Profilbild von TochterAlice

TochterAlice

Lesejury Star
offline

TochterAlice ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit TochterAlice über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.06.2020

Sehr umständlich!

Der Würfelmörder (Ein Fabian-Risk-Krimi 4)
1

Was habe ich mich auf diesen Fall und auf den Ermittler Fabian Risk gefreut, den ich durch Kommentare und Bewertungen als unheimlich charismatischen Typen abgespeichert hatte! Statt dessen traf ...

Was habe ich mich auf diesen Fall und auf den Ermittler Fabian Risk gefreut, den ich durch Kommentare und Bewertungen als unheimlich charismatischen Typen abgespeichert hatte! Statt dessen traf ich einen überforderten Familienvater mit Eheproblemen und (aus meiner Sicht) schlechtem Musikgeschmack, der mit zur Auffrischung der Beziehung zu seiner Frau mit einem Besuch im Swingerclub liebäugelte. Und er trat erstmal - da beurlaubt - gar nicht als Teil der Ermittlerteams in Erscheinung, auch wenn er privat an dem ein oder anderen Fall herumdokterte.

Das weitere Team - zu dem Risk irgendwann dann doch hinzustieß - war mit einer Reihe von Fällen beschäftigt, die mit rechtsradikalen Motiven, Kindesmißbrauch und Serienmorden an Frauen aus sexueller Motivation zu tun hatten - oder sich vielleicht auch vermischten. In mir keimte ab und an der Verdacht auf, dass der Autor Stefan Ahnhem selbst noch so recht keine Ahnung hatte, ob und wie das alles ineinander verstrickt war.

Musste er auch nicht, da sich - zu meiner großen Enttäuschung - die wenigsten Fälle im Handlungverlauf auflösten, es erschien mir eher wie ein Intermezzo, das andere Handlungsteile miteinander verbindet und vor allem dazu gedacht ist, einen weiteren lukrativen Verkaufsschlager zu generieren. Und keine Lösung: dafür muss der Leser sich einen zweiten Band aneignen!

Ein bisschen hat mich all das an das gute, alte Mikado erinnert: Lauter Handlungsstränge, die wie Stäbchen auseinanderfallen & liegen bleiben. (Fast) Nichts davon wird aufgelöst. Es gab nicht nur einen Cliffhanger, sondern eine ganze Reihe davon, die sich an unterschiedlichen Stellen im Buch auftaten und dann einfach nicht wieder aufgegriffen wurden. Wahrscheinlich sollte ich nun gespannt darauf sein, wie sie sich auflösen werden und voller Erwartung dem nächsten Band des Autors entgegenblicken, doch das Gegenteil ist der Fall: in mir hat sich eine Art Trotzreaktion entwickelt: ich habe überhaupt gar keine Lust, mich weiter mit Fabian Risk und seinen Kollegen zu beschäftigen und das, obwohl der Folgeband die Auflösung verspricht. Nur bin ich leider überhaupt nicht mehr gespannt darauf!

Veröffentlicht am 30.05.2020

Die Scherben einer Ehe

Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst
0

breitet Autor Nick Hornby hier vor seinen Lesern aus. Aber vielleicht sind es welche, die man noch kitten kann, denn hier werden Szenen einer Ehe unmittelbar vor der wöchentlichen Paartherapie beschrieben. ...

breitet Autor Nick Hornby hier vor seinen Lesern aus. Aber vielleicht sind es welche, die man noch kitten kann, denn hier werden Szenen einer Ehe unmittelbar vor der wöchentlichen Paartherapie beschrieben. Sie finden - wie könnte es in England anders sein - in einem Pub bei Bier und Wein statt. Und sie sollen - ach, um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht so recht, was dieses Buch soll!

Ich habe schon viel von Hornby gelesen und fand weniges richtig toll, manches mittelprächtig und das meiste ganz amüsant. Und dieses hier? Das war das Erste, das ich einfach stinklangweilig fand. Es war gottseidank so kurz, dass ich es schnell überstanden hatte, aber das war für mich ein Paradeexemplar für ein Thema, ein Werk, für das dem Autor so wirklich gar nichts eingefallen ist. Natürlich merkt man auch hier, dass Hornby mit Worten umgehen kann, aber ein Gewinn war dieses Büchlein wirklich in keinster Weise und an keiner Stelle für mich.

Also an dieser Stelle von mir keine Empfehlung, sondern eine Warnung: wenn Sie es sich mit Hornby nicht verscherzen wollen, machen Sie um dieses Buch besser einen Bogen. Und zwar einen gewaltigen.

Veröffentlicht am 09.05.2020

Märchenhafte Sozialkritik

Der Wassertänzer
0

Beziehungsweise greift der amerikanische Autor und Essayist Ta-Nehisi Coates zu Elementen des magischen Realismus, den man vor allem aus der lateinamerikanischen Literatur kennt - bekannte Beispiele sind ...

Beziehungsweise greift der amerikanische Autor und Essayist Ta-Nehisi Coates zu Elementen des magischen Realismus, den man vor allem aus der lateinamerikanischen Literatur kennt - bekannte Beispiele sind hier "Hundert Jahre Einsamkeit" und "Das Geisterhaus".

Erzählt wird hier die Geschichte des Hiram Walker, Sohn eines weißen Herren und dessen afroamerikanischer Sklavin - eine Geschichte von jemandem, der an der Freiheit schnuppern darf, mehr davon begehrt und dadurch in Berührung kommt mit der berühmten Unterground Railroad - die hier jedoch ganz anders literarisch dargestellt wird als im nach dieser Organisation benannten Roman von Colson Whitehead.

So weit, so gut: Unterschiedlichkeit ist aus meiner Sicht eher positiv zu bewerten ein Roman sollte keineswegs der Abklatsch eines anderen sein. Und so hat mich das vorliegende Werk stilistisch auch eher an "Roots", Alex Haileys vor über vierzig Jahren erschienenen, damals sehr aufwühlenden Roman erinnert. Doch aus meiner Sicht kann dieser Wassertänzer weder diesem geschweige denn Whiteheads Werk das Wasser reichen - lange nicht!

Denn er kommt aus meiner Sicht ziemlich wirr rüber - historische Fakten vermengen sich mit Elementen des magischen Realismus und verheddern sich auch durch eine ausgesprochen breit angelegte Handlung, in der ungeheuer viele Figuren und mannigfaltige Handlungsorte vorkommen. Zudem gibt es für gewisse Ausdrücke keine Erläuterungen. Naja, vielleicht wissen ja alle ausser mir, was es damit auf sich hat, dass der Ort Natchez ständig erwähnt wird (klingt irgendwie nach einem Sprichwort) - das war längst nicht der einzige Umstand, der mich verwirrt hat. Auch wenn die Handlung durchaus spannungsreich war, habe ich das Buch keineswegs befriedigt aus der Hand legen können - zu vieles blieb im Dunkeln bzw. wurde nicht abgeschlossen, auch die Erzählweise hat mich stellenweise ziemlich gelangweilt. Somit kann ich diesen Roman leider nicht weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 14.04.2020

Ihren Platz im Leben

Nicht mein Ding
0

versucht die New Yorkerin Andrea, bald 40. zu finden. Wie so oft in zeitgenössischen Romanen benötigt sie dazu sehr viel Sex, fast habe ich den Überblick verloren.

Auch die innere Auseinandersetzung ...

versucht die New Yorkerin Andrea, bald 40. zu finden. Wie so oft in zeitgenössischen Romanen benötigt sie dazu sehr viel Sex, fast habe ich den Überblick verloren.

Auch die innere Auseinandersetzung mit der Familie ist enorm wichtig, wobei der Vater schon längst seinen letzten Weg gegangen ist und eine Menge von Fragezeichen hinterlassen hat.

Es wird niemanden überraschen, dass Andrea kein glücklicher Mensch ist, leider ist sie und ihre Geschichte auch sehr wenig originell. Eben eine von vielen New Yorker Selbstfindungsgeschichten. Ich bin ziemlich enttäuscht, da ich die Autorin Jamie Attenberg in früheren Büchern auch schon ganz anders kennengelernt habe. Aber dieses hier können Sie sich getrost sparen, es ist sozusagen verlorene Liebesmüh und - Achtung, ich zitiere! - absolut "Nicht mein Ding". Wenn Sie Spaß an hochwertiger Unterhaltungsliteratur haben, dann ist es auch nicht Ihres, dessen bin ich mir ziemlich sicher!

Veröffentlicht am 07.04.2020

Die Reise der ausgestopften Tiere

Die stummen Wächter von Lockwood Manor
0

1939: Der zweite Weltkrieg kommt früh in England an - bald fürchtet man die Bombenangriffe der Deutschen auf London und es erfolgen diverse Evakuierungen - nicht nur die von Kindern und Jugendlichen, sondern ...

1939: Der zweite Weltkrieg kommt früh in England an - bald fürchtet man die Bombenangriffe der Deutschen auf London und es erfolgen diverse Evakuierungen - nicht nur die von Kindern und Jugendlichen, sondern auch von öffentlichen Einrichtungen wie bspw. Museen. So wird Hetty Cartwright, Kuratorin der Säugetiersammlung, damit betraut, große Teile "ihrer" Exponate, lauter ausgestopfte Tiere, in ein Herrenhaus, nämlich nach Lockwood Manor, zu evakuiren. Dort eröffnet sich eine neue Welt für sie - eine aus ihrer Sicht recht altertümliche. Der Lord ist ein unangenehmer Mensch, der ein eisernes Regiment führt, unter dem nicht zuletzt seine Tochter Lucy leidet, die sich schnell mit Hetty anfreundet. Dennoch: Hetty hat das Gefühl, dass ihr etwas verheimlicht wird.

Ein vielversprechender, überaus origineller Plot, der mich leider dennoch ziemlich enttäuscht hat, da sich die ganze Geschichte als relativ langatmig und umständlich dargestellt erwies und ich meine liebe Mühe hatte, hereinzukommen und bei der Stange zu bleiben. Hätte ich so nicht erwartet bei diesem so besonderen Thema. Schade, aber leider ein Roman, den ich nciht weiterempfehlen kann.