Profilbild von sommerlese

sommerlese

Lesejury Star
offline

sommerlese ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sommerlese über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.12.2020

Spannende Fortsetzung der Familiensaga mit 70er Jahre-Feeling

Der Nordseehof – Als wir der Freiheit nahe waren
0

"Der Nordseehof - Als wir der Freiheit nahe waren" ist der zweite Band der Nordseehof-Trilogie von Regine Kölpin, der im Piper Verlag erscheint.

1973: Die 18-jährige Adda möchte den Hof der Eltern verlassen ...

"Der Nordseehof - Als wir der Freiheit nahe waren" ist der zweite Band der Nordseehof-Trilogie von Regine Kölpin, der im Piper Verlag erscheint.

1973: Die 18-jährige Adda möchte den Hof der Eltern verlassen und Krankenschwester werden. Es lockt aber nicht nur der Job, sondern auch das Großstadtleben. Freiheit ist ein großer Begriff, man muss schon etwas wagen, um sie zu leben.

Dieser Roman schliesst sich direkt an den ersten Teil an, die Geschichte sollte man Band für Band lesen, damit man die Personen und ihre Beziehungen zueinander besser kennenlernt.

Johanna versucht, mit allen Mitteln den Hof zu erhalten und zu modernisieren. Von einem auf den anderen Tag ist sie allein verantwortlich für den Hof und die Sorgen machen ihr schwer zu schaffen. Natürlich kann sie ihre Tochter Adda gut verstehen, die Freiheit der Großstadt ist verlockend und in dem Alter möchte man gerne den Horizont erweitern und der elterlichen Überwachung entfliehen. Die viele Arbeit fordert allerdings auch die Mitarbeit der Kinder und so kann sie auf Adda nicht verzichten. Es ist Addas Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihrer Mutter und ihrer Oma zu verdanken, dass sie auf dem Hof bleibt. Fürs Erste jedenfalls. Doch dann sorgen einige Ereignisse für Veränderungen und einige Personen kehren in ihre alte Heimat zurück.

Sehr eindringlich und nachvollziehbar wird die Stimmung innerhalb der Familie beschrieben, die Interessen sind nicht immer um das Wohl des Hofes ausgerichtet. Der Schreibstil ist sehr bildhaft und lebensnah, wir erleben einige Wetterkapriolen mit typischem norddeutschen Wetter mit, es gibt genaue Zeitschilderungen, die die 70er Jahre nachspürbar machen und durch spezielle Erlebnisse und Sorgen um den Hof wird die Geschichte zu einer runden Sache. Auch in diesem Band lebt die Story von den fein gezeichneten Figuren mit ihren Ecken und Kanten. Man kann eintauchen in die Gefühle, Gedanken und Hoffnungen der Personen und nimmt so am Leben der Menschen lebhaft teil.

Regine Kölpin versteht es, die Leserinnen an die Figuren zu binden und ich befand mich in einem Lesesog, denn die Probleme und Wendungen sind äußerst spannend und teilweise recht dramatisch mitzuerleben. Aber insgesamt ist es ein eher ruhiger Roman, bei dem es um Emotionen und die Veränderungen auf dem Hof und in der Familie geht. Mir hat auch die Einbindung des Zeitgeschehens gefallen, in dieser Dekade bewirkten veränderte Lebensziele der Menschen einen Sinneswandel. Es war der Zeitgeist der Anti-Atomkraft-Bewegung.

Eine gelungene Fortsetzung der Familiensaga, in der der Begriff Freiheit im Vordergrund steht. Eine spannende und unterhaltsame Lektüre mit norddeutschem Flair für Winterabende auf dem Sofa.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.11.2020

Wovon Körper und Seele profitieren

7 Minuten am Tag
0

Die Gesundheit verbessern und das Wohlbefinden stärken - dieses Buch zeigt, wie es geht.

In ihrem Praxisbuch "7 Minuten am Tag - endlich gesünder leben" gibt Dr. med. Franziska Rubin Tipps, zur Verbesserung ...

Die Gesundheit verbessern und das Wohlbefinden stärken - dieses Buch zeigt, wie es geht.

