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Veröffentlicht am 24.04.2020

Here's to the devil

Jack the Ripper
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1888, der Herbst des Grauens. Jack the Ripper tötet mindestens fünf Prostituierte, scheint aber trotz des ständig von den Ärmsten der Armen überlaufenen Whitechapel ein nicht fassbares Phantom. Inspector ...

1888, der Herbst des Grauens. Jack the Ripper tötet mindestens fünf Prostituierte, scheint aber trotz des ständig von den Ärmsten der Armen überlaufenen Whitechapel ein nicht fassbares Phantom. Inspector Frederick Abberline und Sergeant George Godley kommen immer zu spät. Doch dann stoßen sie auf eine erste Spur - kann es tatsächlich sein, dass Sir Gull, der Leibarzt der Königin, in die Sache verwickelt ist?

1889, das Frühjahr des Grauens. Aus Paris erreicht Abberline ein Brief mit der Bitte um Hilfe. Auch in der französischen Hauptstadt wurden Leichen gefunden, und die Taten ähneln denen des Rippers verblüffend. Abberline reist nach Frankreich, während in London Godley bei einem Fall auf Hinweise stößt, die zu den Rippermorden in England und den Todesfällen in Frankreich in Verbindung stehen könnten.

Ich bin ein großer Fan von Graphic Novels und besonders vom Splitter Verlag. Viele ihrer Bücher sind nicht nur genial gezeichnet - so auch dieses hier - sondern erzählen teilweise altbekannte Geschichten aus einem neuen Blickwinkel oder mit einem anderen Ansatz. Selbiges ist auch hier geschehen und hat mir auch zum Großteil gefallen. Allerdings hätte ich mir allgemein eine etwas stringentere Erzählform gewünscht; auch bin ich mit der Auflösung des Ganzen nicht wirklich glücklich. Nicht wegen des Täters, sondern der Art und Weise, wie er zum Täter wurde - ohne zu spoilern kann ich nicht ins Detail gehen. Trotzdem setzt auch dieses Buch die Splitter-Tradition von guten bis herausragenden Graphic Novels fort.

Veröffentlicht am 22.04.2020

#kraken

Die Stille des Todes
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Eine Mordserie erschüttert die Stadt Vitoria: Immer zwei Tote - ein Mann und eine Frau werden gefunden, die Körper einander zugewandt, jeweils eine Hand an der Wange des anderen. Sie sind immer gleich ...

Eine Mordserie erschüttert die Stadt Vitoria: Immer zwei Tote - ein Mann und eine Frau werden gefunden, die Körper einander zugewandt, jeweils eine Hand an der Wange des anderen. Sie sind immer gleich alt und noch erschreckender als die Morde an und für sich ist die Tatsache, dass es bereits vor zwanzig Jahren eine identische Serie gegeben hat, für die ein Täter einsitzt, der in wenigen Tagen eine Woche Hafturlaub bekommen soll. Die Inspectoren Ayala und Gauna drehen sich mit ihren Ermittlungen im Kreis - auf welche Spuren auch immer sie kommen, der Mörder ist ihnen voraus. Und der mutmaßliche Täter von früher kommuniziert aus dem Gefängnis heraus über Twitter und Hashtags mit Kraken, wie Ayala seit seiner Jugend genannt wird ...

