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Veröffentlicht am 07.03.2021

Täter, Opfer?

Mordsand
2

Zum Inhalt:
Spaziergänger finden einen Totenschädel auf einer kleinen Insel in der Elbe. Die dazugehörige Leiche weist Merkmale auf, die auf einen Aufenthalt in den berüchtigten Umerziehungsanstalten der ...

Zum Inhalt:
Spaziergänger finden einen Totenschädel auf einer kleinen Insel in der Elbe. Die dazugehörige Leiche weist Merkmale auf, die auf einen Aufenthalt in den berüchtigten Umerziehungsanstalten der DDR vermuten lassen. Frida und Haverkorn müssen sich in die Tiefen der deutsch/deutschen Geschichte begeben, um diesen Tod aufzuklären.

Mein Eindruck:
Ein guter Kriminalroman mit einem wissenswerten Unterbau, - das ist „Mordsand“ eindeutig geworden. Romy Fölck nimmt sich zudem noch einiger anderer Baustellen an, um ihre Geschichte in einen glaubhaften und interessanten Kontext zu setzen: Kapitalismuskritik, Umweltzerstörung, Bindungsängste und als Gegenpol das naturverbundene Leben auf dem Hof. Ihren Ermittlern schenkt die Autorin dabei – wie inzwischen üblich – auch sauren Wein in das Glas und bringt dadurch die „Friede-Freude-Eierkuchen-Mischung“ ins Wanken. Bei Haverkorn fand ich die Entwicklung gelungen und gut, Frida war mir allerdings in ihrer Bewältigung der Herausforderungen unsympathisch und fremd und ihr Einfühlungsvermögen, was ausgerechnet bei der wichtigsten Person fehlte, hat mich sehr verärgert, - fiktive Figur hin oder her.
Ein großes Plus zieht der Krimi aus seiner guten Recherche und die Machenschaften in den Kinderheimen für schwer erziehbare Kinder waren kaum zu ertragen. Es ist absolut schade, dass dieses Thema anscheinend hübsch vertuscht wird, - mir war bis jetzt völlig unbekannt, dass es solche Anstalten gab.
Gut ebenfalls, dass der Krimi einige Volten hinlegte und trotz der eigentlich für eine knobelnde Leserschaft einfachen Ausgangslage eine überraschende Lösung bot. Den privaten Cliffhanger als Appetithäppchen für das nächste Buch verzeiht man dadurch gerne.

Mein Fazit:
Besonders packend in der Vergangenheit

Veröffentlicht am 30.01.2021

Spannende Geschichte, jedoch kein Thriller

Perfect Secret – Hier ist Dein Geheimnis sicher
0

Zum Inhalt:
Vor einem Jahr beging Averys beste Freundin Sadie Selbstmord, doch jetzt kommen Zweifel an dieser Version des Todesfalls. Avery - die als Verwalterin für Sadies überaus wohlhabende und einflussreiche ...

Zum Inhalt:
Vor einem Jahr beging Averys beste Freundin Sadie Selbstmord, doch jetzt kommen Zweifel an dieser Version des Todesfalls. Avery - die als Verwalterin für Sadies überaus wohlhabende und einflussreiche Familie arbeitet - findet deren Handy und die darauf gespeicherten Dateien lassen auf einen Mord schließen; dummerweise aber auch darauf, dass Avery etwas mit diesem Mord zu tun hat.


Mein Eindruck:
Dieses Buch ist kein Thriller, aber eindeutig ein Roman mit vielen Spannungselementen, die seine Leser/innen zum Weiterschmökern verführen. Megan Miranda wählt dazu wie bei „Little Lies“ eine junge Frau zur Protagonistin, welche Probleme mit Außenkontakten hat. Die daraus resultierenden Brüche im Umgang und die Schwierigkeiten, sich ohne Angst vor Repressalien an Freunde oder die Obrigkeit zu wenden, sind für die Vorgänge im Buch notwendig. Ihrem Hauptcharakter, den die Autorin in der ersten Person erzählen lässt, gedeiht sie Tiefe und Facetten an, - die restlichen Personen bleiben blass; insbesondere die männlichen Figuren sind ein bisschen langweilig und drehen erst zum Schluss ein wenig auf.

