Profilbild von Ceciliasophie

Ceciliasophie

Lesejury Star
offline

Ceciliasophie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Ceciliasophie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.04.2017

Enttäuschend

Die Seelenfischer
0

Inhalt:
Nürnberg: Renovierungsarbeiten in einer alten Villa fördern einen sensationellen Fund zutage. Er ruft den Bischof von Bamberg auf den Plan. Kurz darauf reist der Bischof nach Rom. Einen Tag nach ...

Inhalt:
Nürnberg: Renovierungsarbeiten in einer alten Villa fördern einen sensationellen Fund zutage. Er ruft den Bischof von Bamberg auf den Plan. Kurz darauf reist der Bischof nach Rom. Einen Tag nach seiner Rückkehr wird er bestialisch ermordet aufgefunden.
Rom, drei Monate später: Der junge Jesuit Lukas wird zum Generaloberen des Ordens zitiert. Der erteilt ihm einen geheimen Auftrag. Noch bevor Lukas diesen ausführen kann, geschieht ein weiterer Mord, und er findet sich unvermittelt als Tatverdächtiger wieder.

Verlag: Piper Taschenbuch
Medium: Taschenbuch
Seitenzahl: 448
Preis: 9,99 €

Meinung:
Ich bin mit sehr viel Unwissen an dieses Buch herangetreten. Über den Jesuitenorden wusste ich vor Beginn dieses Buches so gut wie gar nichts und auch von Hanni Münzer habe ich vorher kein Buch gelesen. Dementsprechend hatte ich auch keine sonderlich hohen Erwartungen.
Man muss der Autorin zu Gute halten, dass sie es wirklich alleine durch den vorhandenen Spannungsbogens geschafft hat, dass ich dieses Buch nicht abgebrochen habe. Dies muss gewürdigt werden und das tue ich aus vollem Herzen!
Auch die immer wieder informativen Einschübe über die Jesuiten, die Kirche, den Glauben und kirchliche Geschichte fand ich sehr gut.
Da ein Buch jedoch hauptsächlich aus seiner Handlung und seinem Inhalt besteht, muss mich vorrangig dieser überzeugen. Und das konnte er leider nicht.
Die Charaktere sind in keinster Weise authentisch und wurden mir im Verlauf der Geschichte immer unsympathischer. Die drei Charaktere, die im Zentrum der Handlung stehen können alles, wissen alles, befreien sich auf kühnste Art und Weise aus jeder Situation und wenn sie doch ein Mal in der Klemme stecken, kennen oder treffen sie genau die richtige Person. Das alles zusammengenommen zeichnet ein Bild fernab jeglicher Realität.
Die Handlung springt immer wieder von Phasen voller Action zu absolutem Nichtstun.
Eine Abänderung eines bestehenden Werkes ist an sich nicht empfehlenswert, doch der Umschwung von eBook über Amazon Media auf Printausgabe durch einen Verlag hätte an dieser Stelle eventuell zu einer größeren Überarbeitung führen können. Denn viel An fahrt wurde durch diese Passagen genommen.
Außerdem folgen dieser Szenen keiner wirklich logischen Reihenfolge, sondern fühlen sich für mich als bunt durcheinander gewürfelt an. Der Hauptstrang bleibt dabei zwar bestehen, doch hüpft man als Leser munter über diesen hinweg, um an irgendeiner Stelle dann doch wieder zu folgen.
Auch wenn ich mich eigentlich nicht groß am Aufbau eines Buches störe, muss ich hierzu noch ein paar Worte schreiben.
Wenn ein Kapitel mehr als 60 Seiten lang ist, so brauche ich als Leser genügend Absätze, um eine Lesepause einlegen zu können. Jedoch mangelt es hier gewaltig an Absätzen, so dass ich immer öfter das Buch einfach so zuschlug. Das förderte nicht wirklich meine Motivation. Außerdem täuscht die Dicke des Buches gewaltig. Sehr kleine Schrift auf sehr dünnem Papier verdoppeln die "berechnete" Lesezeit.
Immens gestört hat mich außerdem die Parallele zu "Illuminati" von Dan Brown. Damit meine ich weder sich gleichende Charaktere, sondern die generelle Idee. Ein kleiner Kreis in Rom weiß von geheimen Dokumenten, die die gesamte Kirche ändern könnten und diese Dokumente werden nun entdeckt oder stehen kurz vor der Entdeckung. Zugegeben, es ist wahrscheinlich ein ganz schönes Stück Arbeit, ein solches Thema - genauer gesagt eine solche Idee - genau so zu schrieben, dass der Leser nicht an ein anderes Werk erinnert wird. Doch ab und an hatte ich das Gefühl, dass sich gerade diese Popularität zu Nutze gemacht werden wollte.

