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Veröffentlicht am 19.05.2020

verstörend und bewegend

Das wirkliche Leben
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„Das wirkliche Leben“ von Adeline Dieudonné erschien am 24.04.2020 im Verlag dtv.
Das Cover ist sehr auffallend und lädt damit ein den Klappentext zu lesen.

Ein kleines Haus am Waldrand, die Bewohner ...

„Das wirkliche Leben“ von Adeline Dieudonné erschien am 24.04.2020 im Verlag dtv.
Das Cover ist sehr auffallend und lädt damit ein den Klappentext zu lesen.

Ein kleines Haus am Waldrand, die Bewohner ein Familie mit zwei Kindern, ein Mädchen und ein Junge. Der Vater hat ein Leidenschaft, die Großwildjagd, der ab und an nachgeht. Er ist ein Patriarch und alleiniger Herrscher zuhause. Die Mutter hat nichts zu sagen und ist total verängstigt, die Kinder überlässt sie sich selbst. Das Mädchen kümmert sich deshalb rührend um ihren kleinen Bruder. Eines Tages ereignet sich vor dem Haus eine Tragödie, die beiden Kinder sind davon traumatisiert. Der kleine Junge ist danach wie ausgewechselt, seine Schwester möchte mit einer Zeitmaschine alles rückgängig machen. Unterdessen muss sich die Familie gegen den immer brutaler und grausam agierenden Vater behaupten.....

Die Geschichte von Adeline Dieudonnè ist keine seichte Kost, es geht um häusliche Gewalt. Die Handlung ist nicht beschönigt, brutal, beängstigend und verstörend setzen sich die Szenen zusammen. Sehr spannend und faszinierend beschreibt die Autorin das Geschehen, der Leserin wird vollkommen eingesogen. Die Autorin bedient sich eine interessanten Stilmittels, sie erzählt die Geschichte in der Ich-Erzählperspektive aus Sicht des Mädchens. Der Leserin bekommt einen guten Einblick in die Gedanken und Gefühle, sie wird einem nahe. Doch das Mädchen selbst bleibt namenlos, so schafft die Autorin wieder Distanz.

Fazit: Ein bemerkenswertes Romandebüt mit einigen Längen am Anfang, das letzte Drittel überzeugt. Die Autorin nimmt kein Blatt vor den Mund, schonungslos werden die brutalen Ereignisse dargestellt. Das Mädchen versucht sich und ihren Bruder zu schützen, ein normales Leben zu führen. Die Mutter ist in ihrer Opferrolle gefangen. Keine leichte Kost, denn so könnte es in Familien hinter verschlossenen Türen zugehen. Mich konnte die Autorin gut unterhalten und berühren, der ausgefeilte Wortschatz hat mich tief beeindruckt. Ich gebe meine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 01.04.2020

Die Frauen der Salpetriére

Die Tanzenden
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„Die Tanzenden“ von Victoria Mas erschient im April 2020 im Verlag PIPER.
Das Cover wirkt sehr farbenfroh und die Tanzende trägt einen Federrock, der sich vom Untergrund etwas abhebt. Von den Federn darf ...

„Die Tanzenden“ von Victoria Mas erschient im April 2020 im Verlag PIPER.
Das Cover wirkt sehr farbenfroh und die Tanzende trägt einen Federrock, der sich vom Untergrund etwas abhebt. Von den Federn darf man sich nicht täuschen lassen, denn die Geschichte besitzt Gewicht.

Die fast erwachsene Eugénie möchte gerne ein selbstbestimmtes Leben führen, doch Ende des 19. Jahrhunderts war diese Freiheitsliebe undenkbar. In Paris wurden viele Frauen als Hysterikerinnen abgestempelt und in die Nervenheilanstalt Salpetriére weggesperrt. So ergeht es auch Eugénie, eines morgens bringt ihr Vater sie dort hin, weil sie Menschen sieht die schon tot sind. Sie findet in der Krankenschwester Genevieve eine Verbündete und hofft aus der Anstalt fliehen zu können. Gelegenheit würde die alljährliche Ballnacht bieten.......

Victoria Mas beleuchtet ein Stück Geschichte das Hospital Salpetriére, in Paris, warim 19. Jahrhundert die wohl bekannteste psychische Anstalt Europas. Die Frauen wurden als Hysterikerinnen bezeichnet und von Jean-Martin Charcot, dem Leiter der Anstalt, allwöchentlich öffentlich zur Schau gestellt. Sie gibt den weggesperrten Frauen ein Gesicht, eindrucksvoll hat Vitorias Mas Einzelschicksale porträtiert, mit tatsächlichen historischen Ereignissen bestückt.
Sie präsentiert dem Leserin verschiedene Frauen, die als Kind missbraucht und traumatisiert sind, oder als Prostituierte misshandelt wurden. Teilweise entsteht das Gefühl, die Frauen sehen ihren Aufenthalt in der Nervenanstalt als Zufluchtsort, nicht als Gefängnis. Die Frauen haben trotz der Verletzungen, oder gesellschaftlichen Ablehnung ihre Menschlichkeit bewahrt. Die Autorin zeigt die fragwürdigen Therapieansätze der damaligen Zeit auf, die die Frauen mit mäßigem Erfolg über sich ergehen lassen mussten, das zumeist öffentlich vor Studenten und Ärzten.
Vctoria Mas besitzt einen energievollen Erzählstil. Ihr Schreibstil ist lebendig, sehr abwechslungsreich, sie versteht es mit Worten zu spielen, fast schon poetisch wählt sie ihre Worte.
Die Charaktere sind mit viel Liebe ins Detail ausgearbeitet. So lernt der Leser
in die von ihren Verletzungen und den gesellschaftlichen Ablehnung gezeichneten Frauen sehr gut kennen. Sien gibt Einblicke in deren Gefühle und Gedanken. Die Frauen haben sich ein großes Herz bewahrt. Eine träumt von der ganz großen Liebe, die sie selbst nie bekommen hat.

Fazit: Die Autorin Victoria Mas hat mich mit ihrem Debüt Roman „Die Tanzenden“ tief beeindruckt. Ihr ist ein ungewöhnlicher Einblick in das ausgehende 19. Jahrhundert gelungen. Eine Zeit in der freiheitsliebende Frauen als Hysterikerinnen weggesperrt wurden. Die Autorin stellt das mit kraftvollen, ausdrucksstarken Worten dar. Sie zeigt Innenansichten des Alltags in der Psychiatrie des 19. Jahrhunderts. Für mich war der Gedanke sehr traurig, dass es den Frauen hinter den Mauern fast besser ging als ein Leben auf der Straße zu führen, oder in der Obhut eines patriarchischen Vaters. Ich finde das Buch absolut lesenswert, deshalb empfehle ich es gerne weiter.

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Veröffentlicht am 19.03.2020

tiefe Narben auf der Haut und in der Seele

Heart of Scars
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„Heart of Scars“ von Kacey Young erschien am 25.02.2020 im Verlag BoD – Books on Demand.
Das Cover ist wunderschön gestaltet, sehr harmonisch und farblich abgestimmt.

Die 19. jährige Joyce, die seit ihrem ...

„Heart of Scars“ von Kacey Young erschien am 25.02.2020 im Verlag BoD – Books on Demand.
Das Cover ist wunderschön gestaltet, sehr harmonisch und farblich abgestimmt.

Die 19. jährige Joyce, die seit ihrem 14. Lebensjahr von ihrem Adoptivvater physisch und psychisch misshandelt wird, arbeitet tagsüber als Bedienung in einem Diner. Menschen und insbesondere Männern gegenüber ist sie sehr misstrauisch, auch weil ihre linke Wange von einer schlecht verheilten Wunde verunstaltet ist. Nur zu ihrer kleinen Schwester hat sie ein inniges Verhältnis, um sie kümmert sie sich rührend, seit ihre Mutter und Zwillingsschwester tot sind. Das ändert sich als Joyce und Ace im Diner aufeinander treffen. Ace behandelt sie freundlich und mit Respekt. Als sie sich wieder treffen nimmt das Schicksal seinen Lauf.........

Die Autorin behandelt ein sehr ernstes Thema in ihrer Geschichte. Misshandlung von Schutzbefohlenen! Sehr berührend, mit detaillierten ungeschönten Bildern beschreibt Kacey Young die Misshandlungen die Joyce erdulden muss. Die Beweggründe des Adoptivvaters werden nur am Rande angesprochen. Der Fokus liegt auf der 19. jährigen Joyce. Dabei beweist die Autorin sehr gutes Einfühlungsvermögen, denn die Ich – Erzählperspektive lassen den Leser tief in ihre Gedanken und Gefühle eintauchen. Der Leser befindet sich dadurch, bei einigen teils detailliert beschriebenen Gewaltsituationen, mitten im Geschehen.
Kacey Young besitzt einen leicht verständlichen und ausführlichen Schreibstil. Sie versteht es den Leser emotional mitzureißen. Sie gibt Gefühlen wie Angst, Schmerz, Liebe ein Gesicht. Durch die wechselnde Ich – Erzählperspektive von Joyce und Ace bekommt der Leser einen guten Einblick, in ihre Gedanken und Gefühle. Kurz bekommt der Leserin die Gedanken des Adoptivvaters blicken.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, sie wirken verletzlich, beweisen jedoch Mut und Kraft.