In ihrem Praxisbuch "7 Minuten am Tag - endlich gesünder leben" gibt Dr. med. Franziska Rubin Tipps, zur Verbesserung der Gesundheit. Das Buch erscheint im Knaur Menssana Verlag.

Wir kennen das alle, wir nehmen uns vor, gesünder zu leben mit einer ausgewogenen Ernährung und mehr Bewegung. Doch diese Vorsätze verpuffen oft schnell wieder. Dieses Buch zeigt, wie und vor allem was man machen kann, um bestimmte Dinge in den Alltag einzubauen. Mit nur wenigen Minuten ist das machbar und damit auch umsetzbar. Nun muss man die Themen nur noch als tägliche Routine einbauen. Endlich keine Vorsätze mehr, einfach machen!

Wer seine Verhaltensweisen erkennt und daraus die richtigen Schlüsse für einen gesunderen Lebenswandel zieht, kann an seiner Gesundheit aktiv mitarbeiten. Die Ärztin Franziska Rubin gibt einen Art Fahrplan vor, woraus man sich die passenden Punkte aussuchen kann. Und darum geht es: Prävention, Mind-Body-Medizin, Ernährung, Bewegung, Entspannung, Schönheit, Self-Care und Stressmanagement.

Hier werden für den Zeitraum von sieben Wochen kurzweilige und umsetzbare Tipps aus allen Lebensbereichen vorgestellt, bei denen man Woche für Woche neue Dinge entdecken und sie in den Tagesablauf einbauen kann. Es geht darum, eigene Verhaltenweisen zu überdenken, die unserer Gesundheit nicht guttun. Und die Tipps müssen regelmäßig angewandt werden, denn mit einmaligem Versuch ist noch kein Blumentopf gewonnen, erst die Dauer zeigt den gesundheitlichen Nutzen. Am Ende jeder Woche, am sogenannten Ankertag, kann man seine Erfahrungen der Woche im Buch notieren und bestimmte Tipps auf Dauer einplanen.

Es ist einfach eine geniale Idee, in nur 7 Minuten täglich etwas Neues ausprobieren und dabei die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden zu stärken. So kann man Stück für Stück in den Alltag einbauen und die gesunden Gewohnheiten zu leben. Tag für Tag aufs Neue.

Gefallen haben mir einige Dinge, manche haben noch keine Wirkung gezeigt, waren aber recht wohltuend wie die Leberwickel und das Ölziehen. Und die Tanzeinlagen, Facelifting-Yoga und Handpflege haben mir gut getan. Das werde ich mir öfter ins Gedächtnis rufen und wiederholen. Außerdem finde ich toll: Klassikmusik hören, Jungbrunnen-Müsli, Gemeinsam Gehen (Kontakte vertiefen, ist gerade jetzt ein wichtiger Faktor), langsam essen, Karaoke, Seilspringen ohne Seil (genial), Rücken-Qigong, Haare bürsten, Aufräumen und Weggeben, Schwingen und Dehnen und noch viele andere Tipps.

Die sieben Minuten täglich sollten wir in uns investieren und so Gewohnheiten aufbauen, die uns gut tun. Wann haben wir eigentlich mal wieder Zeit bewusst wahrgenommen? Einfach mal zur Ruhe kommen und auf unseren Körper hören. Dieses Buch gibt reichlich Tipps und gibt Impulse für ein nachhaltiges Leben, denn das sollten wir alle anstreben, auch unseren Nachfahren zuliebe.

Ein toller Buchtipp für die Überwindung des eigenen Schweinehundes, denn sieben Minuten taglich sollte man für seine eigene Gesundheit erübrigen. Vieles kann man gut als tägliche Routine einbauen, es benötigt nicht viel Zeit und wenn man es dauerhaft macht, haben Körper und Seele etwas davon.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 21.10.2020

Dieses exquisite Backbuch ist mehr Backbibel als Rezeptsammlung

Melissa Fortis Weihnachts-Backbuch
0

Im Prestel Verlag erscheint Melissa Fortis wunderschönes Weihnachts-Backbuch.

