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Veröffentlicht am 30.04.2020

Durchhalten lohnt sich

Der Klang des Herzens
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Da mir die Romane von Jojo Moyes bisher immer sehr gut gefallen haben, war ich auf ihr neues Buch „Der Klang des Herzens“ sehr gespannt.
Zunächst einmal musste ich allerdings feststellen, dass die Protagonistin ...

Da mir die Romane von Jojo Moyes bisher immer sehr gut gefallen haben, war ich auf ihr neues Buch „Der Klang des Herzens“ sehr gespannt.
Zunächst einmal musste ich allerdings feststellen, dass die Protagonistin Isabel zu dem Typ Frauen gehört, mit dem ich überhaupt nichts anfangen kann. Sie ist völlig unselbständig und hat sich bisher immer auf ihren Ehemann verlassen. Von Geldangelegenheiten, sei es auch nur das Begleichen von Rechnungen, hat sie überhaupt keine Ahnung. Diese Frau wird nun also Witwe und ist fortan für ihre beiden Teenagerkinder allein verantwortlich. Ein überraschendes Erbe kommt wie gerufen. Doch das geerbte Haus ist zwar riesig aber auch eine ziemliche Bruchbude. In ihrer Naivität wird Isabel von Bauleiter Matt schamlos ausgenutzt, denn dieser folgt seiner ganz eigenen Agenda.
Die ersten 150 bis 200 Seiten empfand ich wirklich mehr anstrengend als unterhaltsam. Ich konnte einfach nicht nachvollziehen, wie man sich das Geld so aus der Tasche ziehen lassen kann. Matt hat keinen Funken Anstand im Leib. Er betrügt seine Frau nach Strich und Faden und würde über Leichen gehen um sein Traumhaus zu bekommen.
Wen ich von Anfang an sehr mochte ist Kitty – Isabels Tochter. Für ihr Alter ist sie sehr klug. Sie nimmt die Dinge in die Hand und ist das komplette Gegenteil ihrer Mutter.
Auch die „Vettern“ - die Inhaber des Dorfladens – konnten mich gut unterhalten. Die Szenen im Laden wirken oft so altmodisch, dass ich mich mehrmals gewundert habe, wenn plötzlich von Handys die Rede war. Bis ich mich daran erinnert habe, dass der Roman in der Gegenwart spielt.
Mein eigentlicher Held der Geschichte war Byron. Wer eine Schwäche für missverstandene Bad-Boys hat wird diesen Mann lieben. Je präsenter er in die Handlung eingebunden wurde, desto besser hat mir der Roman gefallen. Zum Glück entwickelt sich auch Isabel weiter. Sie wacht aus ihrer Traumwelt auf und übernimmt mehr Verantwortung für ihr Leben.
„Der Klang des Herzens“ hat für mich schwach angefangen aber ab der Hälfte des Buches steigert es sich von Kapitel zu Kapitel und konnte mich doch noch richtig in den Bann ziehen.
Nicht der beste Roman der Autorin aber dennoch gut.

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Veröffentlicht am 18.04.2020

Geldgier deluxe

Das Erbe
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„Das Erbe“ ist nach „Die Vergessenen“ und „Der Verrat“ bereits der dritte Roman, den Inge Löhnig unter dem Pseudonym Ellen Sandberg schreibt. Sowohl die Romane als auch die Krimis sind für mich meistens ...

