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Veröffentlicht am 27.10.2020

Eine Kleinstadt hält den Atem an

Der Sprung
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Endlich habe ich es geschafft den 2. hochgelobten Roman der Schweizerin Simone Lappert zu lesen. "Der Sprung" handelt von einer jungen Frau, die eines Tages auf dem Dach eines Hauses steht und eine Kleinstadt ...

Endlich habe ich es geschafft den 2. hochgelobten Roman der Schweizerin Simone Lappert zu lesen. "Der Sprung" handelt von einer jungen Frau, die eines Tages auf dem Dach eines Hauses steht und eine Kleinstadt in der Nähe von Freiburg in helle Aufregung versetzt. Schnell ist die Polizei alarmiert, die versucht, die Frau von ihrem vermeintlichen Selbstmordversuch abzubringen. Derweil finden sich auf dem Platz vor dem Haus immer mehr Schaulustige ein, und das Ganze entwickelt sich zu einer Art morbidem Volksfest. Da werden Handyfotos geschossen und ein Jugendlicher schreit "Nun spring doch endlich". Picknickstühle werden hervorgeholt und der kurz vor der Pleite stehende Tante Emma Laden macht den Umsatz des Jahres.

Zu Beginn hat mich die Vielzahl der Protagonisten, es sind 10 Figuren um genau zu sein, noch sehr verwirrt. Jedes Kapitel ist überschrieben mit dem Namen der Person, in deren Leben wir als Leser gerade hineinschauen können. Es scheinen zunächst wahllose Geschichten zu sein, doch nach und nach entdeckt man, dass jeder Einzelne eine Verbindung zu der Frau auf dem Dach hat. Das hat Simone Lappert wirklich fantastisch hinbekommen. Bemerkenswert ist, dass die vermeintliche Selbstmörderin selbst gar nicht zu Wort kommt.

Bei den Figuren hat man das Gefühl einen Querschnitt der Gesellschaft dieses kleinen Ortes zu erleben. Nicht nur nahestehende Personen der Frau auf dem Dach kommen zu Wort, wie z.B ihre Schwester und ihr Freund, nein auch andere Personen, deren Leben in irgendeiner Form durch dieses" Ereignis" berührt wird. In gewisser Weise hält uns die Autorin mit ihren Charakteren einen Spiegel vor, denn wie oft bilden wir uns ein vorschnelles Urteil von einem Menschen, ohne zu wissen, welche Geschichte hinter seinem Verhalten steckt.

Mich hat das Buch sehr berührt und es hat riesigen Spaß gemacht zu sehen, wie die Autorin die ganzen losen Enden in ihrem Roman zu einem stimmigen Ganzen verwoben hat. Es lohnt sich die ersten 50-60 Seiten durchzuhalten, in denen einen die Vielzahl der Figuren vielleicht noch überfordert. Danach merkt man als Leser, dass man es tatsächlich schafft, den Überblick nicht zu verlieren und die Geschichte beginnt einen Sog zu entwickeln, dem man sich nicht entziehen kann.

Simone Lappert hat einen sehr detailreichen, bildhaften Schreibstil und durch die vielen Protagonisten und deren Schicksale bekommt man auch ein Gefühl der Stimmung und Atmosphäre, dieses warmen Maitages, der so viele Leben verändern wird.

Ich kann den Roman nur wärmstens empfehlen und werde die Autorin sicher weiterhin im Auge behalten.

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Veröffentlicht am 16.10.2020

Raus aus dem Großstadtwahnsinn

Bergsommer
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Katharina Afflerbach hat in ihrem erfolgreichen Großstadtleben irgendwann gemerkt, dass sie feststeckt im täglichen Hamsterrad und wohl kurz vor dem Burnout steht.

Mutig beschließt sie Job und Wohnung ...

Katharina Afflerbach hat in ihrem erfolgreichen Großstadtleben irgendwann gemerkt, dass sie feststeckt im täglichen Hamsterrad und wohl kurz vor dem Burnout steht.

Mutig beschließt sie Job und Wohnung zu kündigen, um sich an ihrem Sehnsuchtsort in den Bergen auf einer Schweizer Alp aine Auszeit zu nehmen. Als Städterin hat sie keine Ahnung, was genau auf sie zukommt und stößt gerade in der Anfangszeit ihres ersten Alpsommers ständig an ihre Grenzen. Aber Katharina ist zäh und gibt so schnell nicht auf. Sie lernt jeden Tag sich neuen Herausforderungen zu stellen, und nachdem der wahrscheinlich schlimmste Muskelkater ihres Lebens überwunden ist, fällt ihr die viele körperliche Arbeit nicht mehr ganz so schwer.

Es macht riesigen Spaß und ist an keiner Stelle langweilig an Katharina's Erlebnissen teilhaben zu dürfen. Ihr ruhiger, unaufgeregter Schreibstil gefällt mir sehr. Selbst bei Wind und Wetter gibt es keine Ausreden. die Arbeiten die anstehen, müssen erledigt werden. Auf der Alp ist man ein Team, dass Hand in Hand zusammenarbeitet. Die sympathische Mittdreißigerin ist nicht nur zuständig für das Melken der Ziegen und Kühe und das Ausmisten natürlich. Nein, in jedem Jahr müssen z.B auch die Zäune neu gesetzt werden, d.h. , zu Beginn des Bergsommers werden sie aufgestellt und zum Ende wieder abgebaut. Auch das Holzen und Heuen gehört dazu, und mit Schmunzeln habe ich gelesen, dass sie Autorin besonders einen Faible für das Arbeiten mit der Motorsäge entwickelt hat. Die Zeit auf der Alp tut ihr gut und erdet sie, so dass sie trotz geplanter Selbstständigkeit nach ihrem 1.Bergsommer eine Wiederholung auch in den beiden Folgejahren plant.

Die 3. Saison bei ihrer Sommerfamilie in den Bergen stellt durch einen Schicksalsschlag, den die Autorin erleiden muß, eine besondere Herausforderung dar. Und doch ist ihr Fazit hinterher, dass die Alp gerade in ihren schwärzesten Stunden der richtige Ort für sie war.

Die Erlebnisse von Katharina Afflerbach über den wohl "schönsten Arbeitsplatz der Welt" sind wirklich lesenswert und haben mich schwer beeindruckt. Wunderschöne Fotos im Mittelteil des Buches, machen die Geschichte noch persönlicher und das Schwitzerdütsch, dass die Autorin immer mal wieder in ihren Text miteinfließen lässt (mit Übersetzung), ist auch ganz bezaubernd. Die Lektüre war inspirierend und unterhaltsam, und man gewinnt als Leser ein anderes, ganz neues Verständnis für die Landwirtschaft in den Bergen, dass sich einem als Tourist nicht erschließt.

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Veröffentlicht am 10.10.2020

Engagement für unsere Erde

Greta Thunberg
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In der wunderbaren Kinderbuchreihe Little, People, Big Dreams porträtiert die Spanierin Maria Isabel Sánchez Vegara eindrucksvoll mit einfachen Worten Menschen, die als Vorbilder taugen, die Beeindruckendes ...

In der wunderbaren Kinderbuchreihe Little, People, Big Dreams porträtiert die Spanierin Maria Isabel Sánchez Vegara eindrucksvoll mit einfachen Worten Menschen, die als Vorbilder taugen, die Beeindruckendes geschafft haben, und die ihrer Zeit immer ein Stückchen voraus waren. Zunächst beinhaltete die beliebte Serie nur Frauen, doch inzwischen sind auch Männerporträts hinzugekommen. Ganz aktuell ist jetzt ein Buch über Greta Thunberg erschienen, die die Welt mit ihren Klimastreiks "Fridays for Future" und ihren eindringlichen Worten zur weltweiten Klimaerwärmung aufgerüttelt hat.

Gerade sie ist sicher für viele Jugendliche ein Vorbild, aber auch die Kleineren bekommen mit diesem Kinderbuch schon ein paar gute Anregungen, was jeder Einzelne tun kann, damit es auch für die nächsten Generationen noch eine Zukunft gibt. "Licht ausschalten, Waserhahn zudrehen, kein Essen verschwenden", damit fängt der bewusste, nachhaltige Umgang mit den Ressourcen auf unserem Planeten an. Die älteren Kinder interessieren sich vielleicht mehr für die Entwicklung , die Greta gemacht hat hin zur Fürsprecherin ihrer Generation. Illustriert wurde das Buch von Anke Weckmann, die den einfachen Text von 2- 3 Sätzen pro Seite erst richtig in Szene setzt. Am Ende des Buches gibt es wie in jedem Buch der Reihe noch eine Timeline, die bis ins Jahr 2020 reicht mit Fotos, Daten und Informationen zu Greta Thunberg, die 2003 in Stockholm geboren wurde. Wurden bisher immer Menschen vorgestellt, die längst verstorben sind, ist dies meines Wissens das erste Buch einer noch lebenden Persönlichkeit, die zudem noch so jung ist, dass man sicher noch viel von ihr hören wird,

Zusammenfassend hat mir das Buch über Greta Thunberg richtig gut gefallen. Es hat für kleine und größere Kinder etwas zu bieten und widmet sich dem elementarsten Thema unsere Zeit. Ich empfehle es uneingeschränkt weiter, wie bisher alle Bücher dieser Reihe, die ich kenne.

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Veröffentlicht am 29.09.2020

Ein starkes Jugendbuch

14 Minuten gelogene Wahrheit
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14 Minuten Gelogene Wahrheit“ von Sarah Lyu ist ein packendes Jugendbuch, dass mich sehr berührt hat.
Die Geschichte wird aus Sicht der 17jährigen Remy erzählt, die gleich zu Beginn erleben muß, wie ihre ...

14 Minuten Gelogene Wahrheit“ von Sarah Lyu ist ein packendes Jugendbuch, dass mich sehr berührt hat.
Die Geschichte wird aus Sicht der 17jährigen Remy erzählt, die gleich zu Beginn erleben muß, wie ihre erste große Liebe, Jack ausgerechnet von ihrer besten Freundin Elise erschossen worden ist. Remy kann sich nur bruchstückhaft erinnern, wie das Unfassbare passieren konnte.

Sie muss sich erinnern, doch 14 entscheidene Minuten fehlen ihr,und so springen wir als Leser mit Remy in der Zeit hin und her und auch zurück zu dem Zeitpunkt an dem sie als trauriger Teenager auf die starke, selbstbewusste Elise trifft und sich nach langer Zeit endlich so angenommen fühlt, wie sie ist. Elise versteht sie, bestärkt sie und ist immer für sie da, sorgt bei Ungerechtigkeiten für Gerechtigkeit. In Remy‘s Zuhause tobt ein Rosenkrieg, bei dem das junge Mädchen ständig versucht nicht zwischen die Fronten zu geraten.Auch bei Elise zu Hause läuft es alles andere als harmonisch.
Sind die Beiden eine Schicksalsgemeinschaft wie es Elise Remy glauben machen möchte, und können sie einander Familie sein, wenn die eigene Familie so gar nicht funktioniert? Die beiden Mädchen wachsen immer enger zusammen, wobei Remy gar nicht merkt, wie sie nach und nach immer mehr von Elise vereinnahmt und emotional unter Druck gesetzt wird.
Als Remy eines Tages Jack auf einer Party kennenlernt und sich verliebt, verändert sich die Beziehung zu Elise und sie sieht ihre Freundschaft erstmals kritisch.

Auch wenn man ahnt, wie sich die Geschichte weiterentwickeln wird, ist es superspannend den Fortgang dieser toxischen Beziehung zu erleben. Elise‘s Glaubenssätze haben sich nach und nach so tief in Remy‘s Bewusstsein gegraben, dass es einen gruselt. Die Autorin versteht es wunderbar Remy‘s Zerissenheit zu schildern. Fast spürt man selbst diesen inneren Konflikt und die ständigen Gewissensbisse von Remy, die sich schämt die Freundin in schwierigen Situationen im Stich zu lassen. Besonders im letzten Abschnitt des Buches wird es nochmal sehr emotional. Man leidet mit der Protagonistin mit, ist aber gleichzeitig beeindruckt von der Entwicklung, die sie gemacht hat, hin zu einem starken, gereiften Charakter.
Ich kann diesen tollen Jugendroman mit Tiefgang nur wärmsten empfehlen.