Fazit: Kacey Young hat ein bemerkenswertes Buch geschrieben, das mich teils zu Tränen gerührt und sprachlos gemacht hat. Ich fühlte mich in die Geschichte hinein versetzt. Die detailliert beschriebenen Szenen der Misshandlungen und die Rückblenden in die Kindheit haben mich tief beeindruckt. Die Autorin hat ihre Geschichte mit einigen Überraschungen und Wendungen gespickt die ich nicht erwartet habe, die andererseits eine Fortsetzung erhoffen lassen.
Meine einzige Kritik geht an die für meinen Geschmack zu vielen Zufälle, einige Handlungen von Joyce waren für mich nicht logisch, oder nachvollziehbar. Ich hätte mir auch gewünscht, dass Ace viel früher einen Psychologen zu Rate zieht. Doch alles in allem wurde ich gut unterhalten. Wegen der bildlich und detailliert dargestellten Misshandlungen, sollten zartbesaitete Leser
innen Taschentücher parat legen. Ich gebe meine Leseempfehlung und werde die junge Autorin meinerseits im Auge behalten, mich hat sie tief beeindruckt mit ihrem Debüt.

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Veröffentlicht am 19.02.2020

Annika Rose ist anders

Annika Rose und die Logik der Liebe
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„Annika Rose und die Logik der Liebe“ von Tracey Garvis erschien am 30. 12.2019 im KNAUR Verlag.
Das Cover ist ein Eyecatcher die Farben sind harmonisch aufeinander abgestimmt, das Herz in der Mitte deutet ...

„Annika Rose und die Logik der Liebe“ von Tracey Garvis erschien am 30. 12.2019 im KNAUR Verlag.
Das Cover ist ein Eyecatcher die Farben sind harmonisch aufeinander abgestimmt, das Herz in der Mitte deutet den Liebesroman an.

Annika Rose ist anders, das ist schon sehr früh spürbar, sie eckt in der Schule an wird gehänselt und gequält. Daraufhin nimmt ihre Mutter sie von der Schule, unterrichtet sie von zuhause aus. Im College ist es teilweise nicht anders, erst als sich ihre Mitbewohnerin einmischt und Annika den Schachclub entdeckt wird es besser. Als Jonathan, der neu am College ist, dem Schachclub beitritt wird alles anders. Er findet Annika und ihre Andersartigkeit sehr anziehend, sie verlieben sich. Eine schreckliche Tragödie wirft Annika aus der Bahn, beide treibt es auseinander die Beziehung scheitert. 10 Jahre später begegnen sie sich wieder, sie bekommen eine zweite Chance, doch haben sie den Mut sie zu nutzten?

Tracey Garvis hat sich in ihrer Geschichte eines schweren Themas angenommen, dennn Annika Rose hat eine Autismus – Spektrum – Störung. Die Handlung befasst sich mit dem Alltag Annikas, wie sie ihre Welt wahr nimmt, wie sie zurecht kommt mit ihrem handicap. Die Autorin hat Annikas Probleme mit denen sie zu kämpfen hat realistisch dargestellt. Die Liebesgeschichte zwischen den Protagonisten ist ebenfalls denkbar beschrieben. Der Zwischenfall der in einer Tragödie endet, die beiden auseinander bringt, so dass sie sich erst 10 Jahre später wieder zufällig über den Weg laufen könnte der Wirklichkeit entsprungen sein.
Tracey Garvis Schreibstil ist lebendig, abwechslungsreich, lässt sich leicht und flüssig lesen. Die Geschichte handelt in zwei Zeitebenen, heute und vor 10 Jahren, veranschaulichen die Denkweise Annikas und die Handlungen noch einmal besser. Erzählt wird in wechselnder Ich – Erzählperspektive aus Sicht von Annika und Jonathan.

Fazit: Der Autorin ist es gelungen Annikas Autismus – Spektrum – Störung authentisch darzustellen. Sie hat rund um das Thema eine bezaubernde Liebesgeschichte gewoben die realistisch wirkt. Ich wurde sehr gut unterhalten und gebe meine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 06.02.2020

die dunkle Botschaft des Mörders

Der dunkle Bote
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„Der dunkle Bote“ von Alex Beer erschien am 27.05.2019 im Verlag Random House Audio als Hörbuch.

Sprecher: Cornelius Obonya

Spieldauer: 7Std. 38Min.

Das Cover ist sehr düster und man vermutet schon ...

„Der dunkle Bote“ von Alex Beer erschien am 27.05.2019 im Verlag Random House Audio als Hörbuch.

Sprecher: Cornelius Obonya

Spieldauer: 7Std. 38Min.

Das Cover ist sehr düster und man vermutet schon einen Krimi als Inhalt.

Wien 1920, der 1. Weltkrieg ist seit 2 Jahren beendet, viele Männer sind arbeitslos, Lebensmittel sind knapp und das Verbrechen herrscht auf den Straßen. August Emmerich und sein junger Assistent Ferdinand Winter werden zu einem Tatort gerufen, der Tote ist von einer Eisschicht überzogen. Einen Tag später wird eine weitere Leiche an einem seltsamen Ort aufgefunden, ab jetzt glauben die Ermittler an einen Serientäter. Die Ermittlungen erweisen sich mehr als schleppend, der Kriminalinspektor August Emmerich hat noch mehr Probleme, seine Lebensgefährtin wurde von ihrem Ehemann entführt.........


„Der dunkle Bote“ ist der 3. Fall des Kriminalinspektors Emmerich, es ist hilfreich die vorhergehenden Teile zu kennen. Die Autorin gibt eine kurzen Abriss der vorhergehenden Geschehnisse, so kann man auch neu in die Geschichte einsteigen.

Alex Beer lässt den Hörer nach kurzer Zeit ins Wien der 20. Jahre des vergangenen Jahrhunderts eintauchen. Sie verwebt sehr glaubhaft historische Fakten und Fiktion. Sehr atmosphärisch und stimmungsvoll spürt man die Not der Bevölkerung, die von Arbeitslosigkeit, schlechter wirtschaftliche Lage und Perspektivlosigkeit geprägt ist. Die Unzufriedenheit der Menschen die sich daraus bildenden radikalen Strömungen, die teils auch aus dem verlorenen Krieg resultieren wurden von der Autorin überzeugend wiedergegeben. Die Inszenierung der Morde und der Plot sind spannend und nachvollziehbar charakterisiert.

Die Ermittlungen der Kommissare stecken lange Zeit im Dunkeln, erst spät kommen sie auf die richtige Spur. Das Privatleben des Kommissars Emmerichs seine Suche nach seiner Lebensgefährtin lenkt teilweise etwas ab, gleichzeitig lässt es in die tiefen Abgründe der Menschen blicken.
Der Schreibstil ist sehr detailliert und plastisch, sie hat den „Wiener Schäh“ passend getroffen.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet sie haben Konturen, sind greifbar, besitzen Stärken und Schwächen. August Emmerich ist ein kriegsversehrter, raubeiniger Polizist, der oftmals seinen eigenen Weg geht, vor allem sein Umgang mit der Wiener Unterwelt ist unorthodox, doch er wirkt authentisch in seinem Tun.
Ihm zur Seite steht der junge Ferdinand Winter, der sehr emphatisch, ruhig, sehr besonnen und intelligent agiert, sie ergänzen sich hervorragend.
Der Sprecher Cornelius Obonya gibt den Wiener Dialekt perfekt wieder, der „Wiener Schmäh“ wird von ihm ausgezeichnet vorgetragen. Virtuos schlüpft er in die einzelnen Personen, gibt ihnen ein Gesicht.

Fazit: Alex Beer hat einen interessanten Kriminalfall abgeliefert, der sich im Wien der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts so zugetragen haben könnte. Die Ermittler wirken authentisch und der Sprecher versteht es hervorragend den „Wiener Schmäh“ zu verkörpern. Seine Leistung ist herausragend, denn jede Person bekommt eine eigene Stimmlage. Ich wurde förmlich ins Jahr 1920 nach Wien versetzt, weil die Autorin alles sehr plastisch beschrieben hat. Ich gebe meine absolute Hörempfehlung, für alle Krimifans die Krimis mit historischem Hintergrund lieben.

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