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Veröffentlicht am 12.07.2020

Vice & Virtue

Cavaliersreise. Die Bekenntnisse eines Gentlemans
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Sir Henry Montague ist achtzehn, der Sohn eines englischen Grafen und trotzdem die liederlichste Person, die auf dem Erdball herumläuft. Zumindest wenn man seinen Vater fragt, der gern die Fäuste sprechen ...

Sir Henry Montague ist achtzehn, der Sohn eines englischen Grafen und trotzdem die liederlichste Person, die auf dem Erdball herumläuft. Zumindest wenn man seinen Vater fragt, der gern die Fäuste sprechen lässt. Um ihn auf den rechten Weg zu bringen, wird er auf Cavaliersreise geschickt, um sich in Europa mit mächtigen Personen zu treffen und seinen Charakter zu bilden. Begleitet wird er dabei von seinem besten Freund/heimlichen Crush Percy und seiner jüngeren Schwester, die in die Schweiz in eine Mädchenschule abgeschoben werden soll. Doch Monty und Gefährten haben Pech (oftmals durch ihn verursacht): Sie werden von Wegelagerern überfallen, er macht sich am französischen Hof unmöglich und dann sind da auch noch Piraten ...

Eigentlich mochte ich die Geschichte sehr gern. Sie war leicht erzählt und gab wirklich gute Einblicke in das 18. Jahrhundert und die Situation von queeren Leuten. Sie ging auf Rassismus ein, auf die Probleme von Frauen, die gern studieren wollten, aber nicht durften, streifte Geschichtliches. Alles mega eigentlich. Mich hat ein wenig Monty gestört, der wirklich ständig Probleme verursacht hat. Mir ist klar, dass man nichts gegen seine Gefühle tun kann - aber gleichzeitig bin ich auch überzeugt davon, dass man nicht jedes verdammte Mal danach handeln muss. Und vor allem alle seine Freunde und Retter in Gefahr zu bringen, ohne auch nur ein verdammtes Mal daraus zu lernen. Wenn er es wenigstens schaffen würde, sich auch mal selbst aus der Klemme zu befreien, wäre das nicht so übel. Aber Monty wäre schon Dutzende Male tot gewesen ohne seine Helfer. Es gab bis zum Schluss einfach null Entwicklung bei dem Kerl, sodass ich mich frage, warum Percy so unendlich lange zu ihm hielt. Am besten gefiel mir wirklich Felicity, die all die Eigenschaften besaß, die ich mir zumindest zum Teil für Monty gewünscht hätte. Und das Ende war zwar sehr happy, aber auch sehr unbefriedigend, denn ihre Situation hatte sich ja nicht geändert, ohne Geld, ohne nützliche Fähigkeiten. Das ist jetzt viel Gemecker, aber im Großen und Ganzen hat das Buch Spaß gemacht zu lesen.

Veröffentlicht am 28.06.2020

Wildes Winterwetter

Hex Files - Hexen gibt es doch
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Yvi Wilde ist eine Hexe, wie sie im Buche steht. Sie ist wunderschön, fit, begabt ... oh, Moment. Das war die falsche Hexe, ihre Nachbarin. Dummerweise ist die gerade auf Dienstreise und Yvi versorgt ihre ...

Yvi Wilde ist eine Hexe, wie sie im Buche steht. Sie ist wunderschön, fit, begabt ... oh, Moment. Das war die falsche Hexe, ihre Nachbarin. Dummerweise ist die gerade auf Dienstreise und Yvi versorgt ihre Katze, als es klingelt. Sie öffnet, zwei Typen stehen vor ihr, vom Hexenorden. Ohne ihr Zeit zu lassen, sich zu erklären, binden sie Yvi für drei Monate durch einen Bann an Raphael Winter, einen hochangesehenes, aber mürrisches Ordensmitglied. Plötzlich findet sich Yvi, deren Hobbys maximal Couch- und Kühlschranksurfing sind, in einer hochbrisanten Ermittlung in einem Orden wieder, aus dem sie vor acht Jahren herausgeworfen wurde - und sie gerät in hochgefährliche Situationen.

