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Veröffentlicht am 05.04.2020

ein guter Abschluss

Duty & Desire – Verdächtig nah
1

„Wenn du einen Kuss möchtest, finde einen Weg, um mich wiederzusehen.“
(Danika zu Greer in Duty & Desire 3)

Worum geht’s?

Er ist ihr Ausbilder, sie seine Rekrutin. Er ist ein brillanter Cop und hochgradig ...

„Wenn du einen Kuss möchtest, finde einen Weg, um mich wiederzusehen.“
(Danika zu Greer in Duty & Desire 3)

Worum geht’s?

Er ist ihr Ausbilder, sie seine Rekrutin. Er ist ein brillanter Cop und hochgradig arrogant, sie ist ein kluges Nachwuchstalent und ein wahrer Wildfang. Wenn die beiden aufeinandertreffen, fliegen die Fetzen und sprühen die Funken. Doch Danika ist für Lieutenant Greer Tabu und sowieso – so etwas wie Liebe und Gefühle kennt er nicht. Zu oft hat er in seiner Vergangenheit spüren müssen, dass Gefühle einen nur kaputt machen. Und Danika? Die findet Greer einfach nur beängstigend und fordernd. Doch wieso ziehen die beiden sich immer wieder an und können nicht aufhören, aneinander zu denken?

„Duty & Desire – Verdächtig nah“ ist der dritte Teil der „Duty & Desire“-Trilogie. Das Buch ist in sich geschlossen und kann unabhängig gelesen werden, die Charaktere aus Band 1 und 2 kommen jedoch als Nebencharaktere vor.


Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist wieder ähnlich zu Band 1 und 2 gehalten und vervollständigt die Skyline der Stadt mit der Brookyln-Bridge. Das Cover ist in Blautönen und Lilatönen gehalten., dieses Mal jedoch ausschließlich in Blautönen gehalten. Das Cover ist ansprechend und hübsch gestaltet, gibt allerdings wie der Vorgänger keine Informationen über den Inhalt preis. Die Erzählweise des Buches erfolgt wieder linear. Die Protagonisten Greer und Danika erzählen wechselnd in der Ich-Perspektive, der jeweilige Erzähler wird durch eine Überschrift deutlich gemacht. Der Schreibstil ist locker und leicht. Das Buch lässt sich flüssig lesen und ist sprachlich angemessen für (junge) Erwachsene. Das Buch enthält einige erotische Szenen und gelegentliche Flüche.

Mein Fazit

Ich gebe offen zu: Ich hatte Angst vor diesem Buch. Band 1 und 2 fand ich sehr schwach, fast schon lachhaft platt und ohne wirkliche Substanz. Aber bereits seit Band 1 hat mich Greer, der hin und wieder als Nebenfigur vorkam, fasziniert. Nur seinetwegen habe ich Duty & Desire 3 noch eine Chance gegeben. Und ich muss zugeben: Band 3 hat’s gerettet. Hier gab es endlich fast alles, was ich mir von den Vorgängerbänden gewünscht hätte.

Schon seit längerer Zeit herrscht zwischen Danika und Greer eine gewissen Spannung. Danika hasst ihren Ausbilder, vor allem, nachdem dieser sich über ihren besten Freund Jake respektlos geäußert hat. Greer gilt als gnadenlos, brillant und unnahbar. Gefühle hat er nicht. Nicht mehr. Zu viele Verluste in seiner Vergangenheit haben ihn hart gemacht und kalt werden lassen. Wo niemand ist, den er liebt, kann ihn nichts genommen werden, was ihm etwas bedeutet. Doch Danika reizt irgendetwas in ihm. Die beste Freundin seines Bruders ist nicht nur eine fleißige Rekrutin und gut in ihrer Arbeit, sie fährt ihm auch direkt unter die Haut. Als beide zusammen eine Übung machen, scheint es, als knallen endgültig die Sicherungen durch. Denn fortan können beide nicht mehr aufhören, aneinander zu denken. Doch zu viele Schatten auf Greers Seele lassen ihn Danika immer wieder wegstoßen. Er kann ihr nichts bieten, er ist zu sehr Polizist als sich auf jemanden einlassen zu können und seine Angst, wieder jemanden zu verlieren, steht ihm zu sehr im Weg. Als Danika jedoch in großer Gefahr landet, stellt es alles auf den Kopf. Wird Greers Herz über seinen Verstand siegen können? Oder wird der Lieutenant Danika endgültig in die Arme eines anderen treiben?

Anders als bei den Vorgängern fiel mir der Einstieg in das Buch dieses Mal sehr leicht und das Buch hatte mich bereits nach wenigen Seiten etwas in seinen Bann gezogen. Das Aufeinandertreffen von Danika und Greer in der Sporteinheit, ihre Gedanken übereinander, das Mit- und Gegeneinander war einfach von Anfang an extrem unterhaltsam. Endlich hat es mal Sinn gemacht, wieso die Protagonisten des Buches etwas voneinander wollen – was ich bei den Vorgängern ja nie greifbar fand. Und so entwickelt sich auch die Geschichte: Es ist ein stetes Hin und Her, ein Auf und Ab, ein Ja und Nein, ein großes Vielleicht. Danika und Greer machen es einander und auch dem Leser nicht leicht, aber man liebt sie und man fiebert mich und man wünscht ihnen so sehr, dass zwischen all den Neckereien und Spannungsmomenten das Glück liegt, was beide verdienen. Für mich lag der Fokus im Buch deutlich auf Greer, da er der komplizierter Charakter ist und sich dadurch mehr entwickeln muss. Gepaart mit einigen Einblicken in die Polizeiarbeit (ich hätte nach Band 1 und 2 fast vergessen, dass wir hier nicht bei einer weichgespülten Version von Police Academy sind), etwas Spannung, jeder Menge Geständnissen und sogar einige – realistischen! – Schmachtmomenten, liefert Duty & Desire 3 einfach etwas ab, was ich mir gewünscht, aber von Band 1 und 2 nie erhalten habe: Eine nachvollziehbare Liebesgeschichte, ein interessantes Drumherum, eine Unterhaltung auf Augenhöhe und das Gefühl, nicht zwei hormongesteuerte Teenager zu begleiten. Was natürlich nicht heißt, dass es bei Danika und Greer nicht heiß hergeht. Oh doch, und wie! Aber die Szenen sind wunderbar stimmig, mitreißend und gut platziert. Sie unterstützen die Handlung – und sind nicht die Handlung. Und allein die Tatsache, dass ich dieses Mal mitgefiebert und mitgelitten habe, zeigt, dass hier doch ganz andere Qualität vorliegt. Rückblickend frage ich mich wirklich, was sich die Autorin bei Band 1 und 2 gedacht hat.