Ich muss zugeben, dass mich eine Art Hassliebe mit dieser Reihe verbindet - klingt komisch, weil das der erste Teil ist, aber ich habe den dritten Teil zuerst gelesen, ist ja nicht so, als würde eine fortlaufende Geschichte erzählt werden. Mich nervt sehr vieles an diesem Fall. Dass sich hier die beiden besten Freunde nicht vertrauen (würde mich nicht so ärgern, wenn es nicht in Band 3 genau dasselbe Problem gegeben hätte), die Tatsache, dass hier mal fröhlich von der Hauptperson Ehebruch begangen wird, und dieser aber auch nicht gerade die Verantwortung dafür übernehmen möchte, weil die Frau "ihn ja so ansieht, wie sie es tut" (die nervt mich auch, weil sie eben genauso fröhlich ihrem Mann Hörner aufsetzt). Auch sind mir die Inspectoren in ihrer Art zu ermitteln suspekt: Wo bleiben denn die Profilings, die man von einem Profiler erwarten kann? Alles ist zu langgezogen, teilweise langatmig und dann kommen die Lösungen am Ende doch mehr oder weniger durch Zufall oder familiäre Verbindungen zustande. Und doch üben diese Geschichten auch eine gewisse Faszination auf mich aus. Vielleicht weil das Setting - obwohl eigentlich "nur" Spanien - extrem anders und geradezu exotisch erscheint im Gegensatz zu unserem Leben. Oder weil man auf Dauer doch irgendwie in diese Art Buchfamilie mit reinwächst - man kann sich zwar Freunde aussuchen, aber Familie eben nicht, die sind halt da und so krass sie nerven können, so sehr hält man am Ende dann doch zu ihnen. Also, wie gesagt: Hassliebe. Hilft wohl nichts, muss Teil 2 dann auch noch lesen.

Veröffentlicht am 17.04.2020

Bayview Four

ONE OF US IS LYING
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Fünf Leute werden in der High School zum Nachsitzen verdonnert. Vier von ihnen kommen lebend davon, einer nicht. Was ist passiert?

Als bei Addy, Nate, Bronwyn, Cooper und Simon verbotenerweise Handys ...

Fünf Leute werden in der High School zum Nachsitzen verdonnert. Vier von ihnen kommen lebend davon, einer nicht. Was ist passiert?

Als bei Addy, Nate, Bronwyn, Cooper und Simon verbotenerweise Handys im Unterricht gefunden werden, müssen sie nachsitzen. Durch einen Autounfall auf dem Schulhof wird der Aufsichtslehrer abgelenkt und während er draußen ist, um die Sache zu erklären, erleidet Simon einen allergischen Anfall. Dieser ist so stark, dass er auf dem Weg ins Krankenhaus stirbt. Anfangs wird es als tragisches Unglück betrachtet, doch als sich herausstellt, dass Simon in seinem Blog über die vier anderen jeweils etwas Enthüllendes und Peinliches schreiben wollte, geraten die vier anderen unter Mordverdacht. Und plötzlich sind sie Außenseiter in ihrer Schule, denn jeder hat(te) etwas zu verbergen.

Trotz all der verwendeten Klischees (der Megasportler, die Intelligente, der Bad Boy und die kleine Prinzessin) mochte ich den Aufbau des Buches. Nach einer Weile machten alle eine Entwicklung durch, die den eindimensionalen Protagonisten etwas mehr Fleisch auf die Rippen verpasste. Was mich wirklich von Anfang bis Ende störte, war die Unfähigkeit der Polizei und offensichtlich auch aller Anwälte. Allein mir als Laien wären auf Anhieb mindestens drei weitere Szenarien eingefallen, wie das Ganze hätte ablaufen können (mit einem Twist, den ich nicht erwartet hatte, ist schlussendlich auch eines davon eingetroffen), doch sowohl die Ermittler als auch die Rechtsbeistände der Familien schienen einen Tunnelblick zu haben. Machte die Sache für die vier natürlich unangenehmer, aber ob sie dadurch realistischer wurde, ist (hoffentlich) fraglich. Ein bisschen arg viel Happy End am Ende brachte die Geschichte dann wieder in Richtung Disney, aber wie gesagt: Eigentlich mochte ich die Story und ich werde wohl auch die nächsten Bücher der Autorin lesen.

Veröffentlicht am 02.04.2020

Heißkalt in Tirol

Die Toten vom Lärchensee
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Arno Bussi hat ein Problem. Obwohl er im letzten Jahr erfolgreich einen Fall in Tirol gelöst hat, ist er noch immer Persona non grata des Innenministers. Und das nur wegen eines ... persönlichen Missverständnisses. ...

