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Veröffentlicht am 03.10.2020

Gelungene Fortsetzung

Fräulein Gold: Scheunenkinder
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Da mich bereits der erste Band um die Hebamme Hulda Gold begeistert hat, war ich natürlich ganz gespannt auf die Fortsetzung. Es ist das Jahr 1923, die Inflation schreitet weiter fort. Die Geldscheine ...

Da mich bereits der erste Band um die Hebamme Hulda Gold begeistert hat, war ich natürlich ganz gespannt auf die Fortsetzung. Es ist das Jahr 1923, die Inflation schreitet weiter fort. Die Geldscheine tragen neue Aufdrucke mit vielen Nullen.

Hulda Gold arbeitet als Hebamme egal an welchen Wochentag. Durch die Vermittlung ihres Vaters wird sie zu einer jüdischen Familie ins Scheunenviertel gerufen. Die junge schwangere Tamar leidet sehr unter ihrer Schwiegermutter, fasst aber Zutrauen zu Hulda. Nach der Geburt eines gesunden Jungen, verschwindet dieser plötzlich spurlos. Hulda versucht etwas über das verschwundene Kind herauszufinden. Sie erhält keine Auskunft von der Familie und den Bewohnern des Viertels, die ihre Geheimnisse haben.

Hulda erzählt ihrem Freund Kommissar Karl North von dem Fall und erfährt, dass Kinderhandel bei der Berliner Polizei zur Zeit ein großes Thema ist. Gibt es eine Verbindung zu dem neugeborenen Jungen von Tamar?

Auch mit ihrem zweiten Band konnte mich Anne Stern wieder überzeugen. Es handelt sich um einen perfekten Genremix. Durch die Darstellung des Milieus zur damaligen Zeit hat die Autorin es mir leicht gemacht in die Welt der Zwanziger Jahre abzutauchen. Sie schafft es auf brillante Art eine Verbindung zwischen den Protagonisten herzustellen.

Aber nicht nur die großartigen Beschreibungen von Anne Stern runden die Geschichte ab, sondern auch die wunderbare Stimme, die Anna Thalbach dem Hörbuch verleiht. Sie ist für dieses Hörbuch eine hervorragende Wahl. Der Berliner Dialekt bei einigen Charakteren ist deutlich hörbar, doch bleibt er immer verständlich. Sie hat den richtigen Ton gefunden und lässt Hulda Gold sowie die anderen Protagonisten lebendig werden. Ich war fasziniert von ihrer ausdruckstarken Stimme.

Wer unterhaltsame und spannende Hörstunden vor einem historischen Hintergrund sucht, ist auch mit diesem Band gut beraten.

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Veröffentlicht am 19.09.2020

Schatten aus der Vergangenheit

Goldene Bremm
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Im Studio 1 des Saarländischen Rundfunks laufen die letzten Proben für eine Talkrunde, deren Aufzeichnung am Nachmittag geplant ist. Für die richtige Lichteinstellung werden Lichtdoubles auf die Stühle ...

Im Studio 1 des Saarländischen Rundfunks laufen die letzten Proben für eine Talkrunde, deren Aufzeichnung am Nachmittag geplant ist. Für die richtige Lichteinstellung werden Lichtdoubles auf die Stühle platziert. Plötzlich kippt ein junger Student, der sich etwas hinzuverdienen will, vom Stuhl. Es stellt sich heraus, dass der junge Mann ermordet wurde, denn unter der Sitzfläche waren Nadeln versteckt, die ein Narkotikum abgesondert haben. Die Kommissarin Veronika Hart verdrängt, dass der Tote eigentlich auf ihrem Platz gesessen hat, den sie in der Talkrunde einnehmen sollte. Sie und ihr Team werden zu einem neuen Fall gerufen. Im deutsch-französischen Grenzgebiet wird eine tote Frau gefunden, die vor ihrem Tod schwer misshandelt wurde. Doch im Laufe der Ermittlungen passieren im Umfeld der Kommissarin weitere mysteriöse Unfälle. Veronika Hart fühlt sich ahnungslos, wer dahinter stecken könnte und begibt sich auf Spurensuche.

Das Saarland war bisher literarisches Neuland für mich und deshalb war ich ganz besonders gespannt auf diesen Krimi. Ich hatte große Erwartungen und wurde nicht enttäuscht. Das Buch hat mich sofort in den Bann gezogen. Die Seiten flogen nur so dahin dank des flüssigen und leichten Schreibstils. Durch die kurzen Kapitel war ich immer geneigt, noch einige Seiten weiter zu lesen, da es mir schwer fiel, dass Buch zur Seite zu legen. Der Spannungsbogen stieg von Anfang bis zum Ende stetig an. Perspektivwechsel brachten zusätzliche Dynamik in die Handlung und man erhielt puzzleartige Einblicke in die Gedankenwelt der Täter und der Opfer.

Mich hat dieser Krimi von Beginn an begeistert und mir spannende Lesestunden bereitet.

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Veröffentlicht am 15.09.2020

Der Wunsch nach Schönheit

Fräulein Paula und die Schönheit der Frauen
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Wir befinden uns in Hamburg im Jahre 1948. Langsam werden die Zeiten besser. Paula Rolle lebt gemeinsam mit ihren jüngeren Schwestern Uschi und Gertrud bei ihrer Mutter. Alle versuchen irgendwie über die ...

Wir befinden uns in Hamburg im Jahre 1948. Langsam werden die Zeiten besser. Paula Rolle lebt gemeinsam mit ihren jüngeren Schwestern Uschi und Gertrud bei ihrer Mutter. Alle versuchen irgendwie über die Runden zu kommen. Langsam kehren die Männer aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause zurück und erobern sich wieder ihre Arbeitsplätze, die während des Krieges von Frauen ausgefüllt wurden. Während des Krieges hatte Paula als technische Zeichnerin gearbeitet, aber nun wurde sie nicht mehr gebraucht. Gern würde sie sich wieder schick anziehen, aber es fehlt das Geld. Bei ihrem Rundgang durch Hamburg stößt Paula auf die Stellenanzeige des Strumpffabrikanten Wilhelm Röbke. Dieser will hier eine neue Fabrik aufbauen, nachdem die Russen in Sachsen seine Maschinen demontiert und zerstört haben. Paula ist nicht auf den Mund gefallen und bekommt die Stelle. Sie würde alles für ein paar Nylons tun. Der Wunsch nach Schönheit war nach den langen Zeiten in Trümmergrau bei allen Frauen gleich hoch.

Sehr anschaulich beschreibt Caroline Bernard die Nachkriegszeit in Deutschland und lässt den Hörer daran teilhaben. Dieses unterstützt Svenja Pages mit ihrer Stimme. Ihr Sprechstil ist angenehm, so dass ich ihr gerne zugehört habe und dem Hörbuch problemlos folgen konnte.

Beim Zuhören fühlt man sich als Teil der Familie Rolle. Erlebt die beengten Wohnverhältnisse. Gleichzeitig spürt man wie weit entfernt von der Gleichberechtigung man damals noch war. Während des Krieges durften die Frauen, die notwendigen Arbeiten der fehlenden Männer übernehmen, aber kaum waren die Männer wieder zurück, wurden die Frauen wieder an den Herd geschickt. Gerade unverheiratete Frauen hatten es schwer einen gut bezahlten Job zu bekommen.

Die Charaktere sind liebevoll und sehr authentisch gezeichnet, so dass ich mir die Personen sowie ihre Handlungen sehr gut vorstellen konnte. Geschickt hat die Autorin den historischen Hintergrund mit der Geschichte verwoben. Das Nachwort rundet das Ganze noch wunderbar ab.

Das Hörbuch hat mir sehr gefallen und ich empfehle es gern weiter.

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Veröffentlicht am 13.09.2020

Spannend bis zum Schluss

Helle und der falsche Prophet
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Helle Jespers verbringt gemeinsam mit ihrem Mann Bengt und dem Hund Emil ihren Urlaub in Südfrankreich. Hier kommt sie zum Nachdenken und überlegt, ob es ein Fehler gewesen war, nicht die Leitung der Polizeibehörde ...

Helle Jespers verbringt gemeinsam mit ihrem Mann Bengt und dem Hund Emil ihren Urlaub in Südfrankreich. Hier kommt sie zum Nachdenken und überlegt, ob es ein Fehler gewesen war, nicht die Leitung der Polizeibehörde in Frederikshavn zu übernehmen, sondern die kleine Polizeistation in Skagen. Sie hat sich einen Mord gewünscht, damit ihr Job in Skagen nicht so eintönig wäre. Als sie ein Anruf ihres Kollegen Ole erreicht, dass eine junge Frau am Strand tot aufgefunden ist, macht sie sich sofort auf den Weg nach Hause. Bei der Toten handelt es sich um Merle, eine enge Freundin ihres Sohnes Leif. Die Todesursache hört sich nach einem Unfall an, aber die Umstände des Ertrinkens sind sehr seltsam. Helle hört auf ihr Bauchgefühl und beginnt zu ermitteln.

Dieses ist bereits der dritte Band um die Kommissarin Helle Jespers. Obwohl ich die ersten beiden Bände dieser Reihe nicht kannte, hatte ich keine Probleme der Handlung zu folgen und war direkt in der Geschichte drin. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich ausgezeichnet lesen. Die Ermittlerin Helle ist sympathisch. Trotz Ecken und Kanten wirkt sie normal und bodenständig. Auch alle weiteren handelnden Personen sowie die Handlungsorte konnte ich mir, dank der detaillierten Beschreibungen, gut vorstellen. Perspektivwechsel bringen Dynamik in die Handlung, so dass die Spannung durch das gesamte Buch hoch gehalten wurde. Am Ende werden alle losen Fäden zusammengeführt und überraschten mich noch mit einer ungeahnten Wendung.

Mich konnte dieses Buch von Beginn an begeistern und hat mir spannende Lesestunden bereitet.

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Veröffentlicht am 04.09.2020

Auf zur Wiesn nach München

Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis
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Colina arbeitet als einfaches Schankmädchen in Lochners Bierstube. Als Kellnerin kann man sich nur mit Trinkgeldern und den Gelüsten der Gäste den Lebensunterhalt verdienen. Feste Löhne werden nicht gezahlt. ...

Colina arbeitet als einfaches Schankmädchen in Lochners Bierstube. Als Kellnerin kann man sich nur mit Trinkgeldern und den Gelüsten der Gäste den Lebensunterhalt verdienen. Feste Löhne werden nicht gezahlt. Doch Colina will mehr, denn sie hat festgestellt, dass die feine Gesellschaft von München auch nur mit Wasser kocht und bewirbt sich als Anstandsdame für die junge Clara. Durch einen Trick bekommt sie die Stelle bei dem Brauereibesitzer Curt Prank. Dieser versucht Macht und Einfluss zu erlangen, in dem er seine Tochter Clara mit Anatol Stifter, den Vorstandsvorsitzenden der größter Münchner Brauerei, zu verheiraten. Doch die eigenwillige Clara hat andere Vorstellungen und verschwindet spurlos. Danach zerschlagen sich die Träume von Colina als Anstandsdame und sie findet sich als Schankmädchen auf dem Oktoberfest wieder, wo die Bierbrauer ihre geschäftlichen sowie privaten Konflikte austragen.

Als Nordlicht war ich bisher noch nie in München auf dem Oktoberfest, so dass mich der historische Roman von der ersten Seite in seinen Bann gezogen hat. Petra Grill hat mich auf eine spannende Zeitreise mitgenommen, so dass ich an dem Oktoberfest 1900 teilnehmen konnte. Mich hat fasziniert mit welchen detaillierten Beschreibungen die Autorin die damalige Zeit sehr authentisch aufleben lässt. Neben den bildhaften Schreibstil werden viele interessante historische Fakten mit der Geschichte verwoben. Bekannte Persönlichkeiten wie König Otto von Bayern und Franziska zu Reventlow treten auf und auch die Völkerschauen, die es damals in Deutschland und auf dem Oktoberfest gab, finden Erwähnung. Aber auch die wirtschaftliche sowie politische Situation fließen neben dem Frauenrecht und den Arbeitsbedingungen mit ein. Gleichzeitig spielt die neue Technologie, der Kinematograph, eine wichtige Rolle.

Für mich war der Ausflug zur Wiesn nach München allerbeste Unterhaltung.

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