Thematisch greift das Buch neben der komplizierten Liebschaft von Danika und Greer auch einige Thematiken auf, die wirklich überraschend für mich kamen. So liegen rund um Greers Tätigkeit recht viele Probleme, die sich auf die Story auswirken. Es werden Themen wie Überbelastung, Verzweiflung und Verlustangst angesprochen, wenngleich leider auch nicht so tief beleuchtet, wie ich es mir gewünscht hätte. Diese komplexen Faktoren spielen in der Polizeiarbeit und auf der Beziehungseben eines Polizisten eine bedeutsame Rolle und ich fand es toll, dass die Autorin sie aufgegriffen hat. So hat der Leser einen Eindruck davon gewinnen können, wie es eigentlich hinter Greers steinernen Fassade aussieht und so manche seiner Handlungen erklärbar gemacht. Denn es kommt öfter vor, dass ich mich über ihn aufgeregt habe, weil er einfach wieder blockiert und Danika weggestoßen hat. Und dann gibt es wieder kleine Szenen, die so unglaublich tief ins Herz gehen, weil sie sehr süß sind, ohne so übertrieben zu sein wie etwa in Band 1. Und das größte Highlight dürfte einfach die ständige Kabbelei zwischen Greer und Danika sein. Hochgradig unterhaltsam, zugleich auch unglaublich niedlich und für den Leser ja offensichtlich, während beide noch ihre Augen vor dem Wesentlichen verschließen. Herrlich! Hier gibt es auf jeden Fall eine gute Beziehungsentwicklung, bei der beide Protagonisten erkennen müssen, dass sie Eigenschaften haben, die ihnen nicht guttun. Das führt sogar zu so wunderbaren Momenten, dass Greer Kuscheln wichtiger als Sex ist. Ja, richtig gelesen! Hätte die Autorin doch Charlie und Jake nur ein wenig so gestaltet, dass sie keine sexbesessenen Biester sind.

Danika geht in diesem Buch für mich ein wenig unter. Sie ist eine taffe Frau, die voller Kraft hinter ihrer Ausbildung her ist, sich mit Greer battelt und zugleich liebevoll ihre Familie umsorgt. Stück für Stück muss sie erkennen, dass sie Greer gegenüber teilweise unfair war, teilweise aber wird sie in ihrer Hoffnung an Greer stark erschüttert. Danika ist ein liebevoller Mensch, dem das Wohlergehen der Leute um sie herum sehr am Herzen liegt. Auch, wenn diese sie wegstoßen. Sie gibt nicht so schnell auf. Dabei vergisst sie aber manchmal, dass sie nicht die ganze Welt schultern kann. Greer ist der typische Lone Wolf. Er lebt für seine Arbeit, er ist gut in seiner Arbeit und hat kein Problem damit, allein zu sein. Im Gegenteil hat er für sich entschieden, dass Alleinsein am besten ist. So kann er niemanden verlieren und sein Verlust niemanden in Trauer reißen. Langsam erkennt er aber, was ihm fehlt. Wärme, Geborgenheit, jemanden für den sich das Aufstehen lohnt. Das kann ihm sein Job nicht geben. Und trotzdem tut er sich wahnsinnig schwer, Danika in sein Leben zu lassen. Seine Ängste sitzen extrem tief und man leidet wirklich mit ihm mit. Greer überrascht aber auch mit vielen Eigenschaften, die man nicht erwartet hätte. Es sind teilweise nur kleine Nebensätze, die offenbaren, wie liebevoll er sein kann. Und wie sehr er sich um andere Leute kümmert, etwa durch seinen Buchclub für Polizisten als therapeutische Alternative. Greer ist vielschichtig und bringt viel Schmachtpotenzial mit, wenn er nicht gerade mit einem Herz aus Stein die Rekruten gängelt.

Zum Ende hin geht dem Buch dann aber doch sehr die Puste aus. Nachdem in guter Weise viele Punkte abgearbeitet wurden und ein großer Knall alles ändert, muss nochmal der Scherbenhaufen aufgekehrt werden. Hier wirkt die Autorin komisch uninspiriert und die sich überschlagenden Gedanken und Erkenntnisse sind bei mir nicht angekommen. Es war für mich nicht ganz erklärbar, wieso auf wenigen Seiten alles über den Haufen geworfen wird und alle plötzlich neue Erkenntnisse haben. Im Zuge dessen sind leider einige Themen auch etwas unter den Tisch gefallen, bei denen ich mir definitiv gewünscht hätte, dass sie noch ihren Abschluss oder zumindest ihre kurze Wirkung finden. Aber nichts Derartiges passiert. Dadurch wirkt das Ende irgendwie etwas überrumpelnd und unfertig. Auch die generelle Herangehensweise, tiefgründige Problematiken auf den Tisch zu werfen (und ja, davon hat Greer einige!) und dann irgendwie wieder halbgar abzuservieren, konnte mich nicht ganz begeistern. Vor allem im Vergleich zu Band 2 war aber zumindest mehr Tiefe gegeben. Greer hätte aber definitiv mehr verdient.