Melissa Forti ist für ihre königlichen Backkreationen bekannt und stellt in diesem Buch ihre opulenten Torten, gehaltvollen ...

Im Prestel Verlag erscheint Melissa Fortis wunderschönes Weihnachts-Backbuch.

Melissa Forti ist für ihre königlichen Backkreationen bekannt und stellt in diesem Buch ihre opulenten Torten, gehaltvollen Kuchen und Plätzchen mit prachtvollen Fotos vor. Teilweise aus der italienischen Backtradition entliehen oder mit internationalen Einflüssen, enthält dieses edel ausgestattete Weihnachtsbackbuch 70 Rezepte.

Fortis wunderbar in Szene gesetzte Köstlichkeiten sprechen den Betrachter direkt an, man möchte sofort einiges probieren, jedenfalls läuft mir dem Betrachten das Wasser im Mund zusammen. Dieses Buch lädt mit vollen Sinnen dazu ein, die Werke nachzubacken und da sollte man sich laut Tim Raue, der das Vorwort geschrieben hat, auch punktgenau an das jeweilige Rezept halten. Dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.

Zu jedem der 70 Rezepte gibt es eine passende Einleitung, natürlich die Zutatenliste mit der Anleitung und ein im barocken Stil inszeniertes Foto. Die kompletten Arbeitszeitangaben und etwaige Kalorienzahl sucht man vergebens, vielleicht will man niemanden verschrecken.

Hier werden nicht unbedingt alltägliche Backergebnisse präsentiert, diese teilweise etwas speziellen Rezepte sind schon etwas Besonderes und damit genau das Richtige für das Weihnachtsfest oder eine Feier im Familienkreis. Forti orientiert sich dabei an traditionellen Vorgaben und schon allein die Namen der Backergebnissen klingen verheißungsvoll: Ricciarelli Di Siena oder beispielsweise die Torta Verticale Alle Clementine. Und ganz sicher schmecken sie auch so.

Die Plätzchenrezepte eignen sich wunderbar für die Adventszeit, auch der deutsche Klassiker Springerle ist vertreten, die Florentiner Plätzchen (die auf Caterina de´ Medici zurückgehen) sind einfach immer köstlich.

Die Tortenvielfalt ist groß, entscheidet man sich für Rotwein-Schokoladen-Torte oder Mandarinen-Creme-Kuchen (so üppig gefüllt, dass es einfach unter Torten fällt), oder doch lieber Mont Blanc (eine Baisertorte mit Maronen)? Man sollte sich nicht nur vom Auge leiten lassen, die Zutaten und Backformen sind manchmal etwas speziell, die Zubereitung variiert von schwierig zu sehr aufwändig. Da die kompletten Zeitangaben für die Zubereitung fehlen, sollte man sich das Rezept vorher genau durchlesen. Manche Torten erfordern mehrere Arbeitsgänge, Kühlungszeit und Dekorieren gehören auch dazu. Doch der Aufwand lohnt sich ganz bestimmt.

Hier kommen Rezepte, die sich an traditionellen Vorgaben orientieren und schon allein die Namen der Backergebnissen klingen verheißungsvoll: Ricciarelli Di Siena oder beispielsweise die Torta Verticale Alle Clementine. Und ganz sicher schmecken sie auch so.

Natürlich darf auch der gute alte Panetone nicht fehlen oder Rezepte mit den so für Italien typischen Zitrusfrüchten (gestürzter Orangenkuchen).

Vegane Spitzbuben und Marshmallows bringen neuen Wind in die Backstube und Torrone Al Cioccolato (Schokoladen-Nugat) eignet sich toll als Geschenk oder auf dem weihnachtlichen bunten Teller.

Die Fotos in diesem Buch verbreiten ein geschmackvolles Ambiente, die Szenen haben einen barocken Touch und die weihnachtlichen Dekoteile bringen die Festlichkeit sehr schön zur Geltung. Es ist ein Table-Book, ein Backbuch, ein Bilderbuch, aber vor allem natürlich eine wunderbare Rezeptsammlung italienischer und internationaler Backerzeugnisse.