Insgesamt vergebe ich einen Stern für dieses Buch. Diese Reaktion mag sehr hart sein, ist in meinen Augen jedoch nur gerecht. Ich konnte nicht viel mit der Idee anfangen und bin mit der Umsetzung nicht zufrieden.

Veröffentlicht am 09.01.2017

Leider nicht mein Fall

Mondprinzessin
1

Inhalt:
Lynn bemerkt an ihrem Geburtstag, wie sich auf der Haut ihres Unterarms ein Sternenbild abzeichnet. Die einzelnen Punkte leuchten und Lynn versucht verzweifelt, sie zu verstecken. Als nicht nur ...

Inhalt:
Lynn bemerkt an ihrem Geburtstag, wie sich auf der Haut ihres Unterarms ein Sternenbild abzeichnet. Die einzelnen Punkte leuchten und Lynn versucht verzweifelt, sie zu verstecken. Als nicht nur die Sterne auf ihrem Arm, sondern auch sie selbst zu leuchten beginnt, ist nichts mehr, wie es war. Dunkle Schatten jagen sie – die Wächter des Mondes. Und sie begegnet Juri, der ihr erzählt, sie sei eine Prinzessin – kein Waisenkind. Trotz Lynns Unglauben folgt sie dem Mondkrieger und stellt sich ihren Verfolgern. Juri verliebt sich in Lynn, doch sie ist einem Prinzen bestimmt und nicht ihm…

Meinung:

Da dieses Buch auf fast jeder ersten Seite einer Buchcommunity abgebildet war und so viele es begeistert gelesen haben, war ich sehr glücklich, einen Leserundenplatz ergattern zu können.
Vor ab muss also gesagt werden, dass ich mit nicht ganz so hohen Erwartungen an das Buch heranging, da ich bei gehypten Büchern inzwischen sehr vorsichtig geworden bin.

Lynn fand ich anfangs eigentlich sehr gut als Protagonistin. Klar, es hat mich schon deutlich genervt, wie sehr sie sich selber in die Opferrolle stellt (sie ist Waise, hat keine Freunde, das Waisenhaus ist sowieso ein schrecklicher Ort,...). Aber da das Buch immer wieder als Märchenadaption beschrieben wurde, drückte ich anfangs beide Augen nochmal zu. Doch Lynns Verhalten änderte sich einfach überhaupt nicht. Immer wieder musste der Leser daran erinnert werden, wie schwer es Lynn bisher hatte, was für eine Ungerechtigkeit das Leben war und so weiter. Mir riss mit ihr endgültig der Geduldsfaden, als sie sich wirklich keinen Deut um ihre Familie scherte. Jahrelang wusste sie nicht, dass ihre Eltern noch leben und jetzt hat sie sogar so etwas wie einen Bruder und sie interessiert nur ihr dämlicher Kleiderschrank und Juri??!
Juri war für mich nichts ganzes und nichts halbes. Ich hätte jeden beliebigen Jugendbuchroman aufschlagen können und hätte Juri in diesen wiedergefunden. Er ist nett, zuvorkommend, natürlich total schön und begabt. Auch hier wirklich nichts interessantes und neues für den Leser, sondern ein x-beliebiger Love Interest.
Und zum Thema Liebe kann ich nur sagen: Auf so wenig Seiten eine nachvollziehbare und vernünftige Beziehung aufzubauen ist wahrlich schwer. Und es wurde nicht geschafft. Ich kaufe Juri und Lynn ihre Beziehung absolut nicht ab. Das war alles zu schnell, zu gewollt.
Zu den restlichen Charakteren kann ich wirklich nichts direkt sagen. Man hatte überhaupt keine Zeit, zu diesen irgendeine Art von Beziehung aufzubauen.
Bleiben jedoch noch die Begleiter. Tja, die haben mir wenn überhaupt noch mit am besten gefallen. Doch verstehe ich den Grund für diese absolut nicht. Sie sind kein wichtiger Bestandteil der Geschichte und hätten durchaus weggelassen werden können. Stattdessen hätte man die Seiten mit mehr Input der Charaktere füllen können. Schade drum.
Was mich jedoch ganz furchtbar störte, war die fehlende Logik in diesem Buch. Ich möchte beim Lesen unterhalten werden und gleichzeitig auch noch etwas lernen. Und wenn ich nichts lerne, dann möchte ich doch wenigsten mit dem Kopf nickend dasitzen können. Nein, hier wurden sich echt keinerlei Gedanken gemacht. Wenn man seine Geschichte auf dem Mond spielen lassen will (was ich an sich für eine ganz phantastische Idee halte), dann muss man sich jedoch über das setting und Worldbuilding viele Gedanken machen. Und das wurde an dieser Stelle merkbar nicht. Zu viele Fragen blieben nach Beenden des Buches offen, zu viele wurden mir nicht hinreichend genug beantwortet. Es ist natürlich schon etwas gemein, aber ich habe zeitgleich zu "Mondprinzessin" das Buch "Moonatics" von Arne Ahlert gelesen. Da fällt einem schon eine gewisse Diskrepanz auf.
Doch nicht nur auf wissenschaftlicher Ebene wurden mir Fragen nicht genug beantwortet. Auch, was die Geschichte selber betrifft, blieb ich mit einem unzufriedenen Gefühl zurück. Denn warum würde denn bitte ein Planet wie der Jupiter ausgerechnet mit dem Mond freiwillig verhandeln wollen? (Jetzt mal ganz ernsthaft hier, das wäre in etwa so, als ob ein Plankton mit einem Blauwal verhandeln wollen würde. Einfach lächerlich. Wäre ich der Jupiter, würde ich in schallendes, ohrenbetäubendes, trommelfellzerreißendes Gelächter ausbrechen, würde der Mond mir irgendwas vorschreiben wollen!) Und warum haben sich auf jedem Planeten Monarchien gebildet? Nimmt man unsere Erde als Beispiel kann man doch sehen, wie viele Regierungsformen sich gebildet haben und immer wieder neu bilden werden. Und wenn Lynn das alles so furchtbar blöd findet, warum überlässt sie dann nicht Faras die Prinzenrolle und freut sich einfach darüber, eine Familie zu haben?
Und warum gibt es nur drei Prinzen, die zur Auswahl stehen? Wenn der Erdmond schon mitzählt, warum dann nicht alle anderen Monde beziehungsweise Satelliten in unserem Weltall? Davon gibt es immerhin über 300 Stück. Da würden sich auf jeden Fall noch ein paar mehr Prinzen finden lassen.
Das Ende wiederum war das einzige, was mich aus meinem apathischen Lesen herausziehen konnte. Dennoch berührte es mich nicht im geringsten, da ich keine Beziehung zu den Charakteren auf Grund der Länge des Buches aufbauen konnte.
Mich hat vieles an dem Buch gestört, vor allem aber die offensichtlichen Parallelen zu bekannten Jugendbuchreihen, wie zum Beispiel "Wie Monde so silbern" und "Selection".
In der Leserunde wurde auch immer wieder auf die Parallele zu "Sailor Moon" hingedeutet. Da ich jedoch Sailor Moon nicht kenne, kann ich dazu nichts sagen.
Der Schreibstil war in Ordnung. Er stach nicht heraus, hatte an sich nichts besonderes, aber er machte das Buch dann doch irgendwie "lesbar".
Was ich jedoch wirklich für sehr gelungen halte, ist die Gestaltung und Aufmachung des Buches. Mir persönlich gefällt das gar nicht, aber es wurden sich spürbar Gedanken gemacht und das muss einfach lobenswert erwähnt werden.

Alles in allem kann ich nur sagen, dass ich das Buch trotz der negativen Bewertung nicht für schlecht halte. Es hat mich nur zu Tode gelangweilt und hätte es die Leserunde nicht gegeneben, hätte ich es ab dem ersten drittel abgebrochen.
Ich finde es sehr schade, dass mir das Buch wirklich nicht gefällt, da so viel Potential in der Geschichte steckt. Hier hätten sich mehr Seiten und Zeit deutlich gelohnt, da man noch so viel herausholen könnte.

