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Veröffentlicht am 06.09.2020

Schicksalhafte Zeiten

Schicksalhafte Zeiten
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Es sind zehn Jahre vergangen. Die jungen Frauen sind mittlerweile gestandene Hebammen und haben ihren Platz gefunden. Jedoch die äußeren Umstände führten dazu, dass nicht alles so gekommen ist, wie erhofft. ...

Es sind zehn Jahre vergangen. Die jungen Frauen sind mittlerweile gestandene Hebammen und haben ihren Platz gefunden. Jedoch die äußeren Umstände führten dazu, dass nicht alles so gekommen ist, wie erhofft. Es ist 1942 und Berlin leidet unter fast täglichen Bombenangriffen. Auch die altbekannten Gesichter der Klinik sind nun nicht mehr da. An ihrer Stelle sind es linientreue Menschen, die an den Endsieg Adolf Hitlers glauben.

Die bekannten Heldinnen der Vorgängerbücher sind zum Glück alle noch am Leben. Edith ist mit ihrer Familie gerade noch rechtzeitig in die Schweiz gegangen. Als Jüdin hätte sie es wohl in Berlin nicht überlebt. Luise und Margot arbeiten beide unter erschwerten Bedingungen in der Frauenklinik und versuchen die werdenden Mütter so gut es geht zu unterstützen. Konfrontiert werden die beiden aber auch mit Zwangssterilisationen an jungen Frauen, bei denen man meint, dass sie auf keinen Fall gesund seien, um eigenen Nachwuchs zu zeugen. Aufbegehren gegen diese Regelungen hat einen hohen Preis. Frauen, die das tun, kommen sofort ins Gefängnis und werden zum Tod verurteilt. Lediglich eine Schwangerschaft könnte die Vollstreckung der Todesstrafe verhindern bzw. aufschieben.

Nicole Winterberg zeigt mit ihrem Buch sehr deutlich, wie schlimm das Leben für die Frauen in dieser Zeit damals war. Selbst wenn sie es geschafft hatten und ein gesundes Baby zur Welt brachten, konnte es passieren, dass dieses ihnen unter den fadenscheinigsten Gründen wieder weggenommen wurde. Diese Kinder hatten dann ohne Mutter meist kaum eine Überlebenschance. Anschaulich berichtet sie aber auch von den Entbehrungen der Menschen. Das Überleben in Berlin während der Bombenangriffe, die fast tägliche Sorge um frisches Wasser und Nahrungsmittel zeigt, wie sehr die Menschen leiden. Aber die Autorin versteht es auch, die Hoffnung und auch die kleinen Freuden, die es manches Mal doch gab, zu zeigen. Viele warten auf das Ende des Krieges und die damit verbundene Hoffnung auf ein normales, menschenwürdiges Leben.

Mir hat dieses Buch wieder sehr gut gefallen und ich kann es allen Interessierten nur empfehlen. Von mir gibt es auf jeden Fall verdiente fünf Lesesterne.

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Veröffentlicht am 27.08.2020

Interessanter Ausflug in die Geschichte

Kinder ihrer Zeit
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Dass Rosa Lichtenberg die Flucht aus Ostpreußen vor den Russen gelingt ist pures Glück. Leider wird auf der Flucht Alice, eine der beiden Zwillingstöchter, sehr schwer krank. Auf der Suche nach Essen lässt ...

Dass Rosa Lichtenberg die Flucht aus Ostpreußen vor den Russen gelingt ist pures Glück. Leider wird auf der Flucht Alice, eine der beiden Zwillingstöchter, sehr schwer krank. Auf der Suche nach Essen lässt Rosa Alice bei einer Bäuerin zurück und geht mit Emma zu einem verlassenem Gehöft. Bei ihrer Rückkehr steht das Dorf in Flammen, überrollt von den Russen. Für Rosa ist klar, Alice kann das nicht überlebt haben.

Jahre später ist es ein großer Zufall, dass beide Mädchen zueinander finden. Jedoch können beide ihr Glück nicht so richtig genießen, denn es gibt ein großes Problem. Alice lebt in der DDR in Ostberlin, Emma lebt in Westberlin. In den zwölf Jahren, in denen sie sich nicht gesehen haben, wurden beide von den unterschiedlichen Gesellschaftssystemen geprägt und erzogen.

Durch Alice lernt Emma den Physiker Julius Laakmann kennen. Auch er ist aus der DDR und will sein Land nicht verlassen. Doch als er Zeuge der Entführung seines Freundes in Westberlin wird, kommen ihm Zweifel. Plötzlich geraten beide jungen Frauen zwischen die Fronten und die Lage spitzt sich für alle Beteiligten gefährlich zu.

In diesem Buch spielt der Zeitfaktor eine große Rolle. Ende der fünfziger Jahre verlassen viele Bürger die DDR um ein neues Leben im Westen zu beginnen. Die DDR hat die Staatssicherheit aktiviert und lässt bei geringstem Verdacht die Bürger überwachen. Aber auch der Bundesnachrichtendienst ist nicht untätig und versucht immer wieder Menschen zu finden, die für sie spionieren.

Mir hat die Art und Weise der Erzählung gefallen. In kurzen und knappen Kapiteln erfährt man einzelne Sachverhalte über die jeweiligen Beteiligten. Der Wechsel zwischen den Personen verleiht dem Buch auch eine gewisse Dynamik. Richtig spannend wird es, als die Geheimdienste eingreifen und für sich versuchen zu retten, was zu retten ist.

Sehr gut gefallen hat mir an diesem Buch aber auch die genaue Recherche der Autorin. Sie betrachtet Berlin objektiv von beiden Seiten, ohne einer Seite die Sympathie zu geben. Auch historisch erfährt man viel über die Zeit vor dem Mauerbau und wie die Ereignisse damals gedeutet wurden.

Von mir gibt es eine ausdrückliche und unbedingte Leseempfehlung an alle und verdiente fünf Lesesterne.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Spannung pur

Die Totensammlerin
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Als Yvonne im Krankenhaus aufwacht, weiß sie nicht, was geschehen ist. Rückblickend fehlen ihr mindestens die letzten drei Monate ihres Lebens. Auch wie es zu dem Unfall kam, ob es vielleicht sogar ein ...

Als Yvonne im Krankenhaus aufwacht, weiß sie nicht, was geschehen ist. Rückblickend fehlen ihr mindestens die letzten drei Monate ihres Lebens. Auch wie es zu dem Unfall kam, ob es vielleicht sogar ein misslungener Selbstmordversuch war, sie weiß es nicht. Klar ist nur, sie hat bei dem Unfall ein Bein verloren. Dominik, ihr Mann, versucht alles damit sie die schweren Tage in der Klinik und in der Reha übersteht. Zu Hause angekommen, merkt sie, es ist doch einiges verändert und sie weiß nicht, warum. Viele von ihren persönlichen Dingen, an die sie sich deutlich erinnert sind nicht mehr da. Überhaupt, es ist so fast gar nichts von ihr mehr da. Auch ihre Tochter Chris meldet sich nicht.

Je länger Yvonne zu Hause ist, umso unwohler fühlt sie sich, verspürt mehr und mehr das Eingesperrtsein. Sie ist quasi gefangen im Haus. Aber es gibt da winzige Erinnerungsblitze. Sie ist sich sicher, sie muss nur an den richtigen Stellen suchen. Auch das Verhalten von Dominik ihr gegenüber verunsichert sie. Warum hat er die Handyüberwachung auf ihrem Handy eingestellt? Yvonne beschließt zu kämpfen und sich ihre Erinnerungen Stück für Stück zurückzuholen. Doch kann sie alle Rätsel um ihre Person lösen? Lest selbst und lasst euch von den Rätseln um ihre Vergangenheit fesseln.

Für mich sind die Thriller von Leonie Haubrich immer etwas ganz Besonderes. Ich weiß beim Lesen nie, wo führt mich die Autorin mit den Erlebnissen ihrer Protagonisten hin. Mit ihrer Protagonistin Yvonne lässt sie uns an deren Gedanken und auch an ihren Ängsten teilhaben. Dabei entwickelt die Autorin auf ihre ganz eigene Weise ein Dynamik, die einem beim Lesen einfach nur fesselt. Dabei lässt sich niemals ahnen, wo die Story uns hinführen wird. Denn Yvonne erinnert sich immer nur bruchstückhaft an einzelne Ereignisse. Der Autorin gelingt es nachvollziehbar die Ängste von Yvonne einzufangen und man spürt beim Lesen die Angst und kann die Bedrohung förmlich spüren.

Ich haben diesen Psychothriller in einem Rutsch gelesen und bin wieder einmal begeistert. Von mir gibt es eine ausdrückliche Leseempfehlung und verdiente fünf Lesesterne.

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Veröffentlicht am 14.07.2020

#findemich

Der Fahrer
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Die Geburtstagsfeier für Jens Kerner sollte eine echte Überraschung werden. So hat es sich zumindest Becca für ihn überlegt. Alle Kollegen machten mit. Das Zusammentreffen mit seinem Bruder Karsten als ...

Die Geburtstagsfeier für Jens Kerner sollte eine echte Überraschung werden. So hat es sich zumindest Becca für ihn überlegt. Alle Kollegen machten mit. Das Zusammentreffen mit seinem Bruder Karsten als eine Art Versöhnung nach vielen Jahren sollte sozusagen das Highlight werden. Doch irgendwie ging alles nach hinten los. Keine Versöhnung mit dem Bruder und Jens haut einfach ab. Auf der Fahrt durch Hamburg sieht er seine Kollegin Carina, die an einem auffälligen Auto mit offenen Türen, jedoch ohne Fahrer, steht. Das auffälligste ist der Schriftzug mit Leuchtfarben am Auto #findemich. Die Halterabfrage geht schnell. Es ist eine junge Frau, von der offensichtlich jeden Spur fehlt. Dann überprüft Carina deren Instagramprofil und ist vor Schreck wie erstarrt. Die Drohung des Täters, dass die Polizei nur 24 Stunden Zeit hat um ihn und die junge Frau lebend zu finden, alarmiert die Polizei.

Dieses Versteckspiel auf der Suche nach dem Täter und seinem Opfer entwickelt sich schnell, fast rasant zu einem Verwirrspiel. Die kurzen Kapitel, die oft mit einem Cliffhanger enden, geben dem Thriller das Tempo. Nicht jedem mag es gefallen, dass auf etwas Schlimmes gewiesen wird und dann bleibt es in dem Kapitel offen. Die Lösung kommt dann eben ein paar Seiten später. Mir hat das gut gefallen, denn es gab mir die Möglichkeit selbst über die Lösungsvarianten nachzudenken.

Die Protagonisten des Buches sind schon sehr speziell. Jens Kerner, als ein ziemlich abgebrühter Kommissar, der schon viele Fälle gelöst hat. Aber darunter haben auch seine Beziehungen gelitten. Nun hätte er die Chance, aber kann er sie nutzen? Belastet wird er auch noch durch die fast persönliche Beziehung zu diesem Fall. Will sich jemand an ihm persönlich rächen? Wer treibt hier sein Spiel mit ihm und der Polizei? Seine Chefin Mareike Baumgärtner ist auf dem Weg nach oben und gibt sich strenge, unnachgiebige Vorgesetzte. Doch ist das die richtige Strategie für diesen Fall?

Lest diesen turbulenten Krimi selbst und macht euch ein Bild. Ich fand ihn toll und empfehle ihn sehr gerne weiter. Von mir gibt es verdiente fünf Lesesterne.

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Veröffentlicht am 01.07.2020

Schwestern für immer

Die Schwestern von Marienfehn
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Das Leben von Hanna ist war nicht einfach. Sie ist, statt des erwarteten Sohns und Hoferben, nur die dritte Tochter. Geboren während des 2. Weltkriegs. Schon der "Makel" der dritten Tochter, die man wahrscheinlich ...

Das Leben von Hanna ist war nicht einfach. Sie ist, statt des erwarteten Sohns und Hoferben, nur die dritte Tochter. Geboren während des 2. Weltkriegs. Schon der "Makel" der dritten Tochter, die man wahrscheinlich nicht einmal richtig verheiraten kann, haftet ihr ewig an. Lediglich Carl, mit dem sie stundenlang reden kann, versteht sie. Gemeinsam schmieden sie Pläne für die Zukunft. Journalismus studieren - das ist es, was beide wollen. Aber die Familie von Hanna hat andere Vorstellungen.

Hanna lässt uns rückblickend an ihrem Erinnerungen teilhaben. Aber wir erfahren auch, wie es ihr heute geht. Während des Lebens wurde mir bewusst, wie schwer es Hanna damals hatte. Ihren Lebenswunsch durchzusetzen, war einfach nicht möglich. Als sie dann die Chance hatte, mit Carl - der Liebe ihres Lebens endlich ein neues Leben zu beginnen, blieb sie bei ihrem Vater auf dem Hof und tat einfach ihre Pflicht. Aber sie bemerkte auch selbst, dass das Leben auf dem Hof irgendwann dann doch mehr als nur Pflicht war, dass sie es liebte. Um den Hof zu retten, erinnerte sie sich an die alten Traditionen des Urgroßvaters und begann wieder auf althergebrachte Weise den Korn zu brauen.

Einen großen Teil des Buches nimmt aber auch das Verhältnis zu Rosie, ihrer Schwester und Freundin auf Lebenszeit ein. Beide stehen sie sehr nahe, ihr Verhältnis ist eng. Aber trotzdem verletzen sie sich in ihren Gefühlen mehrfach gegenseitig. Es kommt der Moment, da das zum Abbruch der Beziehung der beiden führt. Und doch nimmt Rosie immer noch einen wichtigen Platz im Leben von Hanna ein.

Es gab Momente in diesem Buch, da war ich einfach nur wütend! Wütend darüber, wie Hanna von ihrer Familie behandelt wurde. Wütend darüber, wie sich Rosie gegenüber Hanna benommen hat. Ich habe mich aber auch über Hanna geärgert. Sie, die später als die eiserne Lady bezeichnet wurde, ist nicht in der Lage über ihre Gefühle zu sprechen geschweige denn dazu zu stehen. Es gab so viele Momente der Missverständnisse in dieser Geschichte, dass es mir einfach nur für Hanna leid tat. Aber Hanna wäre sicher nicht die große Schnapsbrennerin geworden, wenn ihr Leben anders verlaufen wäre.

Mir hat dieses Buch absolut gut gefallen. Das war eines der Bücher, die man ungern aus der Hand legte, weil man einfach wissen wollte, wie es weitergeht. Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und verdiente fünf Lesesterne.

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