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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.01.2017

Bittersüße Geschichte vor exotischer Kulisse

Die Töchter des Roten Flusses
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Das große Plus dieses Buches ist sein exotisches Flair, finde ich. Vietnam wird nicht häufig als Schauplatz einer Geschichte gewählt, und so sticht „Die Töchter des roten Flusses“ aus der Masse der Familiengeschichten ...

Das große Plus dieses Buches ist sein exotisches Flair, finde ich. Vietnam wird nicht häufig als Schauplatz einer Geschichte gewählt, und so sticht „Die Töchter des roten Flusses“ aus der Masse der Familiengeschichten heraus. Mit viel Sachkenntnis und noch mehr Gefühl erzählt die Autorin eine bittersüße Geschichte: es ist die Geschichte eine zerrissenen Familie, deren Mitglieder lange brauchen, um zu merken, wo sie hingehören.

Die Umstände für die jungen Vietnamesen Hanh und Phong sind dramatisch. Als Kinder erleben sie die Bombardements mit und sehen Familienmitglieder sterben. Als junge Erwachsene erhalten sie die Chance, in der DDR zu studieren bzw. zu arbeiten – und ergreifen sie, wenn auch aus unterschiedlichen Motiven. Ihre Liebe kann den Umständen leider nicht standhalten und so geht Hanh mit der älteren Tochter zurück nach Vietnam, während Phong mit der jüngeren Tochter Tuyet in Deutschland bleibt.
Tuyet sieht ihre leibliche Mutter nie wieder und begibt sich ein Vierteljahrhundert später auf Spurensuche, nachdem ihre Stiefmutter verstorben ist. Was sie dabei erfährt, lässt sie reifen, wachsen und schließlich zu sich selbst und ihren Wurzeln finden.

Das Buch greift die Situation von Gaststudenten in den letzten Jahren der DDR auf und auch ihre schwierige Situation in der Zeit der Wende. Gleichzeitig erfährt man viel über Vietnams gebeutelte Kriegsvergangenheit und die Lebensumstände der Menschen, die in diesem schlimmen Alltag aufgewachsen sind. Insofern ist das Buch nicht einfach nur Unterhaltungslektüre, sondern vermittelt mit seinem geschichtlichen Hintergrund auch Wissen. Das hat mir an dem Buch besonders gefallen. Man merkt, dass die Autorin, die selbst in Hanoi lebt, gute Sachkenntnis besitzt bzw. tiefgründig recherchiert hat.

Einen Stern Abzug habe ich nur deshalb gegeben, weil mir der Aufbau der Handlung an einigen Stellen zu konstruiert war. Ich möchte jedoch darauf nicht im Einzelnen eingehen, da das zuviel über die Handlung verraten würde.

Trotzdem empfehle ich das Buch gern weiter – es ist sowohl als entspannende Unterhaltungslektüre geeignet als auch, um einen näheren Blick auf das Vietnam der 1970er Jahre bis heute zu werfen.

Veröffentlicht am 15.01.2017

Spannende Spurensuche im New York der 1890er

Straße der Schatten
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Die Geschichte von Jo (Josephine Montfort), die den mysteriösen Todesfall ihres Vaters aufklären will, hat mich fasziniert und mitgerissen. Der Schreibstil ist flüssig und respektiert trotzdem die Eigenwilligkeiten ...

Die Geschichte von Jo (Josephine Montfort), die den mysteriösen Todesfall ihres Vaters aufklären will, hat mich fasziniert und mitgerissen. Der Schreibstil ist flüssig und respektiert trotzdem die Eigenwilligkeiten der damaligen Zeit. Nur selten passiert es der Autorin (vielleicht ist es auch der Übersetzung geschuldet), dass Redewendungen ins Buch rutschen, die der damaligen Zeit nicht angemessen (sondern zu modern) sind. Aber darüber konnte man gut weglesen.

Besonders interessant fand ich, dass sowohl die „Upper class“ als auch die Welt der Armen im damaligen New York plastisch und glaubwürdig dargestellt wird. Jo selbst und ihre Familie stammen aus gutsituiertem Hause – ihr Vater war Miteigner einer Schifffahrtsgesellschaft. Die Welt, die sich ihr allerdings bei der Recherche zum Todesfall ihres Vaters erschließt, ist eine komplett andere. Dort geht es ruppig zu und ein zu gutes Herz kann einem leicht zum Verhängnis werden. Und doch ist sie fasziniert von der Welt des Reporters Eddie, den sie für ihre Recherchen als Helfer gewinnen kann. Man merkt ihr an, dass sie eine moderne junge Frau ist, die für die Konventionen ihrer Zeit wenig übrig hat. Nur Gesellschaften geben und eine Zierde am Arm ihres Ehemannes sein – das ist ihr zu wenig.
Umso packender ist es, ihren Weg mitzuverfolgen, der nicht nur von Erfolgen, sondern vor allem auch von Niederlagen geprägt ist. Jo ist eine sympathische Heldin, der man gern durch die Geschichte folgt und mit der man mitfiebert.

Allein die Tatsache, dass ich schon nach der Hälfte des Buches den wirklichen Bösewicht der Geschichte erraten hatte, lässt mich einen Stern Abzug geben. Davon abgesehen hat mich der Roman aber bestens unterhalten.

Veröffentlicht am 15.01.2017

Gelungener Auftakt zu einer Jahrhundertsaga

Spiel der Zeit
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In letzter Zeit war die „Clifton-Saga“ von Jeffrey Archer in aller Munde, man kam kaum an einer Buchhandlung vorbei, in dem nicht mindestens eins der Bücher das Schaufenster zierte und selbst im Supermarkt ...

In letzter Zeit war die „Clifton-Saga“ von Jeffrey Archer in aller Munde, man kam kaum an einer Buchhandlung vorbei, in dem nicht mindestens eins der Bücher das Schaufenster zierte und selbst im Supermarkt waren die Bücher zahlreich vertreten. Es muss also irgendwas dran sein, sagte ich mir und habe losgelesen…

Archer hat wirklich ein Talent zum Erzählen. Man will immer mehr wissen und kommt schon nach kurzer Zeit nicht mehr los von der Geschichte (muss ich erwähnen, dass ich sofort Teil 2 runtergeladen habe, nachdem ich mit Teil 1 durch war?)

Den Aufbau des Buches fand ich allerdings etwas gewöhnungsbedürftig. In diesem ersten Teil geht es ja um die Jugend von Harry Clifton. Geboren in eine Arbeiterfamilie, helfen ihm Zufälle und vor allem gutmeinende Menschen, und ermöglichen ihm eine Ausbildung, die weit über dem liegt, was ein Jungen seines Standes normalerweise erreichen kann. In den ersten Teilen des Buches wird Harrys Jugend aus verschiedenen Sichten erzählt – z. B. aus Sicht seiner Mutter oder seines Mentors Old Jack. Dadurch werden mehrmals die gleichen Ereignisse erzählt und ich hatte teilweise den Eindruck, dass die Handlung dadurch stockt. Allerdings werden nur durch die verschiedenen Sichtweisen Stück für Stück die Zusammenhänge offenbar, die zu Harrys guter Ausbildung und seinem Voranschreiten geführt haben. Grundsätzlich also ein interessanter Ansatz, die Geschichte so zu erzählen, für mich allerdings stellenweise etwas zäh.

Im letzten Drittel des Buches, als Harry die Schwester seines besten Freundes Giles Barrington heiraten will, wird es aber wieder so richtig spannend. Und als Harry 1939 auf einem Schiff als Offizier anheuert, wird es dramatisch. Der fiese Cliffhanger am Ende des Buches sorgt garantiert dafür, dass man weiterlesen will.

Insgesamt für mich ein guter Auftakt zu einer großen Jahrhundertsaga. Ich bin gespannt wie es weitergeht – wie gesagt, Teil 2 steht schon bereit

Veröffentlicht am 07.01.2017

Beeindruckendes Zeitzeugnis mit einem Krimi als i-Tüpfelchen

Der Angstmann
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Frank Goldammers Buch soll ein Krimi sein, der in den letzten Kriegsjahren 1944/45 spielt. Das Buch darauf zu reduzieren, wäre aber ein Fehler, denn viel mehr noch als der Kriminalfall haben mich die Beschreibungen ...

Frank Goldammers Buch soll ein Krimi sein, der in den letzten Kriegsjahren 1944/45 spielt. Das Buch darauf zu reduzieren, wäre aber ein Fehler, denn viel mehr noch als der Kriminalfall haben mich die Beschreibungen des Lebens zu dieser Zeit beeindruckt. Die Entbehrungen, der Hunger, die verzweifelten Versuche der Menschen, etwas Normalität in ihren hoffnungslosen Alltag zu bringen… das geht einem als Leser sehr nahe. Es wird auch deutlich, mit welchen unterschiedlichen Methoden Menschen versuchen, ihr Leben in dieser Zeit zu meistern.

Der Roman spielt in Dresden, das ja bekanntlich im Februar 1945 durch einen verheerenden Bombenangriff zu großen Teilen zerstört wurde. Auch diese Nacht bekommt im Buch viel Raum und die Schilderungen jagen einem Schauer über den Rücken. Ich wohne selbst in Dresden und Vorfahren von mir sind in jener Nacht umgekommen. So anschaulich zu lesen, wie das Feuerinferno durch Dresdens Straßen tobte, durch Straßen, in denen ich mich selbst jeden Tag aufhalte… das war schon eine sehr besondere und auch nicht ganz einfache Lektüre. Da der Autor selbst auch Dresdner ist, gehe ich davon aus, dass viel Sachkenntnis hinter diesen Beschreibungen steckt.

Was mich trotzdem bewogen hat, einen Stern abzuziehen, war letztlich „nur“ die Auflösung des Kriminalfalls. Ich möchte nicht zu viel verraten, denn spannend war der Fall definitiv. Für mich persönlich führten nur zu viele separate Handlungsstränge zu dieser Auflösung. obwohl man dem Autor natürlich zugute halten muss, dass auf diese Zusammenhänge kein Leser kommen wird und somit garantiert sein sollte, dass es bis zum Schluss spannend bleibt.

Mein Rat: lesen Sie das Buch nicht als Kriminalroman, sondern als Zeitzeugnis über eine Stadt in ihren schwersten Tagen und sehen Sie den Krimi als i-Tüpfelchen an. Wenn man das Buch so betrachtet, hätte es kaum besser geschrieben sein können.

Veröffentlicht am 24.12.2016

Aus dem Schatten der Schwester ins eigene Leben

Die Schattenschwester
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Auch dieses Buch aus der „Sieben Schwestern“-Serie ist wieder lesenswert und voller Gefühl. Diesmal ist es Star, die dritte der Schwestern, die mit einem Hinweis ihres verstorbenen Adoptivvaters ihre wahren ...

Auch dieses Buch aus der „Sieben Schwestern“-Serie ist wieder lesenswert und voller Gefühl. Diesmal ist es Star, die dritte der Schwestern, die mit einem Hinweis ihres verstorbenen Adoptivvaters ihre wahren Wurzeln sucht. Sie kommt dabei royalen Gerüchten und Geschichten auf die Spur, aber auch ihren eigenen Wünschen und Vorstellungen vom Leben.

Nach den beiden ersten Büchern, in denen Maya und Ally ihren Platz im Leben (und einen Neuanfang) fanden, knüpft dieses dritte Buch nahtlos an und schlägt sogar letztlich den Bogen zu Ally, als sie in Norwegen ein Konzert gibt und Star dorthin fährt um ihre Schwester spielen zu hören. Diesmal geht es um die schüchterne 27jährige Star, die ihr gesamtes Leben bisher an der Seite ihrer Schwester Ce-Ce verbracht hat.

Den Hauptteil des Buches macht die Spurensuche von Star aus. Diesmal geht es nicht in fremde Länder – das Buch spielt weitestgehend in England. Dabei wird auf zwei Ebenen zum einen die Geschichte von Flora MacNicol erzählt, einer wahrscheinlichen Ahnin von Star – zum Anderen verschlägt es Star auf ein Anwesen in Kent, dessen Geschichte eng mit ihrer eigenen verknüpft ist und dessen jetzige Bewohner, einschließlich des kleinen tauben Jungen Rory, ihr schnell ans Herz wachsen.

Von der Ausdruckskraft und Spannung der Story her konnte dieses Buch aus meiner Sicht nicht ganz mit seinen zwei Vorgängern mithalten, was mich zu einem Stern Abzug bewogen hat. Trotzdem geht die Geschichte ans Herz und ist für Fans von Büchern rund um Familiengeheimnisse auf jeden Fall zu empfehlen.