Wie sie wurde, was sie ist
Die Tochter des Spiegelmachers ist glücklich. Der König wählt sie nach dem Tod seiner ersten Frau. Er liebt sie wahrhaftig und bringt ein wunderschönes kleines Mädchen mit in die Ehe, die wie eine Tochter ...
Die Tochter des Spiegelmachers ist glücklich. Der König wählt sie nach dem Tod seiner ersten Frau. Er liebt sie wahrhaftig und bringt ein wunderschönes kleines Mädchen mit in die Ehe, die wie eine Tochter für die neue Königin ist. Sie liebt sie wie ihr eigenes Kind. Sie will sie beschützen und ihr das schönste Leben ermöglichen. Doch dann geschieht etwas Schreckliches und das Leben der Königin nimmt eine dunkle Wendung.
Erst fand ich es fast etwas schade, dass man die Königin nicht als Kind kennenlernt, sondern direkt als erwachsene Frau, doch in Rückblicken erfährt man das ein oder andere aus ihrer Kindheit. Und schon war ich froh, dass ich dieses traurige Leben nicht hautnah miterleben musste. Ich erlebte eine liebevolle, herzensgute und freundliche Frau, doch da man weiß, wo die Entwicklung hingeht, war sie mir nie so richtig sympathisch.
Und diese Entwicklung war nicht sehr überraschend oder wendungsreich. Sie strebte strikt auf die mordlüsterne Königin zu und wäre das Buch nicht so kurz gewesen, hätte ich die Male, in denen die Geschichte seltsam stehenblieb, als Länge empfunden.
Als neues Element wurden die drei verdrehten Schwestern eingeführt, die mehr Einfluss auf die Geschichte haben als man als Schneewittchen-Kenner gedacht hätte. Die drei sind das Bindeglied zwischen allen Büchern aus der Villains-Reihe.
Was ich schade fand, was aber in der Natur der Geschichte liegt: dieser starke Fokus auf die Schönheit. Schon von Anfang an – als sie noch liebevoll war – bewertete die Königin die Optik aller um sich herum. Immer wieder floss diese Oberflächlichkeit mit ein und stellenweise dominierte das Wort Schönheit ganze Seiten. Es passte natürlich zum Märchen, denn wie sollte man es sonst drehen, dass die Königin ihre Stieftochter später aus Neid auf ihre Schönheit umbringen möchte? Trotzdem war es mir stellenweise deutlich zu viel.
Ich habe also tatsächlich allerhand Kritik an dem Buch. Trotzdem hatte ich eine kurzweilige Lektüre und fühlte mich gut unterhalten. Die schleichende Veränderung war gut gemacht.
Ich nehme es als das, was es ist: Ein solider Einstieg in eine Reihe um die Bösewichte der Disney-Filme, der mir plausibel sagen konnte, warum die Königin ist, wer sie ist.