Insgesamt muss ich festhalten, dass Duty & Desire 3 mit wirklich großem Abstand das stärkste Buch der Reihe ist. Wären alle Bände so gewesen, hätte mich die Reihe durchaus begeistern können. So ist es aber, dass Band 1 vermutlich so viele Leser bereits vergrault, dass diese unterhaltsame und mit Abstrichen gelungene Geschichte unterm Radar fliegt. Danika und Greer sind unterhaltsam, kraftvoll, das Buch taucht ausnahmsweise auch etwas in die Polizeiarbeit ab und wirkt insgesamt einfach runder und stimmiger. Man hat das Gefühl, dass es um mehr geht als Sex und auch die Beziehungsentwicklung geht nicht von 0 auf 100 in 2 Seiten. Zwar hat die Autorin auch hier wieder versäumt, das tiefgründige Potenzial voll auszuschöpfen und sich mit eher oberflächlicher Abhandlung zufriedengegeben, aber zumindest hatte man etwas Greifbares. Hier trifft die These „Alle guten Dinge sind 3“ auf jeden Fall voll ins Schwarze.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 10.03.2020

informatives Buch für Zwischendurch

Aussage gegen Aussage
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Worum geht’s?

Dr. Alexander Stevens ist Fachanwalt für Strafrecht, seit Jahren in Deutschland praktizierender Strafverteidiger und zudem aus dem TV bekannt, unter anderem in seiner Rolle bei Richter Alexander ...

Worum geht’s?

Dr. Alexander Stevens ist Fachanwalt für Strafrecht, seit Jahren in Deutschland praktizierender Strafverteidiger und zudem aus dem TV bekannt, unter anderem in seiner Rolle bei Richter Alexander Hold. Stevens hat bereits mehrere Bücher im Real Crime Sektor veröffentlicht, bei denen er von seinen Erfahrungen mit der deutschen Justiz berichtet. In seinem Buch „Aussage gegen Aussage“ möchte er anhand von 7 ausgewählten Fällen die Problematiken aufzeigen, die der Zeugenbeweis mit sich bringt. Denn was tun, wenn es Aussage gegen Aussage steht? Mit umfassenden Erklärungen und Einblicken in die Wissenschaft rund um Glaubwürdigkeit veranschaulicht der Autor, womit zahlreiche Richter täglich zu kämpfen haben.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover zeigt den Autor in schwarzem Anzug vor einem schwarz-weißen Hintergrund, sinnbildlich für die beiden Seiten von Aussage gegen Aussage. Es ist ein zurückhaltendes, aber dennoch passendes Cover. Es gibt auf den ersten Blick keinen Hinweis, dass es sich um ein Crime-Buch handelt, lediglich der Untertitel „Urteil OHNE Beweise“ könnte darauf hindeuten. Nach einem knappen Vorwort zur Einleitung folgen die 7 Fälle, die kapitelweise aufgearbeitet sind. Innerhalb der Kapitel stellt der Autor den Fall vor, entweder durch das Vorstellen der Aussage oder der Umstände und führt dann später im Verlauf dazu aus, auf welchen Aspekt er zu sprechen kommen möchte. Von Themen rund um Voreingenommenheit, die Schwierigkeit mit kindlichen Zeugen, Suggestivfragen bis hin zur Problematik um die freie Beweiswürdigung durch Richter sind vielseitige Thematiken Gegenstand des Buches. Die Ausführungen werden teils auch wissenschaftlich untermauert und die Ideen hinter den Erwägungen und ihre tatsächliche Bedeutung erklärt. Der Autor verrät jeweils auch den Ausgang des Prozesses. Das Buch schließt mit einem kurzen Nachwort.

Der Schreibstil ist relativ locker, gut verständlich und der Autor spricht den Leser oftmals auch direkt an, etwa durch (rhetorische) Fragen. Jeder Fall ist anders aufgebaut und beleuchtet andere Aspekte rund um die Frage der Wahrheitsfindung. Die Ausführungen sind zwar teils wissenschaftlich, verlassen jedoch nie den Bereich des Verständlichen. Der Autor war sehr bedacht darauf, alles verständlich und nachvollziehbar zu erklären.

Mein Fazit

Alexander Stevens ist mir bereits dank seiner anderen Bücher bekannt, ich habe sowohl Sex vor Gericht als auch 9 ½ perfekte Morde gelesen und durchaus gemocht. Der Autor hat eine recht entspannte, nicht allzu sachliche Art, durch seine Bücher zu führen. Daher war ich durchaus gespannt, wie er sich mit dem schwierigen Thema rund um kritische Situation der widersprechenden Zeugenaussagen beschäftigt.

Nach einem sehr kurzen Vorwort, wo der Autor ein wenig dazu ausführt, was die Idee hinter dem Buch ist, geht es direkt mit dem ersten Fall los. Das Buch umfasst 7 Fälle, allesamt aus dem deutschen Raum, reale Fälle aus dem deutschen Gerichtsalltag. Thematisch sind die Fälle primär im Bereich Sexualstrafrecht und Gewalt- bzw. Tötungsdelikte angesetzt. Nur ein Fall tanzt aus der Reihe, hierbei geht es um ein Strafverfahren gegen einen Anwalt, der in den Augen des Gerichts falschen Vortrag gemacht hat. Die Auswahl der Fälle ist in meinen Augen zwar gelungen, da die Fälle durchaus interessant sind und verschiedene Schwerpunkt abdecken, zugleich hätte ich mir etwas mehr Abwechslung in den Delikten gewünscht. Klar zieht Mord und Sex immer und vor allem im Sexualstrafrecht liegen typischerweise die größten Probleme in der Aussage-gegen-Aussage-Konstellation, aber das Strafrecht hat mehr zu bieten.

