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Veröffentlicht am 08.02.2021

ein spannender Cold-Case aus Südschweden

Der andere Sohn
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Peter Mohlin und Peter Nyström verbindet schon seit Kindheitstagen das Interesse am Schreiben, mit „Der andere Sohn“ haben sie ihren ersten gemeinsamen Kriminalroman veröffentlicht, den Auftakt einer ...

Peter Mohlin und Peter Nyström verbindet schon seit Kindheitstagen das Interesse am Schreiben, mit „Der andere Sohn“ haben sie ihren ersten gemeinsamen Kriminalroman veröffentlicht, den Auftakt einer geplanten Reihe von Krimis aus der südschwedischen Stadt Karlstad.
Vor 10 Jahren ist dort die junge Emelie, Tochter aus reichem Elternhaus, spurlos verschwunden. Trotz eines dringend Tatverdächtigen konnte der Fall nicht abschließend geklärt werden, nun soll eine neu ins Leben gerufene Cold-Case-Gruppe einen erneuten Versuch unternehmen, den Täter dingfest zu machen.
Hier kommt der FBI-Agent John Adderley ins Spiel, der nach einem missglückten Undercover-Einsatz eine neue Identität benötigt und sich an seine schwedischen Wurzeln erinnert. Zudem hat ihn seine Schwedische Mutter gerade um Hilfe geben, da ausgerechnet Johns Halbbruder Billy des Mordes an Emelie verdächtigt wird und erneut ins Kreuzfeuer nicht nur der Polizei sondern auch der Bevölkerung Karlstads geraten ist.
Als Fredrik Adamsson kehrt John nach Schweden zurück, um in dem Cold-Case-Team bei der Aufklärung von Emelies Verschwinden mitzuwirken und herauszufinden, ob Billy zu Recht seine Unschuld beteuert. Johns Position ist nicht ganz ungefährlich, da seine Tarnung jederzeit auszufliegen droht und zudem aus seinem letzten FBI-Einsatz ein Drogen-Kartell noch eine Rechnung mit ihm offen hat.
Der Krimi verläuft in zwei Zeitebenen, neben den aktuellen Ermittlungen im Jahr 2019 werden die Ereignisse im Jahr 2009 geschildert und bringen wie Puzzlesteine die Einzelheiten Stück für Stück zusammen.
Man merkt dem Krimi deutlich an, dass Peter Nyström als Drehbuchautor und Regisseur Erfahrung darin hat, eine Geschichte spannend und bildhaft zu erzählen. Kleine Details sorgen für Abwechslung, die Dialoge wirken lebendig und authentisch wie die Charaktere. Ich habe mich lediglich schwer getan, mit der Hauptfigur John Adderley warm zu werden. Aufgrund seiner Vorgeschichte und seiner Zeit als Under-Cover-Agent ist seine eigene Persönlichkeit in der Hintergrund geraten, er wirkt als Person wenig greifbar. Seine Angststörung macht ihn ein wenig menschlicher, lässt seinen Einsatz in Schweden aber unglaubwürdiger erscheinen und die Geschichte konstruiert wirken. Abgesehen davon bietet der Krimi auf über 500 Seiten spannendes Lesevergnügen und macht neugierig auf die sich am Ende abzeichnende Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 23.11.2020

diesen überdreht wirkenden Stil muss man mögen

Die Romanfabrik von Paris
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Der historischen Roman „Die Romanfabrik von Paris“ spielt im Jahr 1850 und stellt den damals sehr bekannten Autor Alexandre Dumas in den Mittelpunkt. Dumas hat mit seinen Abenteuerromanen wie „Die drei ...