Veröffentlicht am 17.07.2023

Flache Geschichte, Verwendung eines problematischen Ausdrucks

Secrets of the Campbell Sisters, Band 1: April & May. Der Skandal (Sinnliche Regency Romance von der Erfolgsautorin der Golden-Campus-Trilogie)
0

Ich habe in den letzten Wochen so viele Hörbücher gehört, die mir weniger gut gefallen haben, so dass ich einfach ein kurzweiliges (Hör-)Buch zum Wohlfühlen gebraucht habe. Und da mir Bridgerton als Serie ...

Ich habe in den letzten Wochen so viele Hörbücher gehört, die mir weniger gut gefallen haben, so dass ich einfach ein kurzweiliges (Hör-)Buch zum Wohlfühlen gebraucht habe. Und da mir Bridgerton als Serie so gut gefallen hat und etliche Rezensionen diese immer wieder erwähnten, war ich ganz gespannt auf die Geschichte der Campbell Schwestern. Der Klappentext klang nach einem netten Regency Romance Buch für Zwischendurch.

Die gesamte Geschichte fand ich einfach unfassbar unspannend. Das große Geheimnis über den Skandal ist sowas von offensichtlich und um ehrlich zu sein ist einfach jegliche Handlung absolut vorhersehbar. Klar, ich wollte ein Buch für Zwischendurch, bei dem ich gut abschalten kann. Aber hier musste man ja nicht einmal nachdenken oder Konzentration aufbringen, um am Ball zu bleiben.
Die Charaktere sind unglaublich in schwarz und weiß gehalten. Wer böse ist, ist böse und gemein. Und wer gut ist, ist nett, süß und wunderschön. Dementsprechend flach ist nicht nur die Geschichte, die Charaktere sind auch nicht alle besonders gut aufgebaut. Einzig April und May wurden etwas besser herausgearbeitet, May aber noch deutlich schlechter als ihre Schwester. Doch auch April ist eine 0815-Protagonistin, die wenig spannendes zu bieten hat und über den Verlauf des Buches etwas farblos bleibt.
Gestreckt wird die Handlung dann auf 384 Seiten beziehungsweise etwas über 10 Stunden Hörbuch, doch hätte der Plot eigentlich auf 50 Seiten eingedampft werden können. Das hat die Autorin wohl auch gemerkt, denn viele Seiten werden gefüllt mir Wiederholungen. Nicht nur von vorangegangenen Handlungen, nein, manchmal wiederholen sich Formulierungen oder Charaktere werden aufgefordert, nochmals etwas zu erzählen, was erst vor ein paar Seiten passierte.

Das Buch fühlte sich so an, als ob die Autorin einfach nur ganz schnell auf den Zug aufspringen wollte, um möglichst viel von der Bridgerton-Welle mitnehmen zu können. Dabei wurde nur leider vergessen, dass dafür auch eine halbwegs spannende Geschichte vonnöten wäre.

Ich fand das Buch also ohnehin nicht so pralle, aber für 3 Sterne hätte es definitiv noch gereicht. Eine so drastische Reduzierung der Bewertung hat noch einen ganz anderen Grund:
Der Ausdruck „Jedem das Seine“ geht überhaupt nicht in lektorierten Büchern. Ich bin fassungslos, dass ein Verlag wie Ravensburger diesen Ausdruck so stehengelassen hat. Da ich nur das Hörbuch gehört habe, kann ich natürlich nicht sagen, ob dies im Buch eventuell eingeordnet wird durch die Verwendung einer Fußnote oder einer vorherigen Erklärung zu Beginn des Buches. Ich gehe davon jedoch nicht aus. Dieses Buch wurde übersetzt, lektoriert, verlegt und als Hörbuch eingesprochen und an keiner einzigen Stelle wurde auf diesen Ausdruck hingewiesen?
Als kurze Erläuterung für diejenigen, die ihn nicht einzuordnen wissen folgend, warum ich diesen Ausdruck als problematisch empfinde: Über dem Eingang zum KZ Buchenwald stand eben dieser Ausdruck und ich persönlich versuche mein möglichstes, um eben jene belasteten Ausdrücke aus meinem Sprachgebrauch zu verbannen. Eine Aufklärung und öffentlicher beziehungsweise gesellschaftlicher Diskurs sind ungemein wichtig, auch die Diskussion über die Weiterverwendung des Ausdrucks finde ich angebracht. Aber in einem solchen Buch empfinde ich ihn als absolut fehl am Platz.

