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Veröffentlicht am 04.04.2020

Nette Unterhaltung für zwischendurch

Ein Sommer im Alten Land
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Alix ist Parfümeurin, doch durch den Verlust ihres Geruchsinns kann sie ihren Beruf nicht mehr ausüben. Als wären das nicht schon genug schlechte Nachrichten, muss sie sich auch noch mit einer handfesten ...

Alix ist Parfümeurin, doch durch den Verlust ihres Geruchsinns kann sie ihren Beruf nicht mehr ausüben. Als wären das nicht schon genug schlechte Nachrichten, muss sie sich auch noch mit einer handfesten Beziehungskrise herumplagen. Kurzerhand flüchtet sie in die Provence, um alles zu überdenken. Doch hier holt sie die Vergangenheit ein. Das Angebot ihrer Tante, zu ihr auf den Apfelhof im Alten Land zu reisen, kommt ihr gerade Recht. Und schon sprudeln die Ideen. Eine Seifenmanufaktur, wie man sie in der Provence finden kann, wäre doch genau das Richtige, um noch einmal neu durchzustarten. Aber Alix Idee stößt zunächst auf taube Ohren...

Wenn man das Buch in den Händen hält, fängt man aufgrund des wunderschön gestalteten Covers sofort an zu träumen. Man spürt die Sommersonne auf der Haut und in der Luft liegt leichter Apfelduft. Doch von diesem Wohlgefühl zu Beginn bleibt leider im Verlauf des Buches nicht allzu viel übrig, denn die Schlüsselfigur Alix ist einfach zu wankelmütig, nervtötend und nachlässig.
Anstatt die Ärmel hochzukrempeln und mit Elan und Arbeitseifer durchzustarten, lässt sie sich die Seifenrezepte von Agnes aushändigen und setzt fort, was diese begonnen hat. Hier wäre so viel Raum für eigene Ideen, für ein tolles Geschäftsmodell und für innovative Neuerungen, aber Alix ergreift einfach nicht diese Chance, sondern lässt sich im Strom treiben. Wie sie mit dieser fehlenden Dynamik ein Geschäft erfolgreich führen will, ist mir schleierhaft.
Alix hätte hier die Möglichkeit, Frische und Pep auf den alten Hof zu bringen, doch bleibt diese Chance in meinen Augen ungenutzt. Sie macht ihn nicht zu ihrem Refugium, sondern richtet sich bequem in einer Nische ein und scheint froh zu sein, wenn sie nicht allzu viel zum Gelingen beitragen muss.
Die Liebesgeschichte fügt sich dann auch recht problemlos in das bestehende Grundgerüst ein, bleibt aber auch recht oberflächlich gehalten - wie eigentlich das ganze Buch.
Die Figuren hätten dem Roman ihren eigenen Stempel aufdrücken können, aber so hinterlassen sie nicht einmal Spuren im Herzen des Lesers. Das Buch liest sich schnell weg, ist für die nette Unterhaltung zwischendurch gut geeignet, bleibt aber ohne Mehrwert.

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Rasante Verbrecherjagd mit Schwächen

Wenn die Alpen Trauer tragen
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Mitzi kann es einfach nicht sein lassen – sie ermittelt mal wieder auf eigene Faust in einem Fall, bei dem eine alte Dame bei einem Brand ums Leben gekommen ist. Inspektorin Agnes Kirschnagel muss Mitzi ...

Mitzi kann es einfach nicht sein lassen – sie ermittelt mal wieder auf eigene Faust in einem Fall, bei dem eine alte Dame bei einem Brand ums Leben gekommen ist. Inspektorin Agnes Kirschnagel muss Mitzi wieder hilfreich unter die Arme greifen und stößt tatsächlich auf ein Verbrechen. Der Tatverdächtige ist schnell gefunden und verhaftet. Es ist ein Fall von Erbschleicherei. Aber so schnell scheint der Fall dann doch nicht gelöst, denn Mitzi wird von einer Weißen Frau kontaktiert die ihr Botschaften aus dem Jenseits schickt…

„Wenn die Alpen Trauer tragen“ ist ein schräger Regio-Krimi mit ganz viel Lokalkolorit und einer extrem unkonventionellen Ermittlerin. Mitzi ist nicht auf den Mund gefallen, macht sich ihre eigenen Gedanken und reimt sich so Tathergänge und Verdächtige zusammen. Dass sie dabei ein wenig übergriffig wirkt und aneckt, nimmt sie in Kauf, denn sie lässt sich nicht verbiegen.
Die schöne Landschaft der Wachau, dem Tal zwischen Melk und Krems, dient hier als Schauplatz für einen Täter, der skrupellos und niederträchtig vorgeht. Leider ist nach gut einem Drittel schon für den aufmerksamen Leser erkennbar, wer hier den Opfern das Licht auspustet, die Hintergründe werden aber erst zum Schluss näher beleuchtet.
So ist schon recht früh die Spannung raus, aber die Recherche von Mitzi bleibt trotzdem unterhaltsam. Ihre Alleingänge haben es in sich, sie sorgt für Aufregung und Abwechslung in der Geschichte. Es gibt unterschiedliche Figurentypen, die auf der Bildfläche erscheinen und ihre Auftritte haben. Sie reichen vom etwas unterbelichteten Enkeltrickbetrüger über den spielsüchtigen Verwandten bis hin zu mysteriösen Wesen als Medium. Jede einzelne darf ihre charakteristischen Eigenarten ausleben und sorgt somit für ordentlich Bewegung und variationsreiches Spiel im Buch.
Es gibt einige Szenen, die brüllend komisch sind (Agnes‘ Suche nach Hamster Jo in der Küche ist mein ganz persönliches Highlight) und so für ordentliche Lacher sorgen.
Die rasante Verbrecherjagd quer durch Österreich, die mit einem kurzen Ausflug nach Köln bereichert wird, ist trotz der frühen Kenntnis des Täters noch kurzweilig, mit interessanten Ideen und schwarzem Humor gespickt und somit für den kleinen Krimihunger zwischendurch prima geeignet. Damit das Kulinarische nicht zu kurz kommt, hat Isabelle Archan noch das Rezept für Wachauer Marillenknödel zum Nachkochen beigefügt.

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Veröffentlicht am 15.03.2020

Der Krimi im Krimi war nur mäßig spannend

Der Franken-Bulle
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Stell dir vor, du drehst einen Krimi und dann zückst du deine Waffe, schießt...und es gibt tatsächlich eine Tote. Beim Dreh der neuen Folge zum "Franken-Bulle" wird ausgerechnet die Krimiautorin Barbara ...

Stell dir vor, du drehst einen Krimi und dann zückst du deine Waffe, schießt...und es gibt tatsächlich eine Tote. Beim Dreh der neuen Folge zum "Franken-Bulle" wird ausgerechnet die Krimiautorin Barbara Schauer Opfer ihrer eigenen Idee, denn die Filmwaffe ist keine Attrappe, sondern echt. Kommissar Müller und seine Kollegin müssen an und um das Filmset ermitteln und stellen fest, das nicht alles Gold ist beim Film, was glänzt....

Licht aus, Spot an...so oder ähnlich habe ich mir das gedacht, denn ein Krimi im Krimi klingt verlockend, spannend und macht Lust auf ganz viele Ermittlungen auf eigene Faust. Doch der Funke springt nicht wirklich über, die Idee zündet nicht richtig Zwar blitzt der fränkische Einschlag ab und an durch, aber mir fehlt hier die Authentizität, um mich gänzlich in diesen Regio-Krimi zu verlieben.
Die Geschichte lebt von Augenzwinkerei, die ich in Maßen gut und belebend finde, aber hier ist es mir eindeutig zu viel. Der Autor hat zwar durchaus die Gabe, seinen beiden Ermittlern eine ordentlich Portion Selbstironie und Szenekomik auf den Leib zu schneidern, aber hier wirkt es in meinen Augen ein wenig deplatziert. Das geht zu Lasten der Dramatik und des Nervenkitzels und so wird aus der Mordsgeschichte eher ein Einblick in die glitzernde Welt des Fernsehens, in der es mehr um Schein als um Sein geht. Der eigentliche Kriminalfall geht in dieser Scheinwelt leider unter.
Die Figuren des Ermittlerduos sind leider auch nicht ganz mein Fall, aber sie haben schon einiges auf dem Kasten, damit sie ihre Spürnasen in den richtigen Wind halten. Ein wenig mehr Zurückhaltung, dafür etwas mehr an Empathie und Glaubwürdigkeit, schon wäre dieses Buch für mich perfekt gewesen.
So ist es ein netter Zeitvertreib, der nur mäßig spannend ist, aber an Skurrilität einiges zu bieten hat. Dieser Krimi wird mit Sicherheit seine Liebhaber finden, aber wir beide werden keine Freunde.

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Veröffentlicht am 13.03.2020

Solider Roman über Ehrlichkeit, Freundschaft und Liebe

Unverblümt im Sommerwind
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Es ist schon wieder passiert – Judith steht vor dem Aus. Kein Job, kein Geld, keine Wohnung. Und warum – weil sie einfach nicht lügen kann. Judith beschließt, dass es an der Zeit ist, endlich neu anzufangen ...

Es ist schon wieder passiert – Judith steht vor dem Aus. Kein Job, kein Geld, keine Wohnung. Und warum – weil sie einfach nicht lügen kann. Judith beschließt, dass es an der Zeit ist, endlich neu anzufangen und das Lügen zu lernen. Und wo könnte sie besser den Neustart wagen, als auf Amrum bei ihrem Onkel Olaf. Auf der Insel angekommen, läuft ihr ein Hund namens Hund über den Weg und Menschen, die irgendwie genauso viele Eigenarten haben wie sie selbst. Beim Stöbern in der Villa Pippilotta entdeckt Judith ein Tagebuch, das auf die Familiengeschichte der Inhaberin hinweist. Mit jeder Seite, die Judith liest, taucht sie ein in eine Vergangenheit, die in der Gegenwart Judiths Leben auf den Kopf stellt….

