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Veröffentlicht am 16.01.2017

Ich dreh gleich durch ...

Ich dreh gleich durch!
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"Ich dreh gleich durch" von Anna Maria Sanders
Erschienen 2016 im Gütersloher Verlagshaus

Worum geht es: Erzählt wird in Form von Tagebucheinträgen aus Sicht von Max (und seiner Familie und Lehrern) über ...

"Ich dreh gleich durch" von Anna Maria Sanders
Erschienen 2016 im Gütersloher Verlagshaus

Worum geht es: Erzählt wird in Form von Tagebucheinträgen aus Sicht von Max (und seiner Familie und Lehrern) über seine ADHS-Erkrankung. Der Hauptaugenmerk liegt hier darauf, wie Max empfindet, was in seinem Kopf so vorgeht, wie er tickt. Das Buch ist kein Ratgeber in dem Sinne: In dem und dem Fall kannst du das und das tun, sondern es wirbt um Verständnis für Menschen mit ADHS. Es versucht Verdeutlichungen, wie eben solche Menschen fühlen und denken.

Dazu muss noch gesagt werden, dass dies fiktive Tagebucheinträge sind. Sanders hat zwar einen Sohn mit ADHS, dies ist allerdings kein autobiografisches Buch.

Ich gestehe, ich hatte zunächst Schwierigkeiten mit dem Buch.
Warum?
Zum einen hatte ich beim Lesen oft meinen Sohn vor Augen, der eine ähnliche Diagnose wie Max hat. Hatte ich zunächst gedacht, das würde mir das Lesen erleichtern, war eher das Gegenteil der Fall. Zum einen wurde zwar ein gewisses Verständnis für gewisse Verhaltensweisen geweckt (das ich allerdings auch schon durch andere Lektüre gewonnen hatte), zum anderen hatte ich gerade im ersten Teil des Buches oft das Gefühl, als würde ich als Mutter alles falsch machen. Zu sehr wird hier die Mutter von Max in meinen Augen als zu perfekt dargestellt. Immer konsequent und zu 98% ruhig und gelassen. Dies ändert sich erst im zweiten Teil, in dem die Probleme der Familie deutlicher werden. Und wie anstrengend und oft auch nervig das Verhalten von ADHS-Kindern sein kann. Und auch Muttern wird mal laut und ungerecht - eben menschlich! Hier wäre es mir lieb gewesen, wenn in den Abschnitten, in denen die Mutter zu Wort kommt, weniger auf Auszüge aus Fachbücher eingegangen wird, sondern eben mehr auf die Belastung der Eltern.

Auch Max ist mir zu Beginn zu sehr der perfekte ADHS-Patient. Mir ist klar, dass die Autorin versucht, möglichst viele Symptome von ADHS zu bedienen, aber dadurch wirkt es in meinen Augen zu überspitzt. Aber auch das ändert sich ab ca. Mitte des Buches. Die Personen kommen mir näher und manche Situationen scheinen mir wie schon selbst erlebt.

Deutlich wird dann, wie belastend das Leben mit einem ADHS-Kind, trotz (oder auch wegen) der Liebe zu diesem sein kann. Was mir fehlt: Wie sehr man über seine Grenzen gehen muss (und auch kann), aber auch wie sehr man verzweifelt und zweifelt.
Schön hätte ich auch einen Ausblick auf das "Danach" gefunden: Wie geht Max mit der Diagnose ADHS um? Ändert sich etwas in der Schule, am Verhalten der Mitschüler*Innen, innerhalb der Familie?

Ich muss sagen, dass es hier m. E. nach bessere Bücher gibt. Gerhard Spitzer z.B., der selber ADHS hat und gleichzeitig Verhaltenspädagoge ist, zeigt in seinen Büchern auch auf, wie Menschen mit dieser Diagnose ticken und gleichzeitig bietet er Lösungsmöglichkeiten an.

Wichtigste Erkenntnis für mich aus diesem Buch:
Jedes Kind mit ADHS ist anders. Jedes Kind ohne ADHS aber auch.

Veröffentlicht am 16.01.2017

Frostiger Oberkitsch ...

Das Frostmädchen
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"Das Frostmädchen" von Stefanie Lasthaus ist 2016 im Heyne Verlag erschienen.

Zum Inhalt: Die zwanzigjährige Neve flieht nach einem Streit mit ihrem Freund Gideon, der handgreiflich endet, in die winterlichen ...

"Das Frostmädchen" von Stefanie Lasthaus ist 2016 im Heyne Verlag erschienen.

Zum Inhalt: Die zwanzigjährige Neve flieht nach einem Streit mit ihrem Freund Gideon, der handgreiflich endet, in die winterlichen Wälder von Kananda. Dort wird sie von dem Künstler Lauri gefunden. Schnell entwickelt sich zwischen den zweien eine Liebesgeschichte. Doch Neve ist nicht mehr sie selbst – irgendwas ist in der kalten Winternacht mit ihr passiert, das sie zu einem Spielball zwischen Magie und Liebe werden lässt.

Das wunderschönes Cover hat mich angesprochen und auch der Klappentext klang vielversprechend. Und nach einem sehr guten, starken Start verflacht das Buch leider ganz schnell ins Oberkitschige.

Zunächst finde ich es inhaltlich mehr als unrealistisch, dass Neve, nachdem sie sich von ihrem Freund hat schlagen lassen, keine 24 Stunden später total in love mit einem anderen Mann rum macht.Trotz der auf jeder zweiten Seite erwähnten magischen Anziehungskraft zwischen Neve und Lauri ist mir das einfach zu viel. Ebenso wie das Gesäusel und Geschmachte und die ewigen Wiederholungen, wie schwach Neve doch ist, aber dabei so anziehend… Überhaupt strotzt das Buch vor Wiederholungen, ob es die angesprochene Anziehungskraft ist oder die Charakterisierung der Protagonisten oder die Beschreibung der Natur. Immer wieder gleichen sich Wortwahl und Satzbau und macht das ganze in meinen Augen unendlich langweilig.

Auch der weitere Inhalt ist mir einfach viel zu weit hergeholt (Achtung Spoiler: Zum Mittel zum Zweck hüpft Neve doch fix noch mal mit ihrem Ex-Freund in die Kiste und keine Stunde später wieder mit dem anderen ….)

Die magischen Elemente sind mir zu sehr abgekupfert und erinnern mich an russische Wintermärchen, allerdings ohne deren Charme und Intensität. Alles wirkt irgendwie flach und unbelebt.
Schade – dieses Buch hat mich sehr enttäuscht.

Veröffentlicht am 16.01.2017

Konnte mich leider nicht mitreißen ...

Under Ground
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"Under Ground" von S. L. Grey ist 2016 bei Heyne erschienen.

Hinter dem Pseudonym S.L. Grey verbergen sich die Bestsellerautoren Sarah Lotz und Louis Greenburg, die sich hier mit der Frage beschäftigen, ...

"Under Ground" von S. L. Grey ist 2016 bei Heyne erschienen.

Hinter dem Pseudonym S.L. Grey verbergen sich die Bestsellerautoren Sarah Lotz und Louis Greenburg, die sich hier mit der Frage beschäftigen, wie Menschen reagieren, wenn sie sich in einer Extremsituation wiederfinden.

In den USA grassiert ein tödliches Grippevirus und während die normale Welt im Chaos versinkt, flieht eine Gruppe gut betuchter Menschen in einen unterirdischen Luxusbunker. Dort müssen diese ganz unterschiedlichen Personen versuchen, miteinander klar zu kommen. Doch schon bald tauchen erste Spannungen auf, die in Panik gipfeln, als der Erbauer des Bunkers tot aufgefunden wird. Denn mit ihm ist auch der Code zum Öffnen der Türen verloren gegangen. Und als dann Wasser und Sauerstoff knapp werden, beginnt ein Kampf ums Überleben.

Zu meinem Glück gibt es zu Beginn des Buches eine Seite, auf der ein Querschnitt des Bunkers gezeichnet und die Namen der Bewohner aufgelistet sind. So konnte ich immer wieder zurück blättern und nachlesen, wer wer ist, denn dies konnte ich mir über die gesamte Länge des Buches nicht merken. Ob es an dem Schreibstil lag – die einzelnen Kapitel werden jeweils aus Sicht unterschiedlicher Bewohner geschrieben und dann leider auch mal in Ich-Form, dann wieder nicht. Oder lag es daran, dass die Personen eigentümlich flach und leblos blieben. Auch die Beziehungen unter den Bewohnern bleiben charakterlos und undurchsichtig.

Durch die räumliche Enge sind die Probleme und Konflikte im Bunker vorprogrammiert. Trotzdem wirkt vieles auf mich konstruiert und bleibt spannungslos. An vielen Stellen musste ich mich immer wieder motivieren, weiter zu lesen.

Das Ende ist zwar überraschend, wirkt allerdings auch gestelzt, v. a. weil schon wieder der Erzählstil gewechselt wird und (Achtung Spoiler) in Tagebucheinträgen weiter geführt wird.

Sorry – dieses Buch kann ich leider nicht empfehlen. Die Autoren hatten eine tolle Idee (allerdings auch keine neue), die sie allerdings in meinen Augen ohne wirkliche Spannung und Tiefe umgesetzt haben.

Veröffentlicht am 16.01.2017

Leider abgebrochen ...

Ein Meer aus Tinte und Gold (Das Buch von Kelanna 1)
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Heute lese ich „Das Buch von Kelanna, Band 1- Ein Meer aus Tinte und Gold“ von Tracy Chee, erschienen 2016 bei Carlsen.

Inhalt laut Verlagshomepage: Seit Sefias Vater ermordet wurde, kämpft sie mit ihrer ...

Heute lese ich „Das Buch von Kelanna, Band 1- Ein Meer aus Tinte und Gold“ von Tracy Chee, erschienen 2016 bei Carlsen.

Inhalt laut Verlagshomepage: Seit Sefias Vater ermordet wurde, kämpft sie mit ihrer Tante Nin ums Überleben. Aber dann wird Nin entführt und die einzige Spur zu ihr ist ein Buch: ein scheinbar nutzloser Gegenstand in einem Land, in dem fast niemand um die Existenz des geschriebenen Wortes weiß. Doch kaum berührt Sefia das makellose Papier, spürt sie eine magische Verbundenheit und lernt die Zeichen zu deuten. Sie führen sie nicht nur auf eine gefährliche Reise, sondern auch an die Seite eines stummen Jungen, der selbst voller Geheimnisse steckt. Gemeinsam wollen sie Nin finden – und den Tod von Sefias Vater rächen.

„Es war einmal und es wird eines Tages sein. So fangen alle Geschichten an.“

Was für ein vielversprechender Klappentext und was für ein wunderschöner erster Satz. Dazu das schöne Buchcover und der Titel des Buches – das hat mich in seinen Bann gezogen und so kaufte ich mir dieses Buch – trotz vorweihnachtlichem Buchkaufverbot – ganz spontan.

Und auch die nächsten Sätze lasen sich poetisch, bildhaft und vielversprechend. Und die Idee von einer Welt ohne Bücher, außer dem einen, das Sefia mit sich trägt und Magie, die im Geheimen gewoben wird – das fand ich ganz wundervoll.

Aber – meiner Meinung nach will dieses Buch zuviel. Es ist von allem zu viel: zu viele Personen mit wunderschönen Namen, die ich mir leider nicht alle merken konnte. Da es kein Personenverzeichnis gibt, musste ich immer wieder zurück blättern, raten oder irgendwann von selber wieder drauf kommen, wer das nun alles war. Zuviel Geschichte in der Geschichte: Es werden mehrere Geschichten parallel erzählt. Da ist zum einen die von Sefia. Dann die Geschichte von Lon, dem Jungen, der in einer Bibliothek arbeitet. Das hat mich zu Beginn unendlich verwirrt – war doch eigentlich erst immer die Rede davon, dass es keine Bücher mehr gibt. Dann taucht auf einmal ein Kapitän auf und weitere Personen erscheinen und erst später kristalliert sich für mich heraus, dass dies eine Geschichte in der Geschichte ist. Gleichzeitig ändert sich auch immer wieder die Schrift im Buch. Einzelne Kapitel sind unterschiedlich geschrieben, manche Sätze sind durchgestrichen. Einzelne Buchstaben werden hervor gehoben. Neben den Seitenzahlen sind manchmal Wörter gedruckt. Und auf alles muss man irgendwie achten und einen Sinn hinein geben.

Alles zusammen sollte wahrscheinlich Spannung hervor rufen – mich hat es leider nur verwirrt. Immer wieder wurde ich in neue Handlungsstränge hinein geworfen.

Ich finde, dass den einzelnen Personen und Geschichten auch durch diese ganze Vielfalt eben nicht mehr die entsprechende Aufmerksamkeit gegeben werden kann.

Und das war mir irgendwann zu viel.

Ich habe tatsächlich seit langem ein Buch abgebrochen – trotz der wunderschönen Sprache und der vielversprechenden Idee.

Vielleicht nehme ich es irgendwann noch mal zur Hand. Vielleicht lag es an mir …