„Das Erbe“ ist nach „Die Vergessenen“ und „Der Verrat“ bereits der dritte Roman, den Inge Löhnig unter dem Pseudonym Ellen Sandberg schreibt. Sowohl die Romane als auch die Krimis sind für mich meistens ein Garant, dass ich fünf Sterne vergeben werde. Auch bei dieser neuen Veröffentlichung war ich schon nach wenigen Seiten mitten im Geschehen. Erzählt werden zunächst einmal drei Handlungsstränge.
Sabine ist eine Person, die jedes Vorurteil gegenüber Hartz IV Beziehern erfüllt. Arbeit hält sie finanziell für unrentabel. Wenn sie einen neuen Kühlschrank braucht, stellt sie einfach einen Antrag beim Amt. Sie träumt gerne von teuren Kreuzfahrten und Luxuswagen. Als sie auf Ungereimtheiten in ihrem Stammbaum stößt, wittert sie eine Chance um an Geld zukommen.
Ein komplett gegensätzlicher Charakter ist Mona. Sie ist rücksichtsvoll und hilfsbereit. Jederzeit versucht sie sozial Schwächere zu unterstützen. Von ihrer Familie wird sie gnadenlos gemobbt und ausgenutzt. Als sie eine überraschende Erbschaft macht und plötzlich zur Millionärin wird, kann sie sich vor Schmarotzern kaum noch retten.
Parallel dazu erfahren wir noch die Geschichte von Monas Tante Klara, die in den 30er Jahren eine jüdische Schulfreundin hatte. Verrat und Lügen nehmen ihren Lauf und sollen Klara ihr ganzes Leben lang begleiten.
Von Zwangsenteignungen und Denunziationen hat man schon öfters gelesen, trotzdem ist das Unrecht, dass der Familie Roth angetan wurde, nicht weniger ungeheuerlich.
Ellen Sandberg verstrickt sehr geschickt die Schicksale mehrerer Familien über Generationen hinweg. Dafür verdient sie mein volles Lob. Wir reden hier nicht nur von zwei Personen. Es geht um eine Vielzahl von Menschen. Neben den erwähnten Charakteren spielen auch noch Sabines Oma, ihr Vater und Monas neue Bekanntschaft Tim eine Rolle. Ich fand es wirklich faszinierend, wie sich all das im Verlauf der Handlung zu einem großen Ganzen zusammengefügt hat. Man konsumiert hier nicht nur, sondern das Hirn wird aktiv beim Lesen gefordert. An manchen Stellen habe ich sogar nochmal zurückgeblättert um Abschnitte ein weiteres Mal zu lesen.
„Das Erbe“ regt in jedem Fall zum Nachdenken an. Wie würde man sich selber in einer solchen Situation verhalten? Ich konnte Monas Zerrissenheit gut nachempfinden.
Es gab jedoch eine Sache, die mich so sehr gestört hat, dass ich letztendlich deswegen einen Stern abgezogen habe. Bis auf Monas Freunde sind alle Charaktere einfach nur furchtbar. Damit meine ich nicht nur unsympathisch, denn die Personen sind allesamt dermaßen geldgierige Raffzähne, dass man nur die Hand vor Augen schlagen kann. Mir hat es wirklich leid getan, wie Mona permanent ausgenutzt wurde und wie skrupellos und selbstverständlich diese Menschen große Mengen Geld von ihr fordern. Ich fand die Häufung dieser materiell eingestellten Personen sowie die Darstellung der Hartz IV Empfänger schon sehr überspitzt und schubladenmäßig. Gleichzeitig könnte ich mir auch vorstellen, dass mit diesen Charakterisierungen der Gesellschaft ein wenig der Spiegel vors Gesicht gehalten werden soll.
Ein nettes Easter-Egg war, dass auch Kommissar Dühnfort einen kurzen Gastauftritt hatte.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass auch dies wieder ein sehr fesselnder Roman war, auch wenn er nicht ganz an seine Vorgänger herankommt. Ich halte die Autorin für sehr talentiert und bin gespannt, was sie sich als nächstes einfallen lässt.

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Veröffentlicht am 13.04.2020

Modernes Märchen

Duke of Manhattan
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Bevor die erste Seite zu Ende war, kam bereits das Thema Blowjob zur Sprache und bis zur Seite 50 gab es schon eine ausführliche Sexszene, die sich über zwei Kapitel streckte.
Deswegen hatte ich zunächst ...

