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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.06.2019

Eine Kämpferin in historischer Zeit

Lady Annes Geheimnis
1

Das Cover hat sofort meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ich finde es sehr schön gestaltet und es weist auch gelungen auf den Inhalt hin.

Inhalt nach Klappentext
Sommer 1714. Seit drei Jahren lebt ...

Das Cover hat sofort meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ich finde es sehr schön gestaltet und es weist auch gelungen auf den Inhalt hin.

Inhalt nach Klappentext
Sommer 1714. Seit drei Jahren lebt Anne als Zofe am Hof des Kurfürsten Georg Ludwig. Ihre Eltern haben sie zur Vertuschung einer unehelichen Schwangerschaft nach Hannover verbannt und ihr das Kind weggenommen. Nichts will Anne mehr, als nach England zurückzukehren und ihren Sohn zu finden. Als Georg Ludwig zum englischen König ausgerufen wird und mit seinem Hof nach London zieht, bietet sich ihr die erhoffte Gelegenheit. Zugleich wird ihr Geheimnis für sie noch gefährlicher, denn der Vater ihres Kindes zählt zu Georgs erbittersten Gegnern ...

Die Geschichte um Anne Baynes hat mich aus mehreren Gründen interessiert. Zum einen bin ich ein großer Geschichtsfan und zum anderen kenne ich Hannover ausgesprochen gut.

So konnte ich mich schnell und gut in das Buch einlesen. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm, bildhaft und lebendig. Schön finde ich beispielsweise auch die eingefügten Tagebucheinträge, die einen besonderen Blick auf bestimmte Ereignisse erlauben.
Allerdings war ich dann auch ganz dankbar für das Personenregister, denn es tauchen schon diverse nette und weniger sympatische Figuren auf.

Die Charakterisierung der Personen hat mir vorwiegend gut gefallen. Die Protagonistin ist eine mutige Frau, die sich glaubhaft weiter entwickelt. Eine angenehme Nebenfigur ist auch May Darling, wie ihr Name schon vermuten lässt. Manche andere Personen bleiben dann ein wenig blass.

Die Geschichte spielt vor dem historischen Hintergrund des Jakobitenaufstandes von 1715, auch "TheFifteen" genannt. Die Verknüpfung zwischen wahrer Historie und fiktiver Erzählung gelingt der Autorin ausgesprochen gut. Man erkennt dabei klar ihre gute Recherche.
Allerdings bleiben zum Ende hin dann für mich doch einige Ungereimtheiten offen, was ein wenig schade ist.

Allgemein finde ich "Lady Annes Geheimnis" spannend, flüssig und unterhaltsam zu lesen und empfehle es auch für nicht Geschichtsfans mit 4 Sternen gerne weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
  • Figuren
Veröffentlicht am 09.07.2018

Ein besonderes Buch

Die Unruhigen
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"Die Unruhigen" ist ein Buch von Linn Ullmann. Linn Ullmann? Ja, genau, die Tochter von Liv Ullmann und Ingmar Bergman. Ingmar Bergmann, der mit sechs Frauen neun Kinder hatte. Der Roman ist keine Biografie, ...

"Die Unruhigen" ist ein Buch von Linn Ullmann. Linn Ullmann? Ja, genau, die Tochter von Liv Ullmann und Ingmar Bergman. Ingmar Bergmann, der mit sechs Frauen neun Kinder hatte. Der Roman ist keine Biografie, aber doch ein sehr persönliches Buch, welches durchaus einiges aus der familiären Situation berichtet.

Das Cover finde ich besonders. Zum einen ist der Umschlag aus einem Papier, das sich ungewöhnlich anfühlt, dünner als andere. Das Bild auf dem Cover zeigt tatsächlich die Autorin mit ihrem Vater. Es passt für mich sehr gut zum Inhalt. Die beiden schauen schon ein wenig tough aus und doch wirkt die Aufnahme zerbrechlich.

Besonders ist auch der Schreibstil. Ich musste mich in ihn erstmal einlesen. Als ich das aber geschafft hatte, war ich angetan davon. Das Buch ist voll von Denkanstößen, die mir gefallen. Wenn sie über ihre Mutter sagt " Ihre tiefste Sehnsucht war möglicherweise, bedingungslos geliebt und gleichzeitig ganz in Ruhe gelassen zu werden", dann kann ich das ganz nachempfinden. Oder wenn sie ihren Vater sagen lässt: "Ein entflogenes Wort lässt sich nicht mehr einfangen", so kenne ich eine entsprechende Situation ebenfalls.
Auf Seite 99 schreibt Linn Ullmann, dass sie und ihr Vater immer geschickter darin waren, sich zu verabschieden, als sich zu begegnen. Und so ging es mir mit meinem Vater auch, besonders in der letzten Zeit seines Lebens.

