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Veröffentlicht am 15.07.2020

Ich träume vom Malen und dann male ich meinen Traum

Wie sagt man ich liebe dich
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Letztes Jahr im Mai war ich für ein paar Tage in Lissabon - eine wunderschöne und vorallem sehr vielfältige Stadt. Da wir dieses Jahr nur sehr beschränkt reisen dürfen, habe ich mich umso mehr gefreut, ...

Letztes Jahr im Mai war ich für ein paar Tage in Lissabon - eine wunderschöne und vorallem sehr vielfältige Stadt. Da wir dieses Jahr nur sehr beschränkt reisen dürfen, habe ich mich umso mehr gefreut, buchtechnisch wieder nach Lissabon zu reisen.

Claudia Winter hat mit ihrem neuen Roman "Wie sagt man ich liebe dich" eine wunderschöne Geschichte rund um die gehörlose Maelys und ihre Tante Valérie geschrieben, die gemeinsam in Paris leben. Maelys kommt aus der Bretagne und studiert Kunst an der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris. Zurzeit hat sie ihr Studium unterbrochen, um auf dem Montmarte Touristen zu portraitieren. Sie benötigt ein Einkommen, da sich ihre Tante den Arm gebrochen hat und sich die Mietforderungen und die unbezahlten Rechnungen bereits stapeln. Eines Tages spricht sie ein Mann an und bittet sie von seinem Großvater ein Portrait zu malen. Dieser wohnt allerdings in Lissabon. Maelys ahnt nicht, dass dieser besagte Großvater seinen Enkel António extra nach Paris geschickt hat, um Maelys anzuwerben. Er hat die junge Frau bei seinem Weihnachtseinkäufen in Paris gesehen. Der senfgelbe Mantel und die Ähnlichkeit mit seiner großen Liebe haben ihn nicht ruhen lassen. Obwohl Maelys anfangs zögert, greift sie doch auf das Angebot zurück, da sie dringend Geld braucht. Sie fordert jedoch, dass sie ihre Tante Valérie in die portugiesische Hauptstadt mitnehmen darf und ahnt nicht, welche Folgen dies haben wird....

Die Geschichte wird in zwei Zeitsträngen erzählt. Im Vergangenheitsstrang befinden wir uns im Jahr 1966. Die junge Valérie Durant hatte schon immer den Traum eines Tages nach Paris zu gehen und die schillernde Hauptstadt Frankreichs kennenzulernen. Sie will nicht in der Bretagne versauern und auch keinen Ehemann, den ihr Vater bereits eifrig auszusuchen scheint. Nur mit einem kleinen Koffer bricht sie nach Paris auf. Sie heuert als Zimmermädchen in einem Hotel an und setzt sich für die Frauenrechte in den 1960igern ein....
Während ihrer Zeit in Lissabon beginnt Maely die Notzhefte ihrer Tante zu lesen und lernt eine ganz andere Frau kennen, als diejenige, die sie heute kennt.

Liest man den Inhalt der Geschichte hat man doch so einige Vorahnungen, wie es in diesem Genre eben der Fall ist. Doch Claudia Winter gelingt es mehrere überraschende Wendungen einzubauen und auch die Spannung immer auf hohem Level zu halten. Besonders gefallen hat mir jedoch der wundervolle bildhafte Schreibstil. Ich hatte den Montmarte vor Augen mit den vielen Künstlern, hörte den Fado in den engen Gässchen Lissabons und hatte Lust auf die leckeren Blätterteigtörtchen mit Vanillecreme, die ich letztes Jahr genossen habe.
Zusätzlich war ich von der sehr selbstbewussten und flotten Valérie fasziniert, die nicht so schnell aufgibt - komme, was wolle. Sie sezte sich für Frauenrechte ein und spielte gleichzeitig mit ihrer Erotik und ihrem Charme.

Maelys hingegen ist eher ruhig und sagt, was sie sich denkt. Sie ist eine gute Beobachterin, liebt die Welt der Farben und die Schönheit in der Kunst. Von ihr war ich von Beginn an verzaubert.
Wunderbar fand ich, dass die Autorin diesmal eine gehörlose Protagonistin gewählt hat. Sie ist selbst Tochter von gehörlosen Eltern und hat all ihre Kenntnis in ihrem Roman miteingebracht. Die Beeinträchtigung steht allerdings nicht im Mittelpunkt des Romans, sondern ist Teil von Maely Welt.

António ist ein sympathischer Geschäftsmann, der sich allerdings als Hotelbesitzer nicht wirklich wohl fühlt. Mit seinem Charme bezirzt er die Frauen und hat eine Affäre mit seiner Rezeptionistin. Er liebt seinen Großvater und führt ohne Bedenken seinen Plan aus Maelys nach Lissabon zu holen...die bald darauf sein Herz stiehlt.

Jeder dieser drei Protagonisten erzählt abwechselnd aus seiner Perspektive. Als Leser kann man sich somit ausgezeichnet in die Gedanken- und Gefühlswelt hineinfühlen. Die Autorin verknüpft die beiden Handlungsstränge aus der Vergangenheit und der Gegenwart perfekt. Ich konnte nicht wirklich sagen, welche Lebensgeschichte mir besser gefallen hat. Es sind zwei sehr unterschiedliche Frauen und zwei sehr unterschiedliche Liebesgeschichten, die mich jede auf ihre Art bezaubern konnte.

Im Anhang gibt es einige landestypischen Rezepte und ein Glossar mit portugiesischen Begriffen.

Fazit:
Eine wunderschöne Geschichte über zwei sehr unterschiedliche Frauen, die auf zwei Zeitebenen erzählt wird. Besonders gefallen haben mir die bildhaften Orts- und Landschaftsbeschreibungen. Leicht und doch intensiv, verspielt und verträumt, aber auch mit Tiefe. Ich empfehle diesen Roman sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 09.07.2020

Im 4. Teil wird es politischer

Das schwarze Band
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Voller Vorfreude habe ich auf den neuen historischen Krimi von Alex Beer um August Emmerich und seinen Kollegen Ferdinand Winter gewartet.
Wien im Sommer 1921. Die Stadt wird von einer schlimmen Hitzewelle ...

Voller Vorfreude habe ich auf den neuen historischen Krimi von Alex Beer um August Emmerich und seinen Kollegen Ferdinand Winter gewartet.
Wien im Sommer 1921. Die Stadt wird von einer schlimmen Hitzewelle heimgesucht. August Emmerich wird zu einem Doppelmord in einem Wiener Wohnhaus gerufen. Zwei junge Frauen, die als Tänzerinnen in einer Bar arbeiten, wurden bestialisch ermordet. Von der dritten Mitbewohnerin fehlt jede Spur. Doch bevor er mit seinen Kollegen Winter den Fall weiter verfolgen kann, wird Emmerich verpflichtend zu einem Art Benimmkurs in der Schwarzenberg-Kaserne verdonnert, nachdem er bei einer Feier den neuen Bundeskanzler Schober beleidigt hat. Winter muss im Milieu alleine ermitteln, was August Bauchschmerzen bereitet. Er ist außer sich, als auch noch sein Erzfeind und Widersacher in der Abteilung, Peter Brühl, als sein Ausbilder im Kurs ist. Zusätzlich kommen ihm die wenigen Teilnehmer sehr suspekt vor. Als in der Kaserne ein Mord passiert, steckt er in der Zwickmühle. Soll er die Regeln brechen und eine Suspendierung riskieren oder ermitteln? Wer Emmerich kennt, weiß wie er sich entscheidet....

Alex Beer hat wieder ein sehr stimmungsvolles Zeitbild von Wien Anfang der Zwanziger Jahre geschaffen. Diesmal quält den Protagonisten nicht die Kälte, sondern die sengende Hitze. Hunger und Wohnungsnot sind jedoch noch immer allgegenwärtig, die Moral verfällt. Die junge Republik kämpft ums Überleben. Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer. Die Inflation treibt die Preise in ungeahnte Höhen. Emmerich macht sich zusätzlich Sorgen um die drei Kinder von Luise, die er bei sich aufgenommen hat.

