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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.09.2020

Falsche Erwartungen geweckt

American Spy
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,,Weit mehr als ein Spionagethriller", soll Barack Obama über ,American Spy' gesagt haben. Vielleicht hätte er besser ,,gar kein Spionagethriller" sagen sollen . Offensichtlich hat sich der Tropen-Verlag ...


,,Weit mehr als ein Spionagethriller", soll Barack Obama über ,American Spy' gesagt haben. Vielleicht hätte er besser ,,gar kein Spionagethriller" sagen sollen . Offensichtlich hat sich der Tropen-Verlag dazu hinreißen lassen, das Buch mit einem verkaufsfördernden Etikett zu versehen. Allerdings wird man dem Roman dadurch in keinster Weise gerecht und weckt beim Leser völlig falsche Erwartungen.
Einzig die Eingangssituation, in der Marie Mitchell nachts in ihrem Haus von einem bewaffneten Mann angegriffen wird und ihn erschießt, weist thrillermäßige Spannung auf. Danach liest sich der Roman teilweise eher wie eine Art Rechenschaftsbericht, in dem Marie Mitchell ihren Kindern von ihrem Leben als amerikanische Spionin erzählt und wie sie von ihrer Geheimdienst-Vergangenheit eingeholt wird. Sie formuliert das als eine Art schriftlichen Nachlass, den ihre Söhne lesen sollen, wenn sie alt genug dafür sind.
Nach dem nächtlichen Angriff flieht Marie Mitchell mit ihren Söhnen zu ihrer Mutter nach Martinique. Dort erfährt man, wie sie in den Achtzigern als erste schwarze Geheimagentin beim FBI anfängt. Obwohl sie sehr gut in ihrem Job ist, muss sie sich mit Büroarbeiten und Papierkram abgeben. Doch dann wird ihr plötzlich die Teilnahme an einer Geheimoperation angeboten. Sie soll Thomas Sankara, den sozialistischen Präsidenten von Burkina Faso ausspionieren. Und Marie verliebt sich in den charismatischen Mann, was ihre Mission, aber auch sie selbst in große Gefahr bringt.
Man erfährt in dem Roman viel über Rassismus und Diskriminierung, die Verwicklungen und Intrigen der Geheimdienste, über das Leben als Spion, das nie ein privates ist, aber auch über politische und historische Entwicklungen in den USA und in Afrika
Dennoch konnte mich ,American Spy' leider nicht so recht packen, was nicht so sehr an der Thematik liegt, die durchaus interessant ist. Doch die rückblickende Perspektive Marie Mitchells und der tagebuchartige Stil ließen zu wenig Spannung aufkommen.

Veröffentlicht am 20.04.2020

Gute Idee - unglaubwürdiges Ende

Das Dorf der toten Seelen
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In dem kleinen und abgelegenen Grubenort Silvertjärn im Wald von Norrland verschwanden vor 60 Jahren urplötzlich alle Bewohner. Zurück blieb nur ein Baby.
In den Häusern der Dorfbewohner deutete nichts ...

In dem kleinen und abgelegenen Grubenort Silvertjärn im Wald von Norrland verschwanden vor 60 Jahren urplötzlich alle Bewohner. Zurück blieb nur ein Baby.
In den Häusern der Dorfbewohner deutete nichts auf eine Flucht oder einen Umzug hin.
Alice Lindstedt, die gerade die Filmhochschule in Stockholm abgeschlossen hat, möchte über diesen mysteriösen Ort einen Dokumentarfilm drehen. Da ihre eigene Großmutter in dem Dorf gelebt hatte, aber kurz vor dem geheimnisvollen Verschwinden der Dorfbewohner weggezogen war, spürt Alice eine besondere Beziehung zu diesem Ort. Auch die Eltern und die jüngere Schwester ihrer Großmutter sind seit damals spurlos verschwunden.
Mit ihrem Team macht sie sich auf den schon abenteuerlichen Weg ins Dorf. Dort herrscht eine merkwürdige Atmosphäre, als ob der verlassene Ort nicht wirklich verlassen wäre.
Durch zunächst kleine, scheinbar zufällige Ereignisse wird das Gespenstische in dem Dorf immer raumgreifender. Nach und nach geschehen weitere seltsame Ereignisse, die darauf hindeuten, dass die Anwesenheit des Filmteams im Dorf nicht erwünscht ist. So hören sie Geräusche und fremde Stimmen in den Walkie Talkies usw. Spannend ist dies allerdings auch dadurch, dass Alice selbst eine Zeit lang mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte. Auch innerhalb des Teams gibt es alte Konflikte und Spannungen, sodass man nie genau weiß, wer oder was für die merkwürdigen Geschehnisse verantwortlich ist. Als das erste Teammitglied spurlos verschwindet und kurz darauf ein weiteres Teammitglied stirbt, geht es für alle nur noch ums Überleben.
Interessant sind die Einschübe aus der Vergangenheit, in denen Alices Urgroßmutter in Briefen an ihre fortgezogene Tochter über die Entwicklungen im alten Silvertjärn berichtet und sich so nach und nach ein Gesamtbild ergibt.
Dreiviertel der Lektüre haben mich angenehm gruselnd unterhalten. Der Schluss allerdings konnte mich überhaupt nicht überzeugen und war in meinen Augen überkonstruiert und völlig unglaubwürdig.

Veröffentlicht am 26.12.2019

Durchschnittlicher Thriller

Draussen
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Die beiden Jugendlichen Cayenne und Joshua leben kein alltägliches Leben. Mit ihrem Ersatzvater Stephan ziehen sie von Ort zu Ort, von Land zu Land, immer auf der Flucht. Doch vor wem oder was genau, ...


Die beiden Jugendlichen Cayenne und Joshua leben kein alltägliches Leben. Mit ihrem Ersatzvater Stephan ziehen sie von Ort zu Ort, von Land zu Land, immer auf der Flucht. Doch vor wem oder was genau, weiß nur Stephan. Bewusst lässt er die beiden Kinder im Ungewissen, denn nur so erdulden sie auch seinen harten Drill in Überlebenstechniken. Sie leben immer versteckt, immer abgeschieden von der Gesellschaft. Doch Cayenne wird langsam erwachsen und sehnt sich nach einem normalen Leben, Freundinnen oder sogar nach einem Freund. Nachdem sie eine Weile in der brandenburgischen Provinz auf einem abgelegenen Campingplatz bleiben konnten, eskaliert die Lage aufgrund der zu neugierigen Nachbarn. Die drei lassen alles zurück und verstecken sich im Wald.
Verknüpft wird diese Handlungsebene mit tagebuchartigen Passagen, die aus der Sicht eines Soldaten der Fremdenlegion geschildert werden. Nach und nach ergibt sich so ein Zusammenhang, der auch die Motive Stephans und seine Beziehung zu den beiden Jugendlichen schlüssig erklärt.
Soweit ist die Handlung auch spannend. Die weiteren Verwicklungen mit Politik und Energielobby fand ich dann aber zuviel des Guten. Hier wäre weniger meiner Ansicht nach mehr gewesen, da zu viele Themen und Figuren untergebracht werden mussten, was zu Ungereimtheiten und teils unglaubwürdigen Entwicklungen geführt hat.
Eigentlich finde ich den Ausflug des Autorenduos in ein anderes Genre gut, allerdings ist ,,Draussen" für mich eher ein durchschnittlicher Thriller geblieben.

Veröffentlicht am 11.10.2019

Habe mir mehr versprochen

Tagebuch eines Buchhändlers
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Durch das pittoreske Cover und den Klappentext habe ich mir vom ,,Tagebuch eines Buchhändlers“ eine unterhaltsame, interessante und witzige Lektüre versprochen. Ich wurde bald eines Besseren bzw. Schlechteren ...


Durch das pittoreske Cover und den Klappentext habe ich mir vom ,,Tagebuch eines Buchhändlers“ eine unterhaltsame, interessante und witzige Lektüre versprochen. Ich wurde bald eines Besseren bzw. Schlechteren belehrt. Als Büchernarr finde ich zwar die Darstellung der Tätigkeit eines Buchhändlers, des Handels mit gebrauchten Büchern usw. zunächst einmal sehr interessant. Auch die Bedrohung durch amazon usw. ist ein Thema, das mir wichtig erscheint und im Buch immer wieder angesprochen wird. Auch werden die unterschiedlichsten Kunden mit ihren manchmal skurrilen Wünschen und Fragen teils amüsant und ironisch dargestellt. Dennoch bekam ich immer wieder den Eindruck, dass – wie in einem persönlichen Tagebuch wohl auch – Belanglosigkeiten und Wichtiges nebeneinander gestellt werden, ohne dass ein Zusammenhang erkennbar wird. Vielleicht ist manches auch dem trockenen schottischen Humor und dem eher nüchternen Stil geschuldet, dass man sich als Leser zu wenig involviert fühlt. Manche Andeutungen erschließen sich wohl auch nur einem englischsprachigen oder anglophilen Publikum.
Die Idee, jedes Kapitel mit der Anzahl der bestellten und der gefundenen Bücher einzuleiten, die Zahl der Kunden und die Höhe des eingenommenen Geldes ans Ende zu setzen, ist zwar originell und vermittelt einen authentischen Eindruck des Buchhändler-Alltags, wirkt durch die stete Wiederholung aber irgendwann auch ermüdend. Zahlreiche Beschreibungen könnten meiner Meinung nach auf Relevantes gekürzt werden. So erfährt man von Besuchen irgendwelcher Personen, die im Folgenden aber keine Rolle mehr spielen. Berührend hingegen finde ich z.B. die Schilderung des treuen, älteren Kunden, der immer wieder Bücher bestellt, teilweise aber vergisst, dass er sie schon einmal bestellt hat. Solche Passagen bleiben in Erinnerung und machen das Buch interessant. Allerdings gibt es auch immer wieder Längen und eintönige Passagen, die zwar dem Leser den Alltag eines Buchhändlers vermitteln, aber wenig Unterhaltungswert haben. Weniger wäre in diesem Fall mehr gewesen.

Veröffentlicht am 21.07.2019

Kann man lesen...

Mord in den Schären
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Dennis Wilhelmsson, Polizist bei einer Eliteeinheit in Göteborg, braucht eine Auszeit, die er auf seiner Heimatinsel Smögen an der beschaulichen schwedischen Westküste verbringt. Als Unterkunft mietet ...


Dennis Wilhelmsson, Polizist bei einer Eliteeinheit in Göteborg, braucht eine Auszeit, die er auf seiner Heimatinsel Smögen an der beschaulichen schwedischen Westküste verbringt. Als Unterkunft mietet er sich ein altes Fischerboot, da die Preise für Ferienwohnungen im Sommer unbezahlbar sind. Seine attraktive Vermieterin Gunnel scheint zudem ein Auge auf Dennis geworfen zu haben...
Doch mit Dennis Wilhelmssons Ruhe und Erholung ist es schnell vorbei, als im Hafenbecken eine Leiche gefunden wird. Denn der örtliche Polizeidirektor fällt aus familiären Gründen aus, sodass Wilhelmsson mehr oder weniger gezwungenermaßen die Ermittlungen übernimmt. Für die junge und engagierte Polizeianwärterin Sandra Haraldsson ist dies zunächst ein Lichtblick und ein großes Abenteuer, da auf der idyllischen Insel ansonsten wenig Aufregendes passiert. Als plötzlich ein weiterer Mann verschwindet, der nicht nur Dennis Wilhelmssons Jugendfreund, sondern auch Kollege des Ermordeten ist, wissen die Ermittler, dass sie es mit einem gefährlichen Mörder zu tun haben.
Die Handlung ist durchaus spannend, da man immer wieder auf falsche Fährten gelockt wird und immer wieder neue Verdächtige in den Fokus rücken. Allerdings erscheint manches auch etwas unprofessionell bzw. unrealistisch und zu konstruiert, vor allem zum Ende hin.
Die Einschübe aus der Vergangenheit über die Strandsitzerfamilie sind zwar interessant, für die Krimihandlung aber eher unerheblich und wirken dadurch etwas aufgesetzt. Es scheint, als wolle man diesen Kniff anderer schwedischer Erfolgsautorinnen kopieren.
Unterhaltsam, aber noch etwas unausgewogen.