„Die Türen dazwischen“ ist ein Buch, das ich vor allem Jugendlichen ans Herz legen möchte, beschäftigt sich der Roman von Sarah Scherber doch mit Zukunftsängsten und dem Gedankenkarussell, was nach der ...
„Die Türen dazwischen“ ist ein Buch, das ich vor allem Jugendlichen ans Herz legen möchte, beschäftigt sich der Roman von Sarah Scherber doch mit Zukunftsängsten und dem Gedankenkarussell, was nach der Schulzeit kommt, welche Richtung für den Einzelnen passt, welches Ziel gesetzt wird.
„Wie wollte ich mein Leben denn gestalten? Wie sollte ich jemals eine endgültige Antwort auf so eine entscheidende Frage finden?“
Vorrangig erleben wir Emmas Zwiespalt, die scheinbar als einzige ihres Freundeskreises nicht weiß, wohin mit sich, wenn die Zeit des Lernens vorbei ist. In Gesprächen erfahren wir die Pläne und Träume ihrer kleinen Clique sowie weise, wahre Sprüche ihres Vaters und streifen weitere wichtige Punkte.
Neben Teenager-Problemen, manche alltäglich, manche nicht, wirft Eli — der Fremde im Baumhaus — Fragen auf, treibt die Geschichte in ungeahnte Sphären. Seine Offenbarungen und Hintergründe waren schlicht eingebracht, nicht greifbar, ebenso wie Emmas Akzeptanz. Zudem fehlt es der, deutlich zu glatten, Handlung an Tiefe, was bei einem Kurzroman zwar kein Kritikpunkt ist, aber der hier gegebene Umfang reicht weder für die Themen, an die sich die Autorin wagte, noch den zusätzlichen paranormalen Aspekt. Auch wird von Liebe gesprochen, die ich zu keiner Zeit fühlte, blieb der Raum für eine Entwicklung aus.
Der Schreibstil ist einfach, sodass die Seiten dahin fliegen, die Formulierung der Dialoge wirkte aufgesetzt, doch dies tut dem unvorhersehbaren Verlauf letztendlich keinen Abbruch.
Hervorheben möchte ich die schönen, stimmigen Zeichnungen zwischen den Kapiteln sowie die deutliche Botschaft, dass man sich manchmal einfach fallen lassen, auf seine innere Stimme hören und auf sich selbst vertrauen muss.
♡Du kannst die Richtung, die Du heute einschlägst, morgen ändern und übermorgen wieder. Du kannst Deine Ziele verschieben — egal, wie Du Dich entscheidest, wie oft Du Dich umentscheidest: Der Sinn Deines Lebens ist es, dieses zu leben, mutig und offen.♡
Eine Story voller jugendlicher Nerds und Hacker, denen von G.O.T.T. persönlich die elfte Plage in Form eines Computerspiels geschickt wurde.
Der Vollstrecker: eine allwissende künstliche Intelligenz.
Danny ...
Eine Story voller jugendlicher Nerds und Hacker, denen von G.O.T.T. persönlich die elfte Plage in Form eines Computerspiels geschickt wurde.
Der Vollstrecker: eine allwissende künstliche Intelligenz.
Danny Tobey hat mit seinem ausgeklügelten „GOTTESSPIEL“ eine großteils flüssig lesbare Geschichte in einem authentischen, an das Alter der Protagonisten angepassten Stil entworfen. Durch die Komplexität, die Vielzahl der Charaktere und einzelnen Handlungen, die jedoch immer wieder im Verlauf zusammentreffen und sich ergänzen, möchte ich mir nicht vorstellen, wie viel Zeit der Autor in die 560 Seiten investierte.
Die Kapitel sind recht kurz, was dazu führte, dass ich, trotz etlicher uninteressanter Details, die den Roman deutlich in die Länge ziehen, an einem Tag gemeinsam mit den "Vindicators" die mysteriöse Virtual-Reality ergründet habe. Vor allem zu Anfang lernt man die fünf Jugendlichen, ihre Probleme und Wünsche kennen, bekommt Einblicke in ihre Vergangenheit und Gedanken, sodass man im späteren Verlauf ihre Entwicklung wie auch ihre Entscheidungen nachvollziehen kann. Dass die Erzählperspektive jedoch ohne Kennzeichnung wechselt und zusätzlich durch andere Mitschüler ergänzt wird, war nicht nur des Öfteren verwirrend und anstrengend, sondern wirkte in dieser verwobenen, vielschichtigen Handlung übertrieben.