Die Fälle sind mit viel Herzblut aufgearbeitet. Es werden zahlreiche Punkte eingeführt und es steht dem Leser zu jeder Zeit frei, sich sein eigenes Urteil zu bilden. Teilweise animiert der Autor bewusst auch dazu, sich ein Urteil zu bilden. Es führt verschiedene Möglichkeiten des Verfahrensausganges an, erklärt die relevante Beweislage in Bezug auf jedes Variante und präsentiert dann das Endergebnis. Es wird so manche Überraschungen geben, manchmal aber auch nicht. Auf dem Weg zur Aufklärung gibt es sehr interessante Einblicke hinter die Kulissen des Strafrechts und des Gerichtsalltags. Es wird ausführlich erklärt, was Suggestivfragen sind, es gibt Einblicke in den „Kriterienkatalog“ für Aussagen und die Erklärung, wieso der so nicht wirklich hilfreich ist, es geht um das Summieren von Aussagen, Zeugen von Hörensagen und die Zweifel am Beweismittel Zeuge. Denn Zeugen sind von Natur aus ein schwieriges, beeinflussbares, unsicheres und unstetes Beweismittel. Der Autor hat hier gute Arbeit geleistet, ist informativ ohne zu erschlagen, erklärt ohne zu belehren. Durch die recht übersichtliche Kapitellänge von zumeist 30-40 Seiten kann man wohldosiert das Buch genießen. Ich habe meist 1-2 Fälle am Abend gelesen.

Das im Buch Gesagte ist natürlich auch geeignet, einiges an Angst zu schüren, der Autor gibt sich aber große Mühe, alles so verständlich und greifbar zu erklären, dass es einen zwar nachdenklich stimmt, aber zumindest nicht beunruhigen sollte. Naturgemäß landen in solchen Büchern ja nur Grenzfälle, die unproblematischen Themen ja nicht. Das sollte sich der Leser auch stets vor Augen halten. Die angeführten Lehren von Glaubwürdigkeit, Lügen, Beeinflussung und Prozesstaktiken sind jedenfalls geeignet, auch im Alltag Anklang zu finden. Man kann das ein oder andere an Information mitnehmen, was einem helfen könnte oder den Blick etwas schärft, ohne im Strafrecht tätig zu sein. Das hat mir sehr gut gefallen und ist neben den durchaus interessanten Fällen ein guter Bonus des Buches. Durch die freie Gestaltung und der Auflösung am Ende hat der Leser zudem die Möglichkeit, etwas „mitzuraten“, wobei der Autor natürlich hier und da direkt und indirekt auf die Lösung hindeutet.

Was mir nicht ganz so zugesagt hat, ist, dass der Autor im Buch teilweise wild verweist. Regelmäßig bezieht er sich auf bereits vorangestellte oder später folgende Kapitel, was ich etwas störend fand, insbesondere wenn die Kapitel noch kommen. Da kam ich mir manchmal so vor, als würde der Autor dem Leser nicht zutrauen, behalten zu haben, was bereits kam. Nach hinten verweisen ist zudem immer schwierig, wenn der Leser an dieser Stelle bereits gerne etwas erfahren möchte, aber warten soll. Ebenfalls hat mich teilweise die Art des Autors gestört, die mir in den anderen Büchern bisher nicht so präsent herüberkam. Es wird fleißig offenkundig oder zwischen den Zeilen gegen alle Justizbeteiligten geschossen – außer gegen die Strafverteidiger. Diese Seitenhiebe hätte es sicher nicht gebraucht, insbesondere da Herr Stevens ja selbst manchmal feststellen darf, dass die festgestellte – und von ihm verteidigte – Wahrheit nicht die tatsächliche Wahrheit sein muss. Jeder in diesem Justizuniversum hat einen harten, schwierigen Job und sicher kann man ankreiden, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, dennoch sollte man auch anerkennen, dass alle Beteiligten nicht frei von Fehlern sind.

Insgesamt ist „Aussage gegen Aussage“ erneut ein starkes Buch des Autors mit interessanten und vielseiteigen Einblicken. Der Leser kann vereinzelt Lehren aus dem Gesagten mitnehmen. Der lockere Schreibstil fängt den Leser schnell ein und die nachvollziehbare Darstellung von Fällen und Lehren sind für alle geeignet, egal ob juristisch visiert, Gelegenheits-Leser oder Real-Crime-Neuling. Das Buch ist kurzweilig und in meinen Augen keine schwere Kost wie manch andere Bücher aus dem Real Crime Bereich. Gutes Buch für Zwischendurch!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 09.03.2020

starke Fortsetzung mit viel Humor

Crushing on the Cop (Saving Chicago 2)
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„Seine glänzende Dienstmarke blendete mich so sehr, dass ich nicht sehe, wie attraktiv er ist.“
(Vanessa über Cristian in Crushing on the cop)

Worum geht’s?

Schon seit sie das erste Mal in die Polizeiwache ...

„Seine glänzende Dienstmarke blendete mich so sehr, dass ich nicht sehe, wie attraktiv er ist.“
(Vanessa über Cristian in Crushing on the cop)

Worum geht’s?

Schon seit sie das erste Mal in die Polizeiwache kam, hat Cristian ein Auge auf sie geworfen: Vanessa, Tochter des Polizeichefs. Doch sie weist ihn ab, so oft es geht. Nicht einmal das ersteigerte Benefiz-Date möchte sie einlösen. Denn Vanessa hat sich geschworen, nie etwas mit einem Cop anzufangen. Dafür hat das Leben mit ihrem Vater ihr zu viele Lektionen erteilt. Doch da Cristians Bruder Mauro mit Vanessas bester Freundin Maddie zusammen ist, läuft sie unweigerlich auch Cristian andauernd über den Weg. Und Stück für Stück muss sie sich eingestehen, dass sie ihn anziehend findet. Aber trotzdem stößt sie ihn jedes Mal wieder von sich, immerhin arbeitet er für ihren Vater. Und sie hat ein Geheimnis, was er niemals akzeptieren könnte…

Crushing on the Cop ist Band 2 der Saving Chicago Reihe. Für das Buch werden nicht zwingend Vorkenntnisse benötigt, da jeder Teil über ein anderes Paar handelt. Jedoch kommen die Charaktere aus Band 1 und 3 vor. Es empfiehlt sich für das volle Verständnis, Flirting with fire gelesen zu haben.


Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ziert ein Mann in zerschlissenem Tshirt und Lederjacke. Anders als bei Flirting with fire gibt es keine Hinweise auf den Beruf des Protagonisten. Die Gestaltung ist sehr zurückhaltend und nichtssagend. Der Schreibstil des Autorenduos ist sehr leichtfüßig und humorvoll. Man fühlt sich schnell mitgerissen und kann viele Seiten lesen, ohne dass es anstrengend oder langweilig wird. Es gibt viel zu lachen, zahlreiche zynische Bemerkungen und auch einige Flüche und hier und da derbe Sprache. Das Buch beinhaltet niveausolle Sexszenen. Sowohl Vanessa als auch Cristian führen als Ich-Erzähler durch die Geschichte. Die Kapitel sind entsprechend übertitelt.

Mein Fazit

Männer in Uniformen – Runde 2. Nachdem ich von Flirting with fire abgesehen von einigen Kritikpunkten echt mitgerissen wurde und mich auf Anhieb in die Bianco-Brüder und ihre Art verliebt habe, war klar, dass ich auch Band 2 lesen muss und möchte. Dieses Mal steht der Polizeibruder im Fokus der Geschichte, wie er versucht, die Tochter des Polizeichefs zu verführen. Ob das Buch mich überzeugen konnte wie Band 1? Absolut, sogar noch mehr!

Das Buch setzt unmittelbar rund um das Ende von Flirting with fire an, bei der Szene mit dem gemeinsamen Lagerfeuer. Hier kann Cristian bereits nicht die Augen von Vanessa lassen. Doch Vanessa lässt ihn immer und immer wieder abblitzen. Nicht einmal das ersteigerte Date will sie einlösen. Cristian ist ein Cop, er ist ihr zu perfekt, zu glatt. Sie ist eine starke, unabhängige Frau und braucht keinen Helden und sie ist sich sicher, dass Cristian aber genau diese Art von Mensch ist. Recht sollte sie hiermit behalten, denn im Laufe der Geschichte erfährt der Leser immer mehr, wieso Vanessa so ist, wie sie sich gibt. Vanessa hat zahlreiche Päckchen zu tragen, die sich teilweise auf ihre Haltung gegenüber Cristian auswirken. Cristian beabsichtigt aber nicht, das Handtuch zu werfen. Zu sehr ist er von Vanessa fasziniert. Und so entwickelt sich ein stetes Auf und Ab, ein „Komm her“ und „Verschwinde“, was für Spannung, Reibung und auch Herzschmerz sorgt. Schafft Cristian es, endlich Vanessas Panzer zu knacken? Oder wird Vanessa ihn endgültig in die Flucht schlagen? Als dann noch eine unerwartete Gefahr aufkommt, überschlagen sich die Ereignisse und die Gefühlskarten müssen auf den Tisch gelegt werden…

Hach, wieso ist das Buch denn wieder so schnell vorbeigegangen? In einer einzigen Sitzung habe ich es verschlungen. Zu unterhaltsam, zu witzig, so mitreißend war das Buch als dass ich es aus den Händen hätte legen können. Nachdem Flirting with fire ja schon echt Spaß gemacht hat, hatte ich das Gefühl, dass hier noch einmal eine Schippe draufgelegt wurde. Das Buch ist so unglaublich witzig. Ich bin normalerweise gar kein Fan von humorvoller Romanceliteratur, aber diese Reihe hat mich wirklich eines Besseren belehrt. Die Bianco-Brüder zanken, zoffen, ärgern, necken sich wieder laufend durch das ganze Buch. Es sind die zynischen Bemerkungen, die sarkastischen Äußerungen, die gnadenlose Selbstreflexion von Cristian, die immer wieder zum Schmunzeln und Lachen führen. Doch auch Luca und Mauro teilen ordentlich auch und müssen auch ordentlich einstecken. Die Geschichte um die drei Brüder, die sich erbittert gegenseitig ärgern, aber auch bedingungslos füreinander da sind, ist so lebhaft gestaltet. Man kann es sich wirklich vorstellen, wie sie miteinander diskutieren und sich eins reinwürgen. Doch auch die Mädels-Clique ist wieder sehr unterhaltsam, auch wenn ich dieses Mal das Gefühl hatte, dass sie nicht mehr ganz so präsent war. Zwar kommen Mauro und Maddie immer wieder vor (so erfährt der Leser auch mehr über den Fortgang ihrer Beziehung) und auch Lauren und Luca zanken sich leichtfüßig durch das ganze Buch (was sich liebt, das neckt sich – aber so richtig!), aber die klassischen Mädels-Gespräche aus Band 1 fehlten etwas.