Arno Bussi hat ein Problem. Obwohl er im letzten Jahr erfolgreich einen Fall in Tirol gelöst hat, ist er noch immer Persona non grata des Innenministers. Und das nur wegen eines ... persönlichen Missverständnisses. Also hockt er weiterhin in der Kriminalstatistik und langweilt sich. Doch dann verspricht ihm ausgerechnet der Spitzenpolitiker, dass er ihn da rausholt, wenn Bussi noch einmal in Tirol ermittelt - in einem Fall, der so erkaltet ist, dass man trotz der Sommerhitze erfrieren könnte. Doch Arno hat keine Wahl. Er fährt in seine Heimat und beginnt zwischen Bernhardinern und Käsesahnetorten zu ermitteln. Und bald wird aus dem cold case ein brandheißer ...

Das ist nicht nur mein erster Arno Bussi, sondern überhaupt das erste Buch, das ich von Fischler lese. Es war unterhaltsam und hatte Lokalkolorit. Ein paar Sachen waren zugegeben etwas überspitzt dargestellt, aber das gehört sich wohl so in Regiokrimis. Trotz einiger Toter (und besonders einer tat mir dann auch furchtbar leid) und dem Leiden des Arno Bussi ist es eher in Richtung Cosy Crime zu platzieren. Eine gute Idee war die Gegenüberstellung zwischen den typischen Tirolern und der megaeffizienten Polizeimajorin Katz, die natürlich mit ihrer zackigen und zupackenden Art aus Deutschland kam. Hier findet man alles: ein bisschen Klischee, ein bisschen Schlitzohrigkeit, ein bisschen Politiksatire, ein bisschen Krimi und vor allem ganz viel Kurzweiligkeit.

Veröffentlicht am 31.03.2020

Eisige Morde

Das Auge von Sindsche
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Leslie L. Lawrence, britischer Staatsbürger ungarischer Herkunft und Professor für Käferkunde, befindet sich auf einem weiteren Abenteuer. Zusammen mit anderen Wissenschaftler ist er auf dem Weg in den ...

Leslie L. Lawrence, britischer Staatsbürger ungarischer Herkunft und Professor für Käferkunde, befindet sich auf einem weiteren Abenteuer. Zusammen mit anderen Wissenschaftler ist er auf dem Weg in den Himalaja. Er führt eine Expedition an, deren Sinn und Zweck sich ihm noch nicht offenbart hat, da einerseits der Ausrichter der Expedition, Mr. Thompson, sich noch nicht hat blicken lassen und andererseits so viel Geld geboten wurde, dass die meisten nicht intensiver nachfragten. Doch hier im Hochgebirge, wo die frostigen Stürme toben und nur die Yaks die Ruhe behalten, hat sich jemand an ihre Fersen geheftet, der sie alle tot sehen will. Ist es das, was der Expedition vor ihnen passiert ist? Und was geht in dem abgelegenen Kloster vor sich, das sie mit Müh und Not erreichen?

Wie üblich bei Lawrence ist auch diese Geschichte eine wilde Mischung aus Mord, Intrigen, Lokalkolorit aus dem Himalaja und ein bisschen Einführung in asiatische Gepflogenheiten. Der Protagonist ist jemand, den man größtenteils mögen kann; wie auch Indiana Jones ist er einesteils bewandert in der Geschichte der Länder, in denen er sich aufhält - in seinem Fall ist es eher der asiatische Kontinent als solcher - andererseits auch fähig, sich körperlich zur Wehr zu setzen. Auch hier tappt man eigentlich bis zum Schluss im Dunkeln, wer warum hinter allem steckt. Ein bisschen rätsele ich ja immer, in welcher Zeit das immer spielen soll: Lawrence hat im WWII gedient, aber andererseits zücken die hier schon kleine, moderne Kassettenrekorder. Oder ist das ein Übersetzungsfehler und sollte eigentlich Tonband und Tonbandgerät heißen? Oder ist Leslie schon mindestens siebzig, aber fit genug für seine Abenteuer? Wie auch immer, selbst jetzt, bei einem Reread nach Jahren hat es wieder Spaß gemacht, in das eisige Abenteuer einzutauchen.