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Veröffentlicht am 22.07.2020

Wo ist Emme?

Verschollen in Palma
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Vor 3 Jahren ist seine Tochter Emme auf Mallorca verschwunden. Tim sucht immer noch verzweifelt nach ihr, hat sich in Palma niedergelassen und finanziert seine Suche mit einem Job als Privatdetektiv. Ganz ...

Vor 3 Jahren ist seine Tochter Emme auf Mallorca verschwunden. Tim sucht immer noch verzweifelt nach ihr, hat sich in Palma niedergelassen und finanziert seine Suche mit einem Job als Privatdetektiv. Ganz legal sind seine Methoden nicht, doch für Emme tut er alles. Sein neuester Auftrag scheint einfach: die Treue/Untreue einer Millionärsgattin beweisen. Doch dieser Auftrag zieht weitere Kreise als erwartet.
Mons Kallentoft kenne ich schon durch seine Reihe mit Zack, und so war ich auf seinen neuen Thriller dementsprechend gespannt. Tim gefällt mir gut, er wirkt sehr echt in seinem Bestreben seine Tochter zu finden; und wenn es nur eine winzigkleine Spur wäre. Seine Verzweiflung ist auch nach all den Jahren noch greifbar, sein Handeln immer nachvollziehbar. Trotzdem wird die Handlung nicht nur von Emme beherrscht, sondern eben auch von seiner täglichen Arbeit. Dass der Krimi auf Mallorca angesiedelt ist, wirkt sich nicht sooo sehr auf die Handlung aus. Für meinen Geschmack hätte es durchaus etwas mehr Lokalkolorit sein dürfen, auch wenn es mich nicht arg gestört hat, denn die Krimihandlung hätte so ziemlich überall ebenfalls funktioniert. Sie entwickelt sich unvorhersehbar und spannend, nur das Ende fand ich etwas abrupt und leicht gekünstelt. Der Erzählstil gefällt mir unterm Strich ganz gut, bis auf ein Detail: immer wieder sprechen die Figuren englisch, was nicht etwa der Sprachbarriere geschuldet ist, sondern eher einem Bestreben supercool und hipp zu wirken; klappt nicht, ich war davon genervt. Ansonsten mochte ich den Stil aber schon. Insgesamt hat mich „Verschollen in Palma“ gut unterhalten; sollte Tim im Detektivbusiness bleiben, würde ich gerne wieder mit ihm auf Spurensuche gehen.

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Veröffentlicht am 19.07.2020

Artussaga 2.0

Cursed - Die Auserwählte
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Die 16-Jährige Fae Nimue steht vor dem Nichts, als bei einem Überfall durch die Roten Paladine ihr ganzes Dorf ausgelöscht wird. Ihre Mutter kann ihr vor ihrem Tod gerade noch ein altes Schwert übergeben. ...

Die 16-Jährige Fae Nimue steht vor dem Nichts, als bei einem Überfall durch die Roten Paladine ihr ganzes Dorf ausgelöscht wird. Ihre Mutter kann ihr vor ihrem Tod gerade noch ein altes Schwert übergeben. Zu Merlin soll sie es bringen, dem sagenumwobenen Zauberer. Doch auch von dem Schwert scheint ein Zauber auszugehen, denn Nimues Fähigkeiten scheinen auf einmal unbesiegbar. Das muss sie auch sein, denn die Roten Paladine sind ihr immer auf den Fersen.
Die Artussaga ist wohl jedem schon mal in irgendeiner Weise begegnet, doch Thomas Wheeler hat noch eine neue Art der Interpretation gefunden. Er stellt mit Nimue eine weibliche Heldin in den Mittelpunkt, die zwar taff, mutig und nicht auf den Kopf gefallen ist, aber eben auch ziemlich allein auf der Welt, wären da nicht zufällige Gefährten, alte Freunde und völlig unerwartete Verbündete. Unerwartet trifft man beim Lesen auf Figuren aus der klassischen Sage, oft wird der Name erst nach einiger Zeit enthüllt, was das Ganze noch etwas spannender macht. Die Story ist oft düster, meist gewalttätig und sehr actionreich; Fantasyelemente gibt es natürlich, die treten aber eher in den Hintergrund. Wheelers Stil hat mir sehr gut gefallen, er erzählt spannend und zaubert immer mal wieder eine Überraschung aus dem Schriftstellerhut. Mir ist bewusst, dass die Illustrationen im Buch aus der preisgekrönten Feder von Frank Miller stammen. Ich fand sie trotzdem nicht sooo schön, um nicht zu sagen potthässlich. Aber das ist Geschmackssache ; )
Insgesamt hat mir der erste Band der Cursed-Trilogie wirklich ganz gut gefallen, die nächsten werde ich wohl auch lesen.

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Veröffentlicht am 03.06.2020

Spannend erzählt

Beute
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Die Fahrt im luxuriösesten Zug der Welt ist einem Fahrgast gar nicht gut bekommen, er wird Tage später tot an den Gleisen aufgefunden. Bennie Griessel und sein Team ermitteln, werden aber schnell von ganz ...

Die Fahrt im luxuriösesten Zug der Welt ist einem Fahrgast gar nicht gut bekommen, er wird Tage später tot an den Gleisen aufgefunden. Bennie Griessel und sein Team ermitteln, werden aber schnell von ganz oben ausgebremst.
In Bordeaux will Daniel eigentlich nur sein Leben leben: die Katze knuddeln, am Wochenende mit dem Motorrad rausfahren, in seinem Job als Schreiner besser werden. Doch da taucht unverhofft seine Vergangenheit wieder auf… und lässt ihm keine Wahl.

Deon Meyer hat mit diesem Band Bennie Griessel wieder zu gewohnter Form auflaufen lassen; war der vorherige Band noch sehr von Bennies Alkoholsucht geprägt (was doch seeehr ausufernd thematisiert wurde), ist diese Sucht natürlich nicht komplett ad acta gelegt, man kann sich aber doch wieder auf die gute alte Verbrecherjagd konzentrieren. Die hat es in sich, wird doch sehr schnell klar, dass die Ermittler ihr Potential von offizieller Seite aus nicht ausschöpfen dürfen. Diese Tatsache zeigt dem Leser mal wieder sehr deutlich, was es bedeutet in Südafrika zu leben. Korruption, fehlende Ressourcen und ähnliche Probleme begleiten die Spurensuche immer wieder. Im krassen Gegensatz dazu liest sich der Erzählstrang um Daniel. Zwar lebt er eher zurückgezogen als einfacher Arbeiter in Bordeaux, trotzdem hat er ein gutes und sicheres Leben. Seine Figur fand ich sehr spannend, er muss harte Gewissensentscheidungen treffen und so seine mühsam erarbeitete Komfortzone verlassen. Wie die beiden Erzählstränge zusammengeführt werden verrate ich natürlich nicht, nur so viel: es wird spannend, die Lage spitzt sich zu und natürlich erzählt Meyer alles in gewohnter Manier. Mir hat „Beute“ sehr gut gefallen, kleine Punktabzüge gibt es aufgrund kleiner Längen im Bordeauxteil. Trotzdem ein lesenswerter Thriller.

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Veröffentlicht am 27.05.2020

Girls just wanna have fun

City of Girls
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Gerade volljährig wird Vivian aus ihrem behüteten Elternhaus nach New York zu ihrer Tante Peg geschickt. Die führt ein Varietétheater für den einfachen Arbeiter von nebenan, trotzdem wird nicht an Glamour, ...

Gerade volljährig wird Vivian aus ihrem behüteten Elternhaus nach New York zu ihrer Tante Peg geschickt. Die führt ein Varietétheater für den einfachen Arbeiter von nebenan, trotzdem wird nicht an Glamour, Glitter und kleinen Skandalen gespart. Vivian taucht in diese Welt ein, und blüht auf.

Gilberts New York der 1920er ist laut und bunt, ein bisschen frivol und dekadent. Sie beschreibt das Theaterleben in kräftigen Farben, man ist sofort mittendrin. Vivian hat mir als Hauptfigur gut gefallen, sie wirkt echt, auch wenn manches Verhalten doch etwas klischeehaft ist. Ihren Lebensweg verfolgt man über viele Jahre, und es macht Spaß ihre Entwicklung zu beobachten. Sie passt sicherlich in keine Schublade, und eckt mit ihrer Art schon auch mal an, war mir aber trotzdem sympathisch. Aber auch die anderen Figuren in der Geschichte, allen voran Tante Peg sind interessant und nicht unbedingt immer das, was man auf den ersten Blick erahnen kann. Die Geschichte ist meist spritzig und temporeich, trotzdem gibt es auch kleine Längen, weil die Handlung zu lange auf der Stelle tritt. Auch hatte ich mir etwas mehr Tiefgang erwartet, alles bleibt doch eher oberflächlich. Ich hatte trotzdem Spaß an der Lektüre, aber die Autorin hat hier Potential verschenkt. Ihr Stil gefiel mir sehr gut, leicht, aber auch mit spitzer Feder erzählt sie Vivians Geschichte; diese erzählt aus der Ich-Perspektive, und der Ton passt gut zu ihrer Persönlichkeit. „City of Girls“ ist ein runder Roman, der Spaß macht und unterhält, dem etwas Tiefgang aber nicht geschadet hätte.

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Veröffentlicht am 17.05.2020

Palais de la femmes

Das Haus der Frauen
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Vor nahezu 100 Jahren herrscht in Paris Armut und große Wohnungsnot. Die weibliche Bevölkerung trifft das besonders, sind die Frauen oft noch für ihre Kinder verantwortlich und rutschen schnell in die ...

Vor nahezu 100 Jahren herrscht in Paris Armut und große Wohnungsnot. Die weibliche Bevölkerung trifft das besonders, sind die Frauen oft noch für ihre Kinder verantwortlich und rutschen schnell in die Prostitution ab. Blanche Peyron und ihr Mann wollen dem nicht mehr zusehen, sie planen ein leerstehendes Gebäude in eine Zufluchtsstätte für Frauen umzuwandeln. Genau in diesem Palast der Frauen arbeitet die Anwältin Solène ehrenamtlich und sieht mit eigenen Augen, welch Elend es auch in der heutigen Zeit noch gibt.
Laetitia Colombani richtet in ihrem neuen Roman das Augenmerk auf eine taffe Frau, die sich in Zeiten als man als Frau noch hinter den Herd und in die Kinderstube gehörte, für ihre Geschlechtsgenossinnen aufopferte. Der Lebensgeschichte von Blanche und ihrer Arbeit kann man gar nicht genug Tribut zollen. Ihr Erzählstrang nimmt zwar nicht so viel Raum ein, hat mich aber trotzdem tief beeindruckt. Die Früchte ihrer Arbeit kann man noch heute bewundern, auch wenn kaum jemand ihren Namen kennt. Doch auch der Erzählstrang um Solène ist berührend, denn die vielen Schicksale, die sich im Frauenhaus versammeln, können niemanden kalt lassen. Solène selbst fand ich als Figur ganz ok, hätte mir aber etwas mehr Tiefe gewünscht, nicht immer wirkt ihre Figur ganz stimmig. Colombani erzählt ihre Geschichte emotional gefärbt, ohne zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken. Ich mag ihren Stil sehr gerne. „Das Haus der Frauen“ hat mir bis auf Kleinigkeiten wirklich gut gefallen, auf jeden Fall ist jetzt aber meine Neugier was die Peyrons angeht geweckt.

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