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Veröffentlicht am 15.09.2016

Klarheit um Klarstein?

Der kalte Saphir
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Erzählt wird die Geschichte und das tragische Ende einer Band namens Klarstein, die von 1977 bis 1981 in Berlin erfolgreich war. Sie bestand aus Jerome, einem eigenwilligen und charismatischen Sänger, ...

Erzählt wird die Geschichte und das tragische Ende einer Band namens Klarstein, die von 1977 bis 1981 in Berlin erfolgreich war. Sie bestand aus Jerome, einem eigenwilligen und charismatischen Sänger, der Drummerin Zed, Gitarrist Sven und Keyboarder Herb. Alle vier zogen zur Gründung der Band gemeinsam in eine alte Berliner Villa ein, die Sebastian Winter durch eine Erbschaft erwerben konnte. Sebastian wurde der Tontechniker der Band. In der Silvesternacht 1981 wurde Jerome im Keller der Villa erschossen. Der Fall konnte nie geklärt werden: die Drummerin Zed wurde von Sebastian vor Ort blutverschmiert angetroffen, ist aber noch in der Nacht spurlos aus Berlin verschwunden. Es gab nur die Schilderung von Sebastian über den möglichen Verlauf, die zeitlichen Zusammenhänge konnten von Herb bestätigt werden. Seither rätselt die Musikwelt, was sich wirklich zugetragen hat. Stimmt Sebastians Schilderung oder ist er selbst der Mörder? Warum und wohin ist Zed verschwunden, lebt sie überhaupt noch?

Jule Sommer ist Musik-Journalistin und bemüht sich seit einiger Zeit, Sebastian Winter zu einem Interview zu bewegen. Dieser lebt zurückgezogen auf einer griechischen Insel. Überraschenderweise bekommt Jule von ihm die Einladung, im Juli 2015 nach Griechenland zu kommen, da er bereit sei, die Bandgeschichte veröffentlichen zu lassen.
Der Leser und auch Jule fragen sich, warum Winter nach über 30 Jahre endlich die wahre Geschichte erzählen will. Wird dieses Interview möglicherweise zu einem Mordgeständnis? Ist irgendwas geschehen, dass Winter veranlasst, jetzt alles aufzudecken? Aus meiner Sicht waren es Ereignisse im Frühjahr des Jahres 2015, die Winter zu diesem Entschluss gebracht haben. Sebastian bekam Briefe von Zed, die ihn auffordern, an Orte zurückzukehren, die damals für die Band von Bedeutung waren. Er ist hin- und hergerissen, ob Zed vielleicht noch lebt und er sie dort antreffen kann. Der Pilot Nils hat den Auftrag, Sebastian nach Nizza und später nach Paris, Amsterdam und Berlin zu fliegen und ihn dort zu begleiten.

Die Begegnung von Sebastian und Jule im Sommer auf Griechenland kam mir vor wie ein Kammerspiel. Ein permanentes Abwägen der beiden, wer sich wie verhält. Und Zweifel, ob dabei tatsächlich Klarheit in den alten Fall gebracht wird. Sebastian erzählt parallel die Rückblicke in die 80er und die Erlebnisse mit Nils in diesem Frühjahr. So baut sich, leider manchmal etwas schleppend, die ganze Geschichte bis zum Finale auf. Für mich entscheidend war, dass der Leser am Ende doch mit einer Aufklärung bedient worden ist, deshalb von mir 3 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Nicht stimmig

Night Falls. Du kannst dich nicht verstecken
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Nicht stimmig – das fängt schon mit dem Cover an. Mein erster Eindruck war sehr positiv. Das Erscheinungsbild des Buches hebt sich vom Durchschnitt ab. Die Farben, die Abbildung und besonders die hervorgehobene ...

Nicht stimmig – das fängt schon mit dem Cover an. Mein erster Eindruck war sehr positiv. Das Erscheinungsbild des Buches hebt sich vom Durchschnitt ab. Die Farben, die Abbildung und besonders die hervorgehobene Schrift ergeben ein ansprechendes Gesamtbild. Aber wenn man in der Geschichte drin ist erkennt man gleich die Abweichung: Es spielt in dem Haus inmitten eines gewaltigen Schneesturms, während das Cover in sattem Grün dargestellt ist.

Der Anfang war vielversprechend. Auf der einen Seite erleben wir die Familie von Sandy und Ben mit ihrer 15-jährigen Tochter Ivy. Auf der anderen Seite die geplante Flucht der beiden Häftlinge Nick und Harlan. Dem Leser ist klar, dass die beiden Ereignisse sich aufeinander zu bewegen. Schon der Klappentext verrät, das die beiden Ausbrecher in das Haus der Familie eindringen, zunächst mit dem Plan, sich dort gut auszustatten und ihre Flucht durch die winterliche Natur fortzusetzen.
Doch ab dem Eindringen der Häftlinge in das Haus wird alles sehr langatmig. Wohl um Spannung zu erzeugen wird gerne beschrieben, dass eine der Frauen sich zu Tode erschreckt oder erstarrt, obwohl es nicht direkt zur Handlung passt. Einfach zu theatralisch. Die Handlungweise und Aussagen aller Beteiligten wirkten auf mich oft unlogisch oder unpassend. Ein Beispiel: der Anblick von blutgefärbtem Schnee unter dem gerade zwei Leichen begraben wurden mutet für die Tochter an wie ein Disneyfilm mit Beschreibungen wie “durch eine gute Fee zauberhaft rosa geworden” oder “Ivy kam sich vor wie in einer Eiscremewelt”.
Nach 300-400 Seiten hat man als Leser gefühlt schon Tage dieser Geiselnahme miterlebt, aber es spielt sich immer noch in der Nacht ab, in der die beiden Häftlinge nach dem Abendessen ins Haus eingedrungen sind.

Begleitend gab es Kapitel, die die Kindheit Nicks beschreiben. Bei vielen Mitlesern der Leserunde waren diese der interessanteste Teil des Buches. Tatsächlich gab es Erklärungen, wie Nick zu diesem Menschen bzw. Unmenschen geworden ist. Für mich waren diese Kapitel eher schwer zu ertragen. Barbara, eine vollkommen gestörte Mutter die ihren Liebling Nicky anhimmelt und alle Brutalitäten und Gemeinheiten vertuscht und ignoriert.

Nicht stimmig auch für mich das Ende. Die Handlungen bleiben unverständlich und konnten für mich die Geschichte nicht mehr auf einen guten Weg bringen. Das Buch war gut zu lesen aber der Inhalt hat mich nicht überzeugt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Schattenseiten des Sommers

Die Eismacher
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Ich hatte schon davon gehört, dass es viele Eismacher in Norditalien gibt, die seit Jahren bzw. schon seit Generationen in Deutschland Eisdielen betreiben und nur die Wintermonate zuhause verbringen. Was ...

Ich hatte schon davon gehört, dass es viele Eismacher in Norditalien gibt, die seit Jahren bzw. schon seit Generationen in Deutschland Eisdielen betreiben und nur die Wintermonate zuhause verbringen. Was das aber für die Familie bedeutet, hatte ich nicht geahnt: Die italienischen Dörfer sind den ganzen Sommer über fast verwaist, bis im Winter wieder alle da sind und normalen Alltag leben. Die Kinder bleiben anfangs bei den Großeltern, ab dem Vorschulalter gehen sie in ein Internat und verbringen dann die Sommerferien bei ihren Eltern im Ausland. Zum Schmunzeln fand ich, dass in den Eismacher-Dörfern in fast jeder der Familien die Geschichte erzählt wird, wie ihre Urgroßväter quasi das Eismachen erfunden haben.

Erzählt wird der Roman von Giovanni, dessen Eltern in Rotterdam eine florierende Eisdiele betreiben. Er, der ältere von zwei Brüdern, entdeckt seine Liebe zur Poesie, entscheidet sich gegen die Eisbranche und nimmt ein Literatur-Studium in Amsterdam auf. Sein Bruder Luca ist dadurch gezwungen, die Eisdiele weiterzuführen, er bricht seine Kommunikation mit Giovanni über viele Jahre ab. Auch die Eltern haben wenig Verständnis, dass Giovanni die Familentradition verlässt. Für Giovanni ist es schwer mit den Anfeindungen seines Vaters und das Ignoriert-werden durch seinen Bruder zurechtzukommen. Für ihn ist seine Berufswahl stimmig, aber niemand in seiner Familie akzeptiert dies. Ich hätte der Familie gewünscht, dass sie sich gegenseitig als Mensch mit Fähigkeiten und Neigungen besser annehmen könnten. Sowohl die Eltern als auch der Bruder Luca hätten irgendwann die Entscheidung Giovannis akzeptieren müssen und ihn nicht nur als Verräter der Tradition bewerten dürfen. Ich fand es tragisch, dass die Eisdiele die ganze Familie ausbeutet und unglücklich macht. Ich hoffe, das ist nicht auf alle Eismacher-Familien übertragbar.

Das Buch hatte nicht immer einen flüssigen Schreibstil. So gab es ein langes Kapitel über Gedichte, Literatur und die Arbeit Giovannis. Irgendwie alles aneinandergereiht und durch die tatsächliche Länge dieses Kapitels erschien es endlos. Später folgte ein Kapitel mit Aneinanderreihungen von Hotelzimmer-Beschreibungen. Dadurch wurde das Lesen zäh und schleppend und hat mein Interesse am Buch ausgebremst. Den Schluss fand ich wieder interessanter, aber es bleibt für mich der Nachgeschmack, dass diese Familie über Generationen in der beruflichen Verpflichtung unglücklich und gefangen war.

Veröffentlicht am 15.09.2016

In Todesangst

In Todesangst
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Schon von der Kurzbeschreibung her ist klar, dass es hier um die Suche nach einer verschwundenen Tochter geht. Die Geschichte wird vom Vater in der Ich-Form erzählt und beginnt unmittelbar an dem Morgen, ...

Schon von der Kurzbeschreibung her ist klar, dass es hier um die Suche nach einer verschwundenen Tochter geht. Die Geschichte wird vom Vater in der Ich-Form erzählt und beginnt unmittelbar an dem Morgen, an dem Tim seine Tochter Sydney das letzte Mal sieht. Er realisiert, dass etwas nicht stimmt und sucht gleich auf eigene Faust nach seiner Tochter. Es stellt sich schnell heraus, dass es einige Unstimmigkeiten gibt: Im Hotel, in dem Syd angeblich jobbt, kennt sie niemand. Er merkt, dass er einiges aus dem Leben seiner Tochter gar nicht kennt.

Es werden eine Menge Personen ins Spiel gebracht, die fast alle im Laufe der Geschichte mit kleineren bis großen Verbrechen in Verbindung stehen. Der Leser/Hörer begleitet Tim, der immer verzweifelter sucht. Es gibt ständig neue Wendungen, die den Fall immer mysteriöser machen. Die anfängliche Unterstützung durch die Polizei schlägt schnell in Ermittlungen gegen Tim um.

Da ich das Hörbuch gehört habe, kamen mir die Geschwindigkeit und die Veränderungen in den Ermittlungen wohl noch schneller vor. Die Spannung hält an bis zum Schluß, wobei ich die eigentliche Auflösung des Falls als ziemlich konstruiert ansehe. Insgesamt nicht schlecht, wobei mir persönlich "Ohne ein Wort" besser gefallen hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Holmes und Watson

Holmes und ich – Die Morde von Sherringford
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Nach den Kino- und ARD-Verfilmungen von Sherlock sind mir die beiden Engländer auch ans Herz gewachsen. Mittlerweile weiß ich, dass echte Fans jeden Fall genauestens kennen und dass beispielsweise der ...

Nach den Kino- und ARD-Verfilmungen von Sherlock sind mir die beiden Engländer auch ans Herz gewachsen. Mittlerweile weiß ich, dass echte Fans jeden Fall genauestens kennen und dass beispielsweise der Reichenbachfall in der Schweiz durch Sir Arthur Conan Doyle Weltruhm erlangt hat. Und nun die Buchidee, dass Holmes und Watson tatsächlich gelebt haben und es deshalb auf beiden Seiten Nachfahren gibt, die mit dem Ruhm der beiden Helden weiterleben.

James Watson kommt mittels eines Stipendiums nach Amerika an ein Elite-Internat. Er weiß, dass dort ein Sproß der Holmesfamilie, nämlich Charlotte, studiert. Das ist eigentlich der wichtigste Anreiz für James, von seinem geliebten London wegzugehen. Im Internat trifft Watson bald auf Holmes und gerät in eine Schlägerei, weil er Charlotte gegen Pöbeleien eines widerlichen Mitschülers mit Fäusten verteidigt. Genau dieser Mitschüler wird wenig später ermordet und viele Spuren zeigen auf Holmes und Watson als Mordverdächtige. Charlotte hat schon Erfahrungen in der Aufklärung von Verbrechen gesammelt und die beiden schließen sich zusammen, um ihre Unschuld zu beweisen.

Leider fand ich den weiteren Verlauf der Ereignisse und den Ermittlungsansätzen von Holmes und Watson etwas zäh und langatmig. Die viel zu langen Kapitel haben dies noch gefördert. Ein bißchen fade fand ich, dass Watson Charlotte zwar anhimmelt, aber doch die ganze Zeit an ihr zweifelt und immer wieder in Betracht zieht, dass sie evtl. doch eine Mörderin sein könnte. Dem Leser ging es teilweise so wie Watson, der ständig versucht zu hinterfragen, dem aber alle wichtigen Erkenntnisse vorenthalten werden. Irgendwie hat dann Charlotte mit Hilfe ihres Bruders und dessen dubiosen Helfern alles ermittelt und die Fälle geklärt.
Also die Grundidee des Buches und besonders die Besetzung des Mädchens Charlotte für Sherlock fand ich gut, der eigentliche Fall hat mich nicht überzeugt.