Vanessa und Cristian sind sehr interessante Love Interests. Cristian ist der Typ Mann, der für sein Mädchen alles tun würde. Er ist stets darauf bedacht, dass es Vanessa gut geht, sie in Sicherheit ist und er ist sehr erfahren in Analyse von Körpersprache, wodurch er Vanessa zunehmend durchschaut. Cristian ist ein ziemlich perfekter Protagonist, der wenig Macken hat. Ich empfand ihn als sehr sympathisch und erwachsen, insbesondere auch im Vergleich zu seinen Brüdern. Ich hätte mir allerdings gewünscht, mehr über ihn zu erfahren, als zu wissen, dass er sehr bedacht auf Fitness und einen gesunden Lebensstil ist, sehr penibel aufräumt und für sein Mädchen durchs Feuer springen würde. Zwar erfährt man auch, wieso er Polizist geworden ist (und das macht die Art, wie er ist, noch so viel mehr nachvollziehbar), aber ich hätte ihn einfach gern noch mehr kennengelernt. Denn der Fokus liegt doch ziemlich auch Vanessa. Vanessa ist ein etwas schwieriger Charakter, man muss mit ihr erst etwas warm werden. Sie stößt Cristian immer wieder von sich, ist sehr auf ihre Eigenständigkeit bedacht, manifestiert immer wieder, dass sie eine starke, unabhängige Frau ist und niemanden braucht. Doch unter der Oberfläche sieht es anders aus. Denn es gibt viele Aspekte, die sie zu dem haben werden lassen, was sie gerade ist. So spielt Verlust, eine schwierige Vater-Tochter-Beziehung und ihr kleines berufliches Geheimnis eine große Rolle. Die Entwicklungen in diesem Themen empfand ich als stimmig und passend, vor allem, da sie nicht gradlinig verlaufen.

Die Thematik um Cristian als Polizist spielt in dem Buch eine untergeordnete Rolle. Zwar wird hin und wieder erwähnt, dass Vanessas Vater sein Chef ist, sie macht manchmal Anspielungen auf seine Rolle als Polizist und ganz selten erzählt er von einer Schicht, aber anders als bei Flirting with fire nimmt Cristians Job keine wichtige Rolle in dem Buch ein. Lediglich für eine der finalen Storylines, bei der es um Vanessas Geheimnis geht, spielen die Möglichkeiten, die Cristian berufsbedingt hat, eine Rolle. In erster Linie ist in diesem Buch für Vanessas Abneigung aufgrund ihrer familiären Vorbelastung Cristians Job wichtig.

Sehr gut hat mir gefallen, dass auch die Charakteren aus Band 1 und 3 einiges an Raum hatten. Zwar ist dies für Leser, die das Buch als Standalone lesen wollen, nicht so toll, für einen Reihenleser jedoch kann man so miterleben, wie sich Mauro und Maddie weiterentwickeln und man erhält schonmal Einblicke in Band 3. Außerdem wird auch die in Band 1 bereits eingeführte Geschichte um Mutter Bianco weiter ausgebaut. Diese hatte bereits in Band 1 gesundheitliche Probleme, die auch hier in Band 2 weiter eine Rolle spielen und vermutlich auch in Band 3 fortgeführt werden. Dies sorgt für den ein oder anderen Sinneswandel bei allen Beteiligten.

Natürlich geht es auch in diesem Buch zeitweise heiß her. Während ich aber in Band 1 ein wenig das Gefühl hatte, dass Maddie und Mauro auf sexueller Ebene eine Anziehung haben, aus der sich mehr entwickelt, war dies bei Vanessa und Cristian anders. Zwar spielt natürlich auch hier Intimität eine große Rolle, aber man merkt, dass vor allem für Vanessa Sex nur ein Versuch ist, ihre Probleme zu verstecken. Cristian merkt dies recht schnell und greift so rigoros durch. Hierdurch passiert deutlich mehr auf einer emotionalen Ebene und vor allem auch außerhalb des Bettes. Ich hatte nie das Gefühl, dass es an Tiefgang fehlt, wenn es um die Beziehung geht. Klar, die beiden sind auch sehr aktiv im Bett (und gern auch außerhalb), dabei geht aber nie die Beziehungsentwicklung verloren. Gegen Ende hin ging dem Buch zwar etwas die Puste aus und es ging vielleicht auch etwas zu rasant, wie sich am Ende alle losen Fäden verbinden, aber zumindest war es durchaus stimmig und nachvollziehbar.

Insgesamt ist Crushing on the cop wirklich ein kleines Highlight. Es ist ein fantastisches, locker-leichtes Buch für Zwischendurch, bei dem man andauernd lachen muss, sich über die Kabbeleien der Brüder freut und zugleich mit der On-Off-Ja-Nein-Beziehung von Vanessa und Cristian mitfiebert. Ich habe mich wahnsinnig gut unterhalten gefühlt und anders als bei Flirting with fire hatte ich nicht das Gefühl, dass das Buch sich auf die Anziehung der beiden reduziert. Ein großartiger Band 2 um diese einzigartigen Brüder und die hochgradig unterhaltsame Mädels-Clique, die den Jungs das Leben schwer macht. Und nach diesem Ende bin ich wirklich gespannt auf die Story um Sanitäter Luca und Lauren!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 17.02.2020

eine schöne Art der Erinnerung

Karl und wie er die Welt sah
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Was ist das?

In „Karl und wie er die Welt sah“ präsentiert das Herausgeberteam in einer Sammlung zahlreiche Zitate vom bekannten Modedesigner Karl Lagerfeld zu verschiedenen Themen, über Chanel und über ...

Was ist das?

In „Karl und wie er die Welt sah“ präsentiert das Herausgeberteam in einer Sammlung zahlreiche Zitate vom bekannten Modedesigner Karl Lagerfeld zu verschiedenen Themen, über Chanel und über sich selbst. Der Modedesigner war für seine teilweise spitzen Bemerkungen weltbekannt. Mit diesem Buch sollen die Weisheiten des mittlerweile verstorbenen Modezars für die Ewigkeit festgehalten werden.


Wie sieht es aus?

