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Veröffentlicht am 04.04.2020

Diesmal ein Band, der mich überzeugt!

Tiefschwarze Melodie
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Bastian Mühlenberg rekrutiert im Jahre 1497 neue Anwärter für die Stadtwache in Zons. Das Auswahlverfahren ist vorgeschrieben, die Prüfungen laufen. Seine Auswahl ist jedoch nicht allen genehm. Doch Bastian ...

Bastian Mühlenberg rekrutiert im Jahre 1497 neue Anwärter für die Stadtwache in Zons. Das Auswahlverfahren ist vorgeschrieben, die Prüfungen laufen. Seine Auswahl ist jedoch nicht allen genehm. Doch Bastian weiß genau, was er macht. Dann wird eine Leiche gefunden – eine junge Novizin, gekreuzigt in der Kirche, eine Rose ohne Blütenblätter liegt bei ihr. Neben der Ausbildung der neuen Soldaten, muss Bastian auch den Mörder finden – doch zuvor taucht eine weitere Frauenleiche auf, die ebenfalls mit einem Blumensymbol geschmückt ist.

In unserer Gegenwart muss Oliver Bergmann den Mörder einer Frau finden, der ein Stück einer mittelalterlichen Komposition in die Hand gelegt worden war. Als er herausfindet, dass dies eindeutig exakt ein Zehntel der gesamten Melodie ist, ahnt er, dass er es mit einem Serienmörder zu tun hat, der einen Plan verfolgt …

Wie ich schon öfter bemerkt habe, finde ich es erstaunlich, dass manche Bücher der Autorin – auch innerhalb der Zons-Reihe – total stark, andere absolut schwach sind. Ich freue mich sehr, dass dieser Band zu den Starken gehört! Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, in den beiden Zeiten den Ermittlungen zu folgen! So sollte es eigentlich immer sein, nicht so schwankend, wie ich das bisher erlebt habe.

Vielleicht sind andere da fitter, aber ich habe erst sehr spät geahnt, wer der Täter ist – in beiden Zeiten. Doch selbst, wenn ich es schon ganz früh geahnt hätte, hätte mir die Ermittlungsarbeit von Bastian Mühlenberg im Zons von 1497 und Oliver Bergmann im Zons der Gegenwart sehr gefallen. Beide Stränge sind logisch aufgebaut und es wird nichts aus der lauen Luft gegriffen. Die Wendungen sind gut konstruiert und stimmig. Beide „Ermittler“ haben Herz und Verstand, gehen nicht immer den direkten Weg und respektieren ihre Mitmenschen – wenn diese sich entsprechend verhalten oder wenigstens bemühen.

Auch kommt die Autorin in diesem Band mit sehr viel weniger Brutalität aus und überlässt dem Leser beziehungsweise dessen Phantasie die Details. Spannung kommt dennoch – oder auch gerade deshalb – genug auf. Ohne Ekel macht das einfach mehr Spaß! Es fließt Blut, es geschehen schlimme Dinge, aber Frau Shepherd breitet hier nicht jede Kleinigkeit überdeutlich aus. So muss das sein!

Nach und nach wächst mir das Team um Oliver Bergmann immer mehr ans Herz. Die Autorin lässt den Leser an seinem Privatleben und dem der Kollegen gerade genug teilhaben, dass die Geschichte nicht zu sehr ausufert, man aber eine Beziehung zu den Figuren aufbauen kann.

Wolfgang Berger liest das Buch wieder sehr eindringlich ein und schafft es, die Dramatik mit seiner Sprachmelodie perfekt anzuheizen. Es schwingt auch immer ein Hauch Melancholie bei ihm mit. Das passt besonders gut zum mittelalterlichen Teil der Story.

Ich habe den Fall – oder besser: die Fälle – sehr gespannt verfolgt und wurde bis zum Ende gut unterhalten, nicht enttäuscht. Die geniale Idee der Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart am Ende des Buches veranlasst mich, diesmal die vollen fünf Sterne zu geben. Ein kleines Detail mit riesiger Wirkung, das so für sich stehen kann, aber auch eine Art Cliffhanger sein kann – je nach dem, was der Autorin noch so einfällt! Ich bin gespannt, wie ich den nächsten Teil finden werde.

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Veröffentlicht am 01.04.2020

Dreimal Cosy Crime vom Feinsten!

Drei Fälle für Adam Dalgliesh
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Diese Box beinhaltet drei Titel – insgesamt ergibt da satte 26 Stunden Hörgenuss! Wie immer liest Frank Stieren wunderbar und löst unweigerlich Bilder im Kopf des Hörers aus. Text und Sprecher bilden eine ...