Doch was Miranda wirklich gut gelingt (und was eben den Hauptteil der Spannung ausmacht) ist das Seelenleben Averys zu sezieren. Dabei zeigt sich ihre Protagonistin schonungslos mit sich selbst und versucht nicht, ihre Taten mit der schweren Kindheit zu begründen. Brillant das Unbehagen Averys, wenn diese bemerkt, dass sie immer tiefer im Schlamm versinkt, je mehr sie zum Todesfall herausfindet. Und auch wenn es einige Füllsel-Seiten gibt, bietet das Ende Showdown und Ausblick in überaus gefälliger Art und Weise.


Mein Fazit:
Zerrt eher am Herz als an den Nerven

Veröffentlicht am 24.01.2021

Hexen in der Gegenwart

Hexenjäger
0

Zum Inhalt:
Während der gefeierte Bestseller-Autor Roger Koponen eine Lesung hält, wird daheim seine Frau ermordet, - nach einem Motiv aus seiner Trilogie um Hexenverfolgung. Während Jessica Niemi und ...

Zum Inhalt:
Während der gefeierte Bestseller-Autor Roger Koponen eine Lesung hält, wird daheim seine Frau ermordet, - nach einem Motiv aus seiner Trilogie um Hexenverfolgung. Während Jessica Niemi und ihr Team versuchen, dem Mörder auf die Spur zu kommen, geschehen weitere Taten, die an Vorgänge im Buch erinnern. Ein überlebendes Opfer bringt dabei Jessica in Zusammenhang mit dem Geschehen und schließlich findet sich eine Verbindung zwischen den Toten, dem Buch und –letztlich – Jessica.

Mein Eindruck:
Es sollte schon irgendwie erwähnt werden, dass dieses Buch Teil einer Reihe ist, - sonst bleibt eine verärgerte Leserschaft zurück. Der Autor bedient sich sehr oft des Stilmittels der Rückblenden, doch die Geschichte im Hier und Jetzt bringt das nur auf eine sehr rudimentäre Art weiter.
Doch was soll das Gejammer: „Hexenjäger“ ist durchaus spannend geschrieben, seine Protagonistin wächst einem trotz ihrer Ecken und Kanten ans Herz. Max Seeck beweist dabei, dass er sich in die Seele einer Frau eindenken kann, ohne platt oder oberflächlich zu werden. Die Morde sind brutal, werden erfreulicherweise aber nicht mit dem kleinstmöglichen Detailgrad geschildert, sondern nur im Ergebnis beschrieben, - die Grausamkeiten finden damit mehr in der Fantasie der Leser/innen statt.
Das Ende lässt mich zwiegespalten auf das Buch schauen: Einerseits bietet es zwar die Aufklärung der Fälle, andererseits bleiben dermaßen viele Fragen offen, dass man sich – siehe oben – auf den Arm genommen fühlen könnte, wenn nicht klar ist, dass diese Geschichte ihre Fortführung findet (und in ihrer Heimat auch schon gefunden hat). So legt man das Buch verdattert auf die Seite und hofft auf die deutsche Veröffentlichung von „Pahan verkko“.

Mein Fazit:
Guter, rasanter Stil, unbefriedigendes Ende

Veröffentlicht am 28.06.2020

Alter Zauberkessel, neue Suppe

Die 12 Häuser der Magie
1

Zum Inhalt:
Nic ist ein Magier und als solcher wird er nach der Ausbildung einem der zwölf Häuser der Magie zugeteilt. So der Plan, doch dann verkündet das Ritual, dass er zum dreizehnten Haus gehören ...

Zum Inhalt:
Nic ist ein Magier und als solcher wird er nach der Ausbildung einem der zwölf Häuser der Magie zugeteilt. So der Plan, doch dann verkündet das Ritual, dass er zum dreizehnten Haus gehören soll, - dem der Schicksalswächter. Hier wird dagegen gekämpft, dass sich ein Dämon erhebt und die Welt in Trümmern geht. Dazu befinden sich die Schicksalswächter in der machtvollen Position, die Fäden des Schicksals zu verändern. Doch diese Position wird von einem Verräter ausgenutzt und Nic befindet sich plötzlich mitten im Krieg und zwischen allen Fronten. Glücklicherweise nicht allein.