Charlie, Peter, Alex, Kenny und Vanhi sind (überdurchschnittlich) intelligente Schüler, doch sind sie auch intelligent genug, um sich der Verlockung »Wenn Du gewinnst, werden all Deine Träume wahr.« , die das harmlose Game zischelt, zu entziehen?
Die Hauptcharaktere sowie die Handlungsorte waren bildlich und ausführlich gezeichnet, durch die einfache Schreibweise konnte ich den großteils spannenden, erschreckenden Verlauf leicht folgen, selbst wenn Realität mit Virtualität verschwamm. Grade nach den ersten zweihundert Seiten nahm das Spiel Fahrt auf, wurde interessant und die Neugier auf die Reaktionen, die Konsequenzen ließen mich kaum los. Auch wenn Danny Tobey nicht auf langatmig ausgeführte Ausschweifungen verzichten konnte, kreierte er in diesem Reality-Game absurde Szenen, brachte Kreativität und Einfallsreichtum ein, während geschickt viele wichtige Themen in das Cyber-Netz geflochten waren.
Misshandlung, Drogen und Mobbing finden neben Politik, Glauben und der Frage nach Moral, Richtig und Falsch einen entscheidenden, unübersehbaren Platz.
Was wäre wenn...? Wie würdest Du Dich entscheiden...? Was ist real und besitzen wir tatsächlich einen freien Willen?
Mir selbst kam der Gedanke, ob es wahr sein könnte, dass sich unzählige Menschen jetzt grade durch ein willkürliches Spiel so verhalten, entscheiden, reagieren (...) wie sie es tun?! Gänsehaut...
(An-)Gespannt verfolgte ich die jungen Genies und das Spiel, dass längst keines mehr war; fühlte mit den fünf Nerds mit und wurde ständig genauso erschüttert wie sie selbst: denn die Entwicklung des Verlaufes ist nicht vorhersehbar, sondern voller ungeahnter Überraschungen und Wendungen, während sich die Ereignisse grade auf den letzten 200 Seiten überschlagen, die Handlung rasant fortschreitet und Wahrheiten aufgedeckt werden, mit denen niemand gerechnet hat.
Die Vorstellung, einer eigenständig denkenden KI wird für mich mit jedem Buch zu dem Thema beängstigender, grade, weil es immer realer, greifbarer wird.
Trotz Längen und meinem Gefühl, dass der Autor einfach ZU VIEL wollte, ist der Sci Fi-Thriller-Roman von Danny Tobey empfehlenswert und bietet zudem ausreichend Stoff, sich und die Gesellschaft zu hinterfragen.
"FarbenBlind" haucht zwei jungen Menschen auf gefühlvolle Weise Einschränkungen des Sehens ein:
Der neunzehnjährige Milan ist von Geburt an in Dunkelheit gehüllt, während sich Leyla oftmals genau danach ...
"FarbenBlind" haucht zwei jungen Menschen auf gefühlvolle Weise Einschränkungen des Sehens ein:
Der neunzehnjährige Milan ist von Geburt an in Dunkelheit gehüllt, während sich Leyla oftmals genau danach sehnt; denn die Schülerin leidet an Synästhesie. Sie kann Töne sehen.
Neben diesen Hinderungen tragen die Hauptcharaktere familiäre Probleme, erlittene Verluste, Unsicherheiten & Zweifel auf ihren Seelen. Beider Leben ist von Einsamkeit durchtränkt, von schweren Schicksalen geprägt & Müttern, die manchmal keine sein können.
Gewohnheit im Gleichspiel mit Zufall & ein neugieriger Vierbeiner führen Milan & Leyla zusammen - & eine unumstrittene Verbindung wird mit dem ersten Wort geknüpft. Beide sahen, fanden in dem anderen das, was sie jahrelang verzweifelt, insgeheim suchten: jemanden, der versteht; der akzeptiert. Bedingungslos.
