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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2020

Für Schleckermäuler

Das kleine Buch: Marmeladen und Gelees von klassisch bis kreativ
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Ich muss gestehen, mein Marmeladekonsum beschränkt sich auf wenige Löffel pro Jahr. Marmelade findet bei mir nur als Unterlage für Schokoglasur (Marille oder Ribisel) oder bei Wildgerichten (Preiselbeer) ...

Ich muss gestehen, mein Marmeladekonsum beschränkt sich auf wenige Löffel pro Jahr. Marmelade findet bei mir nur als Unterlage für Schokoglasur (Marille oder Ribisel) oder bei Wildgerichten (Preiselbeer) Verwendung; Manchmal, wenn ich Trüffel anfertige, dann auch Orangenkonfitüre.

Dennoch habe ich mit Interesse dieses Büchlein aus der Reihe „Das kleine Buch“ des Salzburger Servus-Verlag gelesen. Die Rezepte klingen interessant und einfach zu bewerkstelligen. Da unser Garten kaum Obst zum Einkochen hervorbringt (das wenige Obst wird vorher schon genascht) und der Verbrauch, wie oben schon erwähnt, recht gering ist, verzichte ich auf das Ausprobieren der Ratschläge.

Das Büchlein selbst ist angenehm zu lesen, das Wissen kompakt aufbereitet und erhält 5 Sterne.

Veröffentlicht am 16.03.2020

Statistik einmal anders - humorvoll

Statistisch gesehen
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Klemens Himpele, ein nach Wien eingewanderter Deutscher und Leiter der Wiener Magistratsabteilung Wirtschaft, Arbeit und STatistik, erzählt in diesem Buch, amüsante Geschichten von Deutschen und Österreichern. ...

Klemens Himpele, ein nach Wien eingewanderter Deutscher und Leiter der Wiener Magistratsabteilung Wirtschaft, Arbeit und STatistik, erzählt in diesem Buch, amüsante Geschichten von Deutschen und Österreichern. Worin sich die beiden Länder unterscheiden und was sie trotz der trennenden, weil gemeinsamen Sprache, vereint.

Das Buch beginnt - wie sollte es anders sein - mit einem Vorwort, das ein wenig über Statistik, Zufälle und Zusammenhänge berichtet.

Das Buch selbst ist in drei große Abschnitte und darunter in viele kleine Kapitel geteilt

Teil I - Piefke und Ösis
Teil II - Eine Reise durch Österreich
Teil III - Wien, Wien, nur du allein

Während im ersten Teil u.a. deutsche und österreichische Städte gegenüber gestellt werden, begeben wir uns im zweiten Teil auf eine Reise durch meine schöne Heimat. Ganz entzückend habe ich die Idee gefunden, den Text unserer Bundeshymne als Aufhänger zu nehmen.

Im dritten Teil beschäftigt sich der Autor mit der Bundeshauptstadt Wien und seiner Bevölkerung, die beide als „anders“ beschrieben wird. Nämlich als besonders grantig (= missmutig), nörgelnd und zu weilen als ausländerfeindlich, obwohl ein echter Wiener ja zumindest eine böhmische Großmutter haben muss. Alles nicht war! Es stimmt, dass für uns das Glas eher halb leer als halb voll ist, doch das gilt, wenn man diese Buch hier aufmerksam liest, auch für den Rest von Österreich.
Es stimmt allerdings, dass „der Tod ein Wiener sein muss“, denn nirgends gibt es so eine skurrile Beziehung zum Sterben wie in Wien. Das beginnt schon damit, dass der Wiener Zentralfriedhof neben Hamburg-Ohlsdorf der zweitgrößte Friedhof Europas ist, den Hamburger aber mit mehr als 330.000 Grabstellen übertrifft. Um den Anwohnern im 19. Jahrhundert die lange Reihe von Leichenfuhrwerken zu ersparen, haben der Architekt Josef Hudetz und der Ingenieur Franz von Felbiger eine Rohrpostanlage zum Leichentransport ersonnen. Mit rund 27 km/h sollten die Leichen an ihren letzten Bestimmungsort gebracht werden. Nun, wie viele bahnbrechende Ideen kreativer Köpfe wurde sie nicht verwirklicht. Aber, ein Bestattungsmuseum gibt es, in der „Langen Nacht der Museen“ darf man hier sogar in einem Sarg „Probe liegen“. Und mit „Es lebe der Zentralfriedhof“ hat Austro-Popper Wolfgang Ambros eine Ode an diese Oase der Ruhe geschaffen. Hier sagen sich sprichwörtlich Fuchs und Hase gute Nacht. Seit neuestem gibt es eine Jogging-Route durch den Friedhof, was nicht von jedem goutiert wird. Jener Teil, der Berühmtheiten beherbergt, ist ein Anziehungspunkt sowohl von Einheimischen, Zuagrasten und Touristen.

Im Ranking der „Lebenswertesten Städte der Welt“ hat Wien im nun Melbourne den Rang abgelaufen. Net schlecht! Doch was raunzt (motzt) der Wiener? Man habe ja nur die Manager, die sich nur wenige Tage in Wien aufhalten befragt, die eigentlichen Bewohner aber nicht. Doch Klemens Himpele kann mit Zahlen untermauern, dass der erste Platz für Wien durchaus gerechtfertigt und plausibel ist.
Vor allem beneiden uns Großstädte wie Hamburg oder Berlin um unseren sozialen Wohnbau. Über 220.000 Gemeindewohnungen befinden sich im Eigentum der Stadt und stellen günstigen Wohnraum für die Bevölkerung zur Verfügung. Davon können andere Städte nur träumen! Auch das klaglose Funktionieren der Müllabfuhr, die Versorgung mit bestem Hochquellenwasser oder Fernwärme, Gas und elektrischer Energie ist ein Pluspunkt der knapp an der 2 Millionen Einwohner zählenden Stadt.

Wien war und ist eine Einwanderungsstadt - auch wenn das der eine oder andere Politiker nicht einsehen will. Waren es im 19. Jahrhundert und bis zum Zusammenbruch der Monarchie hauptsächlich Einwanderer aus den Binnenländern, so kommen die heutigen Einwanderer aus der EU. Die zahlenmäßig größte Gruppe der Deutschen lebt übrigens in Tirol. Hier ist das Trennende der gemeinsamen Sprache nicht ganz so ausgeprägt wie in Wien. Denn „Melange“ versteht man schon in St. Pölten (ca. 100 km westlich von Wien) nicht mehr. Dort heißt das köstliche Kaffeegetränk „Verlängerter“ und schmeckt meist auch so.


Fazit:

Wer sagt, dass Statistik trocken und humorlos präsentiert werden muss? Diese Buch beweist, dass auch Zahlen ihren Charme haben. Dafür gebe ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 14.03.2020

Trotz des erschütternden Inhalts eine unbedingte Lesempfehlung

Die verdammte Generation
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Christian Hardinghaus, Historiker, Sachbuch- und Krimiautor, hat mit diesem Buch ein längst fälliges geschrieben, denn der Umgang mit den Männern, die während des Zweiten Weltkrieges in der Wehrmacht gedient ...

Christian Hardinghaus, Historiker, Sachbuch- und Krimiautor, hat mit diesem Buch ein längst fälliges geschrieben, denn der Umgang mit den Männern, die während des Zweiten Weltkrieges in der Wehrmacht gedient haben, lässt in Deutschland und in Österreich sehr zu wünschen übrig.

Schon im Titel lässt sich ahnen, dass es diesen Männern zu keiner Zeit ihres oft langen Lebens leicht gemacht wurde. Sie sind quasi von Beginn an mehrfach verdammt. Verdammt dazu, in eine Zeit hineingeboren zu sein, die das Schlechteste und auch das Beste aus dem Menschen hervorholt, verdammt dazu, einem verbrecherischen Regime zu dienen, das rücksichtslos Millionen von Menschen in den Tod schickt, verdammt dazu zu töten, um selbst zu überleben, verdammt dazu in Kriegsgefangenschaft zu geraten, verdammt dazu zu sein, verletzt an Körper und Seele zurückzukehren und mit niemandem über die Erlebnisse sprechen zu können, weil das Grauen der Shoa alle anderen Leiden verdeckt. Diese Generation wird von ihren Kindern verdammt, weil sie dem Regime zu wenig Widerstand geboten hätten. Mit dem Wissen von heute, den Väter ihre Taten oder Unterlassungen vorzuwerfen, ist verdammt billig.

Christian Hardinghaus hat, stellvertretend für die abertausenden Männer, die er nicht mehr kennenlernen konnte, 13 Soldaten der Wehrmacht interviewt und ihre Geschichte aufgeschrieben. Dabei lässt er persönliche Eindrücke so stehen, wie sie ihm erzählt wurden. Behutsam setzt er die Berichte in den historischen Kontext und lässt für uns Leser die Zeit des Zweiten Weltkrieges auferstehen.

Das sind die 13 Männer, an deren Lebensgeschichten wir teilhaben dürfen:

Otto (1916-2017)
Wigand (1920-2017)
Werner (1920)
Johannes (1921)
Hans-Werner (1922)
Karl-Friedrich (1923) und Josef (1923-2019)
Fritz (1923-2019
Jakob (1924)
Paul (1925)
Rolf (1927)
Ernst (1923-2017)
Wolfgang (1930-2016)

Doch bevor wir uns den Einzelpersonen nähern können, müssen wir uns einigen Lügen, Mythen und Versäumnissen stellen, dieüber die Wehrmacht erzählt werden. So betrachtet Christian Hardinghaus die „Wehrmachtsausstellung“ mit gebotener Distanz. Diese Ausstellung, die zwischen 1995 und 1999 in zahlreichen deutschen und österreichischen Städten gezeigt wurde, räumt mit der „sauberen Wehrmacht“, die an keinen Kriegsverbrechen beteiligt war, auf und schwört dennoch ein falsches Bild der Soldaten herauf. Denn die meisten Soldaten wussten nicht, was in den Vernichtungslagern wie Auschwitz, Bergen-Belsen oder Mauthausen vor sich ging. Die Namen einiger Lager war zwar bekannt, doch hielt man sie für Straflager. Ein kleiner Teil der Wehrmachtsangehörigen war jedoch an Morden an der (jüdischen) Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten direkt oder indirekt beteiligt. Sei, dass sie selbst zum Hinrichtungspeloton gezwungen wurden oder als Logistiker Waffen, Munition oder Nahrungsmittel beschafften.

Wir begleiten also die jungen Männer quer durch Europa, auf die diversen Kriegsschauplätze von der Normandie bis ins tiefste Russland.

Jede Geschichte enthält biografische Daten wie Geburtsdatum, Herkunft und Elternhaus. Vor allem das Elternhaus prägt die jungen Soldaten, sei es, dass sie aus tief religiösen, christlichem oder humanistischen Elternhaus stammen oder, dass ein Vater doch bei der SS war. Anschließend lässt Christian Hardinghaus die betagten Männer erzählen. Die furchtbaren Ereignisse kommen wieder aus dem Inneren hervor und lassen den einen oder anderen in Tränen ausbrechen. Die Erzählungen werden - wie die Leser es vom Historiker Hardinghaus gewöhnt sind - in den historischen Kontext eingebettet, so dass der interessierte Leser auch von kaum bekannten Gefechten und Kriegsverbrechen (wie die „Allerseelenschlacht“ oder den „Bromberger Blutsonntag“ oder die Kriegsgefangenenlager der Alliierten wie die „Rheinwiesenlager“) erfährt.

Anschließend stellt der Autor den ehemaligen Wehrmachtssoldaten jeweils drei Fragen. Eine davon ist jene, ob und was sie von der Shoa gewusst haben. Hier tritt Erstaunliches zu Tage: Die Wehrmacht wurde „künstlich dumm“ gehalten. Die Soldaten haben darüber offiziell nichts erfahren, denn Soldaten durften (erstaunlicherweise) nicht Mitglieder der NSDAP sein. Dass die jüdischen ehemaligen Schulkollegen und Nachbarn verschwunden sind, haben sie eher noch im früheren Zivilleben mitbekommen. Doch, und das ist das Perfide am System und der Propaganda, die hier ganze Arbeit geleistet hat, waren die jungen Männer der Meinung, dass die jüdische Bevölkerung umgesiedelt würde, um die neuen Lebensräume urbar zu machen. Und um näher nachzufragen, hatten sie keine Möglichkeit bzw. mussten sie um ihr eigenes Überleben kämpfen.

Wir Nachgeborenen dürfen uns nicht vom Wissen von heute verleiten lassen, die Angehörigen der Wehrmacht zu verdammen. Die überwiegende Teil wollte kein Soldat sein, kämpften um das eigene Überleben und sind heute durchwegs Pazifisten.

Wie sehr die Kriegstraumata auch den aktuellen Alltag beeinflussen, zeigt ein Detail von Rolfs Geschichte, der bei Regenwetter nie sein Haus verlässt. Er hat als junger Kriegsgefangener in einem der Rheinwiesenlager miterleben müssen, wie die völlig entkräfteten, weil von der US-Armee unversorgt gelassenen Gefangenen, in Matsch und Pfützen ertrunken sind. Obwohl Rolf Jahrzehnte lang als Psychiater auch Patienten mit Kriegstraumata behandelt hat, hat erst das Interview zu diesem Buch und die Bemerkung seiner Enkelin „Deshalb gehst du bei Regenwetter nicht aus dem Haus“ aus dem Verborgenen geholt.

