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Veröffentlicht am 10.06.2020

Hexenjagd im Paradies

Dunkles Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 6)
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Düstere Ritualmorde an der idyllischen Küste von Lavandou. Eine junge Frau ist verschwunden, ihre Leiche wird entdeckt, als sie direkt vor einem LKW von einer Autobahnbrücke fällt.
Doch während die örtliche ...

Düstere Ritualmorde an der idyllischen Küste von Lavandou. Eine junge Frau ist verschwunden, ihre Leiche wird entdeckt, als sie direkt vor einem LKW von einer Autobahnbrücke fällt.
Doch während die örtliche Polizei, allen voran der Polizeichef Zerna, noch einen Selbstmord vermutet, entdeckt der deutschstämmige Rechtsmediziner Leon Ritter immer mehr Unstimmigkeiten und weist nach, dass die Frau bereits tot war, als sie von der Brücke fiel – mehr noch, vor ihrem Tod wurde sie grausamst misshandelt und gefoltert.
Spätestens als die zweite Leiche aufgefunden war wird klar, dass sie einen Serientäter suchen müssen.
Zerna versucht, ob des herannahenden Sommers die allgemeine Aufregung möglichst gering zu halten, doch Leon findet Beweise, die auf eine Hexenjagd hindeuten und Ritualmorde vermuten lassen.
Als dann die diabeteskranke Tochter eines Ministers mit einer Freundin verschwindet, rückt Lavandou ins Zentrum der französischen Aufmerksamkeit. Wird die Zeit reichen, die Tochter des Ministers zu finden? Was will der Mörder?
Höchst blutige, grausame Spannung bis zum Schluss, v.a. durch das Zusammenspiel der sehr unterschiedlichen Charaktere. Leon Ritter als leicht autistischer, aber sehr überzeugender und professioneller Rechtsmediziner mit dem richtigen Riecher, dazu der von Wirtschaft und Politik beeinflusste Polizeichef Zerna, Isabelle, die Lebensgefährtin Ritters und eine ausgezeichnete Kommissarin, gepaart mit viel Sonne, Olivenöl und Leidenschaft.
Leider wurden ein paar interessante Ansätze nur angerissen und dann wieder fallengelassen, dazu kommt das für mich ein wenig zu offene Ende. Die Auswahl der Opfer, die in diesem Falle eigentlich eine sehr große Rolle spielen sollte, und der Zeitplan, den der Mörder verfolgte, wurden mir persönlich zu wenig offenbart.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.10.2019

Perfides Spiel

Messer (Ein Harry-Hole-Krimi 12)
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Perfides Spiel
Wieviel Perfidie steckt darin, einem anderen vorzugaukeln, er hätte das, was ihm das Teuerste, Wichtigste im Leben war, ermordet? Wie kann man so hassen?
Harry Hole ist am Tiefpunkt. Er ...

Perfides Spiel
Wieviel Perfidie steckt darin, einem anderen vorzugaukeln, er hätte das, was ihm das Teuerste, Wichtigste im Leben war, ermordet? Wie kann man so hassen?
Harry Hole ist am Tiefpunkt. Er säuft wieder, ist suspendiert, und dann wacht er eines Sonntags ohne Erinnerung an den Vorabend mit blutiger Kleidung auf – und erfährt, dass Rakel, die Liebe seines Lebens, die ihn vor wenigen Monaten aus dem gemeinsamen Haus geworfen hat, am Vorabend ermordet wurde.
Hängt der Mord an Rakel mit der Freilassung von Sven Finne, dem Vergewaltiger, zusammen? Immerhin wurde Rakel mit einem Messer getötet…. Oder steckt der verdächtige Roar Bohr, Rakels kriegtraumatisierter Chef, hinter der Sache?
Der Leser verfolgt Harrys Gedankenzickzack atemlos. Und leidet mit Harry, wenn er von seinem halben Herz spricht, das nicht mehr lange schlafen wird.
Doch dann die Wende: Harry findet Spuren, die auf ihn selbst als Täter deuten. Und ist bereit, den Preis dafür zu zahlen. Doch wer rächt Rakel, wenn er das nicht tut?
Ich habe es nicht für möglich gehalten, über 500 Seiten in einem Rutsch zu lesen. Aber das Buch wegzulegen war keine Option. „Messer“ ist sicher der persönlichste Fall mit Harry Hole, nicht nur, weil das Opfer, um das sich alles dreht, Rakel ist. Wir erleben den knallharten Ermittler plötzlich im Gefühlschaos. Und am Ende entscheidet das Schicksal.

Das Buch könnte als Finale für die Serie um Harry Hole stehen. Ich bin gespannt, ob sich die Vermutung, dass Harry Hole mit diesem Fall in Pension geschickt wird, bestätigt. Und sonst freue ich mich schon auf den nächsten Fall!

Veröffentlicht am 02.03.2019

Über Glück, Liebe und das Schicksal

Liebende
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Blauperlenauge, ein Tempelfisch, der an einer Ecke eines Buddha-Tempels aufgehängt für schönen Klang sorgt, freut sich erst sehr, als er mitbekommt, dass zeitgleich mit ihm Schwarzperlenauge, ein Gegenstück ...