Bevor die erste Seite zu Ende war, kam bereits das Thema Blowjob zur Sprache und bis zur Seite 50 gab es schon eine ausführliche Sexszene, die sich über zwei Kapitel streckte.
Deswegen hatte ich zunächst etwas Bedenken, dass dies ein „Porn-without-Plot“ Buch sein könnte. Zum Glück entwickelt sich die Handlung dann doch noch zu einer durchaus mitreißenden Story.
Ich mag Liebesgeschichten, in denen aus Fake-Beziehungen mehr wird und wurde hier nicht enttäuscht.
Scarletts Firma steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Plötzlich bietet sich ihr eine unerhörte Möglichkeit. Der adlige Ryder Westbury schlägt ihr einen Deal vor. Sie heiratet ihn um sein Familienvermögen zu retten und als Gegenleistung gibt er ihr das nötige Geld für ihre Firma.
Ryder ist ein Womanizer, wie er im Buche steht. Bisher ließ er nichts anbrennen, um Beziehungen machte er jedoch einen weiten Bogen. Dies ändert sich schlagartig, als er Scarlett kennen lernt.
Ich mochte sowohl Ryder als auch Scarlett sehr gerne. Die Dialoge sind humorvoll und beide haben einen liebevollen Umgang miteinander. Die Zuneigung und Liebe zwischen den beiden konnte man sehr gut spüren. Mir hat gefallen, dass sich die beiden Protagonisten von Anfang an sympathisch waren und es bis auf die letzten 50 Seiten keine größeren Streits gab.
Etwas amüsiert hat mich, dass beide Charaktere scheinbar an einer extremen Sexsucht leiden und wie die Karnickel bei jeder passenden Gelegenheit übereinander herfallen. Positiv zu erwähnen ist, dass die Autorin durchaus weiß, wie sie solche Szenen schreiben muss und diese nicht billig rüber kamen.
Am Ende kam es dann doch noch zu einem Missverständnis. Scarletts Sturheit fand ich ein wenig nervig und unsinnig, vermutlich diente sie jedoch dazu um das Buch um ein paar Kapitel zu verlängern.
Alles in allem war „Duke of Manhattan“ ein guter Roman für zwischendurch. Ich freue mich, dass ich einen weiteren Teil dieser Reihe bereits auf meinem SuB habe und werde diesen auf jeden Fall in Kürze lesen.

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Veröffentlicht am 10.04.2020

Ernüchterndes Eherezept

Für immer die Deine
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Auf „Für immer die Deine“ von Jana Voosen bin ich zufällig aufmerksam geworden, da ich es im Internet gesehen habe und es sehr gute Bewertungen hatte.
Journalistin Marie steht mit Mitte 30 schon kurz ...

Auf „Für immer die Deine“ von Jana Voosen bin ich zufällig aufmerksam geworden, da ich es im Internet gesehen habe und es sehr gute Bewertungen hatte.
Journalistin Marie steht mit Mitte 30 schon kurz vor der Scheidung. Als sie hört, dass Klara und Fritz Hansen ihren 79. Hochzeitstag feiern, macht sie sich auf ins alte Land nach Jork um hinter das Geheimnis einer langen Ehe zu kommen.
Bei den Hansens angekommen, erzählt Klara ihre Lebensgeschichte. Wie sie als 17-jährige geheiratet haben und welche Zerreißprobe der Krieg für das junge Eheglück war.
Ich fand die Liebe zwischen den beiden Teenagern berührend. Für die meisten wäre es eine Tragödie gewesen mit 17 Jahren schwanger zu werden. Nicht so für Klara. Sie ist überglücklich, dass ihr nun niemand mehr ein gemeinsames Leben mit Fritz verbieten kann.
Jana Voosen hat einen sehr lebendigen Schreibstil, der sich sehr flüssig lesen lässt. Das Buch hat nur 350 Seiten und ich konnte es nur schwer aus der Hand legen.
„Für immer die Deine“ hat mir auf jeden Fall gute gefallen, die Begeisterungsstürme kann ich allerdings nicht wirklich teilen. Die Geschichte ist definitiv bewegend aber auch ziemlich vorhersehbar. Man erfährt nicht wirklich etwas Neues. Wer einen wirklich guten Roman über Roma im Dritten Reich lesen möchte, dem empfehle ich „Weil sie das Leben liebten“ von Charlotte Roth.
Mir ging es ein wenig wie Marie. Auch ich war enttäuscht, dass die Ehe von Klara und Fritz nicht aus 79 Jahren Verliebtheit und Sonnenschein bestand. Am Ende geht alles so holterdiepolter und das Buch kommt abrupt zum Ende.
Sowohl die Beziehung von Klara und Fritz als auch von Marie zu ihrem Exmann bekommen für mich einen faden und deprimierenden Beigeschmack.
Ein Buch, dass einen Titel wie dieses trägt, hätte ich mir romantischer vorgestellt.

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Veröffentlicht am 04.04.2020

Buch im Buch top - Rest zu flach

Nur einen Herzschlag entfernt
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Stell dir vor, du liest ein Buch und erkennst deine eigene Lebensgeschichte wieder. So geht es Emiline. Sie weiß sofort, dass es sich bei dem Autor um ihre Jugendliebe Jason handeln muss, den sie seit ...

Stell dir vor, du liest ein Buch und erkennst deine eigene Lebensgeschichte wieder. So geht es Emiline. Sie weiß sofort, dass es sich bei dem Autor um ihre Jugendliebe Jason handeln muss, den sie seit einer tragischen Nacht vor vielen Jahren nicht mehr gesehen hat.

Die Idee mit einem Roman im Roman ist toll, vor allem, weil ich den Titel "All die Straßen auf unserem Weg" so poetisch finde. Dieser Teil konnte mich komplett fesseln. Es wird zwar ganz schön dick aufgetragen (Vernachlässigung, Drogen, Tod...) aber es gelang der Autorin sehr gut mich zu berühren. Wenn man liest, dass Emiline als Kind oft tagelang hungern musste, dann tut das schon weh. Vor allem, weil es solche Fälle tatsächlich gibt. Auch die Beschreibung der Pflegefamilie hat mich sehr betroffen gemacht. Das Ende von „All die Straßen auf unserem Weg“ war so bittersüß und rund. Wenn das eigentliche Buch so geendet hätte, dann hätte ich es wohl mit 5 Sternen bewertet.
Bei den Kapiteln aus der Gegenwart fiel mir das Mitfiebern nicht ganz so leicht. Zunächst sind die einzelnen Abschnitte recht kurz, werden im Verlauf des Buches dann jedoch länger.
Die erwachsene Emiline erkennt nun also in dem Bestseller ihre eigene Kindheit wieder. Was mich sehr gewundert hat war, dass sie das Lesen immer wieder unterbrach und es sich über Wochen hingezogen hat, bis sie das Buch endlich beendet hat. Wenn mir etwas in der Art passieren würde, hätte ich sicherlich nicht so viel Selbstbeherrschung. Obwohl sie sich zuerst weigert Kontakt zu Jason aufzunehmen, treffen die beiden letztendlich doch aufeinander. Auf diesen Tag hatte ich mit großer Neugierde gewartet und wurde leider enttäuscht. Jason kam wie ein aufgeblasener Schnösel rüber und sein flirtendes Verhalten wirkte völlig deplatziert.
Jason und Emiline verbindet eine wirklich tragische Kindheit mit traumatischen Ereignissen. Deswegen verstehe ich nicht, wie das Buch zum Ende dermaßen flach werden konnte. Die Situation mit Emilines Freund Trevor wird auch viel zu bequem aus der Welt geschafft.
Die beiden Protagonisten in „All die Straßen auf unserem Weg“ hatten ein Finale voller Liebe. Bei Jason und Emiline konnte ich außer körperlichem Begehren nichts davon spüren.
Trotzdem gebe ich „Nur einen Herzschlag entfernt“ 4 Sterne, da die Autorin einen sehr schönen und bildhaften Schreibstil hat. Ich konnte mir die Lehmstraße und alles was dazu gehört sehr gut vorstellen.
Das Cover hat zwar überhaupt keine Verbindung zum Inhalt aber es ist traumhaft schön und auf jeden Fall ein Bild, welches man sich gerne anschaut.

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