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Veröffentlicht am 18.08.2020

Wenn alles zusammenbricht

Was uns verbindet
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„Was uns verbindet“ beschreibt, wie die Familie Olander nach einem herben Verlust umgeht. Zur Familie gehören die Frau Jaya, eine Inderin, der Mann Keith sowie die Kinder Karina und Prem. Alles läuft bei ...

„Was uns verbindet“ beschreibt, wie die Familie Olander nach einem herben Verlust umgeht. Zur Familie gehören die Frau Jaya, eine Inderin, der Mann Keith sowie die Kinder Karina und Prem. Alles läuft bei ihnen wie geplant. Alle sind gesund und können sich ein Leben leisten, wie sie es sich immer wünschten. Als nun diese Tragödie geschah, fällt alles auseinander. Jeder geht seinen eigenen Weg und versucht, mit dem Trauma fertig zu werden. Ein Miteinander gibt es nicht mehr, alle gehen stumm ihren eigenen Weg.

In dem Roman geht es hauptsächlich um die Tochter Karina. Sie leidet besonders und versucht krampfhaft, wieder ins Leben zurückzufinden. Der Leser erfährt einiges über Indien und der Religion, die dort den Menschen Zuflucht und Trost gibt. Aber auch die Machenschaften von selbsternannten Erlösern kommen zur Sprache. Sektenführer, die ganz bewusst traumatisierte junge Menschen suchten, um sie für ihre Zwecke auszunutzen. Sie sind bestens in der Manipulation von jungen Menschen geschult. Wie gefährlich das ist, erfährt die Tochter leider hautnah. Ein wenig über die Zucht und Verarbeitung von Cannabispflanzen erfährt der Leser übrigens ebenfalls.

Keith und Jaya sind in ihrem eigenen Schmerz gefangen. Sie achten dabei kaum auf Karina und das führt fast zur erneuten Katastrophe. Wie viele Jugendlichen in ähnlichen Situationen sich selbst Verletzungen zufügen, das belegen etliche Statistiken und auch dieses Problem kommt in „Was uns verbindet“ zur Sprache. Und dann sind da noch die Probleme der Hautfarbe. Menschen mit indischen Wurzeln sind halt dunkler als „Weiße“ und das führt zuweilen dazu, dass sie schief angeschaut werden. Sie fühlen sich dann nicht willkommen und denken, sie gehören nicht dazu.

Für mich gab es zu viele Themen, welche die Autorin hier verarbeitete. Einige sind sehr ausführlich beschrieben und andere wiederum nur am Rande erwähnt. Aus dem Grund gebe ich nur vier Sterne und eine Leseempfehlung vornehmlich für junge Leute.

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Veröffentlicht am 14.08.2020

Literarisch ein Hochgenuss

Die Richterin
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Gabrielle ist Richterin. Sie sitzt an ihrem Schreibtisch und studiert Akten. Vermutlich leiden ihre Augen unter der trockenen Büroluft und dem dauernden Lesen der Schriftstücke. Der Arzt, dessen Gutachten ...

Gabrielle ist Richterin. Sie sitzt an ihrem Schreibtisch und studiert Akten. Vermutlich leiden ihre Augen unter der trockenen Büroluft und dem dauernden Lesen der Schriftstücke. Der Arzt, dessen Gutachten sie las, scheint wohl ein Freund der Flüchtigen zu sein. Interessant, wie das Für und Wider der Betroffenen beschrieben wird. Und das ist wohl nicht nur bei Afghanistan der Fall. Sehr schwierig, hier das richtige Urteil zu fällen. Gerechtigkeit gibt es wohl nur selten. 
Für mich ein schwer zu lesendes Buch, obwohl ich mich so langsam an den Stil gewöhne. Die Autorin lässt den "roten Faden" vermissen und das Fehlen von Anführungsstrichen bei Dialogen erfordert hohe Konzentration. Es scheint keine oberflächliche Ehe zu sein und die beiden haben wohl schon einiges mitgemacht. Dass er ihr aber nun untersagt, vor einer bestimmten Zeit die gemeinsame Wohnung zu betreten, das finde ich doch sehr merkwürdig.