„Unverblümt im Sommerwind“ entführt den Leser mit ganz viel Nordseeflair und Inselcharme nach Amrum und lädt ihn ein, mit der bunt zusammengewürfelten Truppe auf Entdeckungsreise zu gehen. Für viele ist die Villa Pippilotta nämlich der Punkt im Leben, wo es einiges zu überdenken und neu aufzustellen gilt.
Simone Veenstra hat hier ganz vielen liebenswerten Charakteren Leben eingehaucht und lässt so deren Tagesablauf und die Lebensgeschichte lebendig werden. Doch die Episoden verlaufen sich irgendwie im Sand, denn die Schreibende verliert sich in vielen Nebensächlichkeiten und ausufernden Details, die nicht wirklich zum Fortbestand des Romanes beitragen und so zieht sie einiges künstlich in die Länge, was kurz und knapp hätte berichtet werden können.
Der Erzählstrang aus der Vergangenheit ist da um ein Vielfaches interessanter, aufregender und spannender gestaltet, denn man blickt hinter die Kulissen und erlebt die Welt im Wandel der Zeit. Die Zeitspanne von Tedas Geburt 1900 bis Mitte des Zweiten Weltkrieges ist sehr anschaulich und bildhaft erzählt. Die Figuren sind mir näher, als es die Personen aus dem Erzählstrang der Gegenwart je sein könnten.
Neugierig lese ich, was sich damals alles zugetragen hat und blättere aufgeregt die Seiten um. Die Zusammenhänge zur Villa Pippilotta werden nach und nach freigelegt, auch wenn es manchmal große Zeitsprünge zu bewältigen gibt, die es erschweren, dem Kontext zu folgen.
Leider bleibt das Geheimnis um Stine bis zum Schluss ungelöst, dabei hätte mich deren Schicksal brennend interessiert.
Der Schreibstil ist zwar flüssig, dennoch gibt es ab und an ein paar Ungereimtheiten und durch das künstliche Aufbauschen einzelner Abschnitte neigt man manchmal dazu, Szenen einfach quer zu lesen.
Alles in allem ein solider Roman über Ehrlichkeit, Freundschaft und Liebe, von dem ich mir aber wesentlich mehr versprochen habe.

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Veröffentlicht am 08.03.2020

Erfüllt leider nicht meine Erwartungen

Das Glück wartet am Wegesrand
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Diana hat es geahnt, aber jetzt, wo es wirklich passiert ist, sieht die Welt gleich ein wenig düsterer aus. Marc hat sie abserviert und ihre Beziehung beendet. Doch wie beginnt man den neuen Lebensabschnitt, ...

Diana hat es geahnt, aber jetzt, wo es wirklich passiert ist, sieht die Welt gleich ein wenig düsterer aus. Marc hat sie abserviert und ihre Beziehung beendet. Doch wie beginnt man den neuen Lebensabschnitt, wenn man nicht weiß, was man eigentlich vom Leben erwartet ? Diana beschließt den Sinn des Lebens auf dem Jakobsweg zu suchen und schnürt die Wanderstiefel. Und es ist tatsächlich so, jeder Schritt weg vom alten leben tut weh, aber er öffnet nicht nur den Geist, sondern auch das Herz und macht Platz für etwa Neues...

"Das Glück wartet am Wegesrand" ist einer von vielen Jakobsweg-Romanen, die ich gelesen habe und ich muss sagen, dass er meine Erwartungen leider nicht erfüllt hat. Diana wirkt in vielen Dingen fremdgesteuert, aufgezogen wie ein Uhrwerk und wenig sensibel. Das ändert sich nur wenig im Verlauf des Buches und ich finde nicht wirklich Zugang zu ihr. Ich kann nicht mir ihr den Weg des Loslassens gehen und somit bleibe ich als Leser ziemlich außen vor.
Zwar gibt es einige schönen Szenen (ausgelassenes Toben im Bachbett mit Raphael, das Abendessen auf der versteckten Terrasse), aber im Großen und Ganzen gleicht die Erzählung den anderen Büchern von Hape Kerkeling und Graeme Simsion. Gerade zu Simsions Buch "Zum Glück gibt es Umwege" gibt es viele identische Handlungen (Krebspatient, selbstgebastelter Rollstuhl, verknackster Knöchel) und diese Parallelen stören mich doch sehr. Es mag sein, dass der Pilger auf seinem Weg gleichartige Szenen erlebt, aber man kann sie doch abwechslungsreicher für den Leser gestalten, sodass die Gleichheit nicht so offensichtlich wird.
Der Weg des Loslassen und des Neubeginns ist für Diana und ihre Pilgerfreunde steinig, zeigt aber auf, dass man erst mit allem Alten abschließen muss, bevor man etwas Neues beginnen kann.

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