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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der letzte Weg

Tote Mädchen lügen nicht
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Als Clay aus der Schule kommt, wartet auf ihn zu Hause ein Päckchen mit 7 Kassetten. Jede Seite ist fortlaufend nummeriert. Verwirrt, was das sein soll, sucht er erst einmal einen Kassettenrekorder und ...

Als Clay aus der Schule kommt, wartet auf ihn zu Hause ein Päckchen mit 7 Kassetten. Jede Seite ist fortlaufend nummeriert. Verwirrt, was das sein soll, sucht er erst einmal einen Kassettenrekorder und beginnt, die Kassetten zu hören. Doch gleich am Anfang stockt ihm der Atem: Die Stimme vom Band gehört Hannah Baker - seiner Mitschülerin, die sich vor zwei Wochen das Leben genommen hat. Auf jeder Seite der Kassette geht es nun um eine von 13 Personen, die zu Hannahs Entschluss beigetragen hat. Obwohl oder weil er keine Ahnung hat, was seine Rolle auf der Kassette sein wird, hört Clay sie sich an, "leiht" sich von seinem besten Freund dessen alten Walkman und läuft eine Nacht lang die Stationen ab, von denen Hannah auf den Kassetten erzählt, ihre Stimme im Ohr.

Wow, dieses Buch hat mich sehr beeindruckt und gleichzeitig sehr nachdenklich zurückgelassen. Beeindruckt, weil ich den Stil von Jay Asher sehr passend zum Buch finde. Er wird nicht pathetisch, sondern findet genau die richtigen Worte und immer, wenn ich Zweifel anbringen wollte, kommt Hannah mir zuvor. Das Buch liest sich sehr flüssig, ich konnte es kaum aus der Hand legen.

Gleichzeitig stimmt die Thematik sehr nachdenklich. Wie kann es sein, dass so offensichtliche Signale niemandem auffallen? Mir sind noch viele andere Fragen eingefallen, aber die würden hier zu weit führen. Dieses Buch gehört auf jeden Fall nicht zu der Sorte, die man nach dem Lesen so weglegt und kaum noch darüber nachdenkt. Und gerade angesichts des Themas ist das auch gut so. Ich habe mit Hannah und Clay gelitten und mir gleichzeitig viele Fragen zu meinem eigenen Leben gestellt. Hätte ich diese Signale gesehen und ernst genommen? Habe ich - vielleicht unbewusst - schon jemanden tief getroffen? Auch wenn es sich hier um ein Jugendbuch handelt, sollte man es nicht unterschätzen.

Fazit: Klare Empfehlung!

Veröffentlicht am 02.12.2017

Feelgood Roman mit Nachdenkpotential

Wir sehen uns beim Happy End
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Ella ist ein großer Fan von Happy Ends und betreibt deshalb seit Jahren ihren Blog "Better Endings", in dem sie alternative Enden zu Büchern und Filmen schreibt, die im Original mit dem "Makel" versehen ...

Ella ist ein großer Fan von Happy Ends und betreibt deshalb seit Jahren ihren Blog "Better Endings", in dem sie alternative Enden zu Büchern und Filmen schreibt, die im Original mit dem "Makel" versehen sind, kein Happy End zu haben. Ihre Leserinnen lieben sie dafür - nur ein Leser (vielleicht auch Leserin) stellt ihre Leidenschaft immer wieder in Frage.
Ella ist schon seit einigen Jahren mit Philip zusammen, der ihr nun endlich die Frage aller Fragen gestellt hat - doch dann erfährt Ella durch einen Zufall, dass er sie betrogen hat.

Oscar weiß nicht, was in seinem Leben schief gelaufen ist - durch einen Gedächtnisverlust fehlt ihm jegliche Erinnerung daran, dass er überhaupt in einer Villa an der noblen Hamburger Elbchaussee wohnt und wer er ist.