Wer sich mit Inbrunst dem Backen verschrieben hat und vor etwas erhöhten Anforderungen nicht zurückschreckt, der findet in diesem Backbuch seine Backbibel. Besonders als Geschenk für Backfreudige sehr gut geeignet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 20.10.2020

Ein aufrüttelnde Reportage über die Rettung der Umwelt

Allein kann ich die Welt nicht retten
0

Im Knesebeck Verlag erscheint Markus Mauthes Buch "Allein kann ich die Welt nicht retten". Sein Anliegen macht der Untertitel deutlich: Mein Leben für den Schutz unserer Erde oder warum wir jetzt handeln ...

Im Knesebeck Verlag erscheint Markus Mauthes Buch "Allein kann ich die Welt nicht retten". Sein Anliegen macht der Untertitel deutlich: Mein Leben für den Schutz unserer Erde oder warum wir jetzt handeln müssen.

Markus Mauthe ist Naturfotograf, Greenpeace-Aktivist, er hält Vorträge über seine Reise und er ist Gründer der AMAP, eine Naturschutzorganisation, die an der brasilianischen Kakao-Küste Tropenwald pflanzt. Aber er ist vor allem eines, ein mahnender Zeuge globaler Umverweltveränderungen!

Als Naturfotograf hat Markus Mauthe die Welt bereist und dabei in über 30 Jahren die Veränderungen der Natur und Umwelt miterlebt. Sein Buch ist eine Erzählung von privaten Erlebnissen, wie er als 20-Jähriger mit dem Fahrrad Neuseeland durchquerte und dort seine Begeisterung für Wildnis und Fotografie entdeckte. Der Naturschutz war ein Anliegen, weshalb er sich als Umweltaktivist Greenpeace angeschlossen hat. Greenpeace feiert dieses Jahr 40 Jahre Gründungsjubiläum.

Dieses Buch gleicht einer Reise um die Welt, es geht nach Borneo, zu Gorillas in Kamerun, zu den idigenen Völkern im Regenwald des Amazonas, in die Salzwüste Boliviens und in die Serengeti Kenias. Der 32-seitige Bildteil bietet viele eindrucksvolle Einblicke vom Leben und den Reisen des Autors. Dabei erklärt uns Mauthe die Lebensbedingungen der Menschen und Tiere und zeigt die Umweltprobleme klar umrissen auf. Es geht bei der Darstellung der naturnah lebenden Völker aber auch um die Unterschiede der Lebensbedingungen der Weltbevölkerung. Wir konsumieren, während die Naturvölker nachhaltige Lebensformen kennen.

"Während sich manche Hirne mit Biotechnologie und künstlicher Intelligenz beschäftigen, bedeutet Fortschritt für einen Großteil der Menschheit, ein gewisses Maß an Wohlstand zu erreichen. Ein kleiner Teil unserer Spezies befindet sich immer noch im Stadium der Steinzeit..." Zitat Seite 188

Fortschritt ist nicht aufzuhalten und auch wichtig, doch Mauthe stellt klar hervor, dass daran auch möglichst viele Menschen teilhaben sollen und dieser Fortschritt stattfindet, ohne dabei die Grundlagen der menschlichen Existenz zu zerstören.

Es hilft nichts, angesichts der ökologischen und gesellschaftlichen Probleme zu verzweifeln und zu resignieren, denn es gibt Lösungsansätze und Möglichkeiten, die Dinge zu verändern und das macht Mauthe in seinem Buch klar. Klimagerechtigkeit, Verzicht auf Fleisch und die Energiewende sind die entscheidenden Themen für unsere Zukunft. Gemeinwohlökonomie und Nachhaltigkeit sind denkenswerte Ansätze und Stichworte des Umdenkens für eine bessere Zukunft.

Dieses Buch macht mir eines bewusst, Mauthe ist nicht nur Fotograf, er ist auch ein interessanter Erzähler, ein Naturbeobachter und brennender Umweltschützer, dessen Reportage aufrüttelt und überzeugt.

