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Veröffentlicht am 04.09.2020

Auf zur Wiesn nach München

Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis
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Colina arbeitet als einfaches Schankmädchen in Lochners Bierstube. Als Kellnerin kann man sich nur mit Trinkgeldern und den Gelüsten der Gäste den Lebensunterhalt verdienen. Feste Löhne werden nicht gezahlt. ...

Colina arbeitet als einfaches Schankmädchen in Lochners Bierstube. Als Kellnerin kann man sich nur mit Trinkgeldern und den Gelüsten der Gäste den Lebensunterhalt verdienen. Feste Löhne werden nicht gezahlt. Doch Colina will mehr, denn sie hat festgestellt, dass die feine Gesellschaft von München auch nur mit Wasser kocht und bewirbt sich als Anstandsdame für die junge Clara. Durch einen Trick bekommt sie die Stelle bei dem Brauereibesitzer Curt Prank. Dieser versucht Macht und Einfluss zu erlangen, in dem er seine Tochter Clara mit Anatol Stifter, den Vorstandsvorsitzenden der größter Münchner Brauerei, zu verheiraten. Doch die eigenwillige Clara hat andere Vorstellungen und verschwindet spurlos. Danach zerschlagen sich die Träume von Colina als Anstandsdame und sie findet sich als Schankmädchen auf dem Oktoberfest wieder, wo die Bierbrauer ihre geschäftlichen sowie privaten Konflikte austragen.

Als Nordlicht war ich bisher noch nie in München auf dem Oktoberfest, so dass mich der historische Roman von der ersten Seite in seinen Bann gezogen hat. Petra Grill hat mich auf eine spannende Zeitreise mitgenommen, so dass ich an dem Oktoberfest 1900 teilnehmen konnte. Mich hat fasziniert mit welchen detaillierten Beschreibungen die Autorin die damalige Zeit sehr authentisch aufleben lässt. Neben den bildhaften Schreibstil werden viele interessante historische Fakten mit der Geschichte verwoben. Bekannte Persönlichkeiten wie König Otto von Bayern und Franziska zu Reventlow treten auf und auch die Völkerschauen, die es damals in Deutschland und auf dem Oktoberfest gab, finden Erwähnung. Aber auch die wirtschaftliche sowie politische Situation fließen neben dem Frauenrecht und den Arbeitsbedingungen mit ein. Gleichzeitig spielt die neue Technologie, der Kinematograph, eine wichtige Rolle.

Für mich war der Ausflug zur Wiesn nach München allerbeste Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 16.08.2020

Die Suche nach den Wurzeln

Die Sündenbraut
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In dem neuen Buch von Manuela Schörghofer begeben wir uns auf eine Zeitreise ins 13. Jahrhundert. Nach dem Mord an ihren Eltern wächst Fenja bei Runhild auf. Sie tritt in die Fußstapfen ihrer Ziehmutter ...

In dem neuen Buch von Manuela Schörghofer begeben wir uns auf eine Zeitreise ins 13. Jahrhundert. Nach dem Mord an ihren Eltern wächst Fenja bei Runhild auf. Sie tritt in die Fußstapfen ihrer Ziehmutter und trägt die Sünden der Verstorbenen gleichzeitig bietet sie ihre Heilkünste an. Runhild hat Fenja nie etwas über ihre Herkunft verraten. Als Runhild durch einen Messerstich getötet wird, kann sie Fenja nur noch ein mit einem Wappen besticktes Tuch geben. Fenja begibt sich auf die Suche, um mehr über das Wappen und ihrer Familie herauszufinden.

Auf ihrer Reise trifft Fenja auf Gerald, der im geheimen Auftrag von Kaiser Friedrich unterwegs ist. Er soll eine neuartige Waffe besorgen und erhofft sich nach Erledigung Reichtum, um zu heiraten. Beide sehen einen Vorteil darin, gemeinsam unterwegs zu sein. Doch kann Fenja Gerald trauen, denn er scheint nicht der zu sein, für den er sich ausgibt?

Nach „Die Klosterbraut“ konnte mich auch der zweite historische Roman von Manuela Schörghofer von Anfang an fesseln. Die Protagonisten wirken lebendig und authentisch. Sehr gut konnte ich mir die Handlungsorte vorstellen. Die Handlung selbst ist sehr abwechslungsreich und ausführlich beschrieben. Neben Spannung kommt auch die Liebe nicht zu kurz, so dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Ein Verzeichnis der handelnden Personen sowie historische Figuren, damalige sowie heutige Orts- und Flussbezeichnung und ein Glossar, das bestimmte Begriffe erläutert, runden die Geschichte ab.

Mir hat es viel Spaß bereitet, Fenja bei der Suche nach ihren Wurzeln zu begleiten. Wer gerne historische Romane liest und spannende Geschichten mit einer starken Protagonistin liebt, dem empfehle ich gern dieses Buch.

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Veröffentlicht am 02.08.2020

Fesselnde Nachkriegsgeschichte zur Zeit des Kalten Krieges

Kinder ihrer Zeit
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1945 macht sich Rosa gemeinsam mit ihren Zwillingen Emma und Alice auf den Weg von Ostpreußen nach Westen. Unterwegs erkrankt Alice und sie suchen Hilfe in einem Bauerhaus. Rosa und ihre Tochter Emma versuchen ...

1945 macht sich Rosa gemeinsam mit ihren Zwillingen Emma und Alice auf den Weg von Ostpreußen nach Westen. Unterwegs erkrankt Alice und sie suchen Hilfe in einem Bauerhaus. Rosa und ihre Tochter Emma versuchen auf einem Nachbarhof an Lebensmitteln zu gelangen. Auf dem Rückweg sehen sie den Bauernhof in Flammen und es gibt keine Spur von Alice. Zwölf Jahre später treffen Emma und Alice sich wieder. Emma lebt in Westberlin und Alice im Ostteil der Stadt. Bei den beiden Schwestern macht sich die unterschiedliche Erziehung bemerkbar. Emma würde Alice doch gern nach Westberlin holen, aber diese glaubt an den Sozialismus. Durch Alice lernt Emma den Ostberliner Physiker Julius Laackmann kennen und lieben. Als Julius Zeuge der Entführung seines Freundes auf offener Straße in Westberlin wird, gerät er zwischen die Fronten der Geheimdienste.

Das Buch beginnt in Ostpreußen im Jahr 1945 und wechselt dann ab 1950 nach Berlin und endet im August 1961. Es ist die Zeit des Kalten Krieges zwischen Ost und West. Unterschiedliche Geheimdienste versuchen Spitzel zu rekrutieren, um an Informationen zu gelangen. Interessant fand ich die Arbeit der Kampftruppe gegen Unmenschlichkeit, einer Gruppierung deren Tätigkeit mir bisher nicht bekannt war. Am Leben von Emma und Alice erfährt man nicht nur viel über den damaligen Grenzverkehr zwischen Westberlin und der DDR, sondern auch etwas über die ungleiche Entwicklung der beiden Schwestern, die jeweils durch ein anderes System geprägt wurden. Die Autorin lässt Geschichte lebendig werden.

Die unterschiedlichen Charaktere sind sehr facettenreich gezeichnet. Durch den flüssigen und informativen Schreibstil fliegen die Seiten nur so dahin. Sehr gekonnt sind Wahrheit und Fiktion verwoben, so dass mich das Geschehen von Beginn an gefesselt hat.

Für mich ist Claire Winter ein Garant für spannende und gut recherchierte Geschichten und sie konnte mich wieder mit ihrem neuen Buch „Kinder der Zeit“ überzeugen.

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Veröffentlicht am 24.07.2020

Ein Weingut zwischen Saale und Unstrut

Saale Premium - Stürme über dem Weinschloss (Die Weinschloss-Saga 1)
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Schon nach wenigen Seiten fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt. Die Geschichte führt den Leser ins Jahr 1880 nach Freyburg zwischen Saale und Unstrut. Aenne Strauß weiß alles über die Reben, da ...

Schon nach wenigen Seiten fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt. Die Geschichte führt den Leser ins Jahr 1880 nach Freyburg zwischen Saale und Unstrut. Aenne Strauß weiß alles über die Reben, da ihr Vater sie immer mit in die Weinberge genommen hat, aber als Frau kann sie kein Weingut führen. Aenne sollte möglichst einen Mann mit Weinverstand heiraten, aber bisher ist ihr der Richtige noch nicht über den Weg gelaufen. Als Oskar Nimmrod um ihre Hand anhält, gibt sie ihm zum Leidwesen ihrer Eltern einen Korb, denn sie möchte nur einen Mann heiraten, den sie liebt. Dann lernt sie Clemens Volk kennen und lieben. Ihr Vater verweigert die Zustimmung zur Heirat, da Clemens verwandtschaftlich mit der Sektkellerei Kloss & Foerster verbunden ist. Zwischen den Winzerfamilien gibt es Rivalitäten. Wie wird sich die Beziehung zwischen Aenne und Clemens allen Widerständen zum Trotz weiter entwickeln?

Die Geschichte ist flüssig und leicht geschrieben, so dass die Seiten nur so dahin fliegen. Schnell fühlte ich mich in den Bann dieser Reise in die Vergangenheit gezogen. Das Buch ist in vier Teile gegliedert, die sich über einen Zeitraum von 1880 bis 1898 erstrecken. Vor jedem Abschnitt gibt es ein Rezept, das sich mit der Thematik Wein und Sekt befasst, so dass die Leserschaft passend eingestimmt wird.

Nebenbei lernt man viel über den Weinanbau und die Entstehung von Sekt. Gleichzeitig hat die Autorin Paula Seifert die Anfänge der Sektkellerei Rotkäppchen mit der Handlung um Aenne Strauß verwoben.

Aenne ist eine starke Frau, die ihr Leben selbst bestimmen möchte, was zu der damaligen Zeit natürlich nicht einfach war. Sie wollte nicht nur das ganz normale Leben einer Hausfrau und Mutter führen, sondern auch Wein herstellen. Trotz verschiedener Rückschläge schafft Aenne es immer wieder gestärkt hervorzutreten und neu zu beginnen.

Ein angenehmer Reihenauftakt, der Lust auf die nächsten Bände macht.

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Veröffentlicht am 24.07.2020

Die Suche nach der Wahrheit

Zwei fremde Leben
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Die Handlung führt die Leserschaft nach Dresden ins Jahr 1973. Steffen Weber ist entsetzt, als er vom Krankenhaus informiert wird, dass seine Lebensgefährtin Ricarda Raspe eine Todgeburt hat. Als er seine ...

Die Handlung führt die Leserschaft nach Dresden ins Jahr 1973. Steffen Weber ist entsetzt, als er vom Krankenhaus informiert wird, dass seine Lebensgefährtin Ricarda Raspe eine Todgeburt hat. Als er seine Verlobte außerhalb der Besuchszeit sehen will, darf er nicht bei ihr bleiben, um sie zu trösten und kann auch das Kind nicht sehen. Ricarda ist fest davon überzeugt, dass ihre Tochter lebt, denn alles deutet darauf hin, dass sie Opfer eines von der Regierung angeordneten Kindesentzugs geworden ist. Ricarda kann ihr Kind nicht vergessen und man versucht von allen Seiten sie ruhig zu stellen. In der DDR waren ihr die Hände gebunden, sollte die neue Zeit ihr nun die Chance geben, Nachforschungen anzustellen?
Der Polizist Thomas Rust kann die Zweifel von Ricarda verstehen und beginnt eigenmächtig nach Spuren zu suchen.
Durch einen Streit mit ihren Eltern erfährt die junge Claudia Behling, dass sie adoptiert worden ist. Sie stellt sich die Fragen, wer bin ich und warum hat mich meine Mutter nach der Geburt weggegeben? Als die Mauer fiel macht auch Claudia sich auf die Suche nach der Wahrheit.

Die Kriminalromane von Frank Goldammer kenne ich bereits, aber mit diesem Buch hat er mich sehr überrascht. Ich konnte es schwer aus der Hand legen.

Das Buch spielt auf unterschiedlichen Zeitebenen, die durch Kapitelüberschriften gut erkennbar sind. Gleichzeitig sind die jeweiligen Zeitströmungen und die Ortsbeschreibungen gut herausgearbeitet, so dass man das Gefühl hat direkt vor Ort zu sein. Sehr gekonnt hat der Autor eine fiktive Geschichte mit der noch nicht aufgearbeiteten Thematik des staatlich organisierten Kindesentzugs und Zwangsadoptionen in der DDR verwoben. Zur DDR-Zeit ist das Misstrauen ständig spürbar, gleichzeitig fühlt sich jeder bei den Nachforschungen verfolgt. Aber auch nach der Wende ist es nicht erwünscht im Schlick der DDR-Vergangenheit zu stochern. Gleich wohl ist unterschwellig wahrnehmbar die Bevormundung durch die Westdeutschen.

Dieser emotionale Roman über ein wichtiges Stück verdrängte DDR-Geschichte hat mir sehr gut gefallen und wirkt noch lange nach.

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