Nalini Singh versucht sich an einem Genrewechsel. Solider, unterhaltsamer Thriller vor neuseeländischer Kulisse. Aber auch mit kleinen Schwächen
Die Konzertpianistin Anahera, kehrt nach dem unerwarteten Tod ihres Ehemanns London den Rücken und begibt sich zurück in ihre Heimat Neuseeland. Zu ihrer Trauer gesellen sich Ärger und Enttäuschung, denn ...
Die Konzertpianistin Anahera, kehrt nach dem unerwarteten Tod ihres Ehemanns London den Rücken und begibt sich zurück in ihre Heimat Neuseeland. Zu ihrer Trauer gesellen sich Ärger und Enttäuschung, denn wie sie leider feststellen musste, hatte ihr Mann bereits seit langem eine Geliebte, während Ana noch verzweifelt versuchte über den Verlust ihrer ungeborenen Zwillinge hinwegzukommen.
Das Leben hat es mit Ana, abgesehen von ihrem Talent, bislang nicht gut gemeint. Zwar hatte sie eine liebevolle Mutter, doch dazu einen gewalttätigen Vater, der ihre Mutter schlug und dem Ana die Mitschuld an deren frühen Tod gibt. Und die Musik in Ana ist durch all die Schicksalsschläge verstummt, was sie nach außen hin hart werden lassen hat.
In ihrem Heimatort Golden Cove, trifft Ana viele Freunde aus ihrer Kindheit wieder. Doch auch diese haben scheinbar dunkle Geheimnisse, wie sie feststellen muss.
Als eine junge Frau plötzlich verschwindet, ist der Polizist des Ortes, Will, sogleich alarmiert, denn bereits vor einigen Jahren verschwanden drei bildhübsche, junge Touristinnen und wurden nie wieder gesehen. Während damals die meisten der Bewohner von Golden Cove glaubten, dass die Frauen beim Wandern verunglückten, fürchtet Will, der erst seit kurzer Zeit in Golden Cove lebt und arbeitet, dass womöglich ein Serienkiller am Werk sein könnte. Zwar wurde er von höchster Stelle strafversetzt ins abgelegene beschauliche Golden Cove, weil er etwas tat, das ihm streng untersagt war, doch war der traumatisierte Will bis dato ein angesehener, bekannter Polizist mit einer hohen Aufklärungsrate. Und Wills Ehrgeiz, gepaart mit seiner Sorge um das junge hübsche und warmherzige Mädchen, wecken in ihm den Drang, unbedingt Licht ins Dunkel des Vermisstenfalls zu bringen.
Unterstützung erhält er ausgerechnet von Ana, denn ihre Verbindungen zu möglichen Verdächtigen und die Tatsache, dass ihr von Besagten Vertrauen geschenkt wird, sind für Will von unschätzbarem Wert.
Zwar begeben sich sämtliche Bewohner des Ortes sofort auf die Suche nach Miriama, doch bleibt die junge Frau wie vom Erdboden verschluckt. Als Will Miriamas Tagebuch in die Hände fällt, begreift er, dass sie ebenfalls ein großes Geheimnis hatte. Doch wäre jemand dafür bereit gewesen zu töten?
Nalini Singh hat ihre Wandelbarkeit bereits mehrfach bewiesen. So hat sie bislang nicht nur zeitgenössische oder erotische Liebesromane verfasst, sondern auch erfolgreiche Paras/Romantasy geschrieben, die ihr eine riesige Fangemeinde bescherten. Erneut hat sie nun einen Genrewechsel eingeschlagen und da ich nicht nur Romances lese, sondern auch eine begeisterte Krimi und Thrillerleserin bin, war ich gespannt und neugierig zugleich und fragte mich, ob es ihr auch diesmal gelingen würde einen überzeugenden Romanstoff abzuliefern.
Mit Anahera und Will hat die Autorin ein Heldenpaar geschaffen, das keinesfalls einfach gestrickt ist. Beide haben schwere Schicksalsschläge in ihrem Leben hinnehmen müssen, sind aber starke Kämpfernaturen und weil sie diese gewisse spröde, ruppige Art gemeinsam haben, die als Schutzpanzer fungiert, verstehen sie sich auch sehr gut, bzw. fühlen sich voneinander angezogen.
Nun hätte das die perfekt Ausgangssituation sein können für einen romantischen und spannenden, sogenannten Romantic Suspense, doch die Autorin entschied sich stattdessen für eine abgespeckte Version dessen, die viel nüchterner daher kommt.
Zwar entwickelt sich durchaus eine Liebesgeschichte zwischen dem Heldenpaar, doch fehlte es dieser leider, wie ich fand, an der nötigen Intensität und Ausführlichkeit. Probleme, die Ana und Will mit sich herumtrugen, wurden zwar auf den Tisch gebracht, doch leider nur zu kurz angerissen. Man hatte beim Lesen das Gefühl, als wäre die Autorin mit sich uneins, hin- und hergerissen- ob sie lieber die übliche Schiene bedienen möchte (Romance) oder lediglich Krimi und Thrillerleser mit an Bord holen will und diese nicht verschrecken möchte, mit zuviel Romantik und Liebesszenen.
Diese gefühlte Unentschlossenheit zog sich wie ein roter Faden durch das Buch.
Ich fand die Ausgangssituation, die Charakterisierung der Figuren, die Beschreibungen des Landes aber auch die Krimihandlung an sich gut durchdacht. Nalini Singh vergaß es dazu auch nicht für einige Verdächtige zu sorgen, doch fand ich das Timing manchmal nicht so gut. In Ermangelung einer knisternden Liebesgeschichte, die für zusätzliche Abwechslung gesorgt hätte und in Anbetracht der Tatsache, dass auch im Vermisstenfall lange Zeit nichts Gravierendes geschah, plätscherte die Story in der ersten Hälfte ein wenig vor sich hin. Andererseits fand ich es aber interessant, mehr über die Bewohner von Golden Cove und deren Geheimnisse zu erfahren. Und ich fand dazu, dass es Nalini Singh gut gelungen ist, die Akteure dennoch schön undurchsichtig wirken zu lassen. Zwar konnte ich mir so manches früh denken, dennoch war ich am Ende überrascht, als die Story nochmals eine Wendung nahm, die ich nicht erwartet hätte.
Nun muss man es der Autorin zugute halten, dass es ihr erster Ausflug ins Krimi/Thrillergenre ist und dafür fand ich „Im grausamen Licht der Sonne“ wirklich gut und unterhaltsam geschrieben, selbst wenn der Roman noch kleine Schwächen aufweist. Und sicherlich wird es auch viele Leser geben, die auf ausführlich geschilderte Liebesszenen oder auf Liebesgeschichten an sich, lieber verzichten wenn sie zu einem Roman greifen und diese werden sich an dem weiter oben genannten Kritikpunkt wahrscheinlich auch nicht so reiben, wie ich es tat. Ich tendierte bei meiner Bewertung zwischen einer 3.5 – 4.0 Bewertung, habe mich dann aber doch für eine Vier entschieden, weil ich das Gesamtpaket, trotz der leichten Schwächen darin, mochte.
Kurz gefasst: Nalini Singh versucht sich an einem Genrewechsel. Solider, unterhaltsamer Thriller vor neuseeländischer Kulisse. Aber auch mit kleinen Schwächen.