Bei dem Buch handelt es sich um eine Hardcover-Ausgabe, die etwas größer als A6, aber kleiner als A5 ist. Das komplette Buch ist in einem Seidenbezug eingefasst und wirkt somit bereits auf den ersten Blick sehr hochwertig. Die Seide ist angenehm weich und glatt, sie schimmert ganz leicht. Es ist nur der Titel, der Buchrücken und auf der Rückseite eine Anziehpuppe aufgedruckt, ansonsten ist das Buch blanko-schwarz. Der ISBN-Aufkleber auf der Rückseite lässt sich rückstandslos abziehen. Das Innere wird von einige dezenten Illustrationen geschmückt, zwischen den Zitaten befinden sich zudem kleine dekorative Abstandshalter. Das Buch verfügt über ein Lesezeichen, ebenfalls in Form eines Seidenbandes. Die komplette Farbgestaltung bewegt sich im Bereich schwarz-weiß mit einigen hellorangenen Highlights. Die Schriftart wirkt hochwertig und edel. Die Seiten bestehen aus dickem, matten Papier.

Was erwartet einen?

Dieses Buch ist keine Biografie, sondern einfach eine Zitate-Sammlung. Es soll eine Erinnerung sein an einen Mann, der mit seinen Sprüche für so manche Lacher, aber auch so manche Aufreger gesorgt hat. Die Zitate sind vielseitig, von Lebensweisheiten über Selbstreflexion, von frechen Sprüchen bis zu tiefgründigen Gedanken. Es ist natürlich kein Buch, was man wirklich liest, sondern eher eins für Zwischendurch, ein wenig zum Schmökern und Erinnern. Es sind einige Zitate dabei, die einem sicher länger in Erinnerung bleiben werden.

Mein Fazit

„Karl und wie er die Welt sah“ ist eine etwas anderes, aber sehr interessante Art des Nachrufs an einen Menschen, der mit seinen Sprüche und seiner Einstellung die Modewelt doch nachhaltig beeinflusst hat. Es ist ein Buch, was wirklich schön ist, wenn man ein wenig Abschalten möchte, etwa bei einer Tasse Kaffee. Das Buch ist sehr hochwertig, der Seidenbezug ist wirklich edel. Die Gestaltung finde ich übersichtlich, aber fast schon etwas plump. Die Illustrationen sind schön, hätte gern aber zahlreicher sein dürfen. Das Buch ist liebevoll und durchdacht gestaltet. Jedoch denke ich, dass das Buch nicht jeden ansprechen wird. Es ist wahrscheinlich eher eine Perle für Karl Lagerfeld Fans und Fashionfreunde, die in Erinnerung schwelgen wollen. Mir hat es jedenfalls sehr gut gefallen und hat mich so manches Mal zum Schmunzeln gebracht. Ein toller Hingucker, auch als kleines Coffee Table Book, als Geschenk oder als Deko-Element.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise von dem Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 07.02.2020

eine schöne, aber ruhige Geschichte

Breathe Again
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„Du hast besseres verdient als mich, Sommersprosse. Vergiss das nie.“
(Jonah zu Annie in Breathe again)

Worum geht’s?

Ein tragischer Verlust führt die ehemaligen Freunde Jonah und Annabelle nach über ...

„Du hast besseres verdient als mich, Sommersprosse. Vergiss das nie.“
(Jonah zu Annie in Breathe again)

Worum geht’s?

Ein tragischer Verlust führt die ehemaligen Freunde Jonah und Annabelle nach über 7 Jahren wieder zueinander. Sie sind erwachsen geworden und Jonah ist mittlerweile ein gefeierter Sänger. Annie hingegen hat ihr ganzes Leben aufgegeben, um ihrem kranken Bruder zur Seite zu stehen, doch jetzt ist er tot. Und als Jonah davon erfährt, ist für ihn klar, dass er die kleine Schwester seines besten Freundes zu sich holen muss. Doch Annie will nicht bei Jonah sein. Zu tief sitzt der Schmerz, dass er sie vor Jahren ohne ein Wort verlassen, aber zu ihrem Bruder stets den Kontakt behalten hat. Werden sie die Schatten der Vergangenheit beseitigen können? Oder wird die ehemalige Freundschaft im Rampenlicht endgültig verglühen?

Breathe Again ist Band 1 der Keep Breathing Reihe und nicht in sich geschlossen. Die Geschichte wird in Band 2 fortgesetzt.

Schreibstil / Gestaltung

Das schwarze Cover ist mit einer schönen, goldfarbenen Verzierung von Lichtreflexen und Blumenranken gestaltet. Es gibt keine Hinweise auf den Inhalt des Buches, ist allerdings ein hübscher Hingucker und zieht die Blicke auf sich.

Das Buch wird wechselnd von Jonah und Annie als Ich-Erzähler erzählt. Hierbei springt das Buch in jedem Kapitel zwischen den Erzählern, innerhalb des Kapitels zudem gibt es stets einen Rückblick auf die Zeit vor einigen Jahren, als die beiden noch befreundet waren. Wer erzählt, ist entsprechend übertitelt, allerdings merkt man auch an der Erzähl- und Denkweise deutlich, wer aktuell erzählt. Der Schreibstil ist sehr flüssig und gut lesbar. Sprachlich bewegt sich das Buch im Bereich der (junge) Erwachsenen-Literatur. Das Buch beinhaltet keine erotische Szenen.

Mein Fazit

Katie Weber ist eine Autorin, zu der ich immer wieder gerne greife. Insbesondere ihre New Adult Romane haben es mir sehr angetan und nachdem ich die nun alle weghabe, wollte ich mal die älteren Werke anschauen. Hier ist mir besonders die Keep Breathing Reihe ins Auge gefallen, denn ein erfolgreicher Sänger, ein dramatischer Verlust, zwei ehemalige Freunde und jede Menge Herzschmerz? Das ist genau mein Ding.

