Kurzweilige, süße Historical Romance und ein gelungener vierter Teil der Enterprising Ladies Reihe.
Eine Lady für den brennenden BaronEngland, 1817:
Die aus gutem Hause stammende Lady Mathilda Dorring, hat eine große Dummheit begangen und gilt nun im ton als kompromittiert. Als ausgerechnet der Mann, den sie mit Heimtücke in eine Ehefalle ...
England, 1817:
Die aus gutem Hause stammende Lady Mathilda Dorring, hat eine große Dummheit begangen und gilt nun im ton als kompromittiert. Als ausgerechnet der Mann, den sie mit Heimtücke in eine Ehefalle locken wollte, ihr Cousin Richard, anbietet, sie könne weiterhin in seinem Haushalt leben, begreift Mathilda dass sie seine grenzenlose Gutmütigkeit nicht mehr ausnutzen möchte. Mathilda flieht Hals über Kopf nach Bristol. Dort plant sie, sich eine Stellung als Gesellschafterin zu suchen, doch ganz durchdacht ist dieser Schritt nicht. Denn eine bislang dermaßen behütet aufgewachsene Dame, weiß nicht, welche Gefahren allein auf sich gestellt, auf sie lauern können. Zudem ist keiner in den Agenturen, die Hausangestellte und Gouvernanten vermitteln, gewillt, ihr eine Stellung zuzuteilen. Schließlich hat die junge Frau keinerlei Zeugnisse vorzuweisen.
Es ist nur der Geistesgegenwart eines Mannes zu verdanken, dass ihr Aufenthalt in Bristol nicht in einer Katastrophe mündet. Baron Jasper Fallon lebt eigentlich, zusammen mit seiner Mutter und seiner jüngeren Schwester Sophia, einem störrischen Wildfang, im ländlich gelegenen Wales. Weil Jasper jedoch findet, dass es langsam Zeit wird, dass Sophia den dringend benötigten gesellschaftlichen Schliff erhält, ist er nach Bristol gekommen um eine passende Gesellschafterin für sie zu finden. Nachdem sich Jaspers und Mathildas Wege bereits zweimal gekreuzt haben und er sich bei jedem Zusammentreffen als Retter in der Not entpuppte, fürchtet Mathilda sich keineswegs davor, Jaspers berufliche Offerte anzunehmen und begleitet ihn zurück nach Wales. Eigentlich kommt es Mathilda ganz gelegen, denn sie hofft, dass sie dort fernab von der Gesellschaft Ruhe finden wird. Denn nicht nur der Skandal der ihr anhängt, macht ihr weiterhin zu schaffen, auch ihrer ehrgeizigen, kaltherzigen Mutter möchte sie für eine Weile entfliehen.
Jasper ist ein attraktiver Mann, trotz der Narben im Gesicht, die er sich bei einem Unfall zuzog und ein ungewöhnlicher Adliger. Er entpuppt sich als leidenschaftlicher Tüftler und Erfinder. Aber vor allem ist er so anders, als die Herren, die Mathilda bislang kennenlernen durfte. Sie fühlt sich sehr zu ihm hingezogen, fürchtet aber, ihm ihre dunklen Geheimnisse zu offenbaren und schweigt sich ob ihrer wahren Herkunft aus. Jasper hingegen ist irritiert von Mathildas widersprüchlichem Verhalten. Mal ist sie so zurückhaltend, mal tritt sie auf wie eine Dame, die es gewohnt ist zu herrschen. Ein Verhalten, das völlig untypisch ist, für eine junge Angestellte. Ein Verhalten, dass Jasper jedoch neugierig macht…
Nachdem man die Heldin dieses Romans, Mathilda in den Vorgängerbänden, als ziemlich unsympathisch wirkende Nebenfigur kennenlernen durfte, war ich gespannt darauf, ob es der Autorin gelingen würde, Mathilda in ihrer eigenen Geschichte liebenswürdiger darstellen zu können oder dem Leser zumindest plausible Gründe für ihr schuftiges Verhalten zu bieten, damit es gelingen würde Mathildas Seelenleben zu begreifen.
Und in der Tat ist es Felicity D’Or gelungen, dieses Kunststückchen zu bewältigen. Man versteht, dass Mathilda mehr oder weniger eine unglückliche Marionette ihrer Mutter war, die sich stets bemühte, es dieser in allen Belangen recht zu machen, weil sie geliebt werden wollte. So entwickelt man beim Lesen durchaus Mitleid mit der Romanheldin und selbst wenn Mathilda so manches Mal ein wenig widersprüchliche charakterliche Facetten zeigt, sind diese dennoch nachvollziehbar, weil sie einer völlig anderen Welt entstammt und es bislang gewohnt war, dass die Menschen sich ihren Wünschen fügten. Zwar geht Mathilda hart mit sich ins Gericht, was ihr gut zu Gesicht steht, ob ihrer Fehler, doch fällt es ihr nach wie vor schwer, sich unterwürfig wie ein Dienstbote zu geben. Für meinen Geschmack passte es jedoch zur Charakterisierung von Mathilda und ich hätte es eher unglaubwürdig gefunden, wenn sie sich in ihrer eigenen Story völlig gewandelt hätte.
Der Romanheld, Jasper, ist ein interessante Figur die jeglichem Standesdünkel, den die Gesellschaft hegt und pflegt, lieber aus dem Wege geht. Das macht ihn erfrischend unkompliziert, dennoch besitzt er ausreichend Sensibilität, um Mathilda zu händeln, wenn sie etwas schwierig wird. Ich fand die Liebesgeschichte der beiden gut erzählt und auch wenn es sich hier eher um einen Roman handelt, der eine etwas ruhigere Gangart anschlägt, fand ich ihn zu keinem Zeitpunkt langweilig. Im Gegenteil. Ich mochte auch die neu eingeführten Nebenfiguren wie Jaspers Mutter und Schwester sehr und habe mich zudem sehr gefreut, dass die resolute Lady Regina wieder mal mit von der Partie ist, deren Story ja im zweiten Band der Reihe „Ein Herzogtum für die Liebe“, erzählt wird.
Die Liebesszenen sind gewohnt prickelnd und ansprechend und runden diese schöne Historical Romance perfekt ab. Einen halben Punkt bei meiner Bewertung habe ich lediglich abgezogen, weil ich fand, dass Mathilda sich ein wenig zu schnell verführen lässt, was einfach ein wenig unglaubwürdig anmutet in ihrer Situation.
Kurz gefasst: Wie Mathilda, „das schwarze Schaf“ der Gesellschaft, doch noch den Mann fürs Leben findet. Kurzweilige, süße Historical Romance und ein gelungener vierter Teil der Enterprising Ladies Reihe.
Enterprising Ladies Reihe:
1. Teil: Was kostet die Liebe?
2. Teil: Ein Herzogtum für die Liebe
3. Teil: Mein Lord gehört zu mir
4. Teil: Eine Lady für den brennenden Baron