Diese Box beinhaltet drei Titel – insgesamt ergibt da satte 26 Stunden Hörgenuss! Wie immer liest Frank Stieren wunderbar und löst unweigerlich Bilder im Kopf des Hörers aus. Text und Sprecher bilden eine geniale Einheit.

Jeder der drei Fälle – es sind die ersten drei aus der Feder von P.D. James - ist auf seine Weise unterhaltsam und spannend. Allen dreien ist gemeinsam, dass sowohl eine Prise Humor, als auch eine Spur Bissigkeit darin eingewoben wurden. Typisch P.D. James, total britisch, wunderbar zu hören. Die einzelnen Figuren sind so urig und speziell, dass man nur so staunt. Trotz allem wirken die Figuren nicht albern oder total künstlich – im Gegenteil! Man kann sie sich so gut vorstellen, dass es fast unmöglich scheint, dass es sie nicht tatsächlich gibt.

Adam Dalgliesh ist ein völlig anderer Detective Chief Inspektor, als man die so kennt. Er schreibt selbst Bücher, lässt sich über andere Autoren und Bücher aus, ist ständig auf einer Spur, aber auch oft auf einer falschen. Er ist einfach nicht perfekt und bleibt sich dabei selbst treu. Das gefällt!

Böse ausgedrückt zieht sich jeder Fall. Doch mir gefällt der Stil sehr gut. Dalgliesh sammelt Fakten, stellt Theorien auf, es ergeben sich neue Zusammenhänge, weitere Indizien und Beweise tauchen auf, alles wunderbar gemütlich und gemächlich. Er lässt sich Zeit. Und das wird im Stil eben sehr deutlich. Dalglieshs Gedankengänge werden in Gesprächen mit anderen dem Leser offenbart. Nichts wird einfach so aus der Luft gegriffen. Der Hörer kombiniert automatisch mit – und wird jedes Mal aufs Glatteis geführt, denn die Pointe und die Auflösung der Fälle ist jedes Mal wieder eine Überraschung.

Man muss ein bisschen aufpassen, denn es gibt ordentlich viele Figuren und man verpasst schnell den Anschluss, wenn man sich nicht voll auf das Hörbuch einlässt. Ganz im Stile von Agatha Christie fällt auch P.D. James immer wieder ein neuer „Streich“ ein, wie der Hörer überrascht werden kann.

Fazit: Ganz im alten englischen Stil bekommt man hier drei Cosy-Crime-Storys, die alles, aber nicht gewöhnlich sind. Herrlich! Dafür gibt es von mir fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 01.04.2020

Für echte Kerle, aber nicht nur für die!

Winter BBQ
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Ja, wir grillen das ganze Jahr und bei jedem Wetter. Und nein, dieses Buch geht nicht darum, auch bei Schnee ein schnödes Würstl auf den Grill zu werfen. Hier geht es um richtig tolle Speisen, die man ...

Ja, wir grillen das ganze Jahr und bei jedem Wetter. Und nein, dieses Buch geht nicht darum, auch bei Schnee ein schnödes Würstl auf den Grill zu werfen. Hier geht es um richtig tolle Speisen, die man auf dem Grill zaubern kann – von einfach nur lecker über sehr speziell bis absolut erstaunlich!

Ganz klar, nicht jeder kann und will Rentier oder Braunbär (ja, richtig gelesen!) grillen und schon gar nicht essen. Aber in Finnisch-Lappland ist das gar nicht so ausgefallen und schockierend. Und da dort der Winter noch ein richtiger Winter ist, stellt Jord Althuizen in diesem Buch eben Grill-Spezialitäten aus dem Norden vor. Er führt aber auch zusätzlich Rezepte auf, die uns mehr entsprechen und schlägt immer auch Alternativen vor.

Natürlich wird zunächst auf die Basics eingegangen, die für das Winter BBQ hilfreich sind. Da für den Winter Wild typisch ist, gibt es auch dazu spezielle Infos. Passende Getränke, von Wein über Bier bis „Winterwärmer“ werden ebenfalls aufgeführt. Bevor es richtig losgeht, bekommt man Rezepte für BBQ-Saucen, Gemüse, Chutneys und Kompotte. Sehr gelungen finde ich die „Aufwärmer“. Allerdings sind diese Snacks so lecker und auch nicht gerade klein, dass ich danach nicht unbedingt noch weiteressen kann! Weitere Kapitel sind Kuusamo-Küche, Kochen mit Gusseisen, Go Wild, Das ultimative Festmahl, Feurige Winter-Veggies, Big Winter BBQ und natürlich BBQ-Desserts.