Empfehlen kann ich das Buch definitiv nicht, wer sich eine eigene Meinung bilden will, dem kann ich nur empfehlen, das Buch kostenlos auf Spotify zu hören.

Veröffentlicht am 06.07.2023

Mir bluten noch immer die Ohren

The Darkest Gold – Die Gefangene
0

Das war das schlechteste Buch, das ich dieses Jahr bisher gelesen habe und auch eins der schlechtesten Bücher, die ich je gelesen habe. Und ich habe in letzter Zeit wirklich viele nicht gute Bücher gelesen, ...

Das war das schlechteste Buch, das ich dieses Jahr bisher gelesen habe und auch eins der schlechtesten Bücher, die ich je gelesen habe. Und ich habe in letzter Zeit wirklich viele nicht gute Bücher gelesen, Leserausch-Phase sei Dank.
Es gibt einfach so viel, was mir an diesem Buch nicht gefällt. Es wird also mal wieder Zeit für einen guten, alten Rant. Man möge mir die Ironie an der ein oder anderen Stelle bitte verzeihen.

Fangen wir mit dem Offensichtlichen an: Die Sprache ist wirklich eine Katastrophe. Ich mag einen derben und vulgären Sprachstil voller Beleidigungen nicht, ich habe einfach eine absolute Abneigung gegen fast jedes Wort in diesem Buch entwickelt. Vielleicht war es noch ein Ticken schlimmer, weil ich das Hörbuch gehört habe und so nicht einfach die Augen schnell verschließen konnte. Vielleicht aber auch besser so, mir bluten noch immer die Ohren. Würden mir die Augen bluten, könnte ich nicht gleich das nächste – und definitiv bessere – Buch beginnen, denn von Hörbüchern brauche ich jetzt erstmal eine Pause.
Während wild mit Beleidigungen aller Arten durch die Gegend geworfen wird, versucht die Autorin sich phasenweise an einem fast poetischen Schreibstil, der vollkommen deplatziert wirkte.

Aber der Schreibstil ist nicht das Schlimmste an diesem Buch. Es sind auch nicht die Charaktere – obwohl die allesamt furchtbar sind, denn der Plot ist mit Abstand das schlechteste an diesem Buch. Oder um es anders zu formulieren: die Abwesenheit des Plots ist das schlechteste an diesem Buch. Es passiert einfach nichts. Und dann gefühlt alles auf den letzten 50 Seiten. Das gesamte Buch hätte handlungstechnisch eingedampft werden können auf 100 Seiten, denn es passieren auf den ersten 300 (von 400!) Seiten eigentlich immer nur zwei Dinge: Auren jammert oder Auren himmelt Midas an. Naja, und ab und an kippt sich Auren ein bisschen Wein hinter die Binde.
Es gibt kein nennenswertes World Building, die gesamte Handlung hätte auch im Winter in meinem Innenhof spielen können. Man erfährt einfach nichts über die Welt, außer ein oder zwei Brotkrumen und die sollen die Leser:innen bei der Stange halten?!
Wenn schon die Handlung langsam abläuft, hätte die Autorin wenigstens die Welt gescheit aufbauen können.
Plot-technisch gab es dann noch weitere Punkte, die ich einfach schlecht fand. Stockholm-Syndrom kann man sich bei dem Klappentext ja fast denken, aber dass es so schlimm werden würde, hatte ich nicht erwartet. Und dabei bekommt man als Leser:in von Midas fast gar nichts mit.