Mit viel Herzblut und überzeugenden Argumenten und Beispielen aus seinem Erlebten, zeigt Markus Mauthe, dass es jetzt an uns allen ist, die Welt zu verändern. Retten wir die Erde - jetzt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 11.10.2020

Eine bewegende Identitätssuche

Ada
0

Nach Christian Berkels Familiengeschichte "Der Apfelbaum" folgt nun der Roman "Ada", der wieder den familiären Rahmen Berkels aufgreift und im Ullstein Verlag erscheint.

Im Februar 1945 wird Ada in Deutschland ...

Nach Christian Berkels Familiengeschichte "Der Apfelbaum" folgt nun der Roman "Ada", der wieder den familiären Rahmen Berkels aufgreift und im Ullstein Verlag erscheint.

Im Februar 1945 wird Ada in Deutschland geboren, ihre ersten neun Lebensjahre verbringt sie vaterlos mit ihrer Mutter in Argentinien. Zurück in Berlin muss sie erst einmal die Sprache und Mentalität ihrer deutschen Landsleute lernen, über die politische Vergangenheit wird geschwiegen. Sie erlebt den Berliner Mauerbau, das Wirtschaftswunder und die 68er-Bewegung mit. Sie sucht nach ihren Wurzeln und erhält auf ihre Fragen hin nur Schweigen.

Die Vorkenntnis von "Der Apfelbaum" ist nicht erforderlich, es hilft jedoch dabei, die Hintergründe von Sala und Otto besser zu verstehen. In diesem Buch geht es um Ada, ihr Leben gleicht einer Achterbahn von Hochs und Tiefs, ihre Gedanken und Ängste, Wünsche und Erlebnisse schildert sie in Gesprächen während einer Psychotherapie, die sie zu Beginn der 90er Jahre zur Aufarbeitung ihres Selbst macht. Dort erfährt man von ihrer Kindheit, in der sie sich eine normale Familie wünschte. Die Abstammung wird verschwiegen, Antworten über die Vergangenheit ihrer jüdischen Mutter bekommt sie nicht oder über Umwege. Sie grenzt sich von ihrer Familie ab, beginnt ein Studium, probiert die Liebe und die Drogen, erlebt die Studentenbewegung in Berlin mit, reist nach Paris und Woodstock.

In diesem Roman taucht man mit Ada eindrucksvoll in ihre Vergangenheit ein, erlebt ihren Zwiespalt mit ihrer Identität, die Frage nach ihren Wurzeln und ihre weitere Entwicklung in dieser sich politisch verändernden Zeit der 68er Jahre. Sie ist Deutsche und Argentinierin, katholisch und auch jüdisch. Ihre Mutter Sala verschweigt ihre eigene Vergangenheit, all das Leid und die erlebten Schwierigkeiten möchte sie für immer hinter sich lassen. Adas Fragen werden nicht beantwortet, der später geborene Bruder wird das Lieblingskind der Eltern, sie wird in ein Internat geschickt, das macht ihr zu schaffen. Sie löst sich von ihrer Familie und beginnt einen neuen Lebensweg.

Sprachlich ist das Buch wieder ein echter Genuß, Christian Berkels Sprachgewandtheit und sein schnörkelloser Erzählfluss sind mitreißend und die Handlung lässt sich spannend verfolgen. Er füllt Adas Persönlichkeit mit Leben und daraus erklärt sich ihre Depression in den 90er Jahren. Dennoch fehlen mir die Erlebnisse der 80er Jahre, um Adas Lebenswege genau zu kennen. Dafür lassen sich die 68er Jahre umso intensiver miterleben.
Sämtliche Charaktere haben wiedererkennbare Züge, besonders Sala mit ihren Sprüchen und Ausrufen oder Otto mit seiner Heimatverbundenheit. Gefangen in dieser Familienkonstellation erlebt man die Emotionen mit, sieht die Fragen und versteht die Ausgrenzung Adas in der Familie nicht.

Viele Hintergründe haben mich zum Nachdenken gebracht, wie es dieser Generation von jüdischen Nachfahren in Deutschland erging. Das Schweigen über die Vergangenheit lässt keine Identität zu.

Ein bewegend erzählter Lebensweg einer interessanten Protagonistin, die sich ihrer jüdischen Abstammung erst spät bewusst wurde. Was macht das mit einem Menschen?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere