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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.06.2020

Eine fesselnde Familiengeschichte

Belmonte
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Inhalt: Die junge Landschaftsgärtnerin Simona aus dem Allgäu erbt überraschend von ihrer Oma Franca deren Elternhaus in den italienischen Marken, von dessen Existenz sie bisher nichts wusste. Kurzentschlossen ...

Inhalt: Die junge Landschaftsgärtnerin Simona aus dem Allgäu erbt überraschend von ihrer Oma Franca deren Elternhaus in den italienischen Marken, von dessen Existenz sie bisher nichts wusste. Kurzentschlossen macht sich Simona auf dem Weg nach Italien, um sich ihr Haus in dem kleinen mittelalterlichen Ort Belmonte anzusehen. Im Haus, dessen Garten sie sofort mit Feuereifer bewirtschaftet, findet sie eine von Franca besprochene Kassette mit deren Lebensgeschichte. Nach und nach erfährt Simona immer mehr über ihre Großmutter, bis auch endlich die Wahrheit über ihre eigene Herkunft ans Licht kommt.

Meine Meinung: Die Erzählperspektive wechselt zwischen Simonas Urgroßmutter Teresa (ab 1944), ihrer Großmutter Franca (ab 1951) und Simona selbst (Gegenwart). Dabei ist es der Autorin (Antonia Riepp ist das Pseudonym der bekannten Autorin Susanne Mischke) wunderbar gelungen, die Atmosphäre der jeweiligen Zeit einzufangen und lebendig werden zu lassen und jeder Protagonistin einen eigenen interessanten Charakter, sowie eine eigene Geschichte zu verleihen. Auch die bildhaften Beschreibungen Italiens, des fiktiven Ortes Belmonte und vor allem der großen Familie Ferri, haben mir gut gefallen.
Alle drei Erzählstränge haben mich gefesselt, doch Teresas Geschichte hat mich am meisten berührt. Ihr Leben ist am tragischsten verlaufen. Im und kurz nach dem zweiten Weltkrieg waren die Lebensbedingungen und gesellschaftlichen Regeln noch ganz anders als wir sie heute kennen und wichtige Entscheidungen wurden vom Vater bestimmt. Auch Franca hatte keine einfache Kindheit in Italien, obwohl sie das Glück hatte, in einer liebevollen Familie aufzuwachsen. Marina, Simonas Mutter, spielt die kleinste Rolle in der Familiengeschichte. Sie mochte ich auch am wenigsten. Das schwarze Schaf der Familie. Simona ist eine sympathische junge Frau, die noch nicht so recht weiß, wo sie hingehört. Ihre Zeit in Italien hilft ihr dabei weiter.
Mein einziger Kritikpunkt ist der viel zu ausführliche Stammbaum von Simona auf der Umschlag-Innenseite, da er viel zu viel spoilert! (Und ein Fehler ist auch noch drin)

Fazit: Eine mitreißende und lebendig erzählte deutsch-italienische Familiengeschichte über vier Generationen. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 14.05.2020

Eine toller 4. Teil

Abgrund
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Inhalt: Ein Toter wird erhängt auf einer alten Hinrichtungsstelle in einem Lavafeld gefunden. Was zunächst wie ein Selbstmord aussieht, entpuppt sich schnell als Mord, denn dem Toten wurde mit einem großen ...

Inhalt: Ein Toter wird erhängt auf einer alten Hinrichtungsstelle in einem Lavafeld gefunden. Was zunächst wie ein Selbstmord aussieht, entpuppt sich schnell als Mord, denn dem Toten wurde mit einem großen Nagel eine Botschaft in die Brust geschlagen.
Etwa zur gleichen Zeit finden Mitarbeiter des Jugendamtes einen kleinen Jungen ganz allein in der Wohnung des Toten. Der Kleine kennt den Toten nicht und kann sich nicht erinnern, wie er dorthin gekommen ist. Von seinen Eltern fehlt jede Spur.

Meine Meinung: Der Fall beginnt mit dem Mord und der anschließenden Bergung der Leiche. Da der Tote kaum erreichbar, aber in Sichtweite des Präsidentenpalastes hängt und ausgerechnet heute der chinesische Außenminister erwartet wird, hat die Polizei alle Hände voll zu tun, ihn so schnell wie möglich aus seiner außergewöhnlichen Position zu bergen. Das gestaltet sich schließlich etwas makaber und mit schwarzem Humor. Mit gefällt diese humorvolle Art der Autorin sehr gut, und auch im weiteren Verlauf der Geschichte musste ich ein paarmal schmunzeln. Viel dazu beigetragen hat auch Lína, die neue Berufspraktikantin und erste Hochschulstudentin der Polizeiwissenschaft in der Abteilung. Mit ihrer eifrigen und pedantischen Art eckt sie besonders bei ihrer immer muffeligen und unausstehlichen Vorgesetzten Erla an. Auch Huldars vorsichtige Versuche, Freyja wieder näher zu kommen, haben mir wieder gut gefallen. Die beiden mag ich sowieso besonders gern.
Die Handlung bleibt auf einem konstanten Niveau und ist nicht übermäßig spannungsgeladen, aber trotzdem interessant und durchgängig fesselnd. Es geht dabei hauptsächlich um die Ermittlungsarbeit der Polizei. Bis zum Ende konnte ich die Zusammenhänge nicht erkennen und das letzte Kapitel hat mich dann ein weiteres Mal überrascht.

Fazit: Obwohl „Abgrund“ eher ein Krimi ist als ein Thriller, hat mir auch dieser 4. Teil der Reihe - vor allem wegen der tollen Charaktere und des fesselnden und humorvollen Schreibstils - wieder richtig gut gefallen!

Veröffentlicht am 31.03.2020

Eine traurige Kindheit

Ein halbes Herz
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Inhalt: Elin Boals lebt mit ihrem Mann Sam und ihrer knapp 17-jährigen Tochter Alice in New York. Beruflich hat sie eine glänzende Karriere als Fotografin absolviert, doch privat hat sie Geheimnisse vor ...

Inhalt: Elin Boals lebt mit ihrem Mann Sam und ihrer knapp 17-jährigen Tochter Alice in New York. Beruflich hat sie eine glänzende Karriere als Fotografin absolviert, doch privat hat sie Geheimnisse vor ihrer Familie. Als sie unerwartet einen Brief von einem alten Freund aus ihrer Heimat erhält, kann sie ihren Erinnerungen an ihre Kindheit in Schweden nicht mehr entkommen. Denn Elin hat einen tragischen Grund, ihre Vergangenheit zu verschweigen. Ist jetzt die Zeit für die Wahrheit gekommen?

Meine Meinung: Einmal begonnen, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Geschichte hat mich nicht mehr losgelassen und ich habe jede freie Minute genutzt, um weiterzulesen.
Und das, obwohl die Grundstimmung während des ganzen Romans ziemlich traurig und deprimierend ist. Auch der Schreibstil hat mir richtig gut gefallen.
Sofia Lundberg erzählt Elins Geschichte auf zwei Zeitebenen. Gegenwart und Vergangenheit. Die Geschichte in der Vergangenheit beginnt im Jahr 1979, als Elin 10 Jahre alt ist. Sie wohnt mit ihrer Mutter Marianne und zwei jüngeren Brüdern in einem kleinen Ort in Schweden. Ihr Vater sitzt im Gefängnis und ihre Mutter ist völlig überfordert mit der Situation und schafft es nicht für sich und die Kinder zu sorgen. Oft ist sie wütend und depressiv. Doch zum Glück hat Elin ihren guten Freund Fredrik, die fürsorgliche Ladenbesitzerin Gerd und die alte Aina, die Elin oft mit Keksen und Büchern versorgt. Diese Geschichte hat mich besonders gefesselt und stark berührt. Ich habe mich Elin nah gefühlt und sie tat mir sehr leid.
In der Gegenwart (2017) erlebt man dann eine ganz andere Elin. Ihre schwere Kindheit und ein tragisches Ereignis haben sie sehr geprägt und aus ihr eine verschlossene und harte Frau werden lassen, die unsympathisch und kalt wirkt. Ihr Beruf als Star-Fotografin scheint ihr wichtiger zu sein als ihre Familie. Manchmal fand ich ihr Verhalten allerdings etwas überzogen und ihre Tochter Alice verhält sich nicht wie ein Mädchen, das gerade erst 17 Jahre alt geworden ist.
Elins Geheimnis, das gegen Ende natürlich ans Licht kommt, hat mich sehr überrascht und geschockt.

Veröffentlicht am 26.03.2020

Der Tote im Hafenbecken

Eisiger Nebel
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Inhalt: Winter in Nordfriesland: Kälte, Schnee, schneidender Wind und eisiger Nebel. Trotzdem ist Theo Krumme froh, Berlin hinter sich gelassen zu haben und an die Küste gezogen zu sein. Als im Husumer ...

Inhalt: Winter in Nordfriesland: Kälte, Schnee, schneidender Wind und eisiger Nebel. Trotzdem ist Theo Krumme froh, Berlin hinter sich gelassen zu haben und an die Küste gezogen zu sein. Als im Husumer Hafen eine Leiche mit zerschmettertem Schädel aus dem Wasser gezogen wird, nimmt Krumme zusammen mit seiner jungen Kollegin Pat die Ermittlungen auf. Die Spur führt bald zu einem kleinen Ort auf der Halbinsel Eiderstedt und schnell müssen die Polizisten erkennen, dass die Dorfbewohner mehr wissen, als sie zugeben... Meine Meinung: „Eisiger Nebel“ ist bereits der 6. Fall für Kommissar Theo Krumme, aber problemlos auch als Einzelband zu lesen. Doch wie fast immer bei Reihen ist es schön, wenn man die Entwicklung der Charaktere von Anfang an miterlebt.
Ich mag die Nordsee-Krimis von Hendrik Berg sehr gerne, sie sind alle sehr schnell und spannend zu lesen und haben einen mystischen Touch. Die Charaktere sind alle toll gezeichnet, die Dorfbewohner sind alle sehr individuell und einander freundschaftlich verbunden und die schon bekannten Protagonisten wirken besonders sympathisch und authentisch. Krummes Privatleben spielt eine größere Rolle, was mir sehr gut gefällt, und gerade bei diesen Passagen gibt es auch mal was zum Schmunzeln.
Krumme und Pat sind ein sehr ungleiches, aber tolles Team und haben eine Weile gebraucht, um sich zusammenzuraufen, aber inzwischen ergänzen sie sich super. Krumme, über 50, eher klein, mit beginnender Glatze und immer etwas brummig. Er ist geschieden, aber neu verliebt in die Nordfriesin Marianne, die genau weiß, wie sie mit ihm umgehen muss. Pat, noch in den 20ern, ist auffallend groß und trägt am liebsten schwarz. Am Computer ist sie Krumme haushoch überlegen.
In diesem 6.Teil herrscht durchweg eine etwas düstere und bedrohliche Atmosphäre, was vor allem an dem eisigen Nebel, dem unheimlichen Wolf, der in der Nähe gesehen wurde und der drohenden Gefahr aus Frankfurt, liegt.
Zunächst störte mich dieser Bezug zu Frankfurt, weil ich mir einen komplett friesischen Krimi wünschte, aber jetzt, nach Beenden des Buches, finde ich es ok.

Fazit: Ein sehr unterhaltsamer, spannender und auch humorvoller Krimi mit tollen Charakteren und viel Lokalkolorit. Ich warte jetzt schon ungeduldig auf Krummes 7. Fall an der Nordsee.

Veröffentlicht am 24.03.2020

Gemeinsam haben wir mehr Spaß

Dann kam Bär
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Inhalt: Der Fluss floss unermüdlich, Tag und Nacht, bis der neugierige Bär vorbeikommt und hineinfällt. Nach und nach kommen viele verschiedene Tiere dazu und gemeinsam erleben sie ein tolles Abenteuer.

Meine ...

Inhalt: Der Fluss floss unermüdlich, Tag und Nacht, bis der neugierige Bär vorbeikommt und hineinfällt. Nach und nach kommen viele verschiedene Tiere dazu und gemeinsam erleben sie ein tolles Abenteuer.

Meine Meinung: „Dann kam Bär“ ist ein relativ großformatiges Bilderbuch (24,8 x 1,1 x 32,2 cm) und wird vom Verlag für Kinder ab 4 Jahren empfohlen. Ich bin aber der Meinung, dass es auch schon für jüngere Kinder geeignet ist, wenn es einen Austausch mit dem Vorleser gibt.
Es gibt nur wenig Text und doch ist er aussagekräftig. Die lustigen und detaillierten Illustrationen ergänzen den Text hervorragend und verdeutlichen die verschiedenen Persönlichkeiten der Tiere: Da ist der neugierige Bär, der einsame Frosch, die ängstlichen Schildkröten, der stolze Biber, die fröhlichen Waschbären und die vorsichtige Ente. Alle gemeinsam erleben sie ein Abenteuer und merken am Ende, wie schön es ist, etwas gemeinsam mit anderen zu erleben und wie bunt die Welt eigentlich ist. Sehr gut gefällt mir, wie diese steigende Dynamik, Entwicklung und Lebensfreude verdeutlicht wird. Während die ersten Seiten noch ziemlich farblos sind, werden sie im Laufe des Abenteuers immer bunter und immer mehr Tiere kommen dazu.

Fazit: Ein sehr schönes und farbenfrohes Bilderbuch, das auf lustige und kindgerechte Weise zeigt, wie schön es sein kann etwas Neues zu wagen, zusammenzuhalten und unsere Ängste zu überwinden.