Christian Hardinghaus ist mit diesem Buch ein besonderer Blick auf die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs gelungen. Er rückt einiges zu Recht und gibt den abertausenden Soldaten, die in die Wehrmacht gezwungen wurden, ihre Geschichte zurück. Zahlreiche, zum Teile sehr private Bilder, ergänzen die Berichte.

Ich muss hier (wieder) den deutschen Schauspieler Michael Degen, der als jüdisches U-Boot den Krieg überlebt hat, zitieren. Er sagt „Nicht alle waren Mörder“. Aber jede Armee hat ihr Kriegsverbrechen.

Fazit:

Ein aufwühlendes Buch, dass einen etwas anderen Einblick in die Wehrmacht bietet als die Propagandareden von Goebbels & Co. Das Buch erhält von mir 5 Sterne und die Leser die dringende Empfehlung, es zu lesen und, wenn es noch Verwandte gibt, die diese Gräuel miterlebt haben, einfühlsam zu befragen. Einige warten darauf, sich ihre Last von der Seele reden können.

Veröffentlicht am 12.03.2020

Eine Hommage an einen unbekannten Großvater

„So ich noch lebe …“
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Wolfgang Paterno erzählt in diesem Buch die Geschichte seines Großvaters Hugo, den er niemals kennengelernt hat, weil er 1944 wegen Wehrkraftzersetzung hingerichtet worden ist.

Huog Paterno ist der Sohn ...

Wolfgang Paterno erzählt in diesem Buch die Geschichte seines Großvaters Hugo, den er niemals kennengelernt hat, weil er 1944 wegen Wehrkraftzersetzung hingerichtet worden ist.

Huog Paterno ist der Sohn einer italienischen Gastarbeiterfamilie, die in Vorarlberg heimisch geworden ist. Er kämpft im Ersten Weltkrieg auf Seiten Österreich-Ungarns. Später wird er Zollwachebeamter. Seine Frau und er haben vier Kinder, er wird von seinen Vorgesetzten als gewissenhaft und als Beamter beschrieben, dem man auch Führungsaufgaben übertragen. Man weiß, dass er tief gäubig ist und macht sich manchmal darüber lustig, dass er auf Dienstfahrten die eine oder andere Kirche oder Kapelle besucht. Es scheint, als ob die Familie den Aufschwung, den Österreich durch den Anschluss an Hitler-Deutschland erlebt, nützen und genießen kann. Paterno erhält eine gute Stelle im Zollwesen.

Doch langsam schleicht sich Misstrauen ein, man sieht den gläubigen Katholiken scheel an und dann bricht die Katastrophe über die Familie herein: Eine unbedachte Äußerung an falscher Stelle und Hugo Paterno wird denunziert. Die Dienstbeschreibungen werden rapide schlechter. Es gibt ein Disziplinarverfahren auf Grund dessen er von Lustenau nach Innsbruck strafversetzt wird. Wenig später wird er inhaftiert. Der Prozess ist natürlich eine Farce, Entlastungszeugen nicht zugelassen. Alle Versuche eine Exekution zu verhindern, schlagen fehl. Hugo Paterno wird in München-Stadelheim von Staats wegen ermordet. Dass er nicht der einzige ist, ist für die Familie kein Trost. Sie müssen die scheelen Blicke und Anfeindungen der Bewohner Lustenaus ertragen. Nicht einmal das einfache Holzkreuz auf dem leeren Grab (die kopflose Leiche wird der Anatomie zur Verfügung gestellt), gönnt man der Witwe.

Meine Meinung:

Wolfgang Paterno hat sich akribisch auf Spurensuche nach seinem Großvater begeben. Er hat jahrelang Archive durchforstet, Briefe und Akten zusammengetragen und versucht mit den Nachfahren der Denunzianten Kontakt aufzunehmen. Die haben natürlich die sprichwörtliche Türe vor der Nase zugeschlagen. Warum? Weil sie sich genieren?
Die Frage des „WARUM?“ hat mich durch das ganze Buch begleitet. Warum denunziert man Mitmenschen? Einfach so? Aus Jux und Tollerei? Weil man sich eine Vergünstigung erhofft oder einfach weil man es kann? Zuerst habe ich gedacht, der Untergebene, war auf Hugo Paternos Position als Zollamtsleiter scharf. Doch das scheint nicht die Motivation gewesen zu sein. Ich vermute, dass das Motiv reine Bosheit war, denn persönliche Vorteile hatte, soweit ich das überblicken kann, niemand von den Denunzianten.

Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Es ist unheimlich wichtig, dass solche Bücher geschrieben und vor allem gelesen werden.

Der Autor hat einen angenehmen Schreibstil. Die Leser merken, wie viel Herzblut er in diese Spurensuche gesteckt hat. Zahlreiche private Fotos, Auszüge aus Briefen und Gerichtsakten machen diese Biografie zu etwas Besonderem. Nicht, dass das jemand selbst erleben will. Die Lebensgeschichte des Hugo Paterno nimmt einen mit.

Die Frage, ob so etwas wieder passieren kann, muss eindeutig mit JA beantwortet werden. Zwar wird man heutzutage nicht mehr enthauptet, aber Denunziation und Rufmord sind ein beliebtes Mittel jener, die durch eigene Leistung nicht so recht weiterkommen und anderen ihr Leben neiden.

Fazit:

Ein Buch, das berührt und zum Nachdenken anregt. gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 11.03.2020

Fesselnde Reise in eine unbekannte Welt

Die Bücherschmuggler von Timbuktu
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Dieses Sachbuch liest sich wie ein Roman. In zwei Handlungssträngen erzählt der Journalist Charlie English die Geschichte von der Entdeckung der sagenumwobenen Stadt Timbuktu in Westafrika (im heutige ...

Dieses Sachbuch liest sich wie ein Roman. In zwei Handlungssträngen erzählt der Journalist Charlie English die Geschichte von der Entdeckung der sagenumwobenen Stadt Timbuktu in Westafrika (im heutige Mali) bis hin zur Rettung von unschätzbarem Kulturgut vor dem zerstörerischen Furor des Islamischen Staates im Jahr 2012.

Man schreibt das Jahr 1826 und der Schotte Alexander Gordon Lainig erreicht als erster Europäer nachweislich Timbuktu. Da er wenig später ermordet wird, sind seine Aufzeichnungen verschollen. Der nächste Forscher hat ein wenig mehr Glück, allerdings scheinen seine Berichte nicht dem erhofften „El Dorado“ zu entsprechen, denn der Reichtum der Stadt besteht vor allem aus Schriftrollen und Pergamenten. Kurze Zeit später wird Timbuktu und das Land ringsherum zum Spielball der Kolonialmächte England und Frankreich.

Im Jahr 2012 erfährt Charlie English, Redakteur der britischen Zeitung „Guardian“, dass Timbuktu von den Horden des Islamischen Staates eingenommen worden ist, und der Bestand der wertvollen Bibliotheken ist in akuter Gefahr vernichtet zu werden. Beinahe gleichzeitig hört er, dass beherzte Bibliothekare Teile der einzigartigen Sammlungen und wertvollen Manuskripte mit List und unter Todesgefahr gerettet haben.

Meine Meinung:

Das Buch liest sich spannender als so mancher Krimi. Dennoch ist eine gewisse Aufmerksamkeit erforderlich. Die vielen arabisch-afrikanischen Namen bedürfen eines genauen Lesens. In drei Teilen, die in mehrere Kapitel unterteilt sind, erzählt der Autor von den Anfängen der Afrikaforscher bis hin zur Mythenbildung im Jahre 2015.

Der Schreibstil ist zwar sachlich, anschaulich und dennoch mitreißend. Man kann förmlich den Saharasand unter den Füßen knirschen spüren und das Geschrei der Angreifer hören.

Schon der Titel und das Cover machen neugierig. Die Fotos, Skizzen und Landkarten des antiken bzw. neuzeitlichen Timbuktu bereichern das Buch ungemein. Ich habe zwar nur die eBook-Version gelesen. Doch auch hier sind die Kostbarkeiten, die Manuskripte sichtbar.

In Anhang gibt es ausführliche Anmerkungen und zahlreiche Quellenangaben, die interessierte Leser tiefer in die geheimnisvolle Stadt eintauchen lassen.

Fazit:

Ein penibel recherchierte Geschichte, die bestens informiert und fesselnd geschrieben ist. Gerne gebe ich hierfür 5 Sterne und eine Leseempfehlung.