Das Buch erzählt vom Erinnern und Vergessen, vom Aufwachsen und vom Alt werden. Und richtig ist sicher, dass das Alt werden eine harte, schwere, wenig glamouröse Arbeit mit sehr langen Arbeitszeiten ist. Wobei das Werk nicht traurig ist, sondern auch immer mal mit einer fast heiteren Note.
Einen großen Raum nehmen in dem Buch die Themen Zeit und Erinnerungen ein. Sind und bleiben Erinnerungen reale Wahrnehmung oder verwischen sie mit dem, was man sich wünscht und grenzen sie an Erfindungen?
Wie ein roter Faden ziehen sich sechs Interviews durch das Werk. Es handelt sich um tatsächlich existierende Tonbandaufnahmen, die Linn Ullmann mit ihrem Vater aufgenommen hat. In ihnen finden sich kaum klare direkte Antworten und doch zeigen sie vieles an Botschaften.

Für mich ist "Die Unruhigen" ein besonderes Buch, das mit viel Liebe über das Leben berichtet. Wenn man sich mit dem anfänglich ungewöhnlichen Schreibstil arrangiert, erfährt man viel davon, wie sich das Bild, das man von sich selbst und seiner Familie macht, sich immer wieder ändert.

Veröffentlicht am 04.02.2023

Schto ty lowisch

Sibir
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Das Cover zeigt eine Regenbogenforelle und im ersten Moment war ich mir nicht ganz sicher, was sie wohl mit der Geschichte zu tun hat. Im Verlaufe des Buches wird das aber klarer. So bedeutet dann die ...

Das Cover zeigt eine Regenbogenforelle und im ersten Moment war ich mir nicht ganz sicher, was sie wohl mit der Geschichte zu tun hat. Im Verlaufe des Buches wird das aber klarer. So bedeutet dann die von mir gewählte Überschrift für diese Zeilen auch übersetzt "Was angelst du?"

Die Autorin Sabrina Janesch war mir bis zu diesem Buch unbekannt. Ihre Biografie weist darauf hin, dass sie die Geschichte ihrer Eltern in dem Buch "Sibir" verarbeitet hat. Zudem führte sie Gespräche mit weiteren Zeitzeugen, las deren Tagebücher und reiste auch nach Kirgisistan und Kasachstan . Diese aufwendige Recherche merkt man dem Buch an und macht es in dieser Hinsicht ausgesprochen authentisch. Vertreibung, Verschleppung und Flucht sind leider keine Themen der Vergangenheit sondern absolut aktuell.

In dem Buch lernen wie Josef Ambacher kennen, als Kind und als alten Mann. Er wurde als Kind mit seiner Familie nach Sibirien deportiert und verschleppt. Sie lebten in einfachen Verhältnissen und hatten mit Kälte, Hitze, Wölfen und anderen Widrigkeiten zu kämpfen. Aber neben vielen Ängsten haben auch die Freundschaft und die Familie ihren Raum.
Der zweite Erzählstrang führt in die 1990er Jahren nach Mühlheide in Niedersachsen.

Die beiden genannten Erzählstränge wechseln sich ab, aber das geschieht einige Male eher ruckelig, so dass ich dann aus dem Lesefluss heraus gerissen wurde. Den sibirischen Part fand ich sehr intensiv und lebendig geschrieben.
Die Zeit um 1990 war mir teilweise zu zäh und langatmig.
Was mich auch wirklich gestört hat, waren die fehlenden Satzzeichen bei wörtlicher Rede.

Alles in allem gebe ich dem Buch 3,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.09.2020

Zwischen 1946 und 2018

Jahresringe
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Das Cover des Buches ist schlicht, aber doch auch schön.
Das entwurzelte Maiglöckchen mit den kräftigen grünen Blättern und die rote Schrift des Titels passen gut zusammen. Und das zarte Pflänzchen passt ...

Das Cover des Buches ist schlicht, aber doch auch schön.
Das entwurzelte Maiglöckchen mit den kräftigen grünen Blättern und die rote Schrift des Titels passen gut zusammen. Und das zarte Pflänzchen passt auch zur Geschichte und zum Ort, der eine Karnevalsgesellschaft "Maiblömche" aufweisen kann.

Andreas Wagner schreibt das Buch in drei Zeitebenen. Von 1946 bis 1964 geht es vorwiegend um Leonore Klimkeit, eine junge evangelische Geflüchtete aus Ostpreußen, die nach Lich-Steinstraß kommt und dort eher zufällig auch bleibt.
Von 1976 bis 1986 wird von Paul berichtet, Leonores Sohn, der in den Jahren von etwa 1980 die Umsiedlung des Dorfes nach Jülich miterlebt.
Von 2017 bis 2018 lernt man Pauls Sohn Jan und dessen Schwester Sarah kennen, die sich im Hambacher Forst als Gegner gegenüberstehen.

Das Buch behandelt diverse Themen, angefangen über Flucht und Entwurzelung, die Leonore erlebt. Sie ist anders als die Mehrheit des Dorfes evangelisch, was damals bereits zur Ausgrenzung reichte. In ihre Geschichte bin ich schnell hinein gefallen. Wenn mich auch ihre Übersinnlichkeiten und letztlich auch der Beginn ihrer Schwangerschaft irritiert hat.
Der zweite Teil war meines Erachtens ein wenig zu kurz gehalten. Gerade die Umsiedlung, die wirklich stattgefunden hat, und die Auswirkungen auf das Leben hätte mehr Raum einnehmen dürfen.
Und der letzte Teil, mit der Thematik von Umweltschutz und Profit, endet mir einfach zu abrupt. Da war ich dann etwas konsterniert mit dem Buch in der Hand zurück geblieben.

"Jahresringe" ist ein Buch, das ich nicht einfach so weg lesen konnte, obwohl der Schreibstil sehr flüssig und angenehm ist. Jedoch die Vielzahl der Themen und die wahren Hintergründe ließen mich das Werk immer mal wieder zur Seite legen, um auch im Internet zu recherchieren.

Ich vergebe aus den genannten Gründen 4 Sterne und bin auf das nächste Buch des Autors gespannt.

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Veröffentlicht am 18.08.2019

Im Regen stehen

Als wir im Regen tanzten
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Das Cover hat mich absolut angesprochen. Ich fühlte mich sofort in das alte Berlin zurückversetzt, über das dunkle Wolken ziehen. Und es scheint vordergründig um eine Frau zu gehen.

Die Inhaltsangabe ...

Das Cover hat mich absolut angesprochen. Ich fühlte mich sofort in das alte Berlin zurückversetzt, über das dunkle Wolken ziehen. Und es scheint vordergründig um eine Frau zu gehen.

Die Inhaltsangabe hat es dann geschafft, mich total für das Buch zu interessieren. Eine spannende Zeit, Ende der 20er Jahre, zumal die Protagonistin als Jüdin in eine schwierige Zukunft schaut.

Die ersten Seiten fand ich als ansprechend geschrieben, und obwohl ich den ersten Band lediglich als Titel und Cover kannte, war der Einstieg in die Geschichte problemlos. Dann aber wurde der Schreibstil für meinen Geschmack immer mehr und etwas zu häufig mit Retrospektiven und Wiederholungen gespickt. Dadurch wurde das Lesen doch arg zäh und schleppend. So stand die Handlung teilweise mir zu lang im Regen.

Ich hatte das Gefühl, als wenn auch die Geschichte der Recha ein wenig in den Schatten gerückt wird und stattdessen eher die Anwältin Felice mit ihren Problemen um die von ihr aufgenommenen Nichten ins Rampenlicht kommen. Aber so ganz warm werde ich mit dieser Figur nicht.
Ganz besonders schade ist es, dass die geschichtlichen Aspekte einer Stadt Berlin zwischen den beiden Weltkriegen einfach zu kurz kommt. Da hab ich mir als geschichtsinteressierte Leserin doch ein wenig mehr erwartet.

Besonders gefallen haben mir die Einschübe "Es ist" von Kurt Tucholsky.

Alles in allem hat mich das Buch nicht ganz überzeugt. Vielleicht waren meine Erwartungen daran einfach nicht passend. Ich vergebe 3,5 Sterne und kann das Buch nicht eindeutig weiter empfehlen.

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