Das Buch startet nach einem kurzen Prolog von Annabelle in der Vergangenheit mit Jonah in der Gegenwart, der gerade ein Konzert gegeben hat und nun von seiner Managerin die Nachricht erhält, dass sein bester Freund Ben gestorben ist. Ben und Jonah waren seit dem Sandkasten beste Freunde und auch als Jonah berühmt wurde und Ben an Krebs erkrankt ist, tat es ihrer Freundschaft keinen Abbruch. Jonah sieht sich in der Situation gezwungen, Annabelle, die auch Annie genannt wird, anzurufen. Annie und Jonah waren einst auch beste Freunde – und vielleicht auch mehr, selbst wenn sie es sich nie eingestanden haben. Doch die Freunde wurde auseinandergerissen und zwischen Annie und Jonah ist noch viel verbrannte Erde übrig, die nie geklärt werden konnte, denn bis heute weiß Annie nicht, wieso Jonah einfach den Kontakt zu ihr abgebrochen hat. Doch jetzt, in Zeiten der Trauer, muss er für sie da sein. Denn Annie ist am Ende, alles wurde ihr entrissen, erst ihre Eltern und jetzt auch noch ihr Bruder. Doch kann Jonah, der das Leben eines bekannten Stars führt und selbst so einige Geheimnisse angehäuft hat, Annie auffangen? Oder werden beide endgültig feststellen müssen, dass Zeit die Wunden nicht heilen kann?

Storytechnisch hatte das Buch viel, aber zugleich auch wenig zu bieten. Man merkt, dass Breathe Again vor allem auch dem Aufbau der Geschichte um Annie und Jonah dient. Durch die Rückblenden in die Jugend kann man ein gutes Gefühl dafür entwickeln, wie die Freundschaft zwischen den beiden war und man hat auch schon die ein oder andere Vermutung, was problematisch sein könnte. In der Gegenwart gibt es den berühmten Jonah, wobei seine Musikerwelt recht randständig behandelt wird und nur vereinzelt angesprochen wird. Zudem hat Jonah ein kleines Geheimnis, was hier und da angesprochen wird, aber (für mich überraschend) nicht präsenter in der Geschichte ist. Da bin ich etwas zwiegespalten, ob man es dann nicht hätte weglassen sollen oder ob das nur dem Aufbau dient und diesbezüglich in den Folgebänden mehr kommt. Annie in der Gegenwart ist vor allem von einer aus dem Gleichgewicht geratenen Welt geprägt. Sie hat alles verloren, vielleicht auch sich selbst. Sie muss sich Stück für Stück ins Leben zurückkämpfen, dies ist aber logischerweise ein langsamer Prozess. Durch diese ganzen Umstände ist das Buch ruhig und eher tiefgründig als mit vielen Dramen daherzukommen. Die Geschichte plätschert nicht vor sich hin, sie ist atmosphärisch stark aufgebaut, aber eben ruhig. Mir hat es gut gefallen, anderen wäre es aber vielleicht zu undramatisch. Es sind einige Puzzleteile gut zusammengefügt worden, andere wiederum passen momentan noch nicht ins Bild und ich bin gespannt, wie sich am Ende alles zusammenfügen wird.

Jonah und Annie sind beides sympathische Charaktere, die ich aber noch besser kennenlernen muss. Vor allem Gegenwarts-Jonah ist mir noch zu wenig ausgebaut. Vergangenheits-Jonah hingegen hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Insgesamt ist Jonah ein ziemlicher Good Guy und wahrlich der Ritter auf dem Weißen Pferd. Ich bin gespannt, ob hieran noch gerüttelt wird, oder Jonah so unsichtig-perfekt bleibt. Gegenwarts-Annie hat deutlich mehr Ecken und Kanten, was vor allem daran liegt, dass in ihr mehr vorgeht. Man ist live dabei, wie sie immer wieder zerfällt, sich wieder zusammenreißt oder die Nerven auch überschnappen. Dafür ist Vergangenheits-Annie sehr blass und fast schon nichtssagend. Hierdurch wird die gute Waage gehalten, dass in der Vergangenheit der Leser sich eher auf Jonah, in der Gegenwart eher auf Annie konzentrieren kann. Es gibt wenige Randcharaktere, die jedoch alle eher nebensächlich sind und als Support gut funktionieren, aber nicht unbedingt in Erinnerung bleiben.

Das Ende dieses Bandes ist auch recht undramatisch. Ich hatte hier mit einem Knall gerechnet, der jedoch ausbleibt. Das hat mir gefallen, zugleich habe ich hierdurch aber auch nicht direkt diesen „oh Gott, ich muss weiterlesen“-Vibe. Sicher möchte man wissen, was bei den beiden noch alles verborgen liegt, aber es ist kein Schocker-Cliffhanger-Ende. Das passt jedoch zur Stimmung des ganzen Buches, was eher ruhig und seicht daherkommt, als laut und drängend durch die Geschichte zu peitschen. So wirken aber die perfekt platzierten Momente, die wirklich tief ins Herz gehen, umso besser. Und da gibt es einige. Hätte ich je denken können, dass mich eine ausgelaufene Bodylotion-Flasche so sehr berühren würde? Definitiv nicht.

Breathe Again ist ein starker Auftakt, der voller emotionaler Momente daherkommt. Es ist ein ruhiges Buch, bei dem das Drama nicht übermäßig aufgebauscht wird. Durch die Sprünge in die Vergangenheit und die Geschichte in der Gegenwart erhält man das Beste aus zwei Welten: Jugendbuch und Liebesroman. Annie und Jonah bleiben jedoch noch etwas blass und die Geschichte wirkt etwas unfokussiert, weil recht viel aufgebracht wird, dann aber teilweise (vorerst) keine Rolle mehr spielt. Ich bin auf jeden Fall gespannt, herauszufinden, was zwischen Jonah und Annie vorgefallen ist, dass Jonah den Kontakt zu Annies Schutz abgebrochen hat. Und vor allem möchte ich wissen, ob Jonah sie in der Gegenwart retten kann. Tolles Buch, was Lust auf mehr macht.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Vertrieb überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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