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Veröffentlicht am 27.12.2021

nicht wirklich spannend

Playlist
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„Sollte ich den Song irgendwann nicht mehr in meiner Playlist haben, Alina, dann weißt du, dass ich in ernsthaften Schwierigkeiten bin.“
(Feline zu Alina in Playlist)

Worum geht’s?

Vor einem Monat ...

„Sollte ich den Song irgendwann nicht mehr in meiner Playlist haben, Alina, dann weißt du, dass ich in ernsthaften Schwierigkeiten bin.“
(Feline zu Alina in Playlist)

Worum geht’s?

Vor einem Monat verschwand die 15-jährige Feline Jagow spurlos auf dem Weg zur Schule. Von ihrer Mutter beauftragt stößt Privatermittler Alexander Zorbach auf einen Musikdienst im Internet, über den Feline immer ihre Lieblingssongs hörte. Das Erstaunliche: Vor wenigen Tagen wurde die Playlist verändert. Steckt in der Auswahl der Songs ein versteckter Hinweis auf Felines Entführer und den Ort, wohin sie verschleppt wurde? Fieberhaft versucht Zorbach das Rätsel der Playlist zu entschlüsseln. Doch umso näher er der Lösung kommt, umso unwahrscheinlicher wird es, dass er die Suche nach Feline überleben wird...

Playlist ist Band 3 der Augensammler-Reihe. Vorkenntnisse sind nicht zwingend nötig, aber hilfreich.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch ist in der Erzählersicht verfasst und wechselt im Fokus zwischen den einzelnen Charakteren hin und her. Der Schreibstil ist gut lesbar, der Satzbau nicht sonderlich komplex. Das Buch beinhaltet wenig grafische Darstellung von Gewalt oder ähnlichen.

Meine Meinung

Ich hätte drüber stolpern müssen. Hätte ich, eindeutig. Aber irgendwie bin ich es nicht: Alexander Zorbach. Jahre ist es her, dass ich diesen Namen gehört (bzw. gelesen) habe. Augensammler und Augenjäger vom Fitzek waren Bücher, die mich echt begeistern konnten. Mit der Zeit ließ meine Begeisterung nach – Buch zu Buch wurde langweiliger, die Geschichten konstruierter und die Spannung weniger greifbar. Doch mit Playlist bin ich zurückgekehrt, zu dem Autor, der wohl als DER Thrillerautor Deutschlands gilt. Die Idee klang einfach zu verlockend. Und nach der Lektüre weiß ich wieder, wieso ich dem Fitzek abgeschworen habe.

Direkt der Beginn hat mich mehr als verwirrt. Ist okay, kann man mit leben. Muss manchmal auch sein. Fitzek startet mittendrin, ohne viel Tamtam und es dauerte einige Zeit, bis ich im Buch drin war. Bis ich verstand, wer wer ist und welche Bedeutung die einzelnen Personen haben sollen. Ein Wiedersehen mit Zorbach und Alina – eigentlich schön, aber irgendwie wahnsinnig verkrampft. Zufälle um Zufälle bringen die Geschichte voran, Zorbach stolpert regelrecht über Hinweise und reimt sich – für mich kaum nachvollziehbare – Schlüsse zusammen. Lange saß ich da und fragte mich, wo das alles hinführen soll. Lag es daran, dass dem Buch irgendwie Tiefe fehlte? Wollte Fitzek zu viel? Ist es cool geworden, möglichst komplexe Verknotungen in seine Plotlines einzubauen und sie auf wahnhaft konstruierte Weise zusammenlaufen zu lassen? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass es mich nur schwer bei Laune halten konnte. Es passiert einfach wenig und das, was passiert, macht leider wenig Sinn. Zorbach, der insgeheim weiterhin Alina anhimmelt. Alina, die kein Bock auf Zorbach hat, aber zufälligerweise das entführte Mädchen kennt und entsprechend hilft. Die Mutter des Kindes, die auf eigene Faust ermittelt und eigentlich die wichtigsten Hinweise ausgräbt, die dann aber in einem müden Finale mit wirklich fragwürdigen Twists zusammenlaufen.

Mehr als einmal habe ich überlegt, das Buch einfach wegzulegen. Ich wollte Feline finden. Ihre Playlist sollte der Hinweis sein. Die versprochene Geschichte verkommt aber irgendwie total im Hintergrund. Schon die Erklärung, wieso Feline eine Playlist hat und diese bearbeiten kann, war mau. Die Erkenntnisse, die Zorbach und Alina hieraus ziehen – nicht nachvollziehbar, wenig greifbar, zufällig, absolut random. Zwar ergibt sich am Ende hier noch die ein oder andere Überraschung, aber nunja, Begeisterung sieht bei mir anders aus. Die ermittelnde Arbeit (bzw. Zorbachs permanente Alleingänge) wirkt wahllos, willkürlich und zufällig, die sich hieraus ergebenen Hinweise führen oft auf falsche Fährten, ins Leere oder zu Nebenkriegsplätzen und einiges erschließt sich auch anfangs überhaupt nicht. Der Weg ist mehr als steinig und mehr als einmal hatte ich das Gefühl, hier fehlt der rote Faden. Selbst der Spannungsbogen des Buches ist so überraschend flach gewesen, dass ich – und das passiert mir so gut wie nie – beim kurzzeitigen Hören des Hörbuchs sogar eingeschlafen bin.

Größtes Manko ist einfach, dass hier mit der Playlist geworben wurde, mit den tollen eigens für das Buch geschriebenen Liedern und jede Menge Lärm um schlussendlich wenig bis nichts gemacht wurde. Man braucht die Lieder nicht, ich habe sie parallel nicht einmal angehört und die wenigen Bezüge erklärt Zorbach sowieso. Auch die Idee, was hinter Felines Entführung stecken soll, war für mich nicht wirklich greifbar und hat in einigen Punkten irritiert. Es wirkte fast so, als hätte der Autor viele wilde Gedanken zusammengezimmert, koste es was es wolle. Der Grund der Entführung, die Durchführung der Entführung, die Auflösung und natürlich das Aufdecken des Täters am Ende war schon ein ziemlicher Enttäuschungsmoment. Der Fitzek kann es definitiv besser, zumindest früher konnte er das. Die letzten Werke hingegen waren für mich allesamt eher enttäuschend. War es vorhersehbar, dass es ein anderer Täter ist, als alle glauben? Absolut. Überraschte mich die finale Auflösung? Ohne Frage, wenn auch nicht wirklich gleichzeitig. Konnte sich mich überzeugen? Nicht wirklich. Ich habe das Buch mit einem durchaus unbefriedigten Gefühl verlassen, dass eigentlich nur durch Zufälle hier eine Lösung eintrat und für meinen Geschmack blieben einige Punkte auch zu sehr offen oder wirkten zu überdehnt. Playlist ist einfach viel zu sehr konstruiert und zurechtgebogen.

Mein Fazit

Playlist ist ein wahnsinnig konstruierter Plot, der für mich nicht einmal als Thriller gilt. Viele Handlungsstränge passten für mich nicht zusammen, es war ein wirres Durcheinander mit einer halbgaren Auflösung und jeder Menge Fragezeichen. Die Fortsetzung von Zorbachs Geschichte konnte mich nicht begeistern, die Geschichte plätscherte vor sich hin und die Idee mit der Playlist vermag nicht zu überzeugen. Ich weiß, wieso ich keine Fitzeks mehr lese. Schade!