Der historischen Roman „Die Romanfabrik von Paris“ spielt im Jahr 1850 und stellt den damals sehr bekannten Autor Alexandre Dumas in den Mittelpunkt. Dumas hat mit seinen Abenteuerromanen wie „Die drei Musketiere“ oder „Der Graf von Monte Christo“ einen ungewöhnlichen Weg der Veröffentlichung gewählt, denn diese sind zunächst nicht in Buchform veröffentlicht worden, sondern als Fortsetzungsgeschichten in der Zeitung und errichten damit ein breites Publikum. Dumas ist kreativer Kopf hinter den Geschichten, hat jedoch einige Lohnschreiber beschäftigt, die für die Ausarbeitung der Geschichten zuständig waren. Der Stil seiner oft sehr freizügigen Geschichten trifft allerdings nicht jedermanns Geschmack, im Roman ist es die junge Deutsche Witwe Anna Moll, die mit allen Mitteln die weitere Veröffentlichung von Dumas anstößigen Geschichten zu verhindern sucht.
Doch der umtriebige Dumas wird zur selben Zeit in politische Machenschaften verstrickt und muss außer Landes fliehen. Unversehens finden sich Dumas und Anna Moll in der Situation wieder, dass sie gegen die selben Mächte kämpfen, die ungleichen Charaktere verbünden sich und geraten in ein Abenteuer, das gut Dumas Fantasie entsprungen sein könnte.
Dirk Husemann bedient sich nicht nur des Mittels seiner Hauptfigur, fiktive Charaktere mit historischen Ereignissen und Figuren zu verknüpfen, auch sprachlich und inhaltlich ist seine Roman an die Abenteuergeschichten Dumas angelehnt. Das passt zwar gut zu der Geschichte, trifft aber wie das Original nicht jedermanns Geschmack. So ist die Erzählung oft überspitzt, es gibt viele Zufälle, die Anzahl der auftretenden Charaktere ist begrenzt, ihre Wege kreuzen sich auf wundersame Weise immer wieder. Die Figur Alexandre Dumas’ kommt in meinen Augen nicht besonders gut weg, er wird als sehr egozentrisch geschildert, agiert teils sehr manisch und wirr.
Auch wenn der Erzählstil authentisch wirkt, konnte ich mit der Geschichte nicht wirklich warm werden, mir ist vieles zu dick aufgetragen, zu unrealistisch und konstruiert. Man findet durchaus spannende Szenen, diese leiden jedoch daran, dass sie zu sehr überzeichnet sind und die Handlungen zu sehr ins Lächerliche gezogen werden.
Handwerklich ist der Roman gut gemacht, mein Fall ist er nicht.

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Veröffentlicht am 17.11.2020

eine schöne Mischung aus klassischen Weihnachtsrezepten und neuen Ideen

Rachs Rezepte für Weihnachten
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Das Weihnachtsfest und die Adventszeit sind für viele geprägt durch Rituale und Traditionen. Christian Rach vereint in seinem Kochbuch „Rachs Rezepte für Weihnachten“ aus der Reihe der Autoren-Kochbücher ...

Das Weihnachtsfest und die Adventszeit sind für viele geprägt durch Rituale und Traditionen. Christian Rach vereint in seinem Kochbuch „Rachs Rezepte für Weihnachten“ aus der Reihe der Autoren-Kochbücher des GU-Verlags, traditionelle Rezepte für Plätzchen, Weihnachtsmenüs und kulinarische Geschenke mit neuen Ideen für festliche leibliche Genüsse. So findet man Rezepte für den weihnachtlichen Karpfen oder „Königinpastetchen mit Ragout fin“, die mich sofort an Heilig Abende meiner Kindheit erinnert haben, und einen Entenbraten als Alternative für die klassische Gans, die eher für die Großfamilie taugt. Wem das zu traditionell ist, der findet vielleicht an den exotischen Menüs gefallen, die asiatische inspiriert sind und nicht nur zu Weihnachten an einer festlichen Tafel etwas hermachen. Dazu findet man Ideen für ein vegetarisches Menü und auch eine Variante für den Abend zu zweit, während der Großteil der Rezepte für eine gesellige Runde mit 6 Personen ausgelegt sind.
Für mich kommt diese Rezeptsammlung genau zur rechten Zeit, da bei uns in der Familie gerade ein Generationswechsel stattfindet. Bislang war es zumeist meine Mutter, die uns zu Weihnachten festlich bewirtet hat, nun bin ich es, die für meine Familie eigene Traditionen schaffen möchte, gerne mit einer Mischung aus Altbewährtem und der heutigen Zeit angepassten Variationen.
Neben der übersichtlichen Gestaltung der Rezepte gefallen mir die Tipps zur Zeitplanung besonders gut. Als berufstätige Mutter ist es eine Herausforderung, neben den üblichen Weihnachtsvorbereitungen ein Drei-Gänge-Menu auf den Tisch zu zaubern, hier kann ich mich gut an den Angeben orientieren, was schon 1-2 Tage vorher vorbereitet werden kann, und was an den Festtagen in welcher Reihenfolge zu erledigen ist.
Angaben zu den Nährwerten finden man nicht, aber an Festtagen sollte man auch lieber unbeschwert genießen, Kalorienzählen kann man in den restlichen Tagen des Jahres. In den Zutatenlisten findet man erfreulicherweise vieles, das zumindest bei mir zum üblichen Kochsortiment gehört, als Exoten sind mir in erster Linie schwarzer Wintertrüffel und Wachteleier aufgefallen.
Ich habe noch nicht viel ausprobieren können, das Kochbuch aber mit einigen Lesezeichen gespickt und schon ein Menü für Weihnachten zusammen gestellt.