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Veröffentlicht am 02.09.2020

Welche Farbe hat der Himmel?

Let's go Himalaya!
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Die Autorin Katja Linke beantwortet diese "leichte" Frage eines tibetischen Mönches mit: "Ganz klar, blau" während ihre 11jährige Tochter protestiert. Ihr fallen noch ganz andere Farben ein, in denen sich ...

Die Autorin Katja Linke beantwortet diese "leichte" Frage eines tibetischen Mönches mit: "Ganz klar, blau" während ihre 11jährige Tochter protestiert. Ihr fallen noch ganz andere Farben ein, in denen sich der Himmel ab und an präsentiert. Der Mönch freut sich und rät dazu den kindlichen Blick zu behalten, der manchmal klarer sieht als der des Erwachsenen.

Die Ärztin Katja Linke nimmt sich eine Auszeit und reist mit ihrer Tochter Julia nach Tibet, um dort Land und Leute kennenzulernen und das höchste Gebirge der Erde, den Himalaya zu sehen. Das Ziel der Reise ist das Basislager des Mount Everest, wo Julia einen Stein aus Oma's Garten hinterlegen will, damit diese ein bisschen dabei sein kann. Tibet ist von jeher Katja's Sehnsuchtsziel, und so hat ihr Buch sehr passend den Titel "Let's go Himalaya! Wo bitte geht's nach Shangri -La?" Dieser Reiseroman, den die Autorin selbst eher als erzählendes Sachbuch beschreibt, ist tatsächlich ihr Debüt, man mag es kaum glauben. Chapeau dafür und meinen vollsten Respekt auch für die Durchführung dieser Reise, die ich mir selbst eher nicht zugetraut hätte.

Sehr verantwortungsvoll hat sich das Mutter - Tochter Reiseteam bestens auf diese besondere Reise vorbereitet. So starten sie körperlich fit mit neugierigem Geist in ein wahres Abenteuer. Hilfreich ist zuweilen die blonde Haarfarbe von Julia's Haarschopf und ihre offene Art, die manchmal Konflikte entschärft und den Menschen, die sich staunend mit dem Mädchen fotografieren lassen, die Herzen öffnet. Das Tolle an dem Buch sind nicht zuletzt die vielen Begegnungen mit Menschen aus einem völlig anderen Kulturkreis. Da werden teils richtig philosophische Gespräche geführt, die mich als stillen Reisebegleiter auch sehr berührt haben. Und dann gibt es immer wieder Eindrücke von Julia, ihren klaren unverstellten Blick auf die Welt, der einen staunen lässt. Sie hat die ganzen Strapazen, die so eine Reise natürlich auch mit sich bringt übrigens ganz toll gemeistert, was zeigt, dass man Kindern durchaus etwas zutrauen darf.

Es gab natürlich auch Phasen von Heimweh und Frust. Auch das verschweigt die Autorin nicht. Diese gemeinsam zu überwinden, war eine tolle Leistung, und ich glaube die beiden sind an diesen Erfahrungen gewachsen und werden noch lange davon zehren. Neben der Beschreibung dieser Reise, vermittelt der Reiseroman von Katja Linke auch noch jede Menge Wissen. Man erfährt neben den Fakten über das Land (Geschichtliches und Politisches) auch viel über den Dalai Lama und den Buddhismus. Ich fand das Buch sehr informativ und werde das Gelesene sicher nochmal für mich vertiefen. Es könnte dem ein oder anderen Leser aber durchaus auch zuviel werden. Den Schreibstil habe ich als sachlich und relativ nüchtern empfunden, was aber sehr gut passte. Leider gibt es in dem Buch keine Karte und nur wenige Bilder. Die Bilder werden aber auf der Webseite der Autorin auf Facebook und Instagram zur Verfügung gestellt. Ich habe sie mir zwischendurch beim Lesen gerne angeschaut.

Mir hat dieser besondere Reisebericht sehr gut gefallen. Übrigens ist auch das Cover wunderschön und zeigt einen rosa- weißen Himmel. So schließt sich der Kreis.

Für alle Menschen, die auch gerne mal im Kopf verreisen möchten und für die, selbst gerne einmal Tibet besuchen wollen, ist dieses Buch auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

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