Man glaubt es kaum, aber hier finden sich Ideen, die dermaßen ansprechend sind, dass man das nächste Weihnachtsfest im Tiefschnee und am Grill verbringen möchte! Jedes einzelne Rezept lässt staunen und man möchte ALLES sofort nachgrillen. Gut, gern tausche ich den Braunbären gegen ein heimisches Stück Fleisch aus, dennoch – alles sieht so entsetzlich lecker aus! Die Rezepte sind übersichtlich gestaltet und gut erklärt. Es wird kaum verwundern, dass die Zutaten zum Teil nicht ganz so leicht aufzutreiben sind. Da man ein solches Event – denn das ist es definitiv – aber im Voraus und sehr gut plant, ist das kein Drama. Die Erklärungen sind gut verständlich. Dass die meisten Gerichte recht arbeitsintensiv sind, darf auch nicht wirklich schocken. Sie sind es wert!

Immer sind die Rezepte mit tollen Fotos versehen, was ich sehr begrüße. Doch auch massig Fotos der finnischen Landschaft, vom Spaß des Teams und dem Abenteuer Winter BBQ finden sich. Da kann man sich verlieren! Die Texte zu diversen Themen, wie z.B. „Furchtlose Finnen“ lesen sich amüsant, aber auch sehr informativ. Dieses Buch ist eindeutig so viel mehr, als ein schnödes Grill-Buch!

Hier kommt automatisch Feierstimmung auf. Kein Buch für „jedes Wochenende“, aber eins für die ganz besondere Festlichkeit. Toll gemacht und mitreißend geschrieben – da kann man ruhigen Gewissens die vollen fünf Sterne geben!

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Veröffentlicht am 01.04.2020

Ein Buch für die Seele!

Kirschkuchen am Meer
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Marie ist mit ihrem Leben an sich ganz zufrieden, wenn auch nicht alles wie im Märchen verläuft. Aber sie liebt ihre Großmutter, ihre Mutter und ihre Schwester und zusammen haben sie noch jede Krise überwunden. ...

Marie ist mit ihrem Leben an sich ganz zufrieden, wenn auch nicht alles wie im Märchen verläuft. Aber sie liebt ihre Großmutter, ihre Mutter und ihre Schwester und zusammen haben sie noch jede Krise überwunden. Da ist es nicht so schlimm, dass sie nicht mehr weiß, ob sie Marc noch immer heiraten will, ja sogar, ob sie ihn noch liebt, und wie es beruflich weitergehen soll. Sie kompensiert alle Probleme beim Backen, ihrer großen Leidenschaft.

Die Nachricht vom Tod des Vaters wirft sie dennoch aus der Bahn. Seit der Scheidung der Eltern war die Beziehung zu ihm nicht die beste, schon gar nicht, als er in Ilonka die neue Frau an seiner Seite fand. Die mochte Marie und ihre Schwester Lena noch nie und ließ sie das auch spüren. Ihr Vater schritt nie ein – das kann Marie ihm nicht verzeihen. Dennoch will sie zur Seebestattung kommen.

Marie mag man sofort. Besonders aber ihre Oma ist mir gleich ans Herz gewachsen. Lena, ihre Schwester, ist eine entzückende Schwangere und war immer schon mütterlich. Immerhin musste die Mutter ja arbeiten gehen, um für die Mädchen und sich zu sorgen. So wirkt sie weniger mütterlich, aber dafür wie eine Freundin und das kommt sehr schön und auch gar nicht vorwurfsvoll rüber. Die Beziehung der „Powerfrauen“ ist wunderschön und zeigt dem Leser, wie wichtig Familie und Zusammenhalt ist und dass Gleichberechtigung, nicht Hierarchie, stark macht.

Die Beschreibungen der Umgebung sind mit einer Leichtigkeit gelungen, die mich staunen lässt. Ohne ausschweifende Erklärungen hat man sofort ein Bild vor Augen und könnte sich damit zurechtfinden, als wäre man an allen Schauplätzen schon hunderte Male gewesen. Ebenso transportiert Anne Barns Stimmungen und Gefühle ihrer Figuren direkt zum Leser. Dadurch glaubt man fast, sie alle tatsächlich zu kennen. Wunderschön finde ich, dass auch Merle, Agathe, Conny und all die anderen lieben Figuren aus vorherigen Büchern der Autorin auftauchen. Sie sind zwar diesmal eindeutig nur „Nebenfiguren“, aber es war dennoch schon, sie zu „treffen“! Dieses Bindeglied darf für meinen Geschmack gern öfter genutzt werden. Die Wendungen, die eingebaut sind, mögen teils sehr „wunderbar“ sein, aber unlogisch sind sie nicht. Die Suche nach der Vergangenheit eröffnet die Zukunft – eine wunderschöne Aussage, die nachdenklich stimmt, wenn man es genauer betrachtet.

Das Buch ist leichte Kost, aber genau deshalb tut es besonders aktuell sehr gut. Ein wenig Ablenkung ist wichtig. Es gab nicht nur fröhliche Szenen - ich habe mehr als einmal meine Tränen zurückhalten müssen. Dennoch ist es ein fröhliches, positives Buch. Ganz besonders freue ich mich immer, am Ende ein paar Rezepte zu finden. Auch diesmal werde ich sie ausprobieren.

Bleibt zu sagen – Anne Barns schreibt so, dass auch jene Spaß daran haben, die sonst keine „Frauenbücher“ lesen. Sommerlektüre, Urlaubslektüre, schöne Unterhaltung. Ich bin super gut unterhalten worden und hatte eine kleine Auszeit auf Norderney und Juist. Das ist mir die vollen fünf Sterne wert!

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Veröffentlicht am 29.03.2020

„Nimm nichts mit – außer Deinen Bildern. Lass nichts da – außer Deinen Fußspuren!”, Band 2

Lost Places
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Der erste Band hat mich sehr beeindruckt und bis heute nicht losgelassen. Nicht ohne Grund hatte ich mir einen weiteren Band gewünscht. Leider auch diesmal recht anonym und laut Vorwort ist das Absicht ...

Der erste Band hat mich sehr beeindruckt und bis heute nicht losgelassen. Nicht ohne Grund hatte ich mir einen weiteren Band gewünscht. Leider auch diesmal recht anonym und laut Vorwort ist das Absicht – zum Schutz der Objekte. Aufgrund des Zustandes der meisten Places fragt man sich, was da noch groß geschützt werden müsste. Die Zerstörung hat längst stattgefunden. Das ist schade, sehr schade – und leider ein Abbild unserer heutigen Zeit und dem fehlenden Respekt vor Dingen, Menschen und Wünschen. Genau deshalb ist dieses Buch wichtig, finde ich.

Die Fotografien lassen deutlich ahnen, wie schön die meisten Gebäude einmal waren. Man kommt nicht umhin, sich zu fragen, warum sie verlassen wurden und dem Verfall überlassen werden. Teilweise sieht es aus, als hätte man alles stehen und liegen lassen. Besonders die Bilder einer ehemaligen Textilfabrik machen mich fassungslos – da sind noch Nähmaschinen an ihren Plätzen und jede Menge Textilien verrotten in Gestellen. Als hätten Eigentümer einfach aufgehört zu existieren, wie im Falle des hundezüchtenden Dachdeckermeisters.

Viele der Gebäude hätte man retten und neu nutzen können. Vandalismus ist allgegenwärtig und macht oft die letzte Chance neuer Nutzung zunichte. Diese Sinnlose Zerstörung schockiert mich unbeschreiblich. Andere Gebäude waren auch zu ihren besten Zeiten keine schönen Orte. Da wünscht man sich, sie würden komplett verschwinden.

Mir gehen die meisten Aufnahmen sehr nahe. Nicht alle der Orte würde ich gern betreten, denn der Verfall und die negativen „Geister“ sind schon auf den Bildern übermächtig, das müsste ich nicht hautnah erleben.

Die Texte, die den Bildern vorangestellt wurden, informieren über die Gebäude, sofern es den Autoren möglich war, etwas herauszufinden. Man wird auf die Bilder vorbereitet, doch behaupte ich, sie überrollen den Betrachter dennoch.

Je länger man die Bilder betrachtet, desto mehr Dinge fallen einem darauf auf. Als könnte man mit jedem Blick eine Schicht der Vergangenheit hervorholen. Ob nun groß oder klein, jeder der Orte hat seinen eigenen Zauber, mal romantisch-verklärt, mal brutal und hart. Sie sind Zeugen ihrer Zeit und Mahnmale zugleich. Sehen wir zu, dass sich diese Orte nicht vermehren und wir lernen, auf unsere Gebäude – und nicht nur diese! – zu achten. Ich gebe fünf Sterne.

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