„Die Richterin“ ist ein Buch, das seine Leser fordert. Zum Nachdenken, zur Konzentration und es ist keineswegs ein Werk, das er nur mal so und nebenbei lesen kann. Hier gibt es einige Fakten, die nachdenklich stimmen. Warum lässt sich diese intelligente Frau so sehr von ihrem Bruder beeinflussen? Welche Gedanken treiben sie um, wenn sie ein Urteil über das Bleiberecht eines Flüchtigen zu fällen hat? Sprachlich ist es ein Genuss, dieses Buch zu lesen. Wobei mir persönlich der rote Faden fehlt. Die Autorin schweift häufig ab und mir fällt es zuweilen schwer, ihren Gedankengängen zu folgen. Vier Sterne gebe ich aber sehr gerne und empfehle es allen Lesern, die anspruchsvolle Literatur mögen.

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Veröffentlicht am 14.08.2020

Spannende Unterhaltung mit überraschendem Ende

Hagebuttenblut
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Nachdem mir das „Löwenzahnkind“ gut gefiel, freute ich mich auf das neue Buch der Autorin. Auch hier ist Charlie die Hauptperson und reist mal wieder in ihre Heimatstadt. Dieses Mal nicht im Auftrag ihrer ...

Nachdem mir das „Löwenzahnkind“ gut gefiel, freute ich mich auf das neue Buch der Autorin. Auch hier ist Charlie die Hauptperson und reist mal wieder in ihre Heimatstadt. Dieses Mal nicht im Auftrag ihrer Vorgesetzten, sondern als Beistand für ihre beste Freundin. Dass sie dabei auch einen Cold Case Fall im Hinterkopf hat, das ist ihr wohl selbst zunächst nicht bewusst. Vor 30 Jahren verschwand ein junges Mädchen und bis heute weiß niemand, was aus ihr wurde und ob sie eventuell noch lebt.

Auch bei diesem Thriller konnte mich die Autorin bestens unterhalten. Es gab immer wieder spannende Momente und nicht nur einmal dachte ich, dass der Täter gefunden ist. Aber nein, so leicht war es nicht und erst kurz vor Beendigung des Buches, kam die Auflösung des Falles. Was Charlie in ihrer Kindheit erlebte, wird hier sehr ausführlich beschrieben. Ihre Mutter war ein spezieller Charakter und immer mal wieder fragte ich mich, was sie mit dem Verschwinden des Mädchens zu tun hat.

Es ist das zweite Buch der Autorin, welches sich um die Hauptperson Charlie und deren Heimatort dreht. Dabei gefiel es mir besser als der Vorgänger. Ich empfand noch mehr Verständnis für sie, weil die Eskapaden der Mutter ausführlicher beschrieben wurden. Dabei ist es nicht so, dass ich die Frau verachte. Nein, sie ist ein Opfer ihrer Umgebung und merkt nicht, dass ihre Tochter am meisten leidet. Vier Sterne und eine Leseempfehlung für Freunde spannender Thriller mit Tiefgang, gebe ich hier.

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Veröffentlicht am 14.08.2020

Als Grafen noch über ihre Untertanen herrschten

Der Turm aus Licht
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Für heutige Verhältnisse wohl kaum vorstellbar, dass der Bau eines Kirchenturms tatsächlich 60 Jahre dauerte. Kein Wunder also, dass er bis heute als Meisterwerk der Baukunst gilt und zu den schönsten ...

Für heutige Verhältnisse wohl kaum vorstellbar, dass der Bau eines Kirchenturms tatsächlich 60 Jahre dauerte. Kein Wunder also, dass er bis heute als Meisterwerk der Baukunst gilt und zu den schönsten Denkmälern zählt. Es begann im Jahr 1270 als Baumeister Gerhard mit seiner Gemahlin nach Freiburg eilte. Er war der erste Verantwortliche bei der Gestaltung der mächtigen Kathedrale und konnte trotz seiner Mühe nicht erleben, wie sie vollendet wurde. Aber es gab weitere kluge und fleißige Männer, die sich nicht beirren ließen und schlussendlich dazu beitrugen, dass im Jahr 1330 die Einweihung gefeiert wurde.

Astrid Fritz schuf mit ihrem Roman ein Meisterwerk. Sie verstand es nahezu perfekt, den Werdegang des Bauwerks ins Leben zu erwecken. Da gab es zunächst die ausführlichen Beschreibungen der Arbeiten von Bildhauern und Steinmetzen. Worauf mussten sie achten und welche Sicherheiten bauten sie ein, dass das hohe Gebäude vor Einsturz bewahrt wurde?

Es gab viele Hürden, die zu überwinden waren. Nach anfänglicher Begeisterung für das gotische Bauwerk und als klar wurde, wie hoch die Kosten werden, wollten Grafen und Kirchenfürsten von ihrer Zusage zur Finanzierung zurücktreten. Das Volk musst hart kämpfen und der Zwist forderte auch Opfer. Und damit der Roman auch das ist, was Leser von ihm erwarten können, gab es zudem Geschichten über unerfüllte Liebe und arrogante Verhaltensmuster von Kirchenoberen und Grafen.

Mir gefiel das Hörbuch gut. Allerdings hätte es meiner Meinung nach etwas weniger Pathos vertragen. Besonders zum Schluss nahmen die Verwicklungen der Liebenden doch zu viel Raum ein und der Bau der Kirche trat in den Hintergrund. Die Sprecherin Svenja Pages trug dazu bei, dass ich dieses Buch in bleibender Erinnerung behalten werde.

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Veröffentlicht am 14.08.2020

Ein sehr persönliches Buch

Der Krieg in mir - Das Buch zum Film
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Sebastian Henzel ist der Autor des Buches „Der Krieg in mir“ und drehte auch den gleichnamigen Film. Begründet hat er diese Aktion mit seinen Alpträumen, die sich alle um Krieg und Verderben drehen. Er ...

Sebastian Henzel ist der Autor des Buches „Der Krieg in mir“ und drehte auch den gleichnamigen Film. Begründet hat er diese Aktion mit seinen Alpträumen, die sich alle um Krieg und Verderben drehen. Er vermutet, dass es mit den beiden Großvätern zusammenhängt, die beide als junge Männer eingezogen wurden. Mehrere Reisen unternimmt er zu den Stätten der Vergangenheit und zu einer begleitet ihn auch sein Vater. Wird er die schlimmen Erlebnisse der Vorfahren erkennen und gleichzeitig wahrnehmen, wie eng sie mit seinem heutigen Leben im Zusammenhang stehen?


Beim Lesen des Buches kam ich mir zuweilen vor wie ein Voyeur. So persönlich ist es geschrieben. Was mich allerdings noch viel mehr beschäftigt ist die Tatsache, dass ich es ausgerechnet jetzt las. Der Autor schreibt von seinen Erlebnissen in Belarus und jeder aufmerksame Mensch, der das Weltgeschehen verfolgt weiß, was dort momentan los ist. Also stimmt es doch, das mit der Epigenetik? Auch wenn ich keine Alpträume habe, oder viel mehr keine, die mit dem Zweiten Weltkrieg im Zusammenhang stehen. Die Ausführungen des Autors ließen mich nachdenklich zurück. Traumtherapie und Traumaverarbeitung kenne ich zwar, aber nicht so, wie hier beschrieben. Also ist es so, dass die Schrecken, welche meine Großväter erlebten, mich selbst noch immer belasten können? Ein interessantes Buch mit guten Denkanstößen für das ich gerne vier Sterne gebe.

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