Mir gefiel sehr gut, dass wir es hier mal nicht mit einer Protagonistin zu tun haben, die beim Anblick ihres neuen Chefs in Ohnmacht fällt und ihr Höschen verliert, nur weil der muskelbepackt und blauäugig ist, obwohl sie seine körperlichen Attribute durchaus genießen kann. Sie ist faul, allerdings nicht maulfaul, verabscheut Sport und geht gerne Abkürzungen. Auch dient sie zum Glück nicht nur als Stichwortgeber Winters, sondern darf durchaus selbst clevere Einfälle haben, auch wenn diese gern auf humorvolle Weise verpackt werden. Wie sie mit ihrem Kater bzw. der mit ihr agiert, ist zum Brüllen. Der Fall selbst, in dem die beiden ermitteln müssen, ist nicht wirklich kompliziert, aber darum geht es wohl auch nicht. Und ich finde, den Epilog hätte man sich ersparen können, der war dann doch wieder zu sehr auf die altbekannte Klischeeschiene gezogen. Trotzdem war das hier mal ein erfrischendes New-Adult-Fantasyabenteuer, und ich werde im September die Fälle von Yvi und Winter weiterverfolgen.

Veröffentlicht am 20.06.2020

16.50 Uhr ab Paddington

Inspector Swanson und das Schwarze Museum
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Endlich Urlaub! Inspector Swanson freut sich darauf, mit seiner Familie nach Schottland zu fahren, wo sie bei seiner Tante unterkommen und die gemeinsame Zeit genießen werden. Doch seine Träume zerplatzen, ...

Endlich Urlaub! Inspector Swanson freut sich darauf, mit seiner Familie nach Schottland zu fahren, wo sie bei seiner Tante unterkommen und die gemeinsame Zeit genießen werden. Doch seine Träume zerplatzen, als in dem Zug, den sie genommen haben, eine Leiche gefunden wird. Eigentlich könnte er den Fall den Behörden in York überlassen, wo der Zug zum Stehen gekommen war, doch eine Kleinigkeit lässt ihn stutzen. Der Tote trägt einen verschlüsselten Brief bei sich, den nur ein Freimaurer entschlüsseln kann. Muss er also dieses mal wirklich den Täter unter seinen "Brüdern" suchen? Als wäre das nicht genug, wird er von einem aufdringlichen Vertreter der Presse belästigt und schließlich landet Swanson selbst hinter Gittern ...

Marley spielt gern mit Gegebenheiten und Namen. So startet der Zug, den Swanson nimmt, um 16.50 Uhr ab Paddington, eine Zeugin des Mordes heißt Grimes, es wird ein Krimineller namens Robert Marley erwähnt, der verlogene, "bild"hafte Journalist heißt Knight (im Englischen auch die Bezeichnung im Schach für das Pferd bzw. den Springer ;), ein verwirrter Mann namens Abraham Stoker treibt sich des Nachts auf einem Friedhof herum, wo er interessante Beobachtungen anstellen kann. Und natürlich darf Conan Doyle nicht fehlen. Es wie wie üblich kurzweilig und unterhaltsam, bis auf die Tatsache, dass Swanson etwas übersah, was mir sofort ins Auge sprang und ich ihn schütteln wollte. Hallo, dein Freund Arthur hat's dir doch gesagt! Alles in allem jedoch wieder ein spannender Fall, der zu fesseln wusste.

Veröffentlicht am 15.06.2020

Die Gespenster vom Berkeley Square

Inspector Swanson und die Frau mit dem zweiten Gesicht
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Der junge Billy Bob Badger ist der einzige Zeuge, wie sein Freund Meg nach einem erfolgreichen Coup stirbt. Die Polizei steht vor einem Rätsel -- wie starb der Straßenjunge, der plötzlich viel Blut verlor ...

Der junge Billy Bob Badger ist der einzige Zeuge, wie sein Freund Meg nach einem erfolgreichen Coup stirbt. Die Polizei steht vor einem Rätsel -- wie starb der Straßenjunge, der plötzlich viel Blut verlor und zusammenbrach? Eine Spur führt in den Berkeley Square, ein verfluchtes Haus, in dem seit kurzer Zeit das angesagteste Medium von ganz London lebt. Louisa Balshaw hört die Stimmen der Geister, die ihr die Zukunft eines jeden, der sie aufsucht, offenbaren. Doch was sollte sie oder ihr Haushalt mit dem Tod des Straßenjungen zu tun haben? Nicht nur Swanson stellt sich diese Fragen, auch Badger wird nicht ruhen, bis er den Tod seines Freundes aufgeklärt hat. Und wie üblich sind Oscar Wilde und Frederick Greenland nicht weit entfernt, wenn Swanson ermittelt ...

Ich mag diese Reihe sehr gern. Marley schafft es immer wieder, mich in die victorianische Zeit mitzunehmen. Gerade am Ende des 19. Jahrhunderts, als die Hellseher und spirituelle Sitzungen beinahe hysterische Begeisterung auslösten, ist interessant, um einen Fall zu verpacken. Doch ich fand, dass sich das Motiv - wenn auch nicht die genauen Hintergründe - recht schnell logisch erschlossen und mit der Auflösung war ich dann nicht ganz glücklich, die ging mir ein bisschen zu schnell und poirotlastig vonstatten. Trotzdem mag ich die meisten auftretenden Personen und kann die Reihe für Liebhaber historischer Krimis jederzeit empfehlen.

Veröffentlicht am 14.06.2020

Ein Schuss Magie

Der böse Ort
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Wie im wahren Leben beginnt auch diese Geschichte chaotisch. Es gibt mehrere Leichen, ein geklautes Buch aus der magischen Bibliothek in Weimar taucht auf, und ganz offensichtlich treibt der Gesichtslose ...

Wie im wahren Leben beginnt auch diese Geschichte chaotisch. Es gibt mehrere Leichen, ein geklautes Buch aus der magischen Bibliothek in Weimar taucht auf, und ganz offensichtlich treibt der Gesichtslose wieder sein Unwesen. Dann passieren auch noch seltsame Dinge im Skygarden Tower, einem Sozialwohnblock im Herzen von London. Um der Sache auf den Grund zu gehen, mieten sich Leslie und Peter dort ein. Dabei begegnen sie nicht nur gefallenen Prinzessinnen, Dealern, Altrevoluzzern und Baumelfen, sondern stoßen auf eine ungeheure Quelle der Magie. Die beiden haben alle Hände voll zu tun, um diesen Fall zu entwirren.

Ich mag die Welt des Peter Grant, ich mag die Art, wie Aaronovitch erzählt, er hat so einen locker-lässig-rotzigen Stil. Und ganz besonders mag ich den Sprecher dieser Hörspiele, der passt einfach perfekt dazu und wie immer ist die Umsetzung durch die Mitwirkenden auch genial. Was ich allerdings immer ein bisschen anstrengend finde, ist die ausschweifende Art des Autors. Er fängt mit A an, verliert sich endlos in B, um in C weiterzuschwatzen, und wenn man irgendwann F hört, ist man sich nicht mehr sicher, ob und was überhaupt in A passiert ist. Am Ende führt er die Sachen mehr oder weniger wieder zusammen, wobei trotzdem einige Fragen offenbleiben, die sicherlich für die nächsten Bücher relevant sind. So amüsant die Story auch immer ist, passiert es jedoch dadurch immer wieder, dass mir im Mittelteil manchmal die Gedanken zu anderen Dingen wandern und ich dem Hörspiel nicht mehr mit derselben Aufmerksamkeit folge, wie es angebracht wäre. Immerhin hat mich die Geschichte zum Schluss wieder packen können und mit dem Twist hatte ich so gar nicht gerechnet. Alles in allem empfehlenswert, aber man muss konzentriert dranbleiben.