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 22.12.2020

allenfalls nett für Zwischendurch

Girl At Heart
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„Siehst du das denn nicht? Du bist nicht du.“
(Eric zu Charlie in Girl at heart)

Worum geht’s?

Charlie ist der typische Kumpeltyp. Gemeinsam mit ihrem besten Freund Eric ist sie der Superstar des Highschool-Baseball-Teams. ...

„Siehst du das denn nicht? Du bist nicht du.“
(Eric zu Charlie in Girl at heart)

Worum geht’s?

Charlie ist der typische Kumpeltyp. Gemeinsam mit ihrem besten Freund Eric ist sie der Superstar des Highschool-Baseball-Teams. Aber Charlie fliegt total unter dem Radar. Sie hat wenige Freunde, alles nur Jungs und kennt sich mit Mädchenthemen nicht aus. Und außerdem ist sie in ihren besten Freund Eric verliebt – doch der sieht sie gar nicht als Mädchen. Kurzum entschiedet Charlie daher, mehr Charlotte sein zu wollen. Doch wie wird ihr Umfeld auf ihre Veränderung reagieren?

Girl at heart ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist in dunkelblau gehalten und mit Elementen verziert, die an Highschool erinnern und somit automatisch einen gewissen Bezug herstellen, da das Setting im Buch auch eine Highschool ist. Das Buch wird ausschließlich von Charlie in der Ich-Perspektive erzählt. Die Handlung verläuft linear. Der Schreibstil ist locker-leicht, die Sprache jugendlich. Das Buch enthält weder Intimszenen noch explizite Sprache.

Meine Meinung

Girl at heart ist eines dieser Bücher, auf das man sich freut, aber zugleich unruhig ist. Ich habe von Kelly Oram noch nichts gelesen, sie wird aber immer wieder sehr hoch angesehen und davon gesprochen, wie wunderbar ihre Bücher sind. Auf das Buch habe ich mich vor allem deswegen gefreut, weil es mich von der Story her ein wenig an bekannte Filme wie „Eine wie keine“ oder „Duff“ erinnert, die ich sehr geliebt habe. Und ich hatte gehofft, hier ähnlich begeistert zu sein. Dem war aber leider nicht so.

Im Fokus der Geschichte steht Charlie. Sie ist im letzten Schuljahr an der Highschool, extrem begabt im Baseballspielen und hat ein paar sehr gute Freunde an ihrer Seite. Doch als diese ohne sie planen, zum Abschlussball zu gehen und sogar darüber lachen, dass sie sich daran überhaupt stört, platzt ihr regelrecht der Kragen. Charlie merkt, dass sie immer nur der Kumpeltyp ist. Dass sie gar nicht als Mädchen gesehen wird und sich auch nicht so fühlt. Dazu kommt, dass sie Gefühle für ihren besten Freund Eric hat, der aber eben quasi der Anführer der „Charlie ist einer von uns“-Fraktion ist. Vorschnell entscheidet sich Charlie, aus dem Baseballteam auszusteigen, da sie in dem Sport am College sowieso keine Zukunft hat. Und so tritt Jace, Kapitän des Teams, auf den Plan und versucht, Charlies Sorgen und Gedanken nachzuvollziehen. Und ihr zu helfen. Gemeinsam mit seiner Zwillingsschwester Leila, beliebte Cheerleaderin an der Highschool, stellt er Charlies Leben auf den Kopf. Und später auch ihr Herz.

Ich muss sagen, dass ich echt einige Zeit gebraucht habe, in das Buch reinzukommen. Von Anfang an sind die Charaktere alle sehr stereotypisch aufgebaut. Die Freunde von Charlie reißen einen Witz nach dem anderen, einige davon durchaus im Bereich des sexistischen und verletzenden. Auch Baseball wird immer mal wieder thematisiert, durch das Team, durch die Jungs, durch Spiele, die Charlie besucht, und natürlich durch Charlies Vater. Langsam entwickelt sich die Geschichte, bis Charlies großer Moment – oder eher der große Knall – kommt. Ab hier wird die Geschichte etwas lebhafter und man hat auch das Gefühl, dass mehr passiert. Aber leider gilt auch hier: Sehr viele Klischees, sehr viele Stereotypen, alles vielleicht auch ein wenig zu perfekt. Jace und Leila helfen Charlie, sind sofort von 0 auf 100 dabei (wobei das bei Jace greifbarer ist als bei Leila) und auch Charlie lernt schnell, sich wohler zu fühlen. Umstyling, neuer Kleiderschrank, teilweise neue Freunde inklusive. Es geht alles sehr schnell, gefühlt vergehen im Buch nur wenige Tage und trotzdem fallen alle Puzzleteile an ihre Stelle. Das wirkte für mich teilweise unglaubwürdig, gleichzeitig ist es ein Jugendbuch, wo ich grundsätzlich sage, dass alles ein wenig perfekter sein darf. Trotzdem wirkte es so oft gestellt, sehr konstruiert und blass.

Gleichzeitig habe ich aber das Gefühl, die Charaktere sehr wenig kennengelernt zu haben. Charlie als Hauptcharakter wird noch einigermaßen beleuchtet, auch wenn hier bis fast zum Schluss die Gedankengänge etwas nebulös bleiben. Erst später, wenn es darum geht, sich mit ihren Freunden auszusprechen, kommt ein wenig Tiefe in die Geschichte. Diese geht auch über das übliche „ich wollte, dass du mich siehst“ hinaus, was mir gut gefallen hat. Es geht darum, was Charlie wollte, für sich selbst. Doch gleichzeitig gibt es immer wieder Momente auf dem Weg dahin, wo man das Gefühl hat, sie macht es nur für andere. Der Umgang ihres Teams, vor allem aber ihrer Freunde mit ihr, war phasenweise echt fast schon anstrengend. Die Jungs sind um die 18, benehmen sich aber oft wie 12. Man möchte sie allesamt schütteln, um sie zu fragen, wieso sie teilweise eigentlich so einen Quatsch von sich geben. Und gleichzeitig fragt man sich manchmal, wie Charlie eigentlich mit ihnen befreundet sein kann. Denn gefühlt verbindet sie nur Baseball miteinander.

Baseball ist ein zentrales Thema in der Geschichte. Nicht nur, weil hierdurch erklärt wird, wieso die Jungs Charlie nicht als Mädchen sehen, sondern auch, weil die Autorin höher greift und die Ungleichbehandlung im Profisport anspricht. Immer wieder wird eingeführt, dass Charlie extrem gut ist, jedoch als Mädchen nach der Highschool kaum eine Chance haben wird. Zwar torpediert die Autorin sich gegen Ende in meinen Augen ein wenig selbst, da sie versucht, ein nettes Ende zu kreieren, aber abholen konnte es mich leider nur eingeschränkt. Ebenso gab es leider im Buch immer wieder Phasen, wo ich nicht mitgekommen bin. Denn da wird auch mal ein paar Seiten über Spielzüge geredet, von denen ich keine Ahnung habe, die aber auch nicht erklärt werden. Für die Botschaft des Buches ist dies allerdings auch kein Problem.

Interessant fand ich, was die Autorin aus der Liebesgeschichte gemacht hat. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich überrascht wurde. Ich habe es so erwartet und ganz ehrlich, es hätte mich bei all den Umständen auch gewundert, wenn es anders gekommen wäre. Mittelfristig muss Charlie sich nämlich fragen, ob sie Gefühle für Eric oder für Jace oder für beide hat. Kurzzeitig war zu befürchten, dass es ein kompliziertes Hin und Her wird, aber die Autorin löst es gradlinig und nachvollziehbar. Eric und Jace sind als Love Interests aber auch sehr gegensätzlich geraten. Während Jace wirklich der perfekteste aller Good Guys ist (hallo, er trägt sogar die Shoppingtüten, organisiert ein Picknick und hält Charlie die Tür auf!), ist Eric so einer, den ich sofort abschießen würde und das nicht nur, weil er Charlie öfter mal bewusst und unbewusst verletzt, sondern auch, weil er schon ziemlich unsympathisch rüberkommt. Jedenfalls konnte ich mit der Entwicklung der Liebesgeschichte ganz gut leben.

Zu den Charakteren muss ich sagen, dass ich mir gewünscht hätte, dass sie mehr ausgearbeitet worden wären. Wer sind sie, was macht sie aus, was sind ihre Gedanken? Sie sind alles nur stereotypische Platzhalter, ultimativ austauschbar und in den wenigsten Fällen handlungsfördernd. Die perfekte, liebe Cheerleaderin, der perfekte tolle Mannschaftskapitän, die mutmaßlich witzigen Teammitglieder, die biestige Kontrahentin um das Herz des Jungen, der liebevolle, etwas überenergetische Vater, der strenge, aber rücksichtsvolle Coach – sie sind alle da. Wie ein in vielen Medien ausgezeichnetes Abziehbildchen amerikanischer Highschools. Man kann gut damit leben in diesem Buch, es führte für mich aber eben auch dazu, dass ich wenig Verbindung zu den Charakteren gespürt habe. So verpuffte für mich das – in meinen Augen viel zu perfekte – Ende leider auch etwas, da ich mich mit den Charakteren nicht wirklich freuen konnte. Es war ein süßes, ein schönes, ein zufriedenstellendes Ende, was ich einfach wohlwollend zur Kenntnis genommen habe. Mein Herz konnte es – wie leider eigentlich fast das ganze Buch – aber nicht erreichen.

Mein Fazit

Insgesamt ist Girl at Heart ein Buch, was man durchaus gut zwischendurch lesen kann. Es hat keine sonderlich komplizierte Geschichte, wenig Dramatik und bindet viele Klischees und Stereotypen ein. Die vorhersehbare Geschichte kann in einigen Punkten aber dennoch überzeugen, auch wenn es an Tiefe fehlt. Für einen entspannten Leseabend ist das Buch auf jeden Fall geeignet.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.10.2020

vorhersehbar, fragwürdig und teilweise anstrengend

Very First Time
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„Wir bekommen alles, was wir wollen, genau zum richtigen Zeitpunkt, wie am Ende von so einem Teenie-Film. Aber wenn alles so perfekt ist, warum fühlt es sich so verkehrt an?“
(Keely in Very first time) ...

„Wir bekommen alles, was wir wollen, genau zum richtigen Zeitpunkt, wie am Ende von so einem Teenie-Film. Aber wenn alles so perfekt ist, warum fühlt es sich so verkehrt an?“
(Keely in Very first time)

Worum geht’s?

Keely steht kurz vor ihrem Highschoolabschluss und freut sich, bald das College zu besuchen. Doch nachdem alle um sie herum bereits ihr erstes Mal hatten, fühlt sich die schüchterne Keely unsicher. Wieso flirtet niemand mit ihr, wieso ist sie noch Jungfrau? Als sie an ihrem neuen Arbeitsplatz den Collegestudenten Dean kennenlernt und sich in ihn verliebt, wird es plötzlich furchtbar kompliziert. Denn natürlich ist Dean bereits sexuell erfahren und Keely kann ihm auf keinen Fall sagen, dass sie noch Jungfrau ist. Also muss sie vorher üben. Und damit keine Gefühle oder verletztes Vertrauen im Spiel sind, fällt ihr hierfür nur eine Person ein: Ihr bester Freund Andrews. Ein bombensicherer Plan, oder?

Very first time ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover des Buches ist in weiß mit einem orange-pinken Kreis gehalten, der wie ein Sonnenuntergang aussieht. Zudem gibt es viele kleine Herzen, die wild verteilt sind. Es ist ein süßes, schlichtes Cover, was ansprechend gestaltet wurde. Das Buch verläuft linear und wird ausschließlich durch Keely in der Ich-Perspektive erzählt. Gelegentlich gibt es Chatnachrichten zwischen Keely und anderen Charakteren. Der Schreibstil ist locker und auch sprachlich für ein Jugendbuch angemessen. Das Buch enthält gelegentlich leichte Kraftausdrücke, jedoch keinen erotischen Inhalt.

Meine Meinung

Very first time ist eines dieser Bücher, bei denen man weiß, dass man eigentlich zu alt dafür ist. Mit fast dem doppelten Alter der vermeintlichen Zielgruppe bin ich von den Problemen wie Highschool-Abschluss und das erste Mal schon etwas entfernt. Dennoch greife ich gern zu solchen Büchern, auch als Abwechslung zum New Adult-Genre, wo es immer um tiefgründige, hochdramatische Geheimnisse geht. Das ist im Young Adult-Bereich anders und darum habe ich mich sehr auf diese Friends to Lovers-Geschichte gefreut. Aber wer zu hohe Erwartungen hat, der kann enttäuscht werden.

Das Buch startet mit Keely, die auf einer Party mitten in das erste Mal von ihrer Freundin Danielle und ihrem Mitschüler Chase stolpert. Peinlich berührt zieht Keely sich zurück, nur um wenig später miterleben zu dürfen, wie die Partymeute die Entjungferung feiert und wie schnell sich die Botschaft wie ein Lauffeuer verbreitet. Die Erkenntnis, dass alle ihr erstes Mal schon hatten und Keely nicht einmal einen Freund hatte, trifft sie wie ein Schlag. Denn schon bald geht’s ans College und sie ist komplett unerfahren. Sie kann doch mit 18 nicht mehr Jungfrau sein! Als Keely kurz danach einen Job in einem Videoladen annimmt und dort auf den Collegestudenten Dean trifft, der Interesse an ihr zeigt, kriegt sie Panik. Denn Dean ist natürlich erfahren, so wie alle andere auch. Guter Rat ist teuer, bis Keelys Freundin Hannah auf die Idee kommt, dass Keely einfach üben soll – mit Andrew, Keelys bestem Freund seit Kindstagen und einer der größten Aufreißer an der Schule. Und Keely findet die Idee gut, denn sie vertraut Andrew und weiß, dass er sie nie vorführen würde. Außerdem sind ja keine Gefühle im Spiel, denn die beiden sind Freunde, auch wenn alle um sie herum schon seit Ewigkeiten behaupten, dass sie zueinander gehören…