Blauperlenauge, ein Tempelfisch, der an einer Ecke eines Buddha-Tempels aufgehängt für schönen Klang sorgt, freut sich erst sehr, als er mitbekommt, dass zeitgleich mit ihm Schwarzperlenauge, ein Gegenstück zu ihm selbst, an der gegenüberliegenden Ecke des Tempels eingesetzt wird.
Doch als die Jahre ins Land ziehen, wird Blauperlenauge ungeduldig und stellt seine Liebe zum Tempel und zu Schwarzperlenauge in Frage, weil dieser seiner Sehnsucht nach Freiheit nicht verstehen will. Eines Tages befreit sich Blauperlenauge und kehrt dem Tempel den Rücken. Er erfährt, dass Freiheit ihren Preis hat, wird gefischt, gefangen und beinahe gekocht, bevor er sich in einer Großstadt niederlässt, wo er sich tagsüber in einen Käfig sperren lässt, um wahrzusagen, und später mit einem grauen Täuberich zusammenlebt, der ihn aber nur ausnutzt. Eines Tages kehrt er zum Tempel zurück und erfährt in einem Zwiegespräch mit dem ruhenden Buddha, dass er nur glücklich sein kann, wenn er seiner Bestimmung folgt.
Eine koreanische Erzählung über den Mut, seine eigenen Wege zu gehen, und den noch größeren Mut, zurückzukehren und einen Fehler einzugestehen, wenn das Herz es will. Mit wunderschönen Illustrationen und nachdenklichen, aber auch ermutigenden Zeilen.

Veröffentlicht am 02.01.2019

Das Vermächtnis eines herausragenden Journalisten

Stieg Larssons Erbe
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Stieg Larssons Millenium-Trilogie ist jedem begeisterten Leser ein Begriff. Doch wer war Stieg Larsson selbst? Das vorliegende Buch über die lebenslangen Recherchen Larssons betreffend den Mord am schwedischen ...

Stieg Larssons Millenium-Trilogie ist jedem begeisterten Leser ein Begriff. Doch wer war Stieg Larsson selbst? Das vorliegende Buch über die lebenslangen Recherchen Larssons betreffend den Mord am schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme geben Einblick in die Arbeit von Larsson. Über zwanzig Pappkartons an gesammelten Fakten, Briefen an andere Chefredakteure, Interviews und Indizien hat Stieg Larsson über den Mord gesammelt.
Jan Stocklassa versucht im Buch "Stieg Larssons Erbe" diese Aufzeichnungen zu strukturieren und zu ordnen. Anfangs liest sich das eher holprig, doch je mehr man in die detaillierte Recherche eintaucht, umso gefesselter ist man von all den Puzzleteilen, die Larsson über knapp 2 Jahrzehnte zusammengetragen hat. Und auch der Autor der Millenium-Trilogie erscheint in einem komplett neuen Licht - als risikobereiter Journalist auf gnadenloser Jagd nach Indizien und Fakten erkennt man ihn im das Original, auf dessen Idee die Romanfigur Mikael Blomkvist beruht.

Veröffentlicht am 10.02.2023

Entzaubert

Blutmond (Ein Harry-Hole-Krimi 13)
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Eigentlich hatte ich Harry Hole nach „Messer“ abgeschrieben, doch er meldet sich in "Blutmond" zurück. Blutmond klingt nach Zauber, nach Hexensabbat, und hat man alle Harry Hole Bände gelesen, passt das ...

Eigentlich hatte ich Harry Hole nach „Messer“ abgeschrieben, doch er meldet sich in "Blutmond" zurück. Blutmond klingt nach Zauber, nach Hexensabbat, und hat man alle Harry Hole Bände gelesen, passt das als Synonym für die Rückkehr des ambivalenten Ermittlern recht gut.

Seiner geliebten Rakel und seinem ehemals besten Freundes Holm beraubt, findet sich Hole Anfang der Geschichte in Los Angeles wieder, wo er versucht, sich zu Tode zu trinken. Um einer Zufallsbekanntschaft von dort zu helfen, bräuchte er Geld, viel Geld. Das er nicht hat.

Zeitgleich werden in Norwegen zwei Frauen ermordet. Die Leiterin der Ermittlungen, Katrine, hätte Hole gerne in ihrem Team, der Rest der Führungsriege will sich aber die aus bereits 12 Fällen ausführlich bekannten Probleme mit Harry, dem Wrack, dem Unführbaren, ersparen. Doch Harry kehrt trotzdem zurück nach Norwegen: der dringend der Taten verdächtigte Immobilienmogul bietet viel Geld dafür, dass Harry ihn als Privatermittler aus dem Fokus der Nachforschungen herausboxt. Der Dame in Los Angeles, Lucille, wegens lässt sich Harry auf den Deal ein und ermittelt mit seinem eigenen Team aus Freunden und Feinden, die der Leser zum Teil schon aus früheren Büchern kennt.
Harry Hole ist alt geworden, und zugleich kompromissloser, brutaler, und scheinbar ohne jede Empathie. Die Grenzen zur Kriminalität wurden früher häufig ausgelotet, aber hatten noch eine Bedeutung, hier hat man das Gefühl, dass der nahende Blutmond neue Grenzen festlegt. Was unterscheidet diesen Harry von den Personen, die er verfolgt? Man versteht die Führungsetage der Polizei, die sich nicht mehr darüber aussieht, diesen Mann in ihre Dienste zu stellen.

Nesbø ist ein hervorragender Autor, ich hatte mehrfach das Vergnügen, ihn persönlich auf Lesungen zu erleben. Die feine sprachliche Klinge aber, das Spiel an der Grenze, die Ambivalenz der Figuren, die Emotionen, Leidenschaften und Gefühle der ersten Harry Hole Teile, die ich bei „Sohn“, „Ihr Königreich“ oder auch der Kurzgeschichtensammlung „Eifersucht“ wiedergefunden habe, scheint bei Harry Hole abhandengekommen zu sein.
Es geht nur mehr um die kaputte Seele, die irreperabel erscheint. Was schade ist, denn Nesbø kann wirklich mit Worten zaubern. Aber nicht in diesem Buch.

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