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Veröffentlicht am 07.02.2021

Thüringer Spielzeug

Wo wir Kinder waren
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“Wo wir Kinder waren” ist zugleich die Geschichte der Familie Langbein als auch die der Thüringer Spielzeugproduktion, die einst einen weltweiten Ruf hatte.
Von 1910 an bis in die heutige Zeit begleiten ...

“Wo wir Kinder waren” ist zugleich die Geschichte der Familie Langbein als auch die der Thüringer Spielzeugproduktion, die einst einen weltweiten Ruf hatte.
Von 1910 an bis in die heutige Zeit begleiten wir über vier Generationen die Familie, für die sich das Leben immer in erster Linie um ihre Fabrik drehte. Selbst die Kinder waren davon nicht ausgenommen. „Die aufregendste Tätigkeit, die sie jemals ausgeübt hatte, war die einer Spielzeugtesterin gewesen. Ihre Karriere begann, als sie fünf Jahre alt war, und endete mit ungefähr dreizehn.“
Sorgen bereiteten dem Familienunternehmen unter anderem die Weltkriege oder die Umwandlung in einen Volkseigenen Betrieb der DDR. Daneben gibt es die ganz normale Interaktion zwischen Eltern und Kindern, Kontakte zwischen Ost und West oder Erbstreitigkeiten.
Es ist diesem Roman anzumerken, wie intensiv sich die Autorin mit der Geschichte Thüringens beschäftigt hat. Sie schafft eine authentische Atmosphäre und hat mir damit erneut eine vergnügliche Lesezeit beschert.

Veröffentlicht am 03.01.2021

Fund tut kund

Sturmwand
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Während Nicolas Guerlain alle Handvoll zu tun hat, um den Staatspräsidenten vor einer Gruppe Aktivisten zu beschützen, erfordert ein Flaschenpostfund in der Normandie seine Aufmerksamkeit. Auf der darin ...

Während Nicolas Guerlain alle Handvoll zu tun hat, um den Staatspräsidenten vor einer Gruppe Aktivisten zu beschützen, erfordert ein Flaschenpostfund in der Normandie seine Aufmerksamkeit. Auf der darin enthaltenen Todesliste stehen fünf Namen, darunter auch seiner.
Nach bewährter Manier kombiniert der Autor einen aktuellen Fall mit der Weiterentwicklung der persönlichen Geschichten. Es macht Freude, die bekannten Figuren im fünften Teil der Krimireihe erneut zu treffen, unter anderem “zusätzlich zur Fahrerin einen schlecht gelaunten Polizisten mit Beziehungsproblemen, einen körperlich und seelisch angeschlagenen Personenschützer, der zudem noch suspendiert war, und einen alten und nach feuchtem Gras riechenden Mischlingsrüden“.
Besonderen Charme erhält „Sturmwand“ durch die idyllischen Chausey-Inseln als Handlungsort. Und sehr französisch und spannend ist der Roman allemal, so dass es mir wieder einmal ein Vergnügen war, den „Bodyguard“ in Aktion zu erleben.

Veröffentlicht am 01.11.2020

Trauer und Hoffnung

Sterben im Sommer
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In “Sterben im Sommer” erzählt Zsuzsa Bánk von der Krankheit, dem Sterben und dem Totsein des Vaters.
Es ist eine ungarisch-deutsche Familiengeschichte, die von den Besonderheiten des Lebens in verschiedenen ...

In “Sterben im Sommer” erzählt Zsuzsa Bánk von der Krankheit, dem Sterben und dem Totsein des Vaters.
Es ist eine ungarisch-deutsche Familiengeschichte, die von den Besonderheiten des Lebens in verschiedenen Ländern und des Wechsels der Sprache geprägt ist, und ein sehr persönliches Buch, denn es spiegelt die Gefühle und Erlebnisse der gesamten Familie Bánk wider.
Die Autorin schafft es mit einer eindringlichen Sprache in den Bann zu ziehen und die Facetten von Verlust und Trauer bildhaft zu vermitteln. Die Sprecherin hat sowohl die besondere Stimmung als auch die ungarischen Zitate authentisch eingefangen. Ein solch intensives Hörbuch habe ich bisher selten erlebt, und es hinterlässt einen tiefen und bewegenden Eindruck.

Veröffentlicht am 29.10.2020

Adas Suche

Ada
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„Ada“ ist die in Romanform verfasste Fortsetzung der in „Der Apfelbaum“ begonnenen Familiengeschichte des Autors Christian Berkel. Er erzählt aus Sicht der weiblichen Hauptfigur Ada authentisch vom Ankommen ...

„Ada“ ist die in Romanform verfasste Fortsetzung der in „Der Apfelbaum“ begonnenen Familiengeschichte des Autors Christian Berkel. Er erzählt aus Sicht der weiblichen Hauptfigur Ada authentisch vom Ankommen im Nachkriegsdeutschland (nach der Flucht ins Ausland), der Jugend in den 60er Jahren bis zur Feier nach dem Mauerfall.
Wie ein roter Faden zieht sich dabei Adas Suche nach Identität durch das Buch, ihre Fragen nach der Herkunft, das Verstehen der Geschehnisse während des Krieges, das die Schicksale ihrer Eltern prägte. Vergleichsweise, trotz einiger aufregender Situationen, ist Adas Leben leicht, denn es gibt keine Bomben, keine Lager, keine Verfolgung. Dadurch wirkt der zweite Teil vielleicht etwas weniger intensiv als der erste, und dennoch verzaubert er mit einer wunderbaren Sprache und den Ecken und Kanten seiner Figuren. Ich empfehle, die Bücher nacheinander zu lesen, um ihre Entwicklung mitzuerleben, und sie zu lesen empfehle ich sowieso.

Veröffentlicht am 03.10.2020

Tante und Neffe

Pax
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Pax wächst bei seiner Tante Beatrix auf, nachdem Eltern und Bruder von einer Reise nicht zurückkehren. Ihre Lebensverhältnisse sind einfach, und doch bemüht sich die Tante auf ihre Art um eine gute Erziehung.
„Pax“ ...

Pax wächst bei seiner Tante Beatrix auf, nachdem Eltern und Bruder von einer Reise nicht zurückkehren. Ihre Lebensverhältnisse sind einfach, und doch bemüht sich die Tante auf ihre Art um eine gute Erziehung.
„Pax“ ist ein Entwicklungsroman, der den Protagonisten von der elternlosen Kindheit in die Pubertät begleitet. Dabei setzt dieser sich mit seiner Herkunft auseinander und sammelt Erfahrungen als Heranwachsender.
Das Buch geht ans Herz, denn wir lernen die Figuren in Alltagssituationen kennen, die woanders selten erwähnt werden (Beatrix bringt Pax das Bügeln bei, oder wir beobachten ihn bei selbst erfundenen Kinderspielen). Die Erzählweise spiegelt den Inhalt auf eine ebenso sensible Art wider wie der Detailreichtum der Handlung. „Und fast hätte er sie umarmt, als Tante Beatrix, wenn auch nur, um seiner Platte über den Sprung hinwegzuhelfen, irgendwann nachgab, indem sie immerhin versprach, es sich zu überlegen.“ Ich möchte die Autorin umarmen für diesen einfühlsamen Roman.