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Veröffentlicht am 15.12.2020

Let's do this

Das Funkeln einer Winternacht
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„Es gibt Momente im Leben, die sollten privat bleiben, die sind nicht für den Rest der Welt bestimmt.“

„Das Funkeln einer Winternacht“ ist ein Liebesroman von Karen Swan, übersetzt von Gertrud Wittich. ...

„Es gibt Momente im Leben, die sollten privat bleiben, die sind nicht für den Rest der Welt bestimmt.“

„Das Funkeln einer Winternacht“ ist ein Liebesroman von Karen Swan, übersetzt von Gertrud Wittich. Er erschien im Oktober 2019 im Goldmann Verlag.
Bo und ihr Freund Zac sind das, was viele gern sein würden und führen auch ein Leben, um das sie wohl viele beneiden: Sie sind erfolgreiche Influencer und können ihren Lebensunterhalten mit Reisen und Abenteuern bestreiten. Doch obwohl alles perfekt scheint, keimen in Bo immer mehr Zweifel an ihrem Lebensstil auf und bringen sie zu der Frage, weswegen sie eigentlich dauerhaft auf der Flucht zu sein scheint…

Bo war mir als Protagonistin von Anfang an sympathisch. Obwohl sie im Grunde weltweit bekannt ist, ist sie bodenständig und freundlich geblieben. Sie legt äußersten Wert darauf, dass ein Teil ihres Lebens privat bleibt. Dies gestaltet sich jedoch nicht immer so leicht, denn mittlerweile werden Zac und sie von immer mehr Leuten in der Öffentlichkeit erkannt und Medienrummel ist dann meist nicht mehr fern. Zudem leidet ihre Zweisamkeit unter dem gewählten Lebensmodell, denn im Grunde werden die Beiden dauerhaft von ihrem Kameramann Lenny begleitet und auch in privaten Momenten fotografiert.
Bekanntheit hat eben leider auch ihren Preis und seine Schattenseiten. Immer häufiger kommt es aus diesem Grund zu Streitigkeiten in der kleinen Dreierclique und das enge Zusammenleben in einer abgelegenen Hütte ohne Strom im Winterwunderland Norwegen, macht es auch nicht gerade leichter. Gerade Bo hadert immer mehr mit ihrem Leben und einzig der eher zurückhaltende Bergführer Anders scheint sie zu verstehen.
Bos Ängste und Zweifel werden im Roman sehr gut dargestellt und authentisch beschrieben. Der Zeitpunkt und die Entwicklung ihrer Gedanken und Gefühle sind passend gewählt und wirken sehr realitätsnah. Ich konnte sehr gut nachvollziehen, dass das Leben, das sie und Zac führen, zwar auf den ersten Blick perfekt wirkt, auf den zweiten Blick dann aber definitiv seine Macken hat. Einem fehlt das typische Zuhause, die Pflege von Freundschaften und ein Familienleben sind im Grunde nicht möglich, wenn man permanent umherreist und gerade Momente der Zweisamkeit fehlen am Ende des Tages. In der norwegischen Einsamkeit und im Gespräch mit dem Einheimischen Anders beginnt Bo langsam zu erkennen, weshalb sie ein so unstetes Leben führt und dauerhaft auf der Flucht zu sein scheint. Sie hat Angst gefangen zu sein und versucht diesem Gefühl so wie ihrer Vergangenheit zu entkommen. Doch nach und nach merkt sie, dass dieses Leben irgendwann ein Ende haben muss, wenn sie glücklich sein will.
Der Handlungsverlauf ist klassisch gewählt und obwohl ich zunächst das Gefühl hatte zu wissen, worauf es hinauslaufen würde, wurde ich dann doch überrascht. Tatsächlich schafft die Autorin es, eine unerwartete Spannung in den Roman einzubauen und beleuchtet die Probleme der heutigen Sozialen Medien auf geschickte Art und Weise.
Die zweite Romanhälfte las sich für mich insgesamt etwas leichter und flüssiger, vorher waren manche Stellen etwas zu langatmig und detailliert beschrieben. Gerade der zweite Handlungsstrang, in dem es Rückblicke in die Vergangenheit von Anders Großmutter Signe gibt, sind für mich eher überflüssig gewesen. Auf ihre Art waren sie zwar durchaus interessant, sie tragen aber zur eigentlichen Handlung nur wenig bei und wirken daher eher wie Lückenfüller.

Mein Fazit: Letztlich bleibt „Das Funkeln der Winternacht“ für mich ein moderner Winterroman, mit dem ich mich grundsätzlich sehr wohl gefühlt habe, der sich unkompliziert und leicht lesen lies und einige Stunden gute Unterhaltung verspricht. Der Spannungsbogen ist für mich gut gelungen und lediglich einige Szenen hätten kürzer ausfallen können. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 26.10.2020

Loyalität

All das Ungesagte zwischen uns
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„Wenn man beschließt, sich an einen Menschen zu binden, sagt man nicht: ‚Ich verspreche dir, dass ich mich nie mehr zu jemandem hingezogen fühlen werde‘, man sagt: ‚Ich verspreche dir, dass meine Loyalität ...

„Wenn man beschließt, sich an einen Menschen zu binden, sagt man nicht: ‚Ich verspreche dir, dass ich mich nie mehr zu jemandem hingezogen fühlen werde‘, man sagt: ‚Ich verspreche dir, dass meine Loyalität dir gilt, obwohl ich möglicherweise anderen Menschen begegne, zu denen ich mich auch hingezogen fühlen werde.‘“

„All das Ungesagte zwischen uns“ ist ein Roman von Colleen Hoover, übersetzt von Katarina Ganslandt. Er erschien im Oktober 2020 im bold Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Ein schrecklicher Unfall verändert das Leben von Morgan komplett. Und als wäre das nicht schon genug, führt der Unfall ihr auch noch vor Augen, dass ihr gesamtes Leben auf einer Lüge aufgebaut ist und entfremdet sie immer weiter von ihrer Tochter Clara…

„All das Ungesagte zwischen uns“ war mein erster Roman von Colleen Hoover. Als ich angefangen habe ihn zu lesen, kam ich zunächst nicht richtig in die Geschichte hinein und hatte auch eine ganz andere Idee, in welche Richtung die Handlung gehen würde. Ein paar Seiten später hat mich das Buch dann aber tatsächlich gepackt und mich vollständig überrascht. Ich wurde regelrecht in die Handlung eingesogen und konnte den Roman nur noch schlecht aus der Hand legen. Meine Erwartungen wurden indirekt zwar erfüllt, aber insgesamt hatte ich mit einer anderen Handlung gerechnet, weshalb mich die Autorin definitiv überrascht hat.
Colleen Hoover schafft es mit ihrem flüssigen und rasanten Schreibstil durch die gewählte Ich-Perspektive von Morgan und ihrer Tochter Clara Gefühle und Emotionen brillant zu transportieren. Man kann nicht anders, als mit den Figuren mitzuleiden und zu fühlen. Die ausgetragenen Konflikte spiegeln die Realität exakt wider und beschönigen dabei nichts. Lügen, Hass und Ehebruch werden thematisiert und aus mehreren Perspektiven betrachtet. Besonders gut gefallen hat mir dabei, dass die Handlungen von Clara und Morgan von ihnen selbst in Gedanken reflektiert und bewertet werden, sodass man als Leser Teil der Entwicklung der jeweiligen Person ist.
Einige Gedanken und Handlungen regen dabei definitiv zum Nachdenken an und gerade die Aussage von Morgan, dass man, wenn man eine Beziehung eingeht, nicht verspricht, nie wieder jemand anderen attraktiv zu finden, sondern verspricht seinem Partner gegenüber ab sofort loyal zur Seite steht, hat mir unglaublich gut gefallen.
Insgesamt hat mir Morgan sehr gut gefallen. Mit ihrer besonnenen und verantwortungsbewussten Haltung ist sie jemand, den man nur bewundern kann. Sie stellt ihr eigenes Glück hinten an und lebt für ihre Familie. Mit ihrer Schwangerschaft hat sie ihre eigenen räume aufgegeben und sich vollständig auf ihre Familie eingelassen, ohne dabei unglücklich zu sein. Erst durch den Unfall bemerkt sie, dass ihr die Leidenschaft verloren gegangen ist. Sie weiß nicht, was sie gerne macht und wofür sie brennt und muss lernen, was ihre Gefühle ihr schon viele Jahre lang sagen wollten. Ihr innerer Kampf und ihr Umgang mit ihrer Verwirrung und ihren Gefühlen ist sehr intensiv beschrieben und gut nachvollziehbar. Das Loch, in das sie nach dem Unfall fällt ist nachvollziehbar und obwohl sie allen Grund hätte, in diesem zu versinken, kämpft sie sich heraus und baut ihr Leben neu auf.
Der Umgang mit ihrer Tochter Clara zeugt von einer innigen Mutter-Tochter-Beziehung, die durch den Unfall und die daraus resultierenden Ereignisse gehörig aus den Fugen gerät. Clara selbst kämpft dabei mit typischen Teenagerproblemen, der ersten Liebe und der Frage, was Liebe überhaupt bedeutet. Gleichzeitig hat sie einen großen Verlust zu bewältigen und ihre trotzigen Reaktionen sind damit mehr als verständlich. Imponiert hat mir dabei aber ihre persönliche Entwicklung und die Stärke, die sie beweist, als sie schließlich die Wahrheit akzeptiert.
„All das Ungesagte zwischen uns“ ist nicht nur ein Liebesroman, sondern eine Geschichte, die ernste Themen anschneidet und reflektiert. Verknüpft mit einer großartigen Erzählkunst, unerwarteten Wendungen und tiefgründigen Themen wird aus dem Roman ein Werk, das große Gefühle und Emotionen hervorruft und einfach unglaublich berührend und emotional ist. Man ist gezwungen, sich mit dem Thema Loyalität in einer Beziehung auseinanderzusetzen und sich zu fragen, wie man selbst wohl gehandelt hätte.
Einziger Kritikpunkt von mir ist, dass ich gerne noch mehr über die anderen Personen des Romans und ihre Handlungsgründe erfahren hätte, was durch den Unfall allerdings nicht mehr möglich ist. Die von Morgan gefundenen Briefe hätten mich daher sehr interessiert, so lässt die Autorin einen großen Interpretationsspielraum und man kann sich überlegen, was wohl am ehesten zutrifft.

Mein Fazit: „All das Ungesagte zwischen uns“ ist ein bewegender und emotionaler Roman mit tiefgründigen Themen und rasantem Handlungsverlauf. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen und werde definitiv schnellstmöglich weitere Romane der Autorin lesen!

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Veröffentlicht am 05.10.2020

Erinnerungen

Das Schmetterlingszimmer
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„Du siehst also, dass alles auf einem fragilen Gleichgewicht beruht. Ein einziger Flügelschlag eines Schmetterlings kann große Folgen haben.“

„Das Schmetterlingszimmer“ ist ein Roman von Lucinda Riley, ...

„Du siehst also, dass alles auf einem fragilen Gleichgewicht beruht. Ein einziger Flügelschlag eines Schmetterlings kann große Folgen haben.“

„Das Schmetterlingszimmer“ ist ein Roman von Lucinda Riley, übersetzt von Ursula Wulfekamp. Er erschien im August 2019 im Goldmann Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Als Posy als Kind ihren Vater verliert und von ihrer Mutter verlassen wird, wächst das junge Mädchen bei ihrer Großmutter auf. Trotzdem bleiben die Erinnerungen an ihren geliebten Vater bestehen und ihr Leben lang bleibt er ihr in guter Erinnerung. Als sie schließlich ihre große Liebe Freddie kennenlernt, verlässt dieser sie eines Tages ohne Erklärung. Jahre später begegnen die beiden sich wieder, doch kann es für die Liebe eine zweite Chance geben…?

Zunächst konnte ich mich in die Geschichte des Romans nicht richtig hereinfinden. Zu viele, zunächst scheinbar unzusammenhängende Figuren tauchten auf und jede schien ihr eigenes Geheimnis zu hüten.
Im Laufe der Handlung und der Zeitsprünge in die Vergangenheit von Posy werden die Verbindungen dann jedoch klarer und auch der Handlungsverlauf flüssiger. Neben Posys Geschichte werden in der Gegenwart auch die Lebenswege ihrer Söhne Nick und Sam beschrieben, die ebenfalls das ein oder andere Problem mit sich herumtragen und unterschiedlicher nicht sein können. Während Nick, der jüngere Bruder, ausgeglichen, ehrlich und zuverlässig ist, ist Sam eher aufbrausend, unzuverlässig und vor allem Alkoholiker. Trotzdem werden beide von Posy leidenschaftlich unterstützt und auch ihre Schweigertöchter sowie eigentlich jeder, den die alte Frau in ihr Herz schließt, wird rührend umsorgt.
Für diese Haltung bewundere ich Posy sehr, denn sie besticht durch ihre unglaubliche Loyalität zu den Menschen, auch wenn diese einen Fehler machen. Sie verzeiht nicht vollständig und ist auch nicht naiv, aber sie ist zur Stelle, wenn sie gebraucht wird und übersieht dabei auch dann die Tatsachen nicht, wenn einer ihrer Familienangehörigen derjenige ist, der beschuldigt wird.
Ebenso geht es ihr auch mit ihrem Vater, an den sie nur gute Erinnerungen hat, da er mit ihr immer sehr liebevoll umging. Auch Freddie, der sie in jungen Jahren kommentarlos verlassen hat, bekommt von der liebenswerten Frau eine zweite Chance, denn die beiden scheinen füreinander gemacht. Doch auch der zweite Anlauf startet turbulent und zerbricht fast ein weiteres Mal an dem Geheimnis, das Freddie vor Posy verbirgt. Nur durch das gute Zureden eines gemeinsamen Freundes ist Freddie schließlich bereit, Posy die Wahrheit über ihren Vater zu berichten… Eine Wahrheit, an der Posy zerbrechen könnte…
Obwohl „Das Schmetterlingszimmer“ hauptsächlich Posys Geschichte erzählt, bekommt auch ihre Familie eine große Rolle im Roman wodurch die Hauptstory durch viele kleine Nebenschauplätze ergänzt wird. Zu Beginn hat mich dies verwirrt, im Verlauf fügte sich aber ein Gesamtbild zusammen, in dem ein großartiger Roman über Liebe, Loyalität und Freundschaft ersichtlich wird.
Es geht um die große Frage, ob man seine Kinder belügen sollte, um sie zu schützen, oder ob die Wahrheit manchmal nicht doch der bessere, wenn auch schwere Weg ist. Es werden für beide Varianten Beispiele angeführt und letztendlich muss wohl jeder entscheiden, was er selbst für richtig hält. Klar wird aber, dass Menschen eben nicht immer so sind, wie man sie in Erinnerung hat und auch, dass Lügen häufig weitreichende Folgen haben.
Der Schreibstil der Autorin war wieder einmal flüssig und leicht lesbar, die Verknüpfung von Gegenwart und Vergangenheit brillant gelöst.
Der Roman birgt unerwartete Wendungen und hat mich als Familiendrama am Ende tatsächlich begeistern können.

Mein Fazit: Ein weiterer großer Roman aus der Feder Lucinda Rileys, der die Probleme und Sorgen einer ganzen Familie darstellt und auf großartige Weise beschreibt. Ich habe mit den Figuren gelitten und mich mit ihnen gefreut und vergebe 4,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 05.10.2020

Schein statt Sein

Schmetterlinge unerwünscht
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„Wenn das Telefon brummte, flogen die Schmetterlinge, ohne gleich wieder abzustürzen.“

„Schmetterlinge unerwünscht – Liebe kann warten“ ist ein Liebesroman von Maja Overbeck. Er ist ihr Debutroman und ...

„Wenn das Telefon brummte, flogen die Schmetterlinge, ohne gleich wieder abzustürzen.“

„Schmetterlinge unerwünscht – Liebe kann warten“ ist ein Liebesroman von Maja Overbeck. Er ist ihr Debutroman und erschien im September 2019 im Selfpublishing.
Gina und Hannah sind Frauen, die mitten im Leben stehen. Beide haben schon viel erlebt und kennen sich schon eine sehr lange Zeit. Über ihre wahren Gefühle reden sie miteinander trotzdem häufig nicht, warum? Vielleicht, weil sie die Freundschaft nicht belasten wollen und auch, weil sie an den gemeinsamen Nachmittagen nicht auch noch die schlimmsten Probleme wälzen wollen, sondern eine schöne Zeit miteinander verbringen wollen. Als sich plötzlich über das Leben beider Frauen ein großer Schatten legt, sollten sie füreinander da sein, da sie jedoch nicht offen miteinander reden, müssen beide alleine kämpfen…

„Schmetterlinge unerwünscht“ ist kein normaler Liebesroman. Er ist realitätsnah und unglaublich authentisch. Maja Overbeck beschönigt nichts und nennt die Dinge beim Namen. Sie thematisiert langjährige Beziehungen, die mit Liebe nichts mehr zu tun haben, den Wunsch nach einem Kind, der eine Beziehung nachhaltig zerstören kann, aber auch den Zusammenhalt von Freundschaft und den Kampf vieler Menschen im realen Leben.
Lange Zeit war mir der Roman zu negativ, zu düster. Einfach zu nah am realen Leben, das leider nicht immer auf einer rosafarbenen Wolke stattfindet. Erst im Laufe der Handlung habe ich erkannt, dass es sich bei dem Roman um ein wundervolles Werk handelt. Beide Protagonistinnen kämpfen um ihr Glück und am Ende wendet sich auch tatsächlich alles zum Guten. Der Weg dahin ist steinig und nicht immer leicht, verdeutlicht aber, dass es sich lohnt, nicht aufzugeben. Ja, das Leben bringt uns manchmal zum verzweifeln und ja, manchmal ist es einfacher sich in seinem Alltag zu verkriechen und nicht darüber nachzudenken was sein könnte, doch häufig ist es für einen selbst besser, sich eben nicht damit abzufinden. Man sollte versuchen zu kämpfen, um schließlich glücklich im Leben zu sein!
Dies wird am Beispiel der beiden Freundinnen Hannah und Gina deutlich. Beide könnten nicht verschiedener sein, was sich auch an ihren jeweiligen Problemen und der schließlichen Lösung widerspiegelt. Denn während Gina zur „Upper-Class“ der Münchner Schickeria zählt und darum kämpft, den Schein einer heilen und glücklichen Familie vor der Öffentlichkeit zu wahren, ist Hannah genau das Gegenteil. Bodenständig und eher weniger gut situiert, zudem eher unsicher und von dem Wunsch getrieben, sich in die Reihe der „Reichen und Schönen“ einzureihen. Mit dieser Art ist sie mir zwischendurch ein wenig auf die Nerven gefallen, zum Glück entwickelt sie sich aber im Laufe des Romans und erreicht schließlich einen Punkt, am dem sie sich selbst und ihr Leben endlich akzeptieren und lieben kann. Ihren Mann Fredi findet sie mittlerweile eher langweilig und häufig ist er ihr auch peinlich – wo sind bloß die Gefühle von Damals geblieben…?
Der Schreibstil des Romans ins insgesamt sehr flüssig, an Sarkasmus und Witz, aber auch an interessanten Handlungsverläufen und Tiefgang mangelt es nicht. Gewöhnungsbedürftig war für mich nur der teilweise auftretende (bayrische?) Dialekt. Die klassische personale Erzählperspektive wechselt zwischen Gina und Hannah und zeigt so die Handlungen und Gedanken beider Frauen.

Mein Fazit: Ein realitätsnaher und authentischer Roman, der keine heile Welt vortäuscht und dennoch mit einem Happy End abschließt. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen und ziehen den halben Stern nur ab, da ich am Anfang Schwierigkeiten mit der zunächst recht tristen Romanstimmung hatte.

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Veröffentlicht am 05.10.2020

Folgen eines One-Night-Stands

Lessons from a One-Night-Stand
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„Eigentlich habe ich den One-Night-Stand nicht bereut – bis jetzt zumindest.“

„Lessons from a One-Night-Stand“ ist ein Liebesroman von Piper Rayne. Er ist der Auftaktband der „Baileys“-Reihe und erschien ...

„Eigentlich habe ich den One-Night-Stand nicht bereut – bis jetzt zumindest.“

„Lessons from a One-Night-Stand“ ist ein Liebesroman von Piper Rayne. Er ist der Auftaktband der „Baileys“-Reihe und erschien im Juni 2020 Im Forever Verlag.
Als Holly ihren Job als Rektorin einer kleinen Highschool in Alaska antritt, ahnt sie nicht, dass ihr One-Night-Stand vom letzten Wochenende in der Kleinstadt große Wellen schlagen wird. Doch leider ist der unglaublich attraktive Mann, mit dem sie eine Nacht verbracht hat, einer der bekanntesten Menschen in Lake Starlight. Und als wäre das nicht schon genug, ist er auch noch einer ihrer Kollegen in der Highschool, schlimmer hätte der neue Job eigentlich nicht beginnen können…

Das Autorenduo Piper Rayne schreibt eine Lovestory außerhalb der üblichen College- und Highschoolromane und macht die Geschichte damit authentischer – denn mal ehrlich, wie viele Jugendromanzen bleiben wirklich ein ganzes Leben bestehen…?
Neben der wirklich gut umgesetzten Handlung haben mir ebenso der flüssige und leichte Schreibstil sowie die wechselnde Ich-Perspektive von Austin und Holly gefallen. Gefühle und Gedanken werden dadurch für beide Protagonisten eindeutig beschrieben und man kann sehr gut mit den Figuren leiden und lachen. Zusätzlich zur Ich-Perspektive enthält der Erzählstil aber auch erzählende Abschnitte, in denen Holly als Erzähler auftritt und ihre Gedanken und Handlungen dem Leser direkt erklärt. Diese Textpassagen binden den Leser noch mehr in die Handlung ein und haben mir sehr gut gefallen. Auch an humorvollen Szenen mangelt es nicht und gerade die Darstellung von „Klatsch und Tratsch“ in einer Kleinstadt hat mir gut gefallen. Austin und Holly als Protagonisten haben mir sehr zugesagt. Austin imponiert mir sehr, denn nicht viele junge Männer würden ihre Karriere und ihre größten Träume aufgeben, damit sie die Erziehