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Veröffentlicht am 26.08.2020

Ironischer Erzählton

Omama
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Was darf Satire?
Die Autorin kannte ich bereits, ihre Sketche zum Thema Menstruation finde ich genial, ihre Scherze über Genitalien erinnern mich eher an Pennälerhumor. Ihr Programm hält linken und rechten ...

Was darf Satire?
Die Autorin kannte ich bereits, ihre Sketche zum Thema Menstruation finde ich genial, ihre Scherze über Genitalien erinnern mich eher an Pennälerhumor. Ihr Programm hält linken und rechten Spießbürgern den Spiegel vor; der Zeitgeist wird durch den Kakao gezogen, vorauseilender Gehorsam aka Political Correctness karikiert. Das Wichtigste ist Anstand (nicht unbedingt ‚Anständig essen‘).
Lisa Lasselsberger (besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Lisa Eckhart) legt mit „Omama“ ihr Romandebüt vor. Es ist die fiktionalisierte Lebensgeschichte ihrer Oma Helga. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs standen die Türken vor Wien, nein, pardon, die Russen vor Österreich. Oma Helga stand als junges Mädchen im Schatten ihrer bildschönen Schwester Inge (diese war nicht die Hellste). Helgas Eltern waren nicht zimperlich – der Vater ein Säufer, die Mutter wurde gerne mal handgreiflich. Für die Generation nichts Ungewöhnliches. Bei der Österreicherin Lisa Eckhart gibt es kein Alpenglühen und keinen Heimatkitsch, aber Satire in Reinkultur – mal schwarzhumorig und bitterböse, mal brüllend komisch. Die Autorin ist studierte Germanistin und die Lust an der deutschen Sprache merkt man dem Roman auch an; besonders toll finde ich die Austriazismen und den ironischen Erzählton. Eckhart zeigt auch auf, dass Erinnerungen trügerisch sein können – Oral History lässt grüßen.
Romane über Großmütter gibt es viele. Auch Saša Stanišić beschäftigt sich in „Herkunft“ unter anderem mit (der Demenz) seiner Oma Kristina. Das Genre ist populär und trendy. Glücklicherweise gelingt es Eckhart, keinen Aufguss von bereits Erzähltem zu präsentieren. In „Omama“ sind die Frauen stark, die Männer schwach, die Menschen sündhaft beziehungsweise menschlich. Das Ganze wird überspitzt dargestellt, es gibt Wortspielereien, kluge Sätze und Provokationen an der Grenze des guten Geschmacks. Vor lauter Erzählfreude baut die Autorin auch Längen in die Geschichte ein. Dafür gibt es einen Stern Abzug. Davon abgesehen ist „Omama“ aber ein Roman, der zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 06.07.2020

Am Puls der Zeit

Die Perlenfarm
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Kiona lebt auf einer Südseeinsel und verdient ihren Lebensunterhalt als Perlenfischerin. Eines Tages rettet sie einen Schiffbrüchigen, der behauptet, ein Banker aus London zu sein. Kiona verliebt sich ...

Kiona lebt auf einer Südseeinsel und verdient ihren Lebensunterhalt als Perlenfischerin. Eines Tages rettet sie einen Schiffbrüchigen, der behauptet, ein Banker aus London zu sein. Kiona verliebt sich unsterblich in den Schweden Erik, doch das familiäre Idyll währt nur kurz: Als Erik verschwindet, verlässt Kiona die Cook – Inseln, sie lässt ihre Kinder zurück und macht sich auf die Suche nach ihrer großen Liebe. Diese Suche lässt sie den europäischen Kontinent durchqueren, sie führt die Protagonistin nach Europa und Amerika…
„Die Perlenfarm“ ist ein wilder Genremix. Liebesgeschichte, Krimi, ein gesellschaftskritischer Globalisierungsroman, ein Agententhriller über die Machenschaften in der Finanzwelt. Insofern ist der Roman total am Puls der Zeit. Ich wünschte nur, die Figuren wären detaillierter ausgearbeitet gewesen, dann hätte ich eher eine Bindung zu ihnen aufbauen können.
Der Stil der Autorin ist klar und präzise, ich hätte jedoch Fußnoten statt Übersetzungen in Klammern bevorzugt, wenn es um die Übersetzung der indigenen Sprache ging, das stört den Lesefluss weniger. Der Roman ist kein seichter Südseekitsch, man darf trotz des Covers, das „Urlaubslektüre“ schreit, keine klischeehafte Liebesgeschichte erwarten, sonst wird man enttäuscht sein. Die Handlung ist überraschend vielseitig, es gibt diverse Schauplätze, und trotz Längen hat mich „Die Perlenfarm“ von Liza Marklund insgesamt gut unterhalten!

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Veröffentlicht am 23.06.2020

Sie ist so frei

All das zu verlieren
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„ All das zu verlieren“ ist Leila Slimanis Debut, stellenweise merkt man dies dem Roman auch an, er wirkt ein wenig unausgereift. Stil und Ausdruck gefielen mir jedoch sehr gut. Trotz der Thematik wird ...

„ All das zu verlieren“ ist Leila Slimanis Debut, stellenweise merkt man dies dem Roman auch an, er wirkt ein wenig unausgereift. Stil und Ausdruck gefielen mir jedoch sehr gut. Trotz der Thematik wird die Geschichte nie schlüpfrig, nie wird man als Leserin in die Rolle des Voyeurs gedrängt. Adèle wohnt mit Mann und Kind in Paris. Nur beim Sex mit Fremden fühlt sie sich frei & selbstbestimmt. Sie lügt und betrügt zwanghaft, um ihr Ziel zu erreichen.

Ihr Mann ist „stolz auf ihre Unabhängigkeit“, denn Adèle arbeitet bei einer Zeitung, ihr Job ödet sie jedoch an. Am liebsten wäre sie eigentlich eine reiche Gattin, gerne würde sie die Tage vertrödeln. Revolutionär die Aussage, dass eine Frau die Erfüllung nicht im Beruf findet, geradezu ein Tabubruch. Die Protagonistin liebt ihren Sohn. Trotzdem empfindet sie eine große Leere. Ihr Mann liebt sie mehr, als sie ihn liebt, aber er ermöglichte ihr, dem Mädchen aus einfachen Verhältnissen, den Aufstieg in die französische Upper Class. Da liegt der Hase im Pfeffer: Adèle droht „all das zu verlieren“, insgeheim will sie das vielleicht? Die Reichen nehmen zwar gern die Dienste eines Kindermädchens „aus Somalia“ in Anspruch, wundern sich aber, dass dieses Kindermädchen „den Ramadan einhält“, als sei es kein Mensch. Die Protagonistin durchschaut die Heuchelei.
Der Grund für das Verhalten der Heldin liegt u.a. in ihrer Kindheit. Ihre Eltern verband eine Art Hassliebe, ihr aus dem Maghreb stammender Vater warf seiner französischen Frau oft vor, ihn seiner Wurzeln beraubt zu haben. Zu keinem Elternteil hatte die Protagonistin ein enges Verhältnis, bei des Vaters Tod erinnert sie sich an dessen Schamhaftigkeit.
Als Adèle erwachsen wird, merkt sie, dass ihr Körper ihr Kapital ist. Sie definiert sich über das Begehren.
Sie will Leidenschaft. Als ihr Ehemann ihr eine „Altweiberbrosche“ schenkt, hat sie das Gefühl zu ersticken. Ihr Mann will auf’s Land, raus aus der Hauptstadt, erst recht, als er den Betrug seiner Frau bemerkt. Er ordnet das Ganze unter „Sexsucht“ ein, das Landleben soll seine Frau „heilen“. Er vergleicht jede andere Frau mit seiner Frau, die ihm stets begehrenswert erschien. Diese will ihr Kind nicht verlassen, ordnet sich unter, ihr Mann, der auch mal eine Affäre hatte, hält an der Ehe fest. Doch dies ist nicht das Ende …
„All das zu verlieren“ ist ein starker Roman. Bei der Lektüre war ich jedoch etwas hin – und hergerissen. Einerseits war ich genervt: Die Protagonistin hat alles, wirklich alles, ein gesundes Kind, sie ist finanziell abgesichert, sie sieht gut aus. Doch das reicht ihr nicht? Auch ihre beste Freundin, die vielleicht heimlich in den gehörnten Ehemann verliebt ist, deutet dies an.
Andererseits dachte ich, dass Slimani gut herausarbeitet, dass Frauen in westlichen, scheinbar aufgeklärten Gesellschaften so frei auch nicht sind. Ökonomische Abhängigkeiten, gesellschaftliche Erwartungen engen sie ein, besonders, wenn es um die weibliche Sexualität geht.



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Veröffentlicht am 26.05.2020

Packender Politthriller

Achtzehn
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Geheimorganisationen regen seit jeher die Phantasie der Menschen an. Ob Freimaurer oder die „Schwarze Hand“, gibt es tatsächlich Vereinigungen, die im Schatten agieren?

In Anton Bergs Thriller „18“ ...

Geheimorganisationen regen seit jeher die Phantasie der Menschen an. Ob Freimaurer oder die „Schwarze Hand“, gibt es tatsächlich Vereinigungen, die im Schatten agieren?

In Anton Bergs Thriller „18“ gibt es eine Vermengung von Fakten und Fiktion. Ein auktorialer Erzähler führt durch das Geschehen. Hat das “ Musterland“ Schweden womöglich auch Schattenseiten? Im Zentrum der Geschichte steht der Mord am schwedischen Ex-Ministerpräsidenten Olof Palme. Der Reporter Axel Sköld glaubt, das Rätsel rund um den mysteriösen Todesfall auflösen zu können, denn er ist sich sicher, den Mörder (auf dessen Konto nach Axels Dafürhalten noch zwei weitere Morde gehen) ausfindig gemacht zu haben. Axel geht auf’s Ganze und publiziert einen Podcast- damit sticht er jedoch in ein Wespennest, wird in seinem metier zur persona non grata, denn Axel hat schier Unglaubliches in Erfahrung gebracht:
Seit dem 18. Jahrhundert scheint ein Geheimbund in Schweden die Strippen zu ziehen. Schon damals war dieser für einen Regizid verantwortlich, und die Zahl 18 spielt eine große Rolle, da sie der Mitgliederzahl entspricht. Der Adel, Wirtschaftsbosse und hochrangige Mitglieder des Militärs beeinflussen seit Generationen die Geschicke Schwedens. Axels Erkenntnisse werden als irre Verschwörungstheorien abgetan, und schon bald befindet er sich in Lebensgefahr…

„18“ von Anton Berg ist meines Erachtens ein äußerst gut gemachter Politthriller, weniger ein „Actionkracher“. Stilistisch ist er ein relativ typischer Krimi, die Sprache des Autors liest sich einfach und flüssig, es gibt keine „Schnörkel“.

Der Roman beginnt recht gemächlich, Figuren werden eingeführt und die Handlung nimmt ihren Lauf. Man sollte als Leser/in ein wenig Geduld aufbringen, denn es geht bald Schlag auf Schlag, die Spannungsschraube wird angezogen und die Geschichte mündet in einem spektakulären Showdown.

Der in der Realität immer noch ungeklärte Mord an Olof Palme ist eine Art nationales Trauma Schwedens. Namhafte Autoren wie Stieg Larsson recherchierten zum Mordfall, und die Tötung des Politikers fand in fiktionalisierter Form Eingang in unzählige Erzählungen, insofern hat Anton Berg mit seinem Krimi sicherlich nicht „das Rad neu erfunden“, aber er präsentiert mit „18“ einen packenden Politthriller, den ich äußerst gern gelesen habe.

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Veröffentlicht am 17.05.2020

Beatrice trifft Romeo

Friends without benefits (Knitting in the City 2)
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Elizabeth Finney liebt Star Trek, Boygroups und ihren Strickkreis. Die junge Ärztin arbeitet in einem Krankenhaus in Chicago, und zum Stressabbau spielt sie –sehr zum Leidwesen ihres Vorgesetzten Dr. Botstein- ...