Durch einige Zufälle lernen sich Oscar und Ella kennen und Ella zieht als Hauswirtschafterin bei Oscar ein - und kann dem Drang nicht widerstehen, ihm zu einem Happy End zu verhelfen.

Ella ist eine Romantikerin, wie sie im Buche steht. Für sie muss die Welt aus Liebe und Frieden bestehen, sonst ist sie nicht glücklich. Entsprechend lässt ihr auch Philips Liaison keine Ruhe, genauso wenig wie Oscars Schicksal. An sich meint Ella es immer gut und verfolgt die besten Absichten, aber leider ist "gut gemeint" auch oft das Gegenteil von "gut gemacht", woran Ella nur leider nicht denkt. Sie ist in dieser Hinsicht eine idealistische Träumerin, die sich schon beim Ersinnen ihrer Pläne ausmalt, wie am Ende alles gut werden wird - was leider mitunter ziemlich langatmig gerät, weil dabei die Handlung natürlich nicht voran kommt und man selbst die nächste Katastrophe kommen sieht, weil Ella dabei auch die Wahrheit gerne mal ein bisschen dreht und wendet. Diese Stellen haben mich an dem Buch leider auch sehr gestört.

Oscar ist ein spannender Gegenpol zu Ella: nüchtern und eher resigniert, weil er einfach nicht weiß, wer er ist und wie er an Anhaltspunkte zu seiner Identität kommen könnte. Dass ihn das mitunter zur Verzweiflung treibt, ist verständlich, dass er aber z.B. nie mit Ella zusammen in sein Arbeitszimmer geht, um dort nach Hinweisen zu suchen, habe ich nicht so ganz verstanden. Er verlässt sich insgesamt sehr auf Ella, wobei er mit der Zeit auch merkt, dass er selbst aktiv werden muss - und auch den einen oder anderen Widerspruch aufdeckt, in den Ella sich verstrickt.

Sein Gedächtnisverlust ist es aber auch, der mich immer wieder ins Grübeln gebracht hat, sowohl über die möglichen Hintergründe als auch darüber, wie ich wohl mit so etwas umgehen würde, ob ein Gedächtnisverlust wirklich die Chance auf einen Neuanfang ist,...

Das Buch liest sich insgesamt sehr flüssig, wobei ich nach manchen Aktionen und Gedanken von Ella auch eine Pause gebraucht habe. Sehr interessant fand ich ihre Blogeinträge, die immer wieder eingestreut werden und in denen man immer noch ein bisschen mehr über ihre persönlichen Träume und Gedanken erfährt. Besonders interessant war dann am Ende die Auflösung, woher Ellas Hang zu Happy Ends kommt. Ein bisschen hatte ich mit so etwas gerechnet, aber bei der genauen Fassung tat sie mir einfach nur leid.

Das Ende kommt etwas plötzlich und ich muss zugeben, dass ich damit kaum noch gerechnet hatte - aber es passt zu dem Buch.

Fazit: Ein Feelgood-Roman, der in vielen Dingen aber auch zum Nachdenken anregt.

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  • Handlung
  • Figuren
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 01.08.2017

besser als Teil 1

Für immer Ella und Micha
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Ella und Micha leben jetzt weit voneinander entfernt: Sie ist wieder in Las Vegas und studiert, er tourt mit seiner Band durch die Staaten. Doch das heißt nicht, dass sie einander nicht vermissen. Doch ...

Ella und Micha leben jetzt weit voneinander entfernt: Sie ist wieder in Las Vegas und studiert, er tourt mit seiner Band durch die Staaten. Doch das heißt nicht, dass sie einander nicht vermissen. Doch da ist immer noch Ellas Familie im Hintergrund, die nach wie vor nicht einfach ist, mit der Ella nicht klarkommt und vor der sie Micha beschützen möchte. Da Micha aber nicht beschützt werden will, scheint eine Entscheidung irgendwann unausweichlich...

Beim Vorgänger war ich ja nicht wirklich begeistert, da er sich gefühlt ziemlich gezogen hat. Das war bei diesem Buch deutlich besser, es las sich ziemlich flüssig. Aufgefallen ist mir vor allem, dass Ella anders auftritt. Sie weiß zwar noch nicht immer, was sie will bzw. sagt das nicht immer deutlich, aber irgendwie ist sie nicht mehr ganz so jammerlich drauf. Micha weiß, was er will, benimmt sich aber zwischendurch gewaltig daneben, wo ich mir erst noch mal klar machen musste, dass er gerade erst dabei ist, erwachsen zu werden, und es nicht schon lange ist.

Generell machen die Protagonisten eine große Entwicklung durch. Ich muss zugeben, dass ich damit nicht wirklich gerechnet hätte - aber da hat das Buch mich positiv überrascht. Dabei hilft auch, dass Ella endlich Hilfe sucht und annimmt, wodurch sie reift. Insgesamt hätte ich aber gesagt, dass man beide Bücher auch in einem hätte unterbringen können. Wobei mir da Fans des Genres vielleicht auch wiedersprechen würden - Young Adult finde ich zwar für zwischendurch ganz nett, aber so richtig meins ist es leider nicht.

Fazit: Besser als Teil 1, aber trotzdem ist Young Adult anscheinend nicht mein Genre.

Reihenfolge:
1. Das Geheimnis von Ella und Micha
2. Für immer Ella und Micha

Veröffentlicht am 01.08.2017

turbulente Mehrgenerationen-WG

Allein kann ja jeder
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Eigentlich hatte Rosa mit ihrem Lebensgefährten Robert eine Wohnung in einem Mehrgenerationenhaus gekauft, das gerade gebaut wird. Doch dann wird Robert ermordet aufgefunden und kurz darauf stellt sich ...

Eigentlich hatte Rosa mit ihrem Lebensgefährten Robert eine Wohnung in einem Mehrgenerationenhaus gekauft, das gerade gebaut wird. Doch dann wird Robert ermordet aufgefunden und kurz darauf stellt sich heraus, dass sie bei dem Mehrgenerationenhaus einem Betrüger aufgesessen ist. Bleibt nur Plan B: Bei ihrer Tochter Ellen und deren Tochter Kim einziehen. Doch die Beiden sind gerade selbst auf der Suche nach einer neuen Wohnung. Dank Rosas Einfallsreichtum kommen die drei zu einer neuen Bleibe, indem sie zusammen mit Kims Physiklehrer und Konrad Schmitt eine alte Villa besetzen...

Das Cover strahlt zwar mehr Ruhe und Harmonie aus, als der Roman vermittelt, aber irgendwie passt es doch, weil die Protagonisten die Momente, in denen sie sich alle zum gemeinsamen Essen treffen, sehr genießen.

Der Roman liest sich sehr flüssig. Am Anfang musste ich bei den ganzen Charakteren ein bisschen den Überblick gewinnen, aber mit der Zeit klappte das ganz gut, zumal in der Regel nicht nur der Name genannt wird, sondern durch eine Bezeichnung oder einen Nebensatz die Figur auch in ihren Kontext eingeordnet wird. Das hat mir ziemlich geholfen, weil umgekehrt auch klar ist, dass allein die Besetzung der WG nicht einfach nur aus zwei Personen bestehen kann - dann wäre das Chaos ja nur einen Bruchteil so groß und die Geschichte nur halb so amüsant. Die Geschichte an sich ist an vielen Stellen zwar dramatisch, aber das Buch verliert dadurch nicht seine Leichtigkeit, zumal nichts übertrieben wirkt - obwohl schon einiges zusammen kommt.

Die Charaktere sind ziemlich unterschiedlich und haben alle ihre Ecken und Kanten, aber da man bei allen erfährt, woher das kommt - und sei es, weil sie wie Kim gerade in der Pubertät stecken oder wie Ellen zeitlebens von der Unstetigkeit ihrer Hippiemutter genervt sind. Bei manchen kommt auch erst später raus, warum sie so sind, wie sie sind. Für mich hat diese Konstellation das Buch so interessant gemacht, weil man eben auch nie so wirklich wusste, wie die eine Person auf die andere reagieren würde. Gleichzeitig machen die meisten Charaktere im Buch auch eine ziemliche Entwicklung durch, womit ich auch nicht immer so gerechnet hätte.

Nur eine Sache hat mich gestört, wofür ich auch einen Stern abziehe: Am Ende bleiben doch noch einige, für mich wesentliche Fragen offen. Das ist schade, zumal ich bisher nicht wüsste, dass es einen zweiten Band geben sollte.

Fazit: Ein Buch, das skurril und ernst und lustig und dramatisch und einfach gut ist - genau das richtige für einen sommerlichen Leseabend!

Veröffentlicht am 01.08.2017

und täglich grüßt das Muttertier

Mutter ruft an
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Bastian Bielendorfer, bekannt durch seine Bücher über sein Dasein als Lehrerkind, erzählt hier von seinem Leben mit seiner Mutter. Dabei geht es nicht darum, dass er ein noch bei den Eltern lebendes Muttersöhnchen ...

Bastian Bielendorfer, bekannt durch seine Bücher über sein Dasein als Lehrerkind, erzählt hier von seinem Leben mit seiner Mutter. Dabei geht es nicht darum, dass er ein noch bei den Eltern lebendes Muttersöhnchen ist, sondern, dass er mit seiner Freundin in Köln lebt, seine Eltern im Ruhrgebiet und seine Mutter ihn oft anruft. Oft hat sie Gründe, warum sie ihn anruft, wie zum Beispiel, weil sie sich ausgesperrt hat und bei Schnee im Strandkorb sitzt und dringend die Nummer eines Schlüsseldienstes braucht. Oder sie ruft begeistert an, weil sie sich endlich ein Handy gekauft hat - natürlich nur das Beste. Zwischendurch schreibt sie auch SMS - wobei diese eine ganze Zeit sehr kurz ausfallen, weil sie denkt, dass sie nur soviel schreiben darf, wie in das Kästchen passt. Ganz ab und zu ruft auch Papa Bielendorfer mal an, aber das sind dann schon Ausnahmesituationen, wenn er z.B. spontan 600 CDs "verbrannt" werden möchte. Und Bastian muss damit klarkommen, alle Fragen in Ruhe beantworten und im Zweifelsfall den Hörer an seine Freundin weiterreichen - deren Gelassenheit manchmal schon übermenschlich wirkt

Ich habe das Hörbuch im Auto gehört und fand es dafür genau richtig. Die Kapitel sind zwar mit 4-9 min schon sehr unterschiedlich lang und in der CD habe ich kein Booklet gefunden, das so ungefähr Aufschluss über die zu erwartende Länge gibt, aber dann muss man sich halt entscheiden, ob man später weiterhört, oder ein paar Minuten auf dem Parkplatz im Auto sitzt. Jedes zweite Kapitel steht unter der Überschrift "Mutter simst" und ist ziemlich kurz (1-2 min), da hier Bastian und seine Mutter nur per SMS kommunizieren.

Die Situationen und Fragen wirken manchmal ziemlich abstrus, haben mich aber sehr oft an meine Schwiegereltern erinnert, von denen ähnliche Fragen kommen könnten oder schon kamen. Mein Mann fand das Hörbuch deshalb allerdings nur halb so lustig wie ich, weil er die Situationen eben zu gut kannte... An einigen Stellen tat Bastian mir auch sehr leid, da seine Eltern ihn schon oft noch wie ein Kind behandeln und ihn wegen seines noch nicht abgeschlossenen Studiums nicht ernst nehmen.

Fazit: Ein amüsantes Hörbuch, das ich für Autofahrten nur empfehlen kann.