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Veröffentlicht am 09.11.2020

Brotbackbuch mit Herzblut

Lutz Geißlers Almbackbuch
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Wer sich schon einmal mit einem der Brotbackbücher von Lutz Geißler beschäftigt hat oder seinen Blog durchstöbert, der weiß, wie ansteckend seine Begeisterung fürs Brotbacken ist und wie groß seine Passion ...

Wer sich schon einmal mit einem der Brotbackbücher von Lutz Geißler beschäftigt hat oder seinen Blog durchstöbert, der weiß, wie ansteckend seine Begeisterung fürs Brotbacken ist und wie groß seine Passion dafür. Im „Almbackbuch“, erschienen im September 2020 im Verlag Eugen Ulmer, wird dies noch einmal besonders deutlich und mischt sich mit der Liebe zu einer ganz besonderen Alm in der Rauriser Alpen, auf der Lutz Geßler in Roswitha eine Seelenverwandte gefunden hat. Gemeinsam geben sie in Brotbackkursen in der Abgeschiedenheit auf der Alm die Feinheiten der Brotbackkunst weiter und entwickeln mit den Teilnehmern neue Rezepte.
Der Leser bekommt auf den ersten Seiten einen Einblick in die Faszination und Geschichte der Region, die wie geschaffen dafür ist, sich auf die in Vergessenheit zu geraten drohenden Kunst des Brotbackens zu beschäftigen.
Das Buch ist eher für Hobbybäcker mit ein wenig Erfahrung geeignet. Es gibt zwar einige grundlegende Informationen zu benötigten Geräten, Materialien und Techniken, diese sind jedoch vergleichsweise knapp gehalten. Mir haben die Informationen zum Ansetzen von Sauerteigen gut geholfen, mit denen ich bislang wenig Glück hatte, während ich nun erfolgreich je einen Roggen- und Dinkel-Sauerteig hege und pflege.
Die Rezepte sind zwar einerseits sehr exakt berechnet mit Mengen, die auch mal auf zwei Nachkommastellen genau angegeben sind, in der Praxis benötigt man dann aber doch ein wenig Gefühl und Erfahrung, um für die Teige die richtige Konsistenz einstellen zu können.
Mit seinen 460 Seiten bringt der Band nicht nur einiges Gewicht mit sich sondern auch mehr als 100 Rezepte aus verschiedenen Kategorien. Schwerpunkte liegen bei Roggen- und Roggenmischbroten, sowie Weizen- und Weizenmischbroten, aber auch Dinkel und seltene Saaten finden ihren Platz. Dazu kommt verschiedenes Klein- und Feingebäck, mal herzhaft mal süß, als Laugen- oder auch als Blätterteigvariante. Ich konnte mir zunächst nicht vorstellen, in einem süßen Hefeteig für Blechkuchen Reste eines Sauerteigs zu verwerten, doch das Ergebnis hat mich mehr als überzeugt.
Neben der übersichtlichen Gestaltung des Buches mit großen Bildern und immer wieder eingestreuten kleinen Anekdoten und Zusatzinformationen, gefallen mir die zeitlichen Planungsbeispiele für die einzelnen Rezepte besonders gut. Man kann so auf einen Blick einschätzen, welche Zubereitungsschritte notwendig sind und welche Zeitspannen man zum Reifen, Zubereiten und Backen der Teige einplanen muss. In den eingerahmten Übersichten sind zudem die Zutaten schnell ersichtlich, auch die Zubereitungsschritte sind vorbildlich übersichtlich angeordnet.
Meine bisherigen Backversuche aus dem Buch sind nicht alle auf Anhieb gelungen, doch Übung macht den Meister und der Geschmack war meist überzeugend. Bis ich mich durch die Rezepte durchgetestet habe, wird noch einige Zeit vergehen und das Backbuch mich sicher noch eine zeitlang begleiten. Das Schwarzbrot mit Sonnenblumenkernen, die Sonntags-Dinkelbrötchen, Tonis Brot und das Vierkornbrot sind aber auf Wunsch meiner Familie schon fest in mein Backsortiment mit aufgenommen worden.

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Veröffentlicht am 15.10.2020

eine komplexe, faszinierende aber auch erschreckende Zukunftsvision

Eines Menschen Flügel
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Der aktuelle Roman von Andreas Eschbach mit dem Titel „Eines Menschen Flügel“ entführt den Leser in eine sehr fremdartige Welt und verlangt mit seinen mehr als 1200 Seiten einiges an Ausdauer.
Die Geschichte ...

Der aktuelle Roman von Andreas Eschbach mit dem Titel „Eines Menschen Flügel“ entführt den Leser in eine sehr fremdartige Welt und verlangt mit seinen mehr als 1200 Seiten einiges an Ausdauer.
Die Geschichte spielt in ferner Zukunft auf einem fremden Planeten, der gut 1000 Jahre zuvor von einer kleinen Gruppe von Ahnen besiedelt wurde. Da der Boden des Planeten in weiten Teilen aufgrund eines nicht ergründbaren Phänomens beim Betreten tödlich wirkt, haben die Ahnen ihre Nachkommen genetisch so verändert, dass sie Flügel besitzen und sich in dort wachsenden Riesenbäumen ansiedeln können. Die Menschen leben in überschaubaren Gemeinschaften unter einfachen Bedingungen in teils erstaunlicher Harmonie nach den Regeln, die ihnen von den Ahnen in sorgfältig gehüteten Büchern mitgegeben wurden.
Ein Junge aus dem Stamm der Wen kann sich jedoch nicht damit anfinden, dass es den Menschen angeblich nicht möglich sein soll, die Grenze des Himmels zu durchstoßen und die Sterne zu sehen, die dahinter verborgen sind. Er beginnt mit unerschütterlichem Ehrgeiz zu trainieren und Flugtechniken zu entwicklen, die ihn bis zu den Sternen vorstoßen lassen. Er ahnt nicht, dass er damit Ereignisse in Gang setzt, die für die Existenz der Menschen auf diesem Planeten lebensbedrohlich sind.
Der Einstieg in die Geschichte ist nicht einfach, viele Begriffe sind fremd, es tauchen eine Vielzahl von Charakteren auf, deren fremdartige Namen erst einmal schwierig zu merken sind. Diese Vielfalt wird von einigen Lesern als verwirrend kritisiert, in meinen Augen macht gerade die Komplexität des Romans viel von seinem Charme und seiner Faszination aus. Zudem ergibt sich gerade in Bezug auf die Namensgebung schnell eine logisch nachvollziehbare Systematik und es kristallisieren sich einige Hauptfiguren heraus, denen die Geschichte in den einzelnen Handlungssträngen folgt.
Trotz der Länge des Romans schafft es Eschbach, den Spannungsbogen in weiten Teilen hoch zu halten und nebenbei weitere Details dieser komplexen Welt darzulegen. Den Mittelteil habe ich jedoch als etwas in die Länge gezogen empfunden, da zeitgleiche Ereignisse aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden, während spannende Szenen mit einem Cliffhanger enden und erst etliche Kapitel später wieder aufgegriffen werden.
Doch die Fäden laufen auch immer wieder zusammen, man kann es so beschreiben, dass sich aus vielen verschiedenen Bildern Schritt für Schritt ein Gesamtwerk entwickelt.
Es gab zwischendurch Momente, in denen ich die Erzählung und die Darstellung der Menschen sehr naiv fand, im Verlauf wird jedoch deutlich, wieso diese Welt so funktioniert, wie sie ist. Mich fasziniert, wie feinsinnig hier anhand einer Zukunftsvision Kritik an unserer heutigen Lebensweise und unserer Gesellschaft geübt wird.
Trotz seiner teilweise schlicht erscheinenden Sprache und Erzählweise hat mich der Roman beim Lesen immer weiter in den Bann gezogen und sind mir die Figuren immer stärker ans Herz gewachsen.

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