Dieses Buch lässt mich etwas ratlos zurück und entsprechend ratlos fühle ich mich auch, etwas über das Buch zu erzählen. Fangen wir einfach vorne an: Der Einstieg fiel mir echt leicht und ich war schnell in der Geschichte drin. Leider habe ich mir aber so schnell auch gewünscht, wieder aus der Geschichte draußen zu sein. Denn bereits nach wenigen Seiten, wo das Thema „mit 18 NOCH!!! Jungfrau“ aufkommt, musste ich die Augen verdrehen. Keely und ihre Freundinnen unterhalten sich und immer wieder geht es darum, dass Keely mehr und mehr denkt, wie unglaublich peinlich es ist, noch Jungfrau zu sein. Sie hatte ja nichtmal einen Freund, weil niemand sie mal anflirtet. Natürlich sind alle um sie herum total sexuell aktiv, wechseln die Partner laufend (vor allem Andrew, der laut Keely quasi alle zwei Wochen eine andere hat) und gleichzeitig wird aber laufend darüber gelästert, wer es mit wem treibt. So kommt es auch, dass Danielle in der Schule öffentlich vorgeführt wird, nachdem sie Sex mit Chase hatte. Beleidigende Botschaften, Gerede auf den Fluren – die Botschaft wird zunehmend klar: Hast du keinen Sex, bist du peinlich. Hast du Sex, wirst du als Mädchen öffentlich gemobbt. Zwar war mir von Anfang an klar, wer hinter den Botschaften steckt und auch der Hintergrund hier ist eigentlich dazu geeignet, zum Nachdenken anzuregen, doch leider hat das Buch ein großes Problem: Jegliche wichtigen und kritischen Themen werden angeschnitten und dann begraben. Zwar versucht die Autorin zum Ende hin fleißig zu retten, was noch zu retten ist, aber es kommt nicht an. Nach über 250 Seiten mit wirklich fragwürdigen Botschaften für Jugendliche, die vielleicht noch Jungfrau sind und vielleicht sogar Angst vor ihrem ersten Mal haben, ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen.

Hinzu kommt auch, dass zwischendurch eigentlich permanent darüber gesprochen wird, dass Jungs sowieso nicht anderes als Sex im Kopf haben, untereinander nur über ihre Eroberungen reden und auch hier gibt’s einige mehr als kritische Sätze, die in meinen Augen ein vollkommen falsches Bild auf Sex und sexuelle Handlungen für Leute vermitteln, die selbst ihre Sexualität gerade erst entdecken (oder wie soll man die Aussage, dass ein Mädchen gar nicht erst mit der Hand anfangen soll, das könne der Typ ja selbst, sie muss schon den Mund aufmachen ernsthaft gut finden?) So entstand zunehmend ein Auf und Ab. Immer wieder gab es Phasen, wo die Geschichte eigentlich ganz nett war und man etwas mitgefiebert hat – vor allem, da die Geschichte wirklich in jedem Punkt so vorhersehbar ist, dass einen nichts mehr überrascht, man aber endlich will, dass das Offensichtliche bei Keely ankommt. Dann kommen aber wieder solche Phasen, wo man nur die Augen verdrehen will, wahlweise Keely schütteln und einen anderen Beteiligten schlagen möchte oder das Buch vor Wut an die Wand donnern mag. Ich bin ganz ehrlich: Hätte mein 14-Jähriges Ich dieses Buch gelesen, wäre es wohl verunsichert und verängstigt gewesen. Die Charaktere sind teilweise für ihre 18 Jahre extrem kindisch, dann wieder extrem sexistisch. Auf der einen Seite wird sexuelle Selbstbestimmung gepredigt (Keely soll warten, bis es sich richtig anfühlt), gleichzeitig wird gepredigt, dass Jungfrausein schlimm ist (Keely soll Dean bloß nicht sagen, dass sie Jungfrau ist).

Dean. Ein sehr gutes Thema. Dean ist ein plötzlich auftauchender Love Interest, der anders als alle anderen Typen von der Highschool sofort Interesse an Keely bekundet. Wieso? Weiß man nicht. Dean ist so eindimensional, dass es wehtut. Es ist von Anfang an unsympathisch und man hat das Gefühl, Keely findet ihn nur toll, weil er so anders ist als die Highschooler. Dabei zeigt Dean unglaublich unangenehme Tendenzen, mehrfach macht er sich an Keely ran, obwohl sie nicht will. Er drängt Keely dazu, ihm das Versprechen zu geben, beim Abschlussball mit ihm zu schlafen. Gleichzeitig weiß er natürlich nicht, dass sie Jungfrau ist. Aber es wirkt so, als hätte Dean eben auch nur eine Agenda: Sex. Das Problem? Ich habe von Anfang an nicht verstanden, wieso er Keely so toll findet. Er ist komplett anders als sie, er interessiert sich kaum für die gleichen Sachen, er will eigentlich nur mit ihr rummachen, was sie aber ja zurückweist. Es war für mich einfach das Gefühl, dass hier unbedingt Drama generiert werden sollte, denn vor allem bringt Dean natürlich Andrew auf die Palme. Gleichzeitig wird Keely aber von den Mädels gefeiert, einen Collegeguy abgeschleppt zu haben. Es ist wirr und so wenig nachvollziehbar. Vielleicht war Dean nötig, um Keelys Plan zu begründen. Denn weil sie Dean auf keinen Fall ihre Jungfräulichkeit gestehen will, möchte sie vorher „üben“ und sich Dean dann als Profi präsentieren. Diese Entscheidung führt aber nur zu Problemen und belastet die Beziehung zu Andrew sehr, einfach weil Keely das mehr als offensichtliche nicht sieht. Selbst ein Holzhammer bringt da nichts und so hatte ich irgendwann nur noch Mitleid mit Andrew und war extrem genervt von Keely.

Das Ende des Buches konnte mich nach so vielen Seiten, wo irgendwie nichts passiert ist und alles so dahinplätscherte, überhaupt nicht begeistern. Es war wo drastisch überzogen. Es passiert zu viel auf einmal, was gleichzeitig auch dazu führt, dass die Sachen teilweise nicht angemessen ausdiskutiert und ausgearbeitet werden können. So verkommen einige doch eigentlich wichtige Botschaften zu Nebensächlichkeiten. Es ist ein Ende, was irgendwie zu dieser wirren Geschichte passt und vermutlich jedem Highschoolfilm Konkurrenz machen kann. Es war nicht stimmig und enthielt zu viele spontane Wendungen, dass ich mir deutlich mehr Tiefe gewünscht hätte. Vielleicht liegt es aber auch daran, weil für mich von Anfang an klar war, wie sich die Geschichte entwickelt und ich gehofft hatte, dass sie dann zumindest nicht so lachhaft theatralisch endet.


Abschließend muss ich zu den Charakteren sagen, dass mir diese bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht zugesagt haben. Allen voran ist Keely eine anstrengende Protagonistin, die mit ihrer naiven, unbeholfenen Art sehr schnell von niedlich zu unangenehm wechselt. Ihre Gedanken haben mich irgendwann wahnsinnig gemacht, auch wenn sie vielleicht den inneren Konflikt einer Person in diesem Alter ganz gut widerspiegeln könnten. Keelys Freundinnen verdienen – mit Ausnahme von Hannah – das Wort nicht. Sie ist alles abziehbildchenhafte Highschoolmädels wie aus Girls Club, die primär damit beschäftigt sind, sich gegenseitig fertig zu machen. Hannah ist die einzig Normale, die auch offen und ehrlich zu Keely ist, zugleich aber viel zu wenig vorkommt. Die Jungs im Buch – mit Ausnahme von Andrew und Dean – sind auch so richtig schön stereotypische Prolls, wie man sie aus Highschoolfilmen kennt. Nur Bier und Sex im Kopf, feuern sich permanent gegenseitig an und sind einfach nur unsympathisch. Andrew mochte ich anfangs leider auch nicht, dies entwickelte sich im Laufe der Story aber sehr. Denn je mehr man von ihm erfährt, desto toller findet man ihn – und desto mehr Mitleid hat man, dass er die anstrengende, betriebsblinde Keely ertragen muss. Zu Dean habe ich ja eigentlich schon alles gesagt, was zu sagen ist. Er war für mich aber vermutlich das Schlimmste am ganzen Buch.

Mein Fazit

Insgesamt muss ich sagen, dass Very first time wirklich viel Potenzial hatte, aber in meinen Augen nicht abliefern konnte. Mit für ein Jugendbuch doch schwierigen Aussagen, einer gewissen Drucksituation und seinen sehr stereotypischen Charakteren konnte diese sehr vorhersehbare Story leider auf wenigen Ebenen punkten. Das Buch lässt sich schnell lesen und ist zwischendurch auch immer wieder unterhaltsam und süß, aber im Großen und Ganzen stieß mir zu viel sauer auf, als dass ich das Buch genießen konnte.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 01.10.2020

leider keine tolle Fortsetzung

Find the Girl - Glanz und Glamour
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„Manche Leute würden alles tun, um an die Spitze zu kommen.“
(Chase zu Nina in Find the girl 2)

Worum geht’s?

Nina könnte kaum glücklicher sein. Ihre Beziehung zum weltbekannten Sänger Chase lässt sie ...

„Manche Leute würden alles tun, um an die Spitze zu kommen.“
(Chase zu Nina in Find the girl 2)

Worum geht’s?

Nina könnte kaum glücklicher sein. Ihre Beziehung zum weltbekannten Sänger Chase lässt sie auf Wolke 7 schweben und jetzt hat sie auch noch eine Einladung zum Wochenendkurs an der berühmten Musikschule Guildhall bekommen. Doch zwischen all dem Stresst, dem Lernen und dem Druck ist es immer schwieriger, die Beziehung mit Chase fortzuführen. Als Chase dann auch noch immer komischer wird, wird alles wahnsinnig kompliziert. Auch für Nancy ist es eine schwierige Zeit. Die einstige Instagram-Queen und beliebtestes Mädchen der Schule ist plötzlich total im Schatten von Nina. Doch nicht mehr lange! Denn Nina hat einen Plan: Sie will den Schulwettbewerb gewinnen, für den eine Webseite erstellt werden soll. Mit einer Lifestyle-Seite voller Tipps und Gossip sollte das kein Problem sein, oder?

Find the girl – Glanz und Glamour ist Band 2 der Reihe. Das Buch ist unabhängig lesbar, für besseres Verständnis ist es jedoch empfehlenswert, vorher Band 1 zu lesen. Zudem spoilert Band 2 deutlich den ersten.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover von Find the Girl ist wieder und jugendlich gehalten mit einer bunten Mischung aus Fotos von Zwillingen und Themen, die die Zwillinge ausmachen. Das Cover wirkt dieses Mal etwas verspielter und energetischer, es passt jedoch gut zu Band 1, dem Genre und dem Buch. Auch dieses Mal wird die Geschichte durch Nancy und Nina in der Ich-Perspektive erzählt, die Perspektive wechselt mit den Kapiteln. Die Geschichte verläuft linear. Der Schreibstil ist sehr locker und angenehm zu lesen, teils sehr humorvoll und energiegeladen, auf jeden Fall für Jung und Alt gleichermaßen geeignet und für ein Jugendbuch sehr passend. Das Buch enthält keine erotischen Inhalte und ist auch frei von Kraftausdrücken.

Meine Meinung

Der erste Teil von Find the girl war für mich ein kleiner Überraschungshit. Eine süße Geschichte, die so auch ein Disney-Film sein könnte, locker und schön zu lesen. Es ging um Freundschaft, persönliche Entwicklung, die erste Liebe und die starke Bindung zweier Menschen, die die DNA teilen. Umso größer war natürlich die Freude, dass es weitergeht. Dieses Mal hatte ich den Fokus auf Nina erwartet, die mit ihrer Seite bekannt werden will. Aber am Ende war Find the girl 2 nicht nur ganz anders als erwartet, sondern vor allem auch ganz anders als Band 1.

Nina hat ein Geheimnis. Da ist sich Nancy sicher. Und sie sollte recht behalten. Heimlich und mit der Unterstützung von Chase hat Nina am Vorspiel der Guildhall-Akademie teilgenommen und jetzt einen Platz im begehrten Wochenendkurs ergattern können. Ob das der erste Schritt für eine große Karriere ist? Auf jeden Fall steht Ninas Leben jetzt Kopf. Nicht nur die Beziehung mit Chase, der immer weniger Zeit für sie hat, ist eine Belastung. An der Akademie angekommen scheint es so, als sei ihr Talent doch nicht so groß, wie alle sagen. Auch das öffentliche Interesse und die Pflichten, die sich aus ihrer Beziehung ergeben, machen Nina das Leben schwer. Und dann taucht auch noch plötzlich ein längst vergessener Geist der Vergangenheit auf und stellt nicht nur ihre Gefühle, sondern auch das starke Band der Schwestern auf eine harte Probe. Nancy hingegen kann es nicht glauben. Auf einmal ist sie abgeschrieben. Aus der bekannten Queen wurde „der andere Zwilling“, für den sich niemand mehr interessiert. Jetzt, wo auch noch Nina am Wochenende immer weg ist, langweilt sie sich zu Tode und sehnt sich danach, wieder Aufmerksamkeit zu kriegen, wieder Nancy und nicht „die andere“ zu sein. Da kommt ein Schulwettbewerb gerade recht. Gemeinsam mit ihren On-Off-Freundinnen Layla und Sophie entwickelt Nancy eine Webseite „Glanz und Glamour“, wo sie gemeinsam Modetipps, Pranks und Musiknews posten. Doch Ninas erster Schritt, eine Musikjournalistin zu werden, wird jäh zunichte gemacht, als zwei Enthüllungen veröffentlicht werden, die nie hätte online gehen dürfen. Nicht nur ihre Schwester ist geschockt. Auch Miles, Drummer der Band Chasing Cords, mit dem Nancy gerade eine schöne Zeit verbracht hat, ist von Nancys Verhalten schockiert. Wird sich das Chaos noch lichten oder hat Nancys Wille nach Aufmerksamkeit alles kaputt gemacht?

Es ist oft so, dass man Bücher, auf die man sich lange freut, mit einer gewissen Begeisterung bereits aus dem Regal zieht. So war es hier. Ich habe mich so auf das Wiedersehen mit den Zwillingen gefreut. Der Klappentext? Absolut vielversprechend. Nina scheint aus ihrem Schneckenhaus herauszukommen und Nancy muss kämpfen, um nach all den Jahren als Nummer 1 plötzlich nicht die Nummer 2 zu sein. Und dann war da ja auch noch Miles, der Nancy den Kopf verdreht. Und Chase, der es Nina schwer macht. Eine grundlegend gute Mischung, die für viel Drama und Entwicklung sorgen könnte. Doch bereits nach etwa einem Viertel des Buches hatte ich schon kaum noch Lust, weiterzulesen. Was war passiert? Wo war die mitreißende Leichtigkeit aus Band 1, wo war das liebevolle Miteinander der Zwillinge – überhaupt, wo waren Nina und Nancy? Es war, als hätte man einen gewaltigen Schritt zurückgemacht, nachdem sich beide in Band 1 doch so gut entwickelt haben. Nina ist noch unsicherer als in Band 1, zweifelt an ihrem Platz an der Akademie und verrennt sich komplett darin, nur noch zu üben, üben, üben. Die seltenen Momente, die sie mit Chase zusammen hat, empfand ich als unangenehm, krampfhaft und als wäre plötzlich diese ganze süße Liebe aus Band 1 verschwunden. Chase hat ein Geheimnis, was sich später als „gar nicht so heftig“ enthüllt, jedoch die Beziehung stark beeinflusst, da er sehr wenig Zeit hat. Nina hingegen hat aber auch wenig Zeit und noch weniger Zeit scheint sie für Nancy zu haben. Es ist, als würden beide Leben fast komplett aneinander vorbeilaufen, dabei haben sie beide doch in Band 1 so eine gute Entwicklung hingelegt. Ninas permanente Selbstgängelung, ihr perfektionistisches „Ich muss üben, ich bin nicht gut genug“ und damit einhergehend auch ihre unglaublich naive Art, als eine Person der Vergangenheit zurückkehrt, empfand ich als anstrengend und überhaupt nicht mehr liebenswert. Ich wollte sie schütteln und ihr sagen, dass sie mal die Augen aufmachen soll. Nina hat im Vergleich zu Band 1 einfach 100 Schritte zurückgemacht. Gleiches gilt aber vor allem auch für Chase, der in Band 1 wahnsinnig sympathisch war, hier aber vor allem rücksichts- und verständnislos agiert. Es ist, als würde er sein wahres Gesicht zeigen – und das hintergeht seine Freunde und hält seine Beziehung offenbar nicht für wichtig genug, auch wenn er am Ende was anderes behauptet. Es war nichts mehr von dieser unschuldigen Liebe zu spüren und das war schade.

Und auch Nancy vermag mich in diesem Band nicht zu überzeugen. Hat sie in Band 1 eine tolle Entwicklung hingelegt, die vor allem darauf basierte, dass sie mehr Weitsicht zeigte, ist sie in Band 2 eine Person geworden, der es nur noch darauf ankommt, nicht in Vergessenheit zu geraten. Sie langweilt sich und empfindet es als tolle Idee, gemeinsam mit Layla und Sophie – jene Freundinnen, die ihr in Band 1 mehr als nur einmal ein Messer in den Rücken gejagt haben – eine Lifestyle-Seite zu erstellen, um beim Schulwettbewerb zu gewinnen. Von Anfang an ist es so etwas von offensichtlich, dass es Layla und Sophie nur darum geht, Nancys Kontakte zu nutzen, um so Gossip aus der Musikwelt zu kriegen. Nancy will das nicht – fetter Pluspunkt bei mir. Aber ihre Art, sich anbiedern zu müssen, immer wieder auf ihre mittlerweile geschwundene Popularität hinzuweisen und sich dauernd Gedanken zu machen, was andere über sie denken können, ließ leider die Sympathiewerte schnell abstürzen.

Generell war in diesem Band viel, was mich nicht begeistern konnte. Die Geschichte um Nina an Guildhall war oftmals langweilig und langgezogen. Immer wieder geht es um die Proben, die misslungenen Proben, ihre Sorge zu versagen. Sie lernt mehr und noch mehr und noch mehr. Zwischendurch wird am Rande Chase erwähnt. Notwendig war das Ganze nur, um ihre persönliche Entwicklung voranzutreiben, die es aber gar nicht hätte geben müssen, hätte man sie nicht zurückentwickelt nach Band 1. Auch ihr plötzliches Bestreben, dass sie groß und berühmt werden möchte, einen Plattenvertrag haben mag – wo kam das her? Die ganze Thematik um Nancys Webseite wurde auch extrem aufgebauscht. Es ist ein Schulwettbewerb gewesen, wird im Buch aber fast so dargestellt, als hätten die Mädels eine neue Version von der Bravo online entwickelt. Das wirkte leider manchmal auch unfreiwillig komisch. Auch die mehr als offensichtliche Agenda von Layla, die Nancy permanent bedrängt, war unangenehm. Vor allem, da Nancy sich nicht dagegen wehrt, obwohl es mehr als offensichtlich ist, was Layla will. Daher überrascht der finale Showdown auch in keinster Weise – er war vorhersehbar, seitdem das erste Mal das Thema aufkam und man von der Webseite wusste. Die Problemlösung ist dafür dann wieder einfach: Nancy macht das, was sie in Band 1 auch schon gemacht hat. Es war fast so, als hätte man das Ende von Band 1 einfach nur schwach umgeschrieben. Das führt eben auch dazu, dass eigentlich kaum Klärung und Problembewusstsein auftritt. Friede Freude Eierkuchen, ein verkrampftes Happy End.

Nancy geht in diesem Buch einfach extrem unter und das empfand ich mehr als schade. Ich hatte mir gewünscht, dass es dieses Mal mehr um sie – und um Miles – geht. Aber Miles ist ein Thema, was so wenig und selten angeschnitten wird, dass gar nicht greifbar war, woher Nancys Gefühle kommen sollen. Die beiden verbringen gefühlt einmal Zeit miteinander und das wars. Statt hieran zu arbeiten verrennt sich das Buch lieber in Längen um Ninas Zeit an der Guildhall. Ich würde ja gern sagen, dass zumindest das Auftauchen der Person aus der Vergangenheit ein kleines bisschen Abwechslung in die Story brachte, aber dem war auch nicht so. Von Anfang an war für mich klar, wieso die Person ausgerechnet jetzt kam und daher verwunderten mich auch seine Äußerungen zum Zeitpunkt der großen Enthüllung überhaupt nicht. Es war zu offensichtlich und ich habe mich geärgert, wie unbedarft und unvorsichtig Nina an das Ganze herangegangen ist.

Mein Fazit

Am Ende muss ich sagen, dass von der tollen Zuckerwatte-Geschichte aus Band 1 wenig übrig geblieben ist. Das Buch konnte mich dieses Mal nicht abholen, nicht begeistern und nicht verzaubern. Es lässt sich wieder angenehm schnell lesen und ist nett für zwischendurch, aber durch die extreme Charakterrückentwicklung empfand ich Nancy und Nina leider als anstrengend und teilweise sogar unsympathisch.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 02.09.2020

nettes Buch für Zwischendurch

An Ocean Between Us
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„Du hältst dich für unwiderstehlich, was? Aber du brauchst gar nicht versuchen, mit mir zu flirten.“
(Avery zu Theo in An Ocean between us)

Worum geht’s?

Ein schrecklicher Autounfall auf dem Weg zum ...

„Du hältst dich für unwiderstehlich, was? Aber du brauchst gar nicht versuchen, mit mir zu flirten.“
(Avery zu Theo in An Ocean between us)

Worum geht’s?

Ein schrecklicher Autounfall auf dem Weg zum Vortanzen an der Juilliard hatte für Avery fatale Folgen. Durch eine Rückenverletzung kann sie keinen Sport mehr machen und vor allem nicht mehr ihren Lebenstraum einer Ballettkarriere verfolgen. Daher entscheidet sie sich widerwillig für ein Studium an der LaGuardia, um eine neue Perspektive auf ihr Leben zu gewinnen. Bereits in der ersten Vorlesung trifft sie auf Theo, der ein Schwimm-Superstar ist und eine glorreiche Karriere vor sich hat. Er drückt Avery einen fiesen Spruch rein, der beide fortan zu Feinden macht. Doch als Avery schwimmen soll, um ihren Rücken zu entlasten, ist es Theo, der ihr hilft. Und irgendwie kommen beide sich näher…

An Ocean between us ist Band 1 der Between-Us-Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen, die Charaktere des Folgebandes kommen jedoch bereits vor.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist in verschiedenen Blautönen gehalten, was gut zum Titel passt. Es sieht aus wie eine Mischung aus Wasser und Regentropfen, ist optisch ansprechend und ein Hingucker. Der Titel ist in schöner Glitzerschrift gestaltet. Nach einem kurzen Prolog aus Averys Sicht springt das Buch in die Gegenwart und verläuft fortan linear, am Ende gibt es einige ausgewiesene Zeitsprünge. Das Buch wird von Avery und Theo wechselnd aus der Ich-Perspektive erzählt. Der Schreibstil ist locker-leicht, sprachlich angemessen und gut verständlich. Es sind Intimszenen enthalten.

Meine Meinung

Nicht nur Glitzercover sind etwas, womit man mich leicht kriegt. Auch Collegegeschichte und Bücher, in denen die Charaktere nach einem Schicksalsschlag ihr ganzes Leben neu ordnen müssen, stehen bei mir hoch im Kurs. Daher war es kein Wunder, dass An Ocean between us auf meinem Radar auftauchte. Es war mein erstes Buch der Autorin und ich hatte hohe Erwartungen. Diese konnten nur leider nicht erfüllt werden.

Nach einem wirklich schlimmen Einstieg, der den Leser Averys Unfall miterleben lässt, steht ihr Leben nun Kopf. Kein Ballett mehr, keine Profikarriere, keine Zukunft. So fühlt es sich für sie an. Zurückgeblieben ist nur ein nagender Schmerz in der Wirbelsäule und Leere im Herzen. Irgendwie versucht Avery, wieder einen Lebenssinn zu finden und landet so am College, wo sie sich durch die Kurse probieren will. Bereits ihr erster Kurs wird jedoch zur Farce. Es geht um Regeneration von Verletzungen und Avery, die ihre Verletzung erzählt, kriegt von dem Super-Schwimmer Theo einen wirklich fiesen Spruch reingedrückt, der sie in die Luft gehen lässt. Leider begegnen sich beide kurz danach beim Schwimmkurs erneut, wo es zu einem Wortgefecht kommt, infolgedessen Avery abhaut. Doch die Schmerzen lassen sie eine Woche später zurückkommen und ihr dem Schwimmkurs – nicht aber Theo – eine zweite Chance geben. Theo ist fasziniert von dem kratzbürstigen Mädchen, was so gar nicht auf seinen Starstatus abfährt. Und als sich ihre Wege immer öfter kreuzen, wird aus einer anfänglichen Feindschaft bald eine Art Freundschaft. Als dann auch noch Gefühle ins Spiel kommen, scheint Averys Welt wieder normal zu werden. Aber Avery kann nicht wissen, dass ein Geheimnis alles für immer zerstören könnte…

Es gibt Bücher, die will man lieben. Sie bringen alles mit, um sie zu lieben. Einen tollen Schreibstil etwa, eine spannende Grundidee. An Ocean between us ist so ein Buch. Ich habe mich so sehr darauf gefreut, doch das Lesen war wie ein ernüchternder Sprung in das kalte Wasser. Es war Seite 17, als ich quasi das komplette Buch bis auf kleine Feinheiten vorhersagen konnte. Ich wusste, was kommen wird, wie Theo und Avery anfänglich reagieren werden, wie der Konflikt thematisiert wird (und natürlich auch im welchem Kontext), ich wusste alles. Die Frage, die sich nur stellte: War die Geschichte so vorhersehbar oder bin ich als geübter New Adult Leser einfach so gestrickt, dass ich sofort erkenne, was gespielt wird? Die Antwort kann ich nicht geben. Was ich aber weiß: Vorhersehbarkeit bei Büchern muss kein Problem sein. War es auch hier nicht. Denn nachdem ich wusste, was passieren wird, was ich gespannt darauf, wie die Autorin damit umgehen wird und wie sie den Konflikt lösen wird. Hiervon motiviert machte ich mich an das Buch. Doch schon bald verlor ich diese leider. Aber von Anfang an: Das Einfinden in die Geschichte fiel mir leicht und der Prolog war wirklich emotional. Ich habe mit Avery gelitten – und direkt kurze Zeit später schwanden ihre Sympathiepunkte bei mir laufend. Als sie sich dann etwas gefangen hat und sich mit Theo arrangiert, ist erstmal Ruhe im Karton. Und so passiert es, dass man das Gefühl hat, in einer vor sich hinplätschernden Geschichte zu sein, die oftmals ziemlich abgehakt daherkommt. Ich habe einmal gesagt, dass Autoren zu zielorientiertem Schreiben neigen. Und das war für mich auch hier der Fall. Ich merkte klar, auf welche Punkte (Szenen) die Autorin hinarbeitet und welche für sie nur Drumherumgeplänkel waren, so gesehen ein Weg zum Ziel. Denn hier verläuft man sich teilweise in Nebensächlichkeiten, die Geschichte springt und verliert den Flow. Das Buch zeigt immer und immer wieder wirklich nette Szenen, die aber irgendwie auch austauschbar sind und bei denen man das Gefühl hat, keinen Fokus vor Augen zu haben. Es wird oftmals mehr Energie in ein solides Drumherum gelegt als auf Avery, Theo und ihre Entwicklung. Das Drumherum ist dafür aber auch entsprechend gut gestaltet und macht Lust auf mehr (insbesondere auf Band 2), zeigt aber zugleich auch, wie flach diese Geschichte bleibt. Es fehlt an Tiefe und das leider gewaltig. Bei so einem gewichtigen Thema, so solchen Enthüllungen muss es schmerzen, doch hier? Nichts. Es lag nicht daran, dass ich von Anfang an wusste, was passieren wird, sondern einfach daran, dass da wenig war, womit man als Leser arbeiten konnte. Avery und Theo sind sehr eindimensional und haben den Charme von zwei sich abstoßenden Magneten. Als etwa nach zwei Dritteln des Buches der Konflikt aufkeimt, dachte ich, dass es jetzt losgeht. Aber leider weit gefehlt. Es ist auch so, dass ich zwischendurch öfter das Gefühl hatte, dass die Geschichte inkonsequent ist. So hat Avery mal Schmerzen, macht dann aber umfangreiche Erlebnisse mit und hat keine Probleme. Theo etwa hat Alpträume, die er später mit „mein Unterbewusstsein wollte mir etwas sagen“ zu erklären versucht, zugleich aber sich in ein „da war nichts, ich habs gegoogelt“ flüchtet. Es war öfter so, dass es mir nicht ganz nachvollziehbar vorkam.

Für mich ist vor allem leider die Liebesgeschichte eine große Schwäche des Buches. Das ist bei New Adult Romanen immer kritisch in meinen Augen. Als Leser möchte ich abgeholt werden davon, mit zwei Leuten mitzufiebern, ob sie zueinander finden können und welche Steine ihnen das Leben in den Weg legt. Bei Avery und Theo war das zu keiner Zeit der Fall. Es beginnt mit einer irgendwie ziemlich weit hergeholten Feindschaft. Ja, Theo hat einen unpassenden Spruch rausgehauen, aber Avery schreibt direkt eine regelrechte Kriegserklärung. So zicken sich beide fortan etwas an, nur um dann recht fix Partners in Schwimm-Crime zu sein. Hier wird mir nichts, dir nichts aus Schwimmsessions eine Freundschaft, wo dann direkt beide Freundeskreise mit reingezogen werden. An irgendeiner für mich nicht greifbaren Stelle kommen Gefühle ins Spiel, man verliebt sich – und dann knallt es. Kein Hexenwerk, normaler Standardaufbau und normalerweise etwas, was mich begeistern kann. Aber es war für mich nicht greifbar, nicht stimmig, wie sich ihre Beziehung entwickelt hat. Es war so sprunghaft und irgendwie nach dem Motto „so ist es jetzt, leb damit“ gestaltet. Das führt dann aber vor allem im letzten Drittel zu argen Problemen. Denn hier wäre eine solide Grundgefühlslage wichtig, um den Konflikt und die Konsequenzen nachzuvollziehen. Hinzu kommt aber auch, dass das klassische „wir reden nicht miteinander“ vermeidbar gewesen wäre und es mich wirklich genervt hat, weil beide ihrer eigenen Agenda hinterherhängen. Eine Liebe, die keine sein sollte, zumindest keine, die ich nachvollziehen kann. Allein Theo zeigt mehr als einmal, dass ihm die Liebe nicht so wichtig ist. Es tut mir leid, aber jemand, der gleich zweimal seine Karriere (oder sein Ansehen) über die Wahrheit und seine doch angeblich so große Liebe stellt, kann mir nicht erzählen, wie wichtig ihm ein Mädchen ist. Avery und Theo als Paar haben mich zu keiner Zeit begeistern können und haben im Gegenteil eher dazu beigetragen, dass ich mehr als einmal das Buch genervt weggelegt habe.

Avery ist von Anfang an ein schwieriger Charakter, der vermutlich polarisieren wird. Sie ist sehr vorurteilsbehaftet, in meinen Augen kratzbürstig, unfair und oftmals unfreundlich. Ich würde fast so weit gehen, dass sie teilweise sogar eingebildet daherkommt. Vor allem aber ihre vorurteilsbehaftete Art machten es für mich sehr schwierig. Sie geht oft an die Decke, zickt Theo an und hat ihr ganz eigenes Bild (oder zimmert es sich zusammen) und hat kein Interesse daran, mal über den Tellerrand herauszuschauen. Und so konnte ich schon schnell nicht mehr mit ihr mitleiden. Ständig betont sie, wie wichtig das Ballett war, dass sie Sportprofi ist und dass sie keine anderen Interessen hat. Das ist sehr besorgniserregend und leider auch anstrengend. Am Ende ist dann aber alles doch ganz locker-leicht glücklich gelöst. Theo, der nun auch nicht gerade mit seiner sympathischen Art punktet, soll zwischendurch immer wieder als netter Junge, dem anderen nur mit Gerüchten übel zugespielt haben, präsentiert werden. An vielen Stellen zeigt er aber, dass er ziemlich egoistisch ist. Beide Charaktere konnte mich nicht für sich gewinnen und damit einhergehend natürlich auch ihre Liebe nicht. Gemocht habe ich dafür aber die Nebencharaktere, insbesondere Lizzy und Kayson für Band 2 habe ich jetzt schon ins Herz geschlossen.

Das Buch behandelt durch Avery und vor allem aber auch Theo sehr intensiv das Thema Profisport, den Erwartungsdruck und die Aufopferungen, die man hierfür über sich ergehen lassen muss. Es hat mir gut gefallen, solche Themen mal in einem Buch zu haben und finde die Umsetzung auch gut gelungen. Die Autorin hat zudem noch einige andere Themen mit eingebracht, so geht es phasenweise um eine Girl-Rockband und dadurch auch das Thema Gleichberechtigung oder auch das Thema Homosexualität und Bodyimages. Leider muss ich aber sagen, dass es manchmal übertrieben konstruiert wirkte, wie unbedingt betont werden soll, dass es ja so normal ist. So streiten sich eine Freundin und Theo über den vermeintlichen Besuch in einem Gay-Club, was leider total willkürlich und übertrieben-korrekt wirkt. Man hätte das alles deutlich besser – und in meinen Augen realistischer - mit 2-3 Sätzen abhandeln können, ohne dass es so aggressiv-pflichtbewusst wirkt. Solche Szenen wirken für mich leider immer, als würde durch das heftige Betonen der Normalität eben gerade ein Fehlen ebendieser thematisiert werden. Generell gibt es – wie bereits oben angesprochen – in dem Buch viel drumherum, was zu einer bunten Mischung, aber manchmal auch zu einem vermischten Wirrwarr führt.

Zum Schluss möchte ich noch einige Worte zum Ende sagen. Da ich von Anfang an wusste, was passieren wird, haben mich die Enthüllungen natürlich nicht überrascht. Nun lag es an der Autorin, eine greifbare Lösung aufzubauen, die tragbar und dennoch passend wirkt. Dies hat sie in meinen Augen leider nicht geschafft. Nach dem großen Knall zieht sich Avery zurück und Theo flüchtet sich in seinen Sport. Es folgt irgendwann ein Brief, den Avery nicht lesen möchte. Nach einem Gespräch mit ihrer Freundin Lizzy geht’s dann alles ganz schnell und nach wenigen Seiten ist der Konflikt begraben, erledigt und teilweise verziehen – aber immerhin nicht vergessen. Gerade hier hätte ich mir sehr viel Feingefühl gewünscht, denn es ist kein Konflikt, den man mit einer Entschuldigung begräbt. Zwar ist die Botschaft des Vergebens auch stark, aber der wenige Raum, den alles einnimmt, macht das Ende entsprechend flach und für mich ein Stück weit auch unbefriedigend. Es wird lieber gepimpert als reflektiert geredet. Und das fand ich wirklich schade. Es zeigt für mich aber nur weiterhin, wie instabil und wenig tiefgründig die Liebesgeschichte austariert wurde. Der obligatorische Friedefreude-Eierkuchen-Epilog hilft da leider noch weniger.

Mein Fazit

An Ocean between us hat viel Potential mitgebracht, es in meinen Augen jedoch wenig genutzt. Die Haupthandlung um Avery und Theo ist leider blass, flach und die Liebesgeschichte wenig greifbar. Die Entwicklungen konnten wenig überzeugen und es mangelt leider zu oft an Tiefe und Gefühl. Das viele Drumherum hingegen ist gut und vielseitig. Insgesamt ist das Buch für mich leider nur ein nettes Buch für Zwischendurch ohne Tiefgang und mit vereinzelten, leider jedoch komplett vorhersehbaren Dramen.


[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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