Mein Eindruck:
Zauberer, die neben der Menschenwelt agieren, mehrere Häuser, ein Verräter in den eigenen Reihen und der ultimative Böse im Hintergrund. Gut, das klingt irgendwie bekannt, aber Suchanek mixt aus den Zutaten einen ganz bekömmlichen Zaubertrank. Insbesondere das flapsige Mit-(und Gegen-)einander macht Spaß und dadurch, dass seine Zauberer auch in der „normalen“ Welt zuhause sind, reist man mit ihnen durch die Welt und findet sich an einigen bekannten Stellen wieder. Leider würzt er seine Story mit einigen Bettgeschichten, die zum Teil in das Plumpe abdriften (da muss ein Bett schon etwas aushalten können), - das hätte es für mich nicht gebraucht.
Gelungen sind die Idee mit den Talenten, die sich in den Häusern manifestieren und der Teamgeist auch über Häusergrenzen hinweg. Gemein jedoch der fiese Cliffhanger zum Ende.
Andererseits: Was wäre eine gute Reihe, wenn das erste Buch nicht Appetit auf den nächsten Band macht? Von daher: Alles richtig gemacht und gerne mehr von kleinen, fiesen, Magieranhängseln.


Mein Fazit:
Konfuzius sagt: Besser gut kopiert als schlecht selbst erfunden

Veröffentlicht am 28.05.2020

Traurig

Hollow Kingdom
0

Zum Inhalt:
Shit Turd (kurz S.T.) ist eine zahme Krähe in Seattle, die gemeinsam mit ihrem Hausgenossen Dennis, einem Bluthund, vor ihrem Herrchen fliehen muss, als dieses von einem weltumspannenden Virus ...

Zum Inhalt:
Shit Turd (kurz S.T.) ist eine zahme Krähe in Seattle, die gemeinsam mit ihrem Hausgenossen Dennis, einem Bluthund, vor ihrem Herrchen fliehen muss, als dieses von einem weltumspannenden Virus getroffen wird, welches sämtliche Menschen zu Untoten mutieren lässt. Zuerst hofft S.T. noch, gesunde MoFos (kurz für Motherfucker) zu finden, nach einigen Fehlschlägen startet er eine neue Mission: Die Rettung eingeschlossener Haustiere mit dem Wissen, dass er sich durch sein Zusammenleben mit den Menschen angeeignet hat und mit Hilfe von Dennis, der sich als ein dummes, aber williges Werkzeug zeigt. Auf seiner Reise trifft er auf andere Tiere – einige feindlich, einige freundlich – und auf das, was von den Menschen übrig bleibt.

Mein Eindruck:
Es gibt ein paar witzige Momente in diesem Buch, - ganz klar überwiegt jedoch Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit. Bei „The Walking Dead“ gibt es wenigstens ein paar Überlebende der Apokalypse, hier mutiert die gesamte Menschheit durch einen Virus – ausgelöst durch unsere Techniksucht - und das ist tatsächlich gerade in der heutigen Zeit schwer verdaulich. So fällt dann auch die Rezension schwer. Die Autorin hat viele gut geschriebene Momente in ihrem Buch, insbesondere die Protagonistin ist ihr äußerst liebenswert und sehr „menschlich“ gelungen. Wenn sie ihr früheres Leben beschreibt und wie sie die Macken der MoFos auf sich selbst übertragen hat (übrigens etwas, was vielen Haustieren gemein ist), kommt man gar nicht umhin, sich darüber zu amüsieren. Doch das sind nur kurze Blitzer, in der Hauptsache wird gekämpft: Gegen die Umstände, mutierte MoFos, andere Tiere – bis aufs Blut und zum Teil bis zum Tod. Dagegen helfen auch nicht die Größe der Gemeinschaft vieler Tiere, die sich zum Schluss zusammenfinden und gemeinsam trauern, kämpfen, arbeiten und der kleine Silberstreif am Ende, - in der Hauptsache ist es traurig. Sehr traurig.

Mein Fazit:
Ein gutes Buch, eine gute Geschichte, kein Mutmacher