugt die Andersartigkeit und vor allem die Aufmerksamkeit auf. Dann beginnt Gesomina ihm von ihrer Vergangenheit zu erzählen und das ist im Grunde der Kern des Romans.

Zum Teil ein wenig klischeehaft, aber durchaus realistisch werden alle Charaktere gezeichnet. Natürlich ist die ein und andere kuriose Person dabei, aber das macht solch ein Buch ja auch lesenswert, sonst wäre es sicherlich zu dröge.

Florian Beckerhoff hat einen leichten und wunderbaren Schreibstil, da fliegen die Seiten nur so. Richtig gute Lektüre um sich vom Alltag ein wenig abzulenken.

Fazit: Eine sehr nette Geschichte, die mich zum Schluss zu Tränen gerührt hat ohne kitschig zu werden.

Veröffentlicht am 03.12.2018

Stark vereinfacht aus Sicht sehr tradioneller Annahmen

Lotti und Otto (Band 1)
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Ich habe dieses Bilderbuch mit meinen beiden 5jährigen Zwillingen - ein Mädchen und ein Junge - angeschaut und ich las vor. Klar, ist bei uns das Thema gerade aktuell - Was macht den Unterschied aus? Warum ...

Ich habe dieses Bilderbuch mit meinen beiden 5jährigen Zwillingen - ein Mädchen und ein Junge - angeschaut und ich las vor. Klar, ist bei uns das Thema gerade aktuell - Was macht den Unterschied aus? Warum ist der eine so und der andere einfach anders?
Ich dachte das trennende Element überwiegt, aber ich würde mit diesem Bilderbuch eines Besseren belehrt und war hinter sehr stolz auf meine beiden, denn sie sind gedanklich gendertechnisch weiter als viele viele Erwachsene.
Warum führe ich das so ausführlich aus? Weil es erklärt warum dieses Bilderbuch bei meinen Kindern eher auf Unverständnis stieß und sie sich über die Betreuer in diesem Camp wunderten.
Zum Inhalt, es geht um zwei Otter die zufälligerweise gleich aussehen und sich in einem Sommercamp treffen. Otto hat eher "mädchenhafte" Vorlieben und Hobbies und Lotti hat eher "jungenhafte" Interessen.
Aufgeklärte und nicht traditionell Heranwachsende können, wie ich merkte, mit dieser Differenzierung nichts anfangen. Wie meine Tochter so schön kommentierte: "Jeder kann doch machen was einem Spaß macht!"

Die Zeichnungen sind super niedlich und sehr toll, es macht auf jeden Fall Spaß, dass Buch zu betrachten.

Fazit: Wenn geschlechterspezifische Unterschiede im Verhalten ein Thema sein sollte oder eines daraus gemacht wurde durch Dritte und man aus dem Starren Muster einen Ausweg lotsen möchte, dass man geschlechtsneutraler durchs Leben gehen sollte, dann ist es ein passendes Bilderbuch.
Für aufgeklärte tolerante offene Kinder ist es eher fraglich bzw. stößt auf Unverständnis warum nicht jeder machen kann was er will.

Veröffentlicht am 16.10.2018

Ein ungewöhnlicher Blick auf die 40er Jahre und die damaligen Navy Hafenanlagen in New York!

Manhattan Beach
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Welche Bilder prasseln einem ins Hirn wenn man an die 40er Jahre denkt? Krieg, genau! Und welche Bilder werden bei dem Gedanken an New York freigesetzt? Skyscraper, Times Square, Wall Street, Central Park ...

Welche Bilder prasseln einem ins Hirn wenn man an die 40er Jahre denkt? Krieg, genau! Und welche Bilder werden bei dem Gedanken an New York freigesetzt? Skyscraper, Times Square, Wall Street, Central Park und vieles mehr, richtig.
Was passiert nun, wenn man sich in das New York der 40er Jahre versetzt und dann auch noch die Navy Hafenanlage in den Fokus nimmt? Genau – mind blowing! Jennifer Egan zeigt uns New York aus einem unbekannten Blickwinkel mit ihrem Roman ‚Manhattan Beach‘. Im Grunde auch eher Brooklyn, aber eben auch New York! Dieser Blickwinkel ist so völlig anders ist als was man sonst literarisch über New York in die Hände bekommt.
Manhattan Beach ist witzigerweise ein Abschnitt in Brooklyn auf des weltbekannten Coney Island, man müsste praktisch heutzutage an der Haltestelle Brighton Beach aussteigen und noch weiter den letzten Zipfel zu erkunden.
Der Roman hat also schon mal ein ungewöhnliches Setting. Jetzt nehme man noch eine junge Frau dazu, Anna, die ein sehr offener und feministischer Charakter ist, die damals sicherlich eher als schwierig und aufmüpfig wahrgenommen wurde. Anna, die in dieser Zeit auch noch in den Navy Docs arbeitet und eben mehr will als die Damen um sie herum. Und nun, ein Geheimnis muss es geben, ihr Vater verschwindet spurlos als Anna ein Teenager ist…
Mit hat der Roman gut gefallen, weil er mir das Eintauchen in eine vergangenen Welt ermöglich hat, die ich so bisher nicht wahrgenommen habe. Nur auf Rundfahrten um Manhattan Island wird die Navy Werft erwähnt, aber ich schenkte dem wenig Beachtung. Fatal, wenn man die riesige Anlage von einst mit diesem Roman begreifen lernt.
Was macht den Roman aus? Vor allem der Schreibstill den Jennifer Egan, selbst in der Übersetzung, so überzeugend liefert, macht den Roman großartig. Sie schreibt einerseits melancholisch, aber so gar nicht kitschig, obwohl die Romanfiguren zum Teil harte Schläge ertragen müssen. Auch die Bilder die sie heraufbeschwört sind gut eingeflochten und wirken weder überfrachtend noch deplatziert.
Fazit: Ein schönes Stück Literatur. Lesenswert für jedermann!