Wie schon (ganz dezent) angedeutet, waren auch die Charaktere nicht so die Wucht. Midas kommt irgendwie nur sehr am Rande vor, die Geschichte fokussiert sich ganz auf Auren und wird auch aus ihrer Perspektive erzählt. Ich-Perspektiven finde ich per se nicht schlecht, aber hier verstärkte es nur mehr und mehr meine Antipathie für Auren. Meine Güte, die Charakterentwicklung war mal so dermaßen langsam. An sich finde ich es toll, wenn Charaktere sich erst langsam entfalten und Kräfte entdecken, ich mag die überzeichneten Alleskönner:innen nicht. Es wäre also eigentlich eine tolle Ausgangslage mit Auren gewesen. Aber sie ist so unfassbar naiv, blind und duselig (wahrscheinlich von dem ganzen Wein, den sie in sich reinschüttet).

Viele Szenen sind sehr explizit geschrieben. Mich haben sie eigentlich alle nur abgestoßen und das ist irgendwie schade. Es schimmert vieles durch, was echt Potential gehabt hätte. Denn in Aurens Welt sind Frauen nur wenig wert, es ist ein Patriachat, als wäre es aus Alpträumen entstanden. Frauen werden degradiert, misshandelt, vergewaltigt und ihnen wird kein Wert beigemessen. Aber statt aufzurütteln, wirkt alles so unglaublich emotionslos. Ich vermute, dass vieles schocken sollte, aber Schock stellte sich nicht ein, nur Abscheu. Es geht unterschwellig viel um toxische Beziehungen, aber auch hier wird weiterhin Potential verschenkt. Es wirkt wie viele lose Enden, die aufgebaut wurden, aber deren Weg nicht weiter beachtet wird. Statt „Report der Magd“ ist es irgendwie ein billiger Ramsch mit verschenkten Ideen und einer furchtbaren Wortwahl.

Warum ich das Buch nicht einfach abgebrochen habe? Ich hasse es, Bücher nicht zu beenden und quäle mich lieber durch die schlechten durch. Außerdem muss der dritte Band ja wirklich der Wahnsinn sein, denn im internationalen Raum und gerade auf Goodreads überschlagen sich die Lobpreisungen ja schon fast. Da der zweite Band auch als kostenlose Version auf Spotify verfügbar ist, werde ich vielleicht noch weiter hören. Denn noch stärker als mein Wille, Bücher nicht abzubrechen, ist meine Neugier, wenn Bücher zu sehr gehypte werden.

Empfehlen kann ich das Buch definitiv nicht. Es sei denn, es gibt jemanden, der mal wieder auf dem Boden der Tatsachen aufschlagen muss um zu merken, wie gut doch die guten Bücher wirklich sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.07.2021

Traf leider überhaupt nicht meinen Humor

Du bleibst mein Sieger, Tiger
0

Auch wenn ich von der Altersklasse noch sehr weit entfernt vom Alterspubertier bin, so wollte ich einfach mal wieder ein humorvolles, witziges Buch in meinen Alltag einbinden. Ab und an darf es eben auch ...

Auch wenn ich von der Altersklasse noch sehr weit entfernt vom Alterspubertier bin, so wollte ich einfach mal wieder ein humorvolles, witziges Buch in meinen Alltag einbinden. Ab und an darf es eben auch mal etwas leichtere (Lese-)Kost sein.
Leider wurde mein Humor in diesem Buch überhaupt nicht getroffen. Doch das ist vollkommen in Ordnung, Geschmäcker sind (zum Glück!) verschieden. Hier und da ein müdes Lächeln konnte mir das Buch immerhin verleihen.
Das Buch lag nun seit Erscheinungstermin bei mir auf meinem SUB und ist in meinen Augen wirklich nicht gut gealtert in dieser kurzen Zeit. Ja, man muss nicht immer alles zu ernst nehmen und ja, mir ist sehr wohl bewusst, dass hier absichtlich Übertreibungen als humorvolles Stilmittel genutzt werden. Aber ich finde es wirklich nicht lustig, wenn Veganer/Vegetariern mit Absicht Fleisch angeboten wird, nur um dann sagen zu können "Ätsch, du bist, was du isst." Das ist einfach daneben. Ob nun scherzhaft gemeint oder nicht.
Auch einige Äußerungen fand ich ziemlich sexistisch (Stichwort: Männerurlaub und das man Frauen hinterherrufen kann).
Alles in allem ein Buch, das ich schnell wieder vergessen werde und für das ich keine Empfehlung aussprechen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere