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Veröffentlicht am 29.08.2020

Die Liebe fährt Zug

Das Glück in vollen Zügen
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Inhaltsangabe:
Eigentlich hat Marie alles was sie zum Glücklichsein braucht: den Bauwagen, in dem sie lebt, ihren Hund namens Dexter und den Traumjob, für den sie immer zwischen Land und Stadt hin und ...

Inhaltsangabe:
Eigentlich hat Marie alles was sie zum Glücklichsein braucht: den Bauwagen, in dem sie lebt, ihren Hund namens Dexter und den Traumjob, für den sie immer zwischen Land und Stadt hin und her pendeln muss. Das Pendeln stört sie nicht, wenn es die zahlreichen Verspätungen der Bahn und der immer lautstark telefonierende Mitreisende nicht gäbe. Wäre alles kein Problem, würde der Handy-Mann nicht so verdammt gut aussehen. Schade, dass dieser allem Anschein nach verheiratet ist.


Das Glück in vollen Zügen ist der zweite Roman von Lisa Kirsch, der jetzt im September 2020 im Fischer Verlag erschien. Da ich das Buch Hin und weg von ihr (noch) nicht gelesen habe, war es ein Debüt. Der Klapptext versprach mir eine romantische und witzige Geschichte und so war es auch.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und leicht und deshalb flog ich nur so durch die Seiten. Ab der ersten Seite befand ich mich in Maries Geschichte. Ihrem schnuckeligen und kleinen umgebauten Bauwagen, der in unmittelbarer Nähe ihres Elternhauses und des Ammersees steht. Was für eine herrliche Kulisse um den gestressten Alltag vergessen zu lassen. Die Charaktere waren allesamt mitten aus dem Leben gegriffen und das spiegelte sich auch in ihren Handlungen wieder: authentisch und lebensnah! Marie fand ich einfach klasse, da sie ihr Leben in vollen Zügen genoss und sich wenig um das Gerede ihrer Mitmenschen scherte. Johannes ist ein netter und leicht verpeilter Typ, der sich so rührend um seinen, an Demenz erkrankten Vater kümmert. Maries Mutter ist eine typische Mutter, die irgendwann ihre Tochter gut verheiratet haben möchte und zudem das eine oder andere Enkelkind.
Die Handlung ist eine romantische und spritzige (Zug-) Geschichte, die so eine Leichtigkeit besaß, dass ich den Alltag ganz schnell vergaß. Ein wenig chaotisch und die witzigen Dialoge waren die berühmte I -Tüpfelchen. Marie und Johannes, die sich mehr als nur einmal selbst im Wege standen und sich so um die Chancen brachten. Lisa Kirsch hat es geschafft, die zwei Charaktere in so herrliche Situationen hinein zu befördern, dass ich ein ums andere Mal lachen musste. Einfach brillant.
Auch wenn man hier schon im Vorhinein weiß, wie die Geschichte ausgehen wird, hat es mir sehr viel Spaß bereitet, die beiden auf ihren turbulenten Weg zu begleiten.


Die 380 Seiten waren für mich eine sommerliche Auszeit, die ich mehr als nur genossen habe und es wird definitiv nicht mein letztes Buch von Lisa Kirsch sein.

5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung obendrauf!


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  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.08.2020

Emotional und ehrlich zugleich

Wie viel wiegt mein Leben?
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Antonia C. Wesseling kennen die meisten von ihrem erfolgreichen YouTube – Kanal @Tonipure. Jetzt hat sie mit „Wie viel wiegt mein Leben?“ ihr erstes autobiografisches Buch herausgebracht.
Eines vorweg: ...

Antonia C. Wesseling kennen die meisten von ihrem erfolgreichen YouTube – Kanal @Tonipure. Jetzt hat sie mit „Wie viel wiegt mein Leben?“ ihr erstes autobiografisches Buch herausgebracht.
Eines vorweg: ich bin weder Betroffene noch habe ich in meinem näheren Umfeld mit Magersucht zutun, aber mich interessieren solche Themen bes. die Hintergründe, warum ein Mensch an so einer Krankheit überhaupt erkranken kann. Sind es die „harmlosen“ Diäten, die einen Menschen in die Magersucht treiben können? Oder liegt das Problem doch ganz wo anders? Und genau diese und noch andere Fragen haben mich dazu bewogen, dieses Buch zu lesen.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr leicht, flüssig und zeitgemäß. Während des Lesens hatte ich bald nicht mehr das Gefühl ein Buch in der Hand zu haben. Bei mir entstand der Eindruck, dass Toni mir gegenübersitzen und mir Face to Face ihre Lebensgeschichte erzählt würde. Offen und ehrlich erzählt sie, wie sie damals in die Magersucht rutschte. Über die verschiedenen Klinikaufenthalte und Therapien, die sie absolvierte. Ihre noch so kleinsten Erfolge, aber auch von den zahlreichen Rückschlägen, die Toni wieder um Meilen zurückwarfen. Ihre Erzählungen werden hier und da durch Gedankengänge ihrer Familienangehörigen und Freunde aufgelockert und bereichert. Was viele Menschen nicht wissen, dass Magersucht an sich gar keine selbstständige Krankheit ist. Sie ist eine Folgeerkrankung, die durch seelische Erkrankungen (wie z.B. Ängste, Depressionen oder mangelndes Selbstvertrauen) ausgelöst wird. Auch Toni wurde jahrelang von Ängsten und nagenden Selbstzweifeln geplagt und in ihrer Biografie beschreibt sie den langen steinigen, aber erfolgreichen Weg, wie sie wieder zu sich selbstfand.
Ein paar Jahre später steht Toni wieder mitten Leben, studiert und hat in ihrem Freund das Glück gefunden. Auch wenn sie noch nicht geheilt ist, ist sie auf dem besten Weg IHR LEBEN zu leben, so wie sie es möchte.


Ich bin sehr glücklich dieses Buch gelesen zu haben, denn es hat mir die Magersucht mit einigen ihrer Facetten ein Stück nähergebracht. Dieses Buch ist nicht nur für Betroffene und Angehörige geeignet, sondern es sollten alle lesen.
5 von 5 Sterne und mein Jahreshighlight 2020!



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Veröffentlicht am 12.08.2020

Wo die Sterne tanzen

Wo die Sterne tanzen
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Inhaltsangabe:
Nele, die mit ihrer Tochter Annika in Amerika lebt, steht eine große Entscheidung bevor: sie muss das Deichschlösschen ihrer geliebten Oma Lotte verkaufen. Leicht fällt ihr dies nicht, denn ...

Inhaltsangabe:
Nele, die mit ihrer Tochter Annika in Amerika lebt, steht eine große Entscheidung bevor: sie muss das Deichschlösschen ihrer geliebten Oma Lotte verkaufen. Leicht fällt ihr dies nicht, denn hier hat sie einige wunderschöne Sommertage verbracht. Mit Wehmut möchte sie nun Nägel mit Köpfen machen und einen geeigneten Käufer finden. Allerdings hat sie die Rechnung ohne ihre Mutter Laura gemacht, denn die möchte das Haus sehr gerne behalten. Wird Nele das Haus verkaufen und falls nicht, wer soll dieses übernehmen? Eines steht fest, Nele will es auf keinen Fall. Ein neuer Job und der Liebe wegen lässt sie nach München ziehen.

Wo die Sterne tanzen ist der aktuelle Roman von Katharina Herzog. Nachdem ich mit großer Begeisterung schon einige ihrer Romane (u.a. Immer wieder im Sommer) gelesen habe, wuchs meine Neugierde auf ihr neustes Werk. Jetzt endlich ist dieser im Juli 2020 im Rowohlt Verlag erschienen. Der Klapptext versprach mir eine emotionale Geschichte, die ich auch bekam.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und leicht und ließ mich sofort in Neles Geschichte ein und abtauchen. Während des Lesens merkte ich, mit wieviel Herzblut sie diesen Roman geschrieben hat. Angefangen über die wundervolle und detailliert eingefangene Kulisse von Juist und New York. Was für ein Traum und am liebsten würde ich meine Koffer packen und an einem oder sogar beiden Orten hinreisen, um mich von dieser traumhaften Idylle einfangen zu lassen.
Die Charaktere sind allesamt facettenreich und lebensnah dargestellt worden. Auch wenn es hier in erster Linie um Nele geht, sind mir einige Personen sehr schnell ans Herz gewachsen wie z.B. Oma Lotte oder die kleine Aliya.

Durch das perfekte Zusammenspiel von Vergangenheit und Gegenwart hat Katharina Herzog es geschafft einen sehr emotionalen Roman zu kreieren. Durch diese zwei Zeitstränge lernte ich Nele sehr gut kennen., wie sie z.B. ihre Musicalkarriere begann oder ihre erste Liebe kennenlernen durfte. Die Gegenwart spiegelt die heutige Zeit wider, in ihrer Mutterrolle, ihre beruflichen Pläne oder gar ihr Verhältnis mit ihren Eltern. Was mir besonders gut gefallen hat, waren die Textzeilen aus den verschiedenen Musicals, die über den einzelnen Kapiteln zu finden waren. Eine sehr hübsche und geschichtsbezogene Idee, die brillant umgesetzt worden ist.
Wer jetzt denkt, dieser Roman handelt von einer Musicaldarstellerin namens Nele der liegt einerseits richtig, aber anderseits geht es hier um viel mehr. Das Leben und seine Facetten zu erkennen und den Mut aufzubringen, neue Wege gehen zu wollen. Wer dies erkennt, kann und wird einiges im Leben erreichen. Zwar wird der eine oder andere Traum liegen bleiben, aber das soll uns nicht daran hindern, neue Pfade zu betreten.


Wo die Sterne tanzen ist ein schöner Wohlfühlroman, der aber auch ein wenig über das eigene Leben nachdenken lässt.

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Veröffentlicht am 04.08.2020

Das Leben ist voller Überraschungen

Küsse im Aprikosenhain
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Inhaltsangabe:

Nathalie ist fassungslos, als sie die Postkarte von ihrem Freund Elias liest, denn mit dieser zieht er einen Schlussstrich unter ihrer Beziehung. Völlig aufgelöst und wütend beschließt ...

Inhaltsangabe:

Nathalie ist fassungslos, als sie die Postkarte von ihrem Freund Elias liest, denn mit dieser zieht er einen Schlussstrich unter ihrer Beziehung. Völlig aufgelöst und wütend beschließt Nathalie nach Frankreich zu reisen, um Elias zur Rede zu stellen. Allerdings verläuft die Fahrt anders als geplant. Dank einer Autopanne, muss sie kurzfristig einen Zwischenstopp auf einen Aprikosenhof in der Provence einlegen. Kaum angekommen, ist sie fasziniert von dem idyllischen Hof und den Aprikosenhainen. Aber nicht nur die Gegend beeindruckt sie, sondern auch die Gastfreundschaft der Hofbewohner. Was man von dem Hofbesitzer nicht sagen kann, denn Felix ist weder nett noch gastfreundlich. Er ist abweisend und mürrisch, was allerdings nicht an Nathalie liegt. Der Hof ist in finanziellen Schwierigkeiten und das bereitet Felix mehr als nur Sorgen. Er erwägt den Hof zu verkaufen. Wird es zum Äußerstem kommen oder kann der Hof vielleicht doch noch gerettet werden?

Küsse im Aprikosenhain ist der zweite Roman von Persephone Haasis. Nachdem ich den ersten „Ein Sommer voller Himbeereis“ mit großer Begeisterung gelesen habe, wartete ich schon voller Spannung auf den Neusten von ihr, der jetzt erschienen ist. Der Klapptext versprach mir wieder eine schöne romantische Geschichte, die in einer wunderbaren Kulisse spielt, zu werden. Ich kann eines vorweg schreiben: ich wurde nicht enttäuscht!

Der leichte und flüssige Schreibstil der Autorin lässt den Leser sofort in Nathalies Geschichte ein und abtauchen. Aber nicht nur dies. Persephone Haasis hat ein besonders Gespür den Leser durch die detailgetreuen Wiedergaben der Kulisse ihn auf eine unvergessliche Reise mitzunehmen. Sie ließ mich „meine Koffer packen“ und so begab ich mich zu den Aprikosenhainen in die Provence. Allein schon das Lesen entfachte meine Begeisterung. Mit wenig Fantasie roch es nach Aprikosen und Kräuter der Provence. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dies ein sehr schöner idyllischer Urlaubsort ist.
Aber nicht nur die Kulisse ließ mein Herz höherschlagen, sondern auch die Charaktere, die allesamt aus dem Leben gegriffen worden sind. Mit Ecken und Kanten und mit viel Herz und Gefühl bereicherten sie die Geschichte. Nathalie, eine selbstständige Frau, die, wenn es darauf ankommt, auch mitanpacken kann. Felix, der seinen Aprikosenhof liebt, aber dank seiner finanziellen Schwierigkeiten, nicht so recht weiß, wie es jetzt weitergehen wird. Henni, der seine große Liebe leider schon verloren hat, aber das Leben immer noch liebt. Felix Schwester Camille, die alles daransetzt, mit Felix den Hof zu bewirtschaften. Während des Lesens entstand das Gefühl, als ob ich diese Personen schon seit einigen Jahren kenne würde.
Die Handlung war eine gelungene Mischung aus Trennung, Liebe, Neuanfang, Selbstverwirklichung, Freundschaft, Mut und Hoffnung. Persephone Haasis hat hier eine Geschichte kreiert, die Nathalie über sich nachdenken lässt. Dank dem Beziehungsaus zwischen ihr und Elias begibt sie sich auf Reisen. Allerdings verläuft sie anders als geplant und genau dies ist es, dass Nathalie sich auf andere Wege begeben lässt. Es ist eine bewegende und schöne Reise, die der Leser hier miterleben darf. Ihre kreative Art, die sie dank eines alten Buches, ausleben darf. Es bereitete mir sehr viel Freude, mit wieviel Eifer und Spaß sie ihre neuen Aufgaben meisterte und andere damit ansteckte.
Für einen Neuanfang ist es weder zu spät noch zu alt. Alles was man benötigt ist Mut und Freude an seinen neuen Tätigkeiten.
Der Epilog fand ich so stimmig und rundete die Geschichte perfekt ab. Ein wenig schmunzeln musste ich auch noch, aber mehr wird nicht verraten.
Küsse im Aprikosenhain ist eine spritzige und (keine) sommerliche Geschichte, die den Leser in eine wunderschöne provenzalische Idylle entführt. Ein Wohlfühlroman, den ich mit großer Begeisterung gelesen habe und auch weiterempfehlen kann und werde.
5 von 5 Sterne.

(Keine deshalb: dieser Roman ist für jede Jahreszeit sehr gut geeignet)

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Veröffentlicht am 10.07.2020

Authentisch und emotional

Der tröstende Duft von Rosinenschnecken
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Inhaltsangabe:

Die 36jährige Anne Hartmann ist Single, als sie beim Einkaufen auf den 13 Jahre älteren Dirk Jakobsen trifft. Hals über Kopf verlieben sie sich ineinander und nach einiger Zeit beschließen ...

Inhaltsangabe:

Die 36jährige Anne Hartmann ist Single, als sie beim Einkaufen auf den 13 Jahre älteren Dirk Jakobsen trifft. Hals über Kopf verlieben sie sich ineinander und nach einiger Zeit beschließen beide, die Zukunft gemeinsam zu verplanen. Die Zweisamkeit währt nur kurz. Seine hochschwangere Tochter Miriam und sein introvertierter Sohn Florian ziehen bei ihnen ein. Und als ob dies nicht schon genug wäre, zieht auch noch Dirks demenzerkrankte Mutter Helga ein. Ob Anne all dem gewachsen ist? Schließlich wollen Dirk und sie bald heiraten, aber da schlägt das nächste Schicksal zu. Wie wird Anne mit all den neuen Herausforderungen fertig? Wird aus der Zweckgemeinschaft eine Familie?



Der tröstende Duft von Rosinenschnecken ist ein Roman von Regine Wroblewski. Ich muss gestehen, dass weder Cover noch Buchtitel gerade ein Eyecatcher sind. Vielleicht oder gerade deshalb, weil ich mir unter diesem Titel keine Geschichte vorstellen konnte, musste ich den Klapptext lesen und dieser hat sehr schnell meine Neugierde geweckt.



Der Schreibstil ist leicht, aber so ausdrucksstark, emotional und bildhaft. Sofort tauchte ich in Annes Geschichte ein und ab. Es war nicht nur ein lesen, sondern ich schaute Anne über die Schulter und begleitete sie auf ihren nicht gerade leichten Weg. Anne hat sofort in meinem Herzen einen Platz erobern können, aber nicht nur sie. Alle anderen Charaktere wurden sehr authentisch, glaubhaft und lebendig dargestellt, so als ob man sie direkt aus dem Leben gegriffen hätte. Für mich ist es einfacher, wenn ich mich mit den Personen identifizieren und so in ihr Handeln hineinversetzen darf. Was hier mehr als nur gelungen ist. In diesem Roman erzählt Regine Wroblewski die Geschichte von Anne, die sehr spät ihre große Liebe trifft. Dirk und sie schmieden große Zukunftspläne, aber wie das Leben nun mal spielt: es kommt anders als man denkt. Dirks Mutter Helga erkrankt an Demenz. Sie und seine beiden Kinder ziehen kurzerhand bei ihnen ein. Das Zusammenleben mit den beiden Kindern und der kranken Mutter gestalten sich schwieriger als vorhergesehen. Anne wäre nicht Anne würde sie sich den Problemen nicht stellen und so übernimmt sie kurzerhand die Verantwortung. Zudem hat sie ja noch Dirk an ihrer Seite. Doch der nächste Schicksalsschlag lässt nicht lange auf sich warten. Dirks plötzlicher Tod wirft das komplette Familienleben aus der Bahn. Jetzt heißt es ein Leben ohne Dirk, mit seinen Kindern und Helgas Krankheit aufzubauen. Als wäre dies nicht schon genug, hält das Leben von Anne auch noch eine Überraschung für sie parat.

Im ersten Moment klingt alles so negativ: Tod, Abschied nehmen, Trauer und Krankheit! Und mal Hand auf Herz: wer liest schon gerne Bücher über solche Themen? In erster Linie möchte man unterhalten werden und die Alltagssorgen über Bord werfen. Dies bestätige ich nur allzu gern, aber dieser Roman hat mich eines Besseren belehrt. Regine Wroblewski hat sich all diesen Themen angenommen und daraus Annes Geschichte kreiert. Sie erzählt von Annes aktuelle Lebenssituation, die durch zahlreiche Rückblicke bereichert wird. In diesen Rückblicken lernen wir ein junges Paar kennen, die verliebt ihre gemeinsame Zukunft planen. Ich empfand dieses Zusammenspiel zwischen Gegenwart und Vergangenheit nahezu perfekt. Annes momentane Gefühlswelt wird brillant eingefangen und wieder gespiegelt. Authentisch und emotional schildert die Autorin die Gefühlswelt von Anne und lässt den Leser daran teilhaben. Ich spürte die Wut, dass man Anne den Mann ihrer Träume weggenommen hat, die Angst jetzt das Leben allein meistern zu müssen und die Verzweiflung, dies nicht zu schaffen. Aber nicht nur Anne spielt eine große Rolle, sondern auch Helga, deren Demenz unaufhörlich fortschreitet. Anschaulich wird der Krankheitsverlauf mit all seinen Facetten aufgezeichnet. Hinzu kommen noch die beiden Kinder von Dirk, deren Verlust von ihrem Vater enorm ist, aber die Trauer eine andere Sprache spricht. Von jetzt auf gleich beginnt auch für die beiden ein komplett neues Leben, in dem sie erwachsener werden sollen. Wo vielleicht der Vater noch Hilfestellung geben könnte, müssen sie jetzt eigene Entscheidungen treffen. Gerade für die junge Mutter Miriam ist die Lage besonders schlimm. Ohne Hektik hat Regine Wroblewski es geschafft, Anne an ihrer neuen Lebenssituation wachsen zu lassen. Zu gerne würde ich wissen wollen, wie es mit Anne und Co weitergehen wird. Vielleicht kommt noch ein Fortsetzungsroman.



Der tröstende Duft von Rosinenschnecken ist das beste Buch, dass ich in diesem Halbjahr 2020 gelesen habe. Danke an die Autorin, dass ich Anne auf ihrem Weg in den neuen Alltag begleiten durfte.

5 von 5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung!

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