Elizabeth Finney liebt Star Trek, Boygroups und ihren Strickkreis. Die junge Ärztin arbeitet in einem Krankenhaus in Chicago, und zum Stressabbau spielt sie –sehr zum Leidwesen ihres Vorgesetzten Dr. Botstein- ihren Kollegen den einen oder anderen Streich. Außerdem versucht sie, ihrer Konkurrentin Meg aus dem Weg zu gehen und mit „Dr. Ken Miles“ warm zu werden.
Als sie eines Tages zu einer neuen Patientin gerufen wird, trifft sie auf den charismatischen Italo-Amerikaner Nico Manganiello/Moretti, mit dem sie seit der Highschool eine Art Hassliebe verbindet.
Nicos Interesse verwirrt die junge Frau, da “The Face“ mittlerweile ein Promi mit einer eigenen (laut Elizabeth „frauenfeindlichen“) Show ist.
Elizabeth zweifelt an sich und an ihren Gefühlen. Doch die Mädels aus dem Strickkreis lassen sich nicht lumpen, wenn es um das Glück einer guten Freundin geht…

„Friends without benefits“ ist der zweite Teil der Reihe „Knitting in the city“. Dieser Band gefiel mir viel besser als der Auftaktband („Love Factually“).
Elizabeth ist eine liebenswerte Protagonistin und die Figuren haben insgesamt mehr Tiefe als die Charaktere aus Band eins (es gibt natürlich auch ein Wiedersehen mit Quinn und Janie aus dem Auftaktband). Der Liebesroman liest sich stellenweise allerdings wie ein Erotikmärchen, dies muss man mögen. Es gibt witzige Szenen und humorvolle Passagen – als „Lizzybella“ während eines Klassentreffens vor versammelter Mannschaft auf einen Stuhl stieg und „das Kind ist von Dir“ brüllte, musste ich richtig lachen. Auch die Wortgefechte, die sich die Protagonisten liefern, gefielen mir gut.
Der Roman war mir bis zum letzten Drittel fünf Sterne wert, dann trug Penny Reid für meinen Geschmack leider zu dick auf. Sätze wie „Anscheinend waren meine Vagina, mein Uterus und meine Eierstöcke Italienerinnen, […]“ sind nicht nach meinem Geschmack, auch wenn das Ganze auf Englisch vielleicht lustiger klingt als auf Deutsch. Außerdem wurde mir die Handlung dann doch ein wenig zu kitschig und auf den Epilog hätte ich auch verzichten können.
Es gab auch unlogische Elemente, etwa eine medizinische Behandlung, die aus einer sterilen Krankenhausatmosphäre in eine (desinfizierte) Wohnung verlegt wurde. Von Chicklit erwarte ich keinem Mann’schen Tiefgang, aber Plausibilität. Auch die „schicke Stalkerin“ fand ich zu überzeichnet. Die Spezialistin für skurrile Figuren in Liebesromanen ist für mich definitiv nicht Penny Reid, sondern Janet Evanovich.
Penny Reids Roman macht aber trotzdem Spaß & ich fühlte mich gut unterhalten! Es geht neben Herzeleid auch um die Kraft der Freundschaft.
„Friends without benefits“ ist ein romantischer Wohlfühlroman - ein wenig Eskapismus kann manchmal nicht schaden.

Fazit:
Ein Liebesroman nicht ohne Tiefgang, es geht neben Liebe und Freundschaft auch um Verlustängste, Gesundheit und Krankheit. Diese Dinge thematisiert die Autorin auf sensible Art und Weise. Auch wenn man zu Beginn der Lektüre schon ahnt, wie das Ganze enden wird, fiebert man doch mit den sympathischen Figuren mit.
Daher vergebe ich vier von insgesamt fünf möglichen Sternen für „Friends without benefits“ und ich spreche trotz aller Kritikpunkte eine Leseempfehlung für Chicklit-Fans aus.

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