Maike gelang es Gefühle & Emotionen in die Kapitel zu legen, berührte mich mit ihren Worten, regte zum nachdenken & einem stummen Verständnis an.
Sie erschuf Protagonisten mit Geheimnissen, die nicht von Beginn an ersichtlich sind, gab Andeutungen, die vermuten & verwerfen ließen.
Ich habe "FarbenBlind" in kurzer Zeit gelesen, da die junge Schriftstellerin flüssig & unkompliziert schreibt. Durch viele Schachtel - oder Nebensätze, in denen manches, oft wiederholt, geschildert wird, & den, meiner Meinung nach der Thematik nicht gänzlich entsprechenden, zu einfachen Schreibstil geht jedoch eine gewisse Intensität, Eindringlichkeit verloren.
In der zweiten Hälfte dieser bildlich dargelegten Handlung vermisste ich leider das Kernthema. Gerne hätte ich mehr von der Synästhesie erfahren, mehr von dem Versuch gelesen, einem Blinden dank dieser seltenen Sonderbarkeit Farben in's Herz zu zeichnen. Leider ging dies durch andere eingebrachte Probleme unter.
Ich vermute, dass Maike zu viel wollte, dabei hätte "FarbenBlind" mit seiner außergewöhnlichen Thematik, der unbegreiflichen & doch präsenten, innigen Verbindung von Leyla, Milan & Alpha, dem zutraulichen Schäferhund, der so viel mehr wurde, als nur ein Haustier, genügt, um eine berührende Geschichte zu kreieren, die lange nachhallt. Sowohl in den Szenen, in der ich die Beiden erleben durfte, wie auch in denen, in denen sich jeder Einzeln seinen Gedanken hingibt zerschnitt eine tiefe Verletzlichkeit die Atmosphäre, Ehrlichkeit, greifbare Zerissen - & Unsicherheit, Zweifel. Ja, Maike schafft es Gefühle aus den Sätzen direkt in die Seele des Lesers zu werfen.
Manche Sequenzen tönen laut, überraschen durch Unvorhersehbarkeiten. Verwundern durch plötzliche Gefahr & gestandene Geheimnisse. Andere tränen stumm vor Einfühlsamkeit.
Dieses Buch ist Leise & gleichzeitig dröhnend.
Mit einem Ende, das mir minutenlang den Atem verschlug.
Auf den 464 Seiten ihres zweiten Romans schwingen viele wichtige Botschaften mit ...
erst wenn Du die Augen schließt, erkennst Du das Beste & die wirkliche Schönheit in einem Menschen.
Tiere können Löcher füllen, Seelen heilen & verstehen, was Menschen niemals verstehen können; geben, was Menschen niemals geben könnten.
ein erster Blick, ein kleines Lächeln reichen manchmal, damit ein Fremder zu einem Freund wird, sich die Seelen erkennen.
Nichts ist wie es scheint & es gibt so vieles, von dem wir keine Ahnung haben; das wir nicht sehen können.
Kennt ihr das, wenn ein zu viel das Interesse schmälert?
So ging es mir in „Hello Stranger“ – aber von vorn …
Acht Jahre ist es her, seitdem sich Sadie gegen ein Medizinstudium – und somit gegen ihren ...
Kennt ihr das, wenn ein zu viel das Interesse schmälert?
So ging es mir in „Hello Stranger“ – aber von vorn …
Acht Jahre ist es her, seitdem sich Sadie gegen ein Medizinstudium – und somit gegen ihren Vater – entschieden und den Weg einer Künstlerin – jenen, den auch ihre Mutter einst mit Leidenschaft ging – eingeschlagen hat. Mittlerweile hält sich die junge Frau mit Porträtmalerei und dem Geplänkel mit ihrer besten Freundin gerade so über Wasser, vermeidet peinlich genau jeden nicht notwendigen Kontakt mit ihrer Familie und versucht ihr Glück regelmäßig bei verschiedenen Talentwettbewerben ‐ erfolglos. Bis jetzt. Denn nun hat es Sadie Montgomery endlich geschafft und zählt zu den 20 FinalistInnen des prestigeträchtigsten Porträtwettbewerbs des ganzen Landes. Ihre große Chance! In sechs Wochen muss sie ein Kunstwerk einreichen, dass das Beste ist, was je aus ihrem Pinsel floss …
Doch binnen eines Wimpernschlags ändert sich das Leben der Endzwanzigerin auf drastische Weise und plötzlich ist alles Talent nicht genug …
„Hello Stranger“ beschäftigt sich mit der »erworbenen apperzeptiven Prosopagnosie« – mit einer Erkrankung, von der ungefähr 2 Prozent der Weltbevölkerung betroffen sind und die bekannter ist unter „Gesichtsblindheit“. Dies war auch der Grund, wieso ich den Roman von Katherine Center unbedingt lesen wollte.
Erzählt wird einzig aus der Sicht von Sadie, sodass wir nicht nur Teil von ihrer gegenwärtigen Überforderung, der Verzweiflung und ihrer Angst sind, der mit jedem Tag weiter schwindenden Hoffnung auf eine (schnelle) Genesung, sondern auch innerhalb des Verlaufs etliche Informationen aus ihrer – einsamen, von Trauer durchzogenen – Vergangenheit zusammentragen können. Dass der anstehende Wettbewerb für die Zukunft der Protagonistin – ihre finanzielle Unabhängigkeit und ihre Karriere – ungemein wichtig, sie jedoch nicht mehr in der Lage ist, Porträts zu schaffen, erhöht Sadies inneren Druck. Jeder Schritt außerhalb ihrer Wohnung – tief erschrocken von Fragmenten, wo einst Mimik war, Sicherheit, Orientierung – wird von Gefühlen der Ohnmacht und Unsicherheit begleitet, bringt die Künstlerin an emotionale Grenzen. Und genau jetzt, als Sadie am verletzlichsten ist, sucht sie das Unheil ihrer Jugendjahre heim. Zudem kratzt der zwielichtige Nachbarstyp an ihren Nerven, Peanut braucht dringend Hilfe und Sue? Die steckt in einem ganz eigenen Abenteuer …
War der Beginn vielversprechend, aufgrund des lockeren Stils, etlicher herzerwärmender, skurriler Momente und der mitschwingenden (Selbst-)Ironie unterhaltsam, Sadies Beeinträchtigung interessant, verlor sich die anfängliche Euphorie in vielerlei Hinsicht stetig. Denn nach und nach kommt so einiges zusammen, dass die Gesichtsblindheit und den Umgang mit dieser kontinuierlich in den Hintergrund drängt.
Sadie, auf ihre Art durchaus sympathisch, rebellisch und darauf geeicht, mit Humor auf Niederlagen zu reagieren, verliert mehrfach binnen zwei Sätzen jeden frischen Tatendrang und neuerlichen Schub Selbstbewusstsein. Nur, um sich in etlichen, schier endlosen, irrelevanten Monologen und (wiederholenden) Überlegungen zu verlieren. Dieser Umstand ging mir ebenso rasch auf die Nerven wie die Masse an Konflikten und Missverständnissen. Ein Schritt vor, drei zurück – und das in einer Tour.
▪︎Seiten überblättern, ohne etwas zu verpassen? Ist hier problemlos und oft möglich.
▪︎Den Fokus verlieren, weil ein Gedankenstrom auf den nächsten, ein Drama auf das andere folgt? Ja! Einfach ja.
▪︎Parkers Sticheleien und Auftritte sollten vermutlich als Spannungskomponente fungieren, waren aber unnötig und too much.
▪︎Das distanzierte Vater-Tochter-Verhältnis erhielt zwar eine Basis, das „klärende Gespräch“ empfand ich jedoch als zu einfach/plötzlich – aber am Ende wird eben alles gut, oder?
▪︎Ebenfalls weist der Plot Schwächen und Unstimmigkeiten auf. Ob dies auch der Fall gewesen wäre, wenn sich die Autorin auf eine gute Ausarbeitung von nur ein, zwei Punkten konzentriert hätte?
Aber es gab auch Positives:
▪︎Die romantische Entwicklung bspw.: Vorhersehbar? Auf jeden Fall. Amüsant? Definitiv. Gerade die ernsten Gespräche und der spritzige Schlagabtausch mit Joe sorgten für einige Schmunzler. Das sich verändernde Verhältnis zwischen ihm und Sadie war insgesamt schön zu verfolgen.
▪︎Peanut: Weil Hunde die besseren Menschen sind.
▪︎Center greift „Trauer“ und den individuellen Umgang mit dieser authentisch auf. Manche Verluste tun auch Jahrzehnte später noch weh, und das ist vollkommen ok.
▪︎Der medizinische Aspekt wurde u. A. mithilfe von Dr. Nicole, in Kombination mit Sadies Empfindungen und den bildhaften, teilweise sehr emotionalen Schilderungen vorstellbar dargelegt.
Montgomerys Erfahrungen regen zusätzlich zum Nachdenken an: Denn wenn optische Attraktivität, die wir hauptsächlich in Gesichtern suchen, nicht erkennbar ist, müssten wir unser Gegenüber aufgrund von Taten, Können und Verhalten bewerten. Eine spannende Betrachtungsweise, oder?
Insgesamt schafft „Hello Stranger“ ohne Frage Aufmerksamkeit für Prosopagnosie und die ‚Sichtweise' Betroffener, bietet zeitgleich aber eine vollkommen überladene Storyline. Zwischen ausschweifenden Gedankenkreisen und etlichen Längen finden sich jedoch auch romantische Augenblicke, tiefgehende Überlegungen, Schmerz und eine an sich selbst zweifelnde Frau, die nicht bereit ist, aufzugeben – allen Widrigkeiten des Lebens zum Trotz.
Kennt ihr das, wenn ein zu viel das Interesse schmälert?
So ging es mir in „Hello Stranger“ – aber von vorn …
Acht Jahre ist es her, seitdem sich Sadie gegen ein Medizinstudium – und somit gegen ihren ...
Kennt ihr das, wenn ein zu viel das Interesse schmälert?
So ging es mir in „Hello Stranger“ – aber von vorn …
Acht Jahre ist es her, seitdem sich Sadie gegen ein Medizinstudium – und somit gegen ihren Vater – entschieden und den Weg einer Künstlerin – jenen, den auch ihre Mutter einst mit Leidenschaft ging – eingeschlagen hat. Mittlerweile hält sich die junge Frau mit Porträtmalerei und dem Geplänkel mit ihrer besten Freundin gerade so über Wasser, vermeidet peinlich genau jeden nicht notwendigen Kontakt mit ihrer Familie und versucht ihr Glück regelmäßig bei verschiedenen Talentwettbewerben ‐ erfolglos. Bis jetzt. Denn nun hat es Sadie Montgomery endlich geschafft und zählt zu den 20 FinalistInnen des prestigeträchtigsten Porträtwettbewerbs des ganzen Landes. Ihre große Chance! In sechs Wochen muss sie ein Kunstwerk einreichen, dass das Beste ist, was je aus ihrem Pinsel floss …
Doch binnen eines Wimpernschlags ändert sich das Leben der Endzwanzigerin auf drastische Weise und plötzlich ist alles Talent nicht genug …
„Hello Stranger“ beschäftigt sich mit der »erworbenen apperzeptiven Prosopagnosie« – mit einer Erkrankung, von der ungefähr 2 Prozent der Weltbevölkerung betroffen sind und die bekannter ist unter „Gesichtsblindheit“. Dies war auch der Grund, wieso ich den Roman von Katherine Center unbedingt lesen wollte.
Erzählt wird einzig aus der Sicht von Sadie, sodass wir nicht nur Teil von ihrer gegenwärtigen Überforderung, der Verzweiflung und ihrer Angst sind, der mit jedem Tag weiter schwindenden Hoffnung auf eine (schnelle) Genesung, sondern auch innerhalb des Verlaufs etliche Informationen aus ihrer – einsamen, von Trauer durchzogenen – Vergangenheit zusammentragen können. Dass der anstehende Wettbewerb für die Zukunft der Protagonistin – ihre finanzielle Unabhängigkeit und ihre Karriere – ungemein wichtig, sie jedoch nicht mehr in der Lage ist, Porträts zu schaffen, erhöht Sadies inneren Druck. Jeder Schritt außerhalb ihrer Wohnung – tief erschrocken von Fragmenten, wo einst Mimik war, Sicherheit, Orientierung – wird von Gefühlen der Ohnmacht und Unsicherheit begleitet, bringt die Künstlerin an emotionale Grenzen. Und genau jetzt, als Sadie am verletzlichsten ist, sucht sie das Unheil ihrer Jugendjahre heim. Zudem kratzt der zwielichtige Nachbarstyp an ihren Nerven, Peanut braucht dringend Hilfe und Sue? Die steckt in einem ganz eigenen Abenteuer …
War der Beginn vielversprechend, aufgrund des lockeren Stils, etlicher herzerwärmender, skurriler Momente und der mitschwingenden (Selbst-)Ironie unterhaltsam, Sadies Beeinträchtigung interessant, verlor sich die anfängliche Euphorie in vielerlei Hinsicht stetig. Denn nach und nach kommt so einiges zusammen, dass die Gesichtsblindheit und den Umgang mit dieser kontinuierlich in den Hintergrund drängt.
Sadie, auf ihre Art durchaus sympathisch, rebellisch und darauf geeicht, mit Humor auf Niederlagen zu reagieren, verliert mehrfach binnen zwei Sätzen jeden frischen Tatendrang und neuerlichen Schub Selbstbewusstsein. Nur, um sich in etlichen, schier endlosen, irrelevanten Monologen und (wiederholenden) Überlegungen zu verlieren. Dieser Umstand ging mir ebenso rasch auf die Nerven wie die Masse an Konflikten und Missverständnissen. Ein Schritt vor, drei zurück – und das in einer Tour.
▪︎Seiten überblättern, ohne etwas zu verpassen? Ist hier problemlos und oft möglich.
▪︎Den Fokus verlieren, weil ein Gedankenstrom auf den nächsten, ein Drama auf das andere folgt? Ja! Einfach ja.
▪︎Parkers Sticheleien und Auftritte sollten vermutlich als Spannungskomponente fungieren, waren aber unnötig und too much.
▪︎Das distanzierte Vater-Tochter-Verhältnis erhielt zwar eine Basis, das „klärende Gespräch“ empfand ich jedoch als zu einfach/plötzlich – aber am Ende wird eben alles gut, oder?
▪︎Ebenfalls weist der Plot Schwächen und Unstimmigkeiten auf. Ob dies auch der Fall gewesen wäre, wenn sich die Autorin auf eine gute Ausarbeitung von nur ein, zwei Punkten konzentriert hätte?
Aber es gab auch Positives:
▪︎Die romantische Entwicklung bspw.: Vorhersehbar? Auf jeden Fall. Amüsant? Definitiv. Gerade die ernsten Gespräche und der spritzige Schlagabtausch mit Joe sorgten für einige Schmunzler. Das sich verändernde Verhältnis zwischen ihm und Sadie war insgesamt schön zu verfolgen.
▪︎Peanut: Weil Hunde die besseren Menschen sind.
▪︎Center greift „Trauer“ und den individuellen Umgang mit dieser authentisch auf. Manche Verluste tun auch Jahrzehnte später noch weh, und das ist vollkommen ok.
▪︎Der medizinische Aspekt wurde u. A. mithilfe von Dr. Nicole, in Kombination mit Sadies Empfindungen und den bildhaften, teilweise sehr emotionalen Schilderungen vorstellbar dargelegt.
Montgomerys Erfahrungen regen zusätzlich zum Nachdenken an: Denn wenn optische Attraktivität, die wir hauptsächlich in Gesichtern suchen, nicht erkennbar ist, müssten wir unser Gegenüber aufgrund von Taten, Können und Verhalten bewerten. Eine spannende Betrachtungsweise, oder?
Insgesamt schafft „Hello Stranger“ ohne Frage Aufmerksamkeit für Prosopagnosie und die ‚Sichtweise' Betroffener, bietet zeitgleich aber eine vollkommen überladene Storyline. Zwischen ausschweifenden Gedankenkreisen und etlichen Längen finden sich jedoch auch romantische Augenblicke, tiefgehende Überlegungen, Schmerz und eine an sich selbst zweifelnde Frau, die nicht bereit ist, aufzugeben – allen Widrigkeiten des Lebens zum Trotz.