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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2020

Topaktuelle und rastlose Spannung - ohne Kontrollverlust

Final Control
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Bei der Suche nach Investoren für sein Medical Start-up Unternehmen kann Tom den Milliardär Dairon Arakis für sich gewinnen. Als Tom erkennt, welche Ziele der Investor tatsächlich verfolgt, ist es fast ...

Bei der Suche nach Investoren für sein Medical Start-up Unternehmen kann Tom den Milliardär Dairon Arakis für sich gewinnen. Als Tom erkennt, welche Ziele der Investor tatsächlich verfolgt, ist es fast schon zu spät. Italien kämpft um das wirtschaftliche Überleben, Europa droht auseinanderzufallen und China bietet schnelle Lösungen an. Die europäischen Regierungen stehen vor der ultimativen Entscheidung: totales Chaos oder totale Überwachung.

In seinem Polit-Wirtschafts-Thriller „Final Control“ verknüpft Veit Etzold geschickt die unterschiedlichen Perspektiven von Opfern und Tätern. Im Mittelpunkt stehen dabei Banken, Kreditnehmer, Investoren, Politiker, Geheimdienste und der Vatikan. Die Story wirkt sehr realistisch, da tatsächliche Ereignisse mit fiktiven Gegebenheiten raffiniert verwoben werden. Dabei dürfen auch mal einige Seitenhiebe gegen die deutsche Politik nicht fehlen. Der flüssige Schreibstil, die zum Teil sehr kurzen Kapitel, die häufigen Ortswechsel und die vielen Cliffhanger garantieren einen konstanten und fesselnden Spannungsbogen. Dieser mündet in einem kurzen und kompakten Finale. Gespickt wird die Story mit verschiedensten Weisheiten (S. 15 „Alle Kriegsführung basiert auf Täuschung“) und Hintergrundinformationen zur chinesischen Lebensart. Das Personenverzeichnis am Ende des Buches habe ich erst zum Schluss bemerkt. Ich habe es aber auch nicht gebraucht. Dafür hätte ich mir aber ein Glossar für die verwendeten KI-Fachbegriffe (z.B. Blockchain, Predictive Analysis, Artificial Intelligence, etc.) gewünscht. Sicherlich musste der Autor für dieses Buch umfangreich und intensiv recherchieren. Davor ziehe ich den Hut.

Mich hat „Final Control“ gepackt und zum Nachdenken angeregt. Nicht nur über den unbedarften Umgang mit Smartwatches und intelligenten persönlichen Assistenten mit Spracherkennung sondern auch über den wirtschaftlichen Aufstiegs Chinas. Ich kann das Buch allen Lesern empfehlen, die sich für künstliche Intelligenz, verpackt in einer spannenden Story zwischen Startup-Szene und Weltpolitik, interessieren.

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Veröffentlicht am 07.10.2020

Wieder ein gelungenes Buch von Ferdinand von Schirach

GOTT
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Richard Gärtner ist 78 Jahre alt und hat vor drei Jahren seine Frau verloren. Seitdem hat er keine Freude mehr am Leben und möchte würdevoll mithilfe eines Arztes Suizid begehen. Er ist weder psychisch ...

Richard Gärtner ist 78 Jahre alt und hat vor drei Jahren seine Frau verloren. Seitdem hat er keine Freude mehr am Leben und möchte würdevoll mithilfe eines Arztes Suizid begehen. Er ist weder psychisch noch körperlich krank.

Das Theaterstück ist in 2 Akte aufgeteilt mit 8 verschiedenen Rollen. Nach und nach werden die einzelnen Personen zum Thema befragt und stellen dabei verschiedene Standpunkte dar. Richard Gärtner wird von seinem Rechtsanwalt Biegler vertreten, der einen klaren Standpunkt zu dieser Thematik hat und viele Argumente der Gegenseite hinterfragt. Durch die verschiedenen Personen bei der Sitzung wird die medizinische Sicht eines Arztes, die theologische Sicht eines Bischofs und die Sicht eines Mitglieds des Ethikrats ausführlich dargestellt. Auch die Gesetzeslage wird am Anfang der Sitzung erläutert. Es werden viele Argumente hervorgebracht, die einen als Leser immer wieder neu zum Nachdenken anregen. Ich hatte vor dem Lesen dieses Buches eine klare Meinung zum Thema Sterbehilfe, doch beim Lesen geriet meine Ansicht immer wieder ins Schwanken und es wurde mir bewusst, was für ein schwieriges und komplexes Thema es eigentlich ist. Ferdinand von Schirach hat beide Standpunkte unglaublich gut mit den verschiedensten Argumenten dargestellt ohne seine eigene Meinung mit einfließen zu lassen. Als Leser hatte ich nicht das Gefühl in eine bestimmte Richtung gedrängt zu werden. Es stellt sich die wichtige Frage (S.117) „Wem gehört unser Leben? Gehört es einem Gott? Gehört es dem Staat, der Gesellschaft, der Familie, den Freunden? Oder gehört es nur uns selbst?“

Zum Schluss kann man sich dann seine eigene Meinung bilden und es wird nicht aufgelöst, wie sich der Ethikrat entschieden hat.

