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Veröffentlicht am 11.11.2020

Gefangen im Schnee

Das Gewicht von Schnee
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Das Schicksal hat sie zusammengeführt, der Schnee hält sie fest. In einem eingeschneiten Dorf weitab draußen verunfallt ein junger Mann und wird dem Außenseiter des Dorfes zur Pflege übergeben. Dieser ...

Das Schicksal hat sie zusammengeführt, der Schnee hält sie fest. In einem eingeschneiten Dorf weitab draußen verunfallt ein junger Mann und wird dem Außenseiter des Dorfes zur Pflege übergeben. Dieser will eigentlich nur weg, zurück nach Hause. Widerwillig, aber zuverlässig kümmert er sich um seinen Patienten, der zusehends an Kraft gewinnt. Doch als der Schnee nicht weichen will, stoßen die beiden Männer in ihrer unfreiwilligen Gemeinschaft an ihre Grenzen.

Guay-Poliquins Roman nimmt den Leser schon mit den ersten Seiten in seinen eiskalten Griff und lässt ihn erst los, wenn das Schicksal der beiden Protagonisten zu einem Ende gekommen ist. Die ganze Handlung ist geprägt von einer tristen Endzeitstimmung, einer bitteren Kälte und einer großen Einsamkeit; denn obwohl die zwei Männer sich selbst zu Gesellschaft haben, ist doch jeder von ihnen sehr allein. Der Autor kann die Gefühle ungefiltert an den Leser weitergeben. Auch die Beschreibung der Umgebung ist sehr bildhaft; Schnee, Eis und die unbarmherzige Winterlandschaft werden greifbar, fast poetisch der Stil. Die Handlung selbst ist reduziert, nur wenige Figuren treten auf, der Zerfall der weltweiten Gesellschaft wird nur am Rande erwähnt; gerade weil er für die beiden in ihrer Hütte kaum Bedeutung hat. Man verfolgt das Schicksal der beiden fasziniert und atemlos. Ich fand den Roman sehr gelungen, auch wenn ich manche Entwicklung nicht ganz stimmig fand. Ein toller Roman für kalte Winternächte.

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Veröffentlicht am 12.09.2020

Zwei Brüder gegen den Rest der Welt

Ihr Königreich
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Roy hat sich um seinen jüngeren Bruder Carl gekümmert seit die Eltern bei einem tragischen Autounfall ums Leben kamen. Vor Jahren ging Carl ins Ausland, ließ Roy alleine auf dem abseits gelegenen Hof in ...

Roy hat sich um seinen jüngeren Bruder Carl gekümmert seit die Eltern bei einem tragischen Autounfall ums Leben kamen. Vor Jahren ging Carl ins Ausland, ließ Roy alleine auf dem abseits gelegenen Hof in Norwegen zurück. Doch jetzt ist er wieder da, und will das unscheinbare Dorf zu großem Reichtum bringen. Doch die Brüder sind nicht bei allen beliebt, gerade weil sie so eng zusammen halten.
Nesbos Krimi entfaltet sich langsam, dafür aber mit gehöriger Kraft. Roy ist eine starke Persönlichkeit, auch wenn er auf den ersten Blick bzw. aus Sicht der anderen Bewohner eher schlicht und eigenbrötlerisch wirkt. Sein Bruder ist das genaue Gegenteil, sucht den Dialog, will sein Projekt und sich verkaufen. Das Zusammenspiel der beiden, ergänzt durch Carls Ehefrau Shannon, macht einen großen Reiz des Buches aus. Sehr lange weiß man nicht, wie die Figuren wirklich zueinander stehen und es lässt sich wundervoll rätselraten. Auch ihre Vergangenheit hält die ein oder andere Überraschung bereit, schnell wird man vom Autor auch mal in die Irre geführt. Ich mag Nesbos Erzählstil schon immer sehr, hier erzählt er die Geschichte aus Roys Perspektive, was ebenfalls sehr gelungen ist. Dieser Krimi ist sicherlich etwas speziell, romanhafte Passagen werden von blutrünstigen Szenen durchbrochen. Ich fand die Kombi sehr unterhaltsam, und habe mich vom Autor gerne in die norwegische Einöde entführen lassen.

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Veröffentlicht am 06.09.2020

Spannender Reihenauftakt

Die Zahlen der Toten
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Kate Burkholder hat vor Jahren mit ihrer Familie gebrochen, denn sie wollte deren Leben als Amish nicht weiterführen. Jetzt hat es sie wieder in ihre Heimat verschlagen, und sie arbeitet als Polizeichefin ...

Kate Burkholder hat vor Jahren mit ihrer Familie gebrochen, denn sie wollte deren Leben als Amish nicht weiterführen. Jetzt hat es sie wieder in ihre Heimat verschlagen, und sie arbeitet als Polizeichefin in Painter’s Mill. Ein grausamer Mord konfrontiert sie unerwartet mit ihrer Vergangenheit, ähnelt der Modus Operandi doch einer Mordserie von vor vielen Jahren. Doch das kann nicht sein, denn der Mörder von damals ist tot. Oder doch nicht?
Linda Castillos Thrillerreihe ist seit Jahren ein Erfolg, und nach der Lektüre kann ich auch verstehen warum, denn auch mich hat die Geschichte in ihren Bann gezogen. Kate ist eine tolle Hauptfigur, ihre Verbindung zu den Amish macht sie noch einmal interessanter. Doch das ist nicht ihr einziges Geheimnis und so gibt es für den Leser so einige Überraschungen. Auch die anderen Figuren haben Hand und Fuß, sei es Kates Kollege Glock oder die Sekretärin Mona; sie werden gut eingeführt und sind nicht nur Pappkameraden um die Seiten zu füllen. Die Geschichte wird größtenteils aus Kates Perspektive erzählt, Castillo gibt ihr eine glaubhafte Stimme, die einen schnell an die Seiten fesselt. Die Autorin spart nicht an grausigen Details, doch es wirkt nie übertrieben grausam. Die Ermittlungen entwickeln sich sehr spannend und Castillo führt alles zu einem stimmigen Ende. Mir hat dieser erste Band sehr gut gefallen, Kates besonderer Hintergrund und der lockere Erzählstil haben mich schnell für sich eingenommen. Weitere Bücher aus der Reihe werde ich definitiv lesen.

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Veröffentlicht am 21.06.2020

Mord in der Provence

Dunkles Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 6)
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Leon Ritter wird im sommerlichen Lavandou zu der Leiche einer vermeintlichen Selbstmörderin gerufen. Dem Rechtsmediziner wird jedoch schnell klar, dass mehr dahinter steckt; während die örtliche Polizei ...

Leon Ritter wird im sommerlichen Lavandou zu der Leiche einer vermeintlichen Selbstmörderin gerufen. Dem Rechtsmediziner wird jedoch schnell klar, dass mehr dahinter steckt; während die örtliche Polizei lieber an einen einfachen Selbstmord glauben möchte, geht Leon den Hinweisen auf einen Ritualmord nach.
„Dunkles Lavandou“ ist schon der sechste Band mit dem sympathischen Rechtsmediziner Leon Ritter. Man kann diesen Krimi auch gut ohne seine Vorgänger zu kennen lesen; die werde ich allerdings noch nachholen, denn mir hat der spannende Ausflug in die Provence wirklich sehr gut gefallen. Der Autor kombiniert einen fesselnden Kriminalfall gekonnt mit südfranzösischem Urlaubsflair. Ginster, Lavendel und Oliven ziehen sich durch die ganze Geschichte, Landschaftsbeschreibungen ergänzen das Geschehen, ohne dass es übertrieben aufgesetzt wirkt. Der Mordfall entwickelt sich sehr spannend. Ritter zieht immer wieder auch eigene Schlüsse, und muss diese dann vor dem Ermittlerteam verteidigen. Die Streitgespräche beleuchten den Fall immer wieder neu, auch die beteiligten Figuren werden so charakterisiert. Ritters Ruhe und Überlegtet werden genauso deutlich, wie die Tatsache, dass er sich für seine Überzeugungen einsetzt und für „seine“ Opfer alle Register zieht. Seine Partnerin Isabelle lässt sich noch nicht so gut einschätzen, auch wenn sie mir prinzipiell nicht unsympathisch war. Eyssens Stil hat mir sehr gut gefallen, sowohl für Landschaftsbeschreibungen als auch für anatomische Details oder grausige Mordmethoden findet der Autor immer die passenden Worte.
Ich mochte meinen ersten Ritterkrimi sehr, und empfehle ihn uneingeschränkt weiter.

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Veröffentlicht am 10.06.2020

Die wilden 70er

Daisy Jones and The Six
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Aus einer kleinen Band unter Brüdern werden in den wilden Siebzigern plötzlich die erfolgreichen The Six. Leadsänger Billy hält die Truppe zusammen, gibt den Ton an, auch wenn das nicht jedem Mitglied ...

Aus einer kleinen Band unter Brüdern werden in den wilden Siebzigern plötzlich die erfolgreichen The Six. Leadsänger Billy hält die Truppe zusammen, gibt den Ton an, auch wenn das nicht jedem Mitglied schmeckt. Nach einer erfolgreichen Platte und kleineren Tourneen, treffen die sechs auf Sängerin Daisy Jones. Und es funkt sofort, musikalisch ergänzen sie sich wunderbar. Doch Daisy hat ihre Schattenseiten, verbringt die Tage im Drogenrausch. Gefährlich v.a. für Billy, hat der doch seine Sucht gerade erst unter Kontrolle bekommen.
Dieser Roman erzählt eine Geschichte, die man der Autorin sofort abnimmt. Alles wirkt sehr echt, und es würde einen überhaupt nicht wundern, hätte es Daisy & The Six genauso wirklich gegeben. Mich hat die Story begeistert, mitgerissen und zumindest ein Stückchen in der Zeit zurück versetzt. Natürlich sind fiktive Bandgeschichten nichts ganz Neues (s. z.B. Die wilde Ballade vom lauten Leben), trotzdem kommt die Geschichte frisch und aufregend daher. Erzählt wird im Stile eines Interviews, die Aussagen der Bandmitglieder, des Produzenten und vieler anderer ergänzen sich wunderbar. Im Anhang findet man zusätzlich die Songtexte des erfolgreichsten und folgenreichsten Albums „Aurora“. Wie schade, dass es nicht auch noch eine Vertonung gibt. Natürlich ist die Handlung ein bisschen klischeehaft, so als hätte der Erfolg nur mit den ausschweifenden Partys, den Drogen etc. kommen können. Auch die Figuren handeln oft einfach ihrer Rolle entsprechend, und so bleibt Daisy z.B. geheimnisvoll und unberechenbar, obwohl sie doch Jahre später ihrem Interviewpartner gegenüber Hintergründe offen legen hätte können. Es wirkt alles nicht sehr reflektiert, keiner der Figuren scheint das Geschehen wirklich mit dem Abstand der Jahre zu betrachten. Trotzdem fällt das nicht wirklich ins Gewicht, weil mich die Handlung einfach so schnell mitgenommen hat; ein wirklich toller und aufregender Ausflug in die 70er.

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