Der Autorin gelingt es wieder hervorragend das Wiener Lokalkolorit einzufangen, Diesmal wird es allerdings politischer. Der neue Bundeskanzler hat einen schweren Stand und die Monarchisten versuchen alles, um wieder an die Macht zu kommen. Zusätzlich gibt es noch immer Verzögerungen betreffend des Vertrages von Trianon. Das Königreich Ungarn hat diesen noch nicht erfüllt und das damalige Deutsch-Westungarn, das heutige Burgenland, an Österreich abgetreten. So kommt es immer wieder zu politischen Unruhen, während Ferdinand in die Unterwelt abtaucht, wo der ehemalige Adelspross wie ein Elefant im Porzellanladen agiert. Erst durch Augusts Satz: "Machen sie genau das Gegenteil von dem, was sie normaler Weise tun würden" klappt es etwas besser. Doch so ohne Emmerichs Hilfe scheint es wirklich schwierig zu werden und der zusätzliche Mord in der Kaserne beunruhigt die beiden Ermittler sehr.....

Wie alles zusammenhängt und was dahinter steckt, müsst ihr allerdings selbst herausfinden. Am Ende gibt es noch einen kleinen Cliffhanger privater Natur, der auf einen weiteren Teil hoffen lässt.

Schreibstil:
Alex Beer alias Daniela Larcher schreibt wunderbar atmosphärisch. Diesmal tritt allerdings die Politik und ihre Machenschaften mehr in den Vordergrund, ebenso wie den Versuch Kaiser Karl I. und die Monarchie wieder einzuführen. Die Autorin hat hervorragend recherchiert. Das eine oder andere kleine Ereignis hat die Alex Beer zeitlich angepasst und dies in ihrem Nachwort geschildert. Die Charaktere entwickeln sich weiter, wobei eher Ferdinand Winter langsam zum perfekten Assistenten von Emmerich aufsteigt. Bei August Emmerich ist trotz "Benimmkurs" weiterhin Hopfen und Malz verloren...aber gerade so lieben ihn die Leser!

Fazit:
Ein atemberaubender vierter Teil der historischen Wien-Krimireihe, bei dem diesmal der politische Part mehr Raum einnimmt und das Düstere zurücktritt. Spannend von der ersten Seite an, gewohnt hervorragend recherchiert...nur war ich diesmal viel zu schnell durch!

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Veröffentlicht am 28.06.2020

Bau des Freiburger Münsters spannend erzählt

Der Turm aus Licht
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Was für ein Schmöker! Sechzig Jahre verfolgt der Leser den Bau des Freiburger Münsters in Astrid Fritz neuem historischen Roman. Und dies wird wirklich spannend und sehr bildgewaltig erzählt.
Wir beginnen ...

Was für ein Schmöker! Sechzig Jahre verfolgt der Leser den Bau des Freiburger Münsters in Astrid Fritz neuem historischen Roman. Und dies wird wirklich spannend und sehr bildgewaltig erzählt.
Wir beginnen im Jahr 1270. Unter Graf Konrad I von Freiburg soll endlich der Kirchenbau weiter voranschreiten. Zehn Jahre wurde an der Liebfrauenkirche nicht mehr gearbeitet, weil die Befestigung der nördlichen Vorstadt Priorität hatte. Zu diesem Zweck soll Baumeister Gerhard mit seiner Frau Odilie nach Freiburg geholt werden, der bisher als Parlier an der Straßburger Bischofskirche mitgearbeitet hat. Doch nicht alle Bewohner der Stadt stehen dem Weiterbau positiv gegenüber. Als Graf Konrad ein Jahr später stirbt, kommt sein Sohn Egino II an die Macht. Dieser gibt das Geld mit beiden Händen lieber für Raufhandel und Kleinkriege aus und schon bald stoppt der Bau an der Kirche erneut....

Über 60 Jahre dauerte die Vollendung des Münsters - ein Menschenleben. Und so begleiten wir nicht nur Gerhard von Straßburg, sondern auch seinen Nachfolger Erwin von Steinbach mitsamt ihren Gehilfen (Steinmetze, Zimmerer, Bildhauer) über diese Zeit. Im Vordergrund steht immer der Bau der Kirche, doch Astrid Fritz gelingt es mit interessanten Lebensgeschichten einiger Bewohner von Freiburg und den Arbeitern an der Kirche die Geschichte noch lebendiger zu gestalten. Verknüpft mit den historischen Persönlichkeiten dieser Zeit begleiten wir manche Familien über Generationen hinweg bis der Münster fertiggestellt ist. Der Leser erhält informative Kenntnisse über den Bau des Freiburger Münsters, sowie über den Alltag der Menschen zu dieser Zeit.
Alle Figuren sind lebendig und facettenreich dargestellt. Man durchlebt hier sämtliche Gefühle von Freude, Angst, Zorn, Trauer und Hoffnungslosigkeit. Es fällt einem schwer liebgewonnene Charaktere loszulassen, doch im nächsten zeitlichen Abschnitt findet man immer einige bekannte Gesichter wieder.

Auch die politischen Anteile haben beim Bau Gewicht, denn der Baumeister und seine Gehilfen sind vom Grafen oder den kirchlichen Fürsten abhängig. Zusätzlich sind sich die alten Stadträte, die aus Adeligen und Rittern bestehen, und den neuen Räten, die sich aus Kaufleuten und Handwerkern zusammensetzen, nicht wirklich grün. Die Meinungen driften hier oftmals auseinander und führen zu Streitereien. Das Streben nach Macht und das Gerangel um Zuständigkeiten bleiben über all die Jahre des Turmbaus bestehen.

Der Roman ist trotz der vielen Protagonisten und der komplexen Handlung nicht unübersichtich, auch wenn mich das umfangreiche Personenregister am Anfang des Buches gleich mal leicht geschockt hat. Aber keine Angst! Dies gilt nur als Nachschlagwerk, sollte man einmal wirklich nicht wissen, von wem gerade die Rede ist.
Die Autorin verwebt alle fiktiven Figuren mit den historisch belegten und kreiert damit einen spannenden historischen Roman über den Münsterbau. Dabei muss man die gründliche Recherche, die sicherlich jede Menge Zeit beansprucht hat, wirklich hervorheben. Die Autorin hat sich gründlich mit der Geschichte des Freiburger Münsters auseinandergesetzt und dieses historische Zeitzeugnis sehr lebendig erzählt. Sie vergisst dabei nicht, dass dieses grandiose Bauwerk von Menschenhand aufgebaut wurde und dies zu einer Zeit ohne jeglicher technischer Hilfsmittel. Man kann nur staunen, was Menschen vor Jahrhunderten bereits geleistet haben. Schaut euch doch bei eurem nächsten Münster- oder Dombesuch die vielen Einzelheiten, wie Wasserspeier, Schnitzereien oder Glasfenster, genauer an.

Schreibstil:
Astrid Fritz schreibt lebendig und spannend. Bei ihr fühlt sich das Eintauchen in eine ferne Zeit sehr real an. Trotz der historisch angepassten Sprache lässt sich der Roman wunderbar flüssig lesen. Dazu gibt es zusätzlich ein Glossar am Ende des Buches. Auf der Coverinnenseite befindet sich eine Zeichnung des Turmes. Die etwas mehr als 800 Seiten sind in drei große Abschnitte geteilt: Liebfrauen, Himmelwärts und Glaube, Hoffnung, Liebe.

Fazit:
Ein hervorragend recherchierter und erzählter historischer Roman um den Bau des Freiburger Münsters. Eine intensive Erzählung, die mich bei meinem nächsten Dom- oder Münsterbesuch begleiten wird.

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Veröffentlicht am 26.06.2020

Kann ich empfehlen

Rache an der Riviera
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Mit Luca Ferraro bin ich diesen Monat nach Italien gereist. Doch statt "Dolce far niente" überrascht der Autor gleich auf den ersten Seiten mit einem grausamen Fund. Im Genueser Aquarium werden im Piranhas ...

Mit Luca Ferraro bin ich diesen Monat nach Italien gereist. Doch statt "Dolce far niente" überrascht der Autor gleich auf den ersten Seiten mit einem grausamen Fund. Im Genueser Aquarium werden im Piranhas Becken die wenigen Überreste eines Menschen gefunden. Als Johann Sorbello, deutsch-italienischer Gerichtsmediziner, ein Foto der toten Frau sieht, wirkt er verstört. Die Tote ähnelt einem Opfer aus seiner Vergangenheit. Zusätzlich findet er bei der Sezierung Olivenöl in der Lunge der Toten, was den Mord noch mysteriöser macht.
Das Verhältnis zur hiesigen Polizei, aber vorallem zu Commissario Moreno, ist alles andere als gut. Johann lässt der Fall hingegen keine Ruhe. Er stellt gemeinsam mit Enza, der besten Freundin der Toten, Nachforschungen an und stößt bald auf einen Verdächtigen: Toni, den Verlobten der Toten. Doch dieser ist spurlos verschwunden....

Dies ist mein erstes Buch des Autors und ich bin wirklich begeistert vom komplexen Aufbau der Geschichte. Habt ihr auch Angst vor diesen kleinen Fischen, den Piranhas, die in Sekundenschnelle das Fleisch von deinem Finger knabbern können? Und dann erst eine ganzer Mensch im Piranha Becken....brrr. Sicherlich eine Herausforderung für Gerichtsmediziner Johann Sorbello aus den wenigen Überresten eine genaue Todesursache zu finden. Sebello ist ein außergewöhnlicher "Ermittler", der sich in die Liste von Journalisten, Friedhofsgärtner, Gefängnisärzten und Feldjägern in meiner Bibliothek einreiht. Und ich muss zugeben, dass ich diese Krimis und Thriller oftmals den echten Ermittlern vorziehe.
Der Fall ist fesselnd und man rätselt als Leser gerne mit. Der Autor legt gekonnt falsche Fährten und hält den Spannungsbogen mit überraschenden Wendungen oben.

Die Geschichte ist düster, obwohl sie im sonnigen Süden spielt. Die zusätzlichen Informationen betreffend des Olivenöls, wie auch der leider gängigen "Pantscherei", fand ich sehr interessant. Die Charaktere sind interessant und facettenreich. Sie entwicklen sich weiter. Gut gefallen haben mir auch die Einschübe aus einer anderen Perspektive....die Sicht des Mörders? Als Leser weiß man nicht, um wen es sich handelt. Jedoch wird damit die Spannung erhöht.
Ebenso erfahren wir von Zwistigkeiten zwischen einzelnen Familien, die zurück bis zur Zeit des Zweiten Weltkrieges reichen. Erst am Ende gelingt es Sorbella die Puzzlestücke zusammenzusetzen und in einem gelungenen Showdown den Mörder zu überführen.
Das Buch ist vor einigen Jahren im Selbstverlag erschienen und nun nochmals bei emons neu veröffentlicht worden.

Schreibstil:
Luca Ferraro schreibt fesselnd, komplex und bildhaft. Er erzählt aus verschiedenen Sichtweisen und lässt uns verschiedene Gedankengänge seiner Figuren miterleben. Zusätzlich gibt es ansprechende und bildhafte Beschreibungen der Schauplätze.
Über den Kapiteln steht der Wochentag oder welche Tageszeit man gerade hat. So hat man einen kleinen Überblick über das Geschehen.

Fazit:
Ein spannender und komplexer Krimi mit einem schlüssigen Ende und einem etwas anderen Thema. Absolut gelungen! Ich werde auf jeden Fall die weiteren Bücher des Autors verfolgen.

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Veröffentlicht am 14.06.2020

Hat mich wieder völlig in die Welt von Panem katapultiert

Die Tribute von Panem X. Das Lied von Vogel und Schlange
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Wer hat nicht voller Spannung auf das neue Buch von Suzanne Collins zu ihrer Panem Trilogie gewartet? Ich denke viele, viele Leser, die wie ich, die Trilogie geliebt haben. Die Angst vor einer Enttäuschung ...

Wer hat nicht voller Spannung auf das neue Buch von Suzanne Collins zu ihrer Panem Trilogie gewartet? Ich denke viele, viele Leser, die wie ich, die Trilogie geliebt haben. Die Angst vor einer Enttäuschung war groß, aber die ist meiner Meinung wirklich nicht angebracht. Ich war fasziniert von den Ideen und dem Aufbau rund um die Hungerspiele, die damals noch in den Kinderschuhen steckten.

Wir sind bei den 10. Hungerspielen nach dem großen Krieg. Das Kapitol ist als Sieger hervorgegangen, jedoch leiden die Menschen noch immer an den Folgen. Der junge Coriolanus Snow stammt aus einer hochangesehen Familie, doch auch er, seine Großmutter und seine Kousine Tigris leiden Hunger und Not. Umso wichtiger erscheint ihm sein Ziel: das Stipendium für die Aufnahme ans College, das ihnen wieder mehr Ansehen und Geld bringen soll. Als ausgezeichneter Schüler hat er die Chance als Mentor für einen Tribut bei den 10. Hungerspielen zu glänzen und das Stipendium zu erhalten. Ihm wird ausgerechnet ein Mädchen, Lucy Gray Baird aus Distrikt 12, zugewiesen und Coriolanus sieht seine Chancen schwinden. Doch ein Snow landet immer oben....

Der Einstieg in die Geschichte ist mir sehr leicht gefallen. Ich war gespannt auf den jungen Snow und wie viele Ähnlichkeiten er bereits mit dem grausamen Spielemacher aus den 74. Hungerspielen hat. Suzanne Collins zeichnet von ihm ein Bild, das ihn doch weit sympathischer macht, als man glaubt. Manche seiner Gedanken konnte ich sogar gut nachvollziehen. Er ist ein intelligenter junger Mann, der weiß, wie man seine Vorteile geschickt nutzen kann. Erst mit der Zeit entdeckt man immer mehr Züge an ihm, die uns an den Snow erinnern, der er in der Trilogie war.

Auch die anderen Charaktere, wie Snows Tribut Lucy Gray oder Sejanus Plinth, sein Freund, sind lebendig gezeichnet. Mit Dr. Gaul hat Collins einen absolut kranken Charakter erschaffen, der mir regelmäßig Gänsehaut beschert hat. Sie ist eine würdige Lehrerin für den späteren Snow.

Die zehnten Hungerspiele stehen noch am Anfang und sind gänzlich anders, als wir sie aus der Trilogie kennen. Man schaut diesmal hinter die Kulissen. Die Arena gleicht kaum der, die wir kennen. Die Beschreibung erinnerte mich eher an ein Fußballstadion. Die Tribute werden ebenfalls noch ganz anders behandelt und schaffen es gesundheitlich oftmals gar nicht bis zum Beginn der Hungerspiele. Aber mehr will ich nicht verraten...

Viele Dinge, die man aus der Trilogie kennt, ergeben nun Sinn oder zeigen auf, wie es dazu gekommen ist. Ich war wirklich beeindruckt von Collins grandiosem Aufbau, der mit diesem Prequel Fragen beantwortet, die man sich oftmals gar nicht gestellt hat. Sie nimmt Bezug auf die Spotttölpel, wie auch auf den Namen Katniss. Immer wieder fallen auch Nachnamen, die einem bekannt vorkommen und in der Trilogie ebenfalls auftauchen. Die Moral spielt hier ebenfalls eine größere Rolle.

Die Autorin schildert die Ereignisse diesmal in der personalen Erzählweise, d.h. sie beschreibt das Ganze aus der Perspektive einer einzelnen oder mehreren Personen. Man fliegt durch die 600 Seiten, die mit überraschenden Wendungen einige Spannung in die Geschichte bringen. Kurz nach der Hälfte gibt es meines Erachtens einige Zeit kleinere Längen, die jedoch in einem dramatischen Finale enden. Die vielen Liedtexte waren ebenfalls nicht unbedingt meins, obwohl ich sonst alles rund um Musik sehr gerne mag und sonst immer zu Büchern mit dem Thema Musik greife.


Man sollte auf jeden Fall vorher die Trilogie gelesen haben, bevor man Panem X zur Hand nimmt.

Collins hat hier nicht mit Muss ein Prequel erschaffen, wie man es oftmals bei anderen Reihen vorgesetzt bekommt. Für mich ist es eine wunderbare Ergänzung, die mich zurück in die Welt von Panem katapultiert hat. Die Geschichte kommt zwar nicht ganz an die Trilogie heran, hat mir aber wunderbare Lesestuden gebracht. Ich habe diese Lesezeit sehr genossen und würde mich über eine weitere Fortsetzung zu Panem X freuen - denke aber nicht wirklich, dass wir nochmals sagen dürfen: Lasst die Spiele beginnen!

Fazit:

Ich bin positiv überrascht und finde die Geschichte des jungen Coriolanus Snow und die Anfänge der Hungerspiele absolut gelungen. Collins hat mit dieser Vorgeschichte viele Bezüge hergestellt und sie in eine spannende Geschichte verpackt, die mich wieder in die Welt von Panem katapultiert hat.

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