Erst durch das Lesen des Buches ist mir bewusst geworden, wie wichtig dieses Thema ist, da es uns alle betreffen könnte und es überhaupt nicht einfach ist, sich seine eigene Meinung dazu zu bilden. Ich kann dieses Buch jedem nur wärmstens empfehlen, da es einem zum Nachdenken anregt und ein wichtiges Thema behandelt. Gerade durch eine Gesetzesänderung 2020 ist diese Thematik auch sehr aktuell.

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Veröffentlicht am 05.10.2020

Eine besondere Liebesgeschichte, fesselnd und sehr emotional

Das Jahr ohne Worte
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Als Syd Theo kennenlernt, weiß sie gleich, dass dies ihre große Liebe ist. Sie genießt das Leben mit Theo, denn die beiden haben eine wundervolle Beziehung. Als Syd ein Kind von Theo bekommt, ziehen sie ...

Als Syd Theo kennenlernt, weiß sie gleich, dass dies ihre große Liebe ist. Sie genießt das Leben mit Theo, denn die beiden haben eine wundervolle Beziehung. Als Syd ein Kind von Theo bekommt, ziehen sie zusammen. Das Glück ist perfekt, wäre da nicht die plötzlich schreckliche Diagnose, die Theo trifft: ALS

"Das Jahr ohne Worte" ist kein fiktiver Roman, sondern die wahre Geschichte der Autorin Syd Atlas. Der Schreibstil ist besonders, direkt, emotional und fesselnd.

Als Theo erfährt, dass er an ALS erkrankt ist, leben Syd und Theo noch mit der Hoffnung einer Fehldiagnose. Doch leider bleibt ihnen nur noch der Kampf um das gemeinsame Glück für die Zeit, die ihnen noch bleibt. Dabei stellt sich die Frage, was hält eine Liebe wirklich aus?

Ich persönlich fand es sehr interessant mehr über die seltene Krankheit ALS zu erfahren.

Theo geht es mit der Zeit immer schlechter, er verändert sich stark. Syd fällt es zunehmend schwerer damit umzugehen und ein relativ normales Leben zu führen. Sie ist eine sehr starke Frau, die ich bewundere.

Das Buch nimmt eine überraschende Wendung, die mich regelrecht erschüttert und sprachlos gemacht hat.

In dieser Geschichte gibt es nicht nur vier Jahreszeiten, sondern auch eine fünfte. Ich war von Anfang an sehr neugierig, was sich hinter dieser fünften Jahreszeit verbirgt und bin begeistert von dieser Umsetzung.

"Das Jahr ohne Worte" ist für mich ein Highlight. Die Geschichte ist tragisch, überwältigend und nicht vollkommen vorhersehbar. Das Buch wirkt bei mir noch lange nach und ich kann es jedem nur ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 04.10.2020

Überraschend informativ

Gefolgt von niemandem, dem du folgst
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Ich kannte bisher den Autor Jan Böhmermann nur aus der satirische Late-Night-Show „Neo Magazin Royale“ als blassen dünnen Jungen und Meinungsbildner. Da ich das öffentlich einsehbare Online-Tagebuch Twitter ...

Ich kannte bisher den Autor Jan Böhmermann nur aus der satirische Late-Night-Show „Neo Magazin Royale“ als blassen dünnen Jungen und Meinungsbildner. Da ich das öffentlich einsehbare Online-Tagebuch Twitter nicht nutze, war ich sehr gespannt auf das analoge Buch „Gefolgt von niemandem, dem du folgst - Twitter-Tagebuch 2009-2020“. Äußerlich erinnert das ungewöhnliche Buch etwas an eine Hotelbibel mit Lesezeichenband und inhaltlich an die Chronik eines Jahrzehnts. Aber um es gleich vorwegzunehmen: Dieses Buch hat mich positiv überrascht und gehört somit nicht in eine Nachttischschublade, sondern ins Bücherregal.
Der Autor präsentiert seine Tweets und daraus resultierenden Dialoge in einer chronologischen Auflistung. Wesentliche Tweets sind mit Fußnoten gekennzeichnet. Mit Hilfe dieser Fußnoten wird der jeweilige Kontext zum Tweet erläutert. Es ist eine kurzweilige Zeitreise im Schnelldurchlauf, die ausschnittsweise die Entwicklung unserer Gesellschaft aufzeigt. Es ist kein Buch, das man in einem Rutsch lesen kann. Ich habe nach jedem Tagebuchjahr eine Lesepause gemacht und die zum Teil bereits vergessenen Ereignisse für mich erneut bewertet.
In den einzelnen Tagebuchjahren werden u.a. die Tweets mit Sido, Olli Schulz, BILD-Redakteuren, hochrangigen Politikern und Christian Lindner präsentiert. Highlights sind umfangreiche Live-Kommentierungen aus Redaktionssitzungen und dem ICE sowie die Dankesrede anlässlich der ROMY-Verleihung 2020.
Jan Böhmermann ist auch auf Twitter authentisch. Er testet ständig die satirischen Grenzen aus und schießt dabei auch schon mal über das Ziel hinaus. Er provoziert, polarisiert und weist auf seine Art und Weise auf Missstände hin. So zieht sich seine Forderung „Google verstaatlichen, Facebook enteignen und Twitter regulieren“ wie ein roter Faden durch das Tagebuch.
Ich war positiv über die Umsetzung des Buches und der thematischen Bandbreite überrascht. Mich würde es aber auch nicht mehr wundern, wenn er als nächstes ein Instagram-Bilderbuch der letzten Jahre veröffentlicht 😊. Das Twitter-Tagebuch hat mir sehr viel Spaß bereitet. Wer die humoristische und sarkastische Art von Jan Böhmermann mag und auch einmal ein Buch außer der üblichen Reihe lesen möchten, ist hier gut aufgehoben.

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Veröffentlicht am 01.10.2020

Spannender True-Crime-Thriller

Zerrissen
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Rechtsmediziner Dr. Fred Abel, stellvertretender Leiter der BKA-Einheit "Extremdelikte" bekommt wieder spektakuläre Morde auf den Sektionstisch. Zusätzlich muss er als Gutachter in einem schweren Fall ...

Rechtsmediziner Dr. Fred Abel, stellvertretender Leiter der BKA-Einheit "Extremdelikte" bekommt wieder spektakuläre Morde auf den Sektionstisch. Zusätzlich muss er als Gutachter in einem schweren Fall aussagen, der ihn auch persönlich fordert, denn das Opfer ist die Nichte seiner Kollegin Sabine Yao.

Seit Monaten ermittelt die Berliner Polizei schon gegen einen libanesischen Clan, nun stellt auch Abel eigene Nachforschungen an. Dadurch bringt er nicht nur sich, sondern auch seine schwangere Lebensgefährtin Lisa, in Gefahr.

"Zerrissen" ist mein erster Fall, den ich vom Rechtsmediziner Dr. Fred Abel gelesen habe. Auch ohne Vorkenntnisse ist es kein Problem diesen 4.Teil der Reihe zu verstehen. Das Buch hat mich positiv überrascht, denn ich hatte nicht gedacht, dass mich ein Thriller mit Themen der Rechtsmedizin so fesseln könnte. Da es sich um einen True-Crime-Thriller handelt, führte die Realitätsnähe stellenweise bei mir zu Gänsehaut. Die detaillierten Einblicke und Beschreibungen der Rechtsmedizin empfand ich als interessant und spannend. Zugegeben ist es nichts für jedermann, insbesondere ist dies kein Thriller für schwache Nerven.

Der Autor versteht es den Leser von der ersten Seite an zu fesseln. Die einzelnen Fälle werden mit der Zeit gut konstruiert zusammengeführt. Auch die persönliche Seiten der Hauptprotagonisten kommen nicht zu kurz. Das Privatleben von Dr. Abel spielt in diesem Thriller eine Rolle sowie die dramatische Geschichte der Nichte seiner Kollegin.

Die kurzen Kapitel und der leicht zu lesende Schreibstil mit der packenden Story haben mich so gefesselt, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte. Der Fall ist soweit abgeschlossen, dennoch möchte ich unbedingt wissen, wie es mit Dr. Fred Abel und seiner Lebensgefährtin Lisa weiter geht. Ich bin schon sehr gespannt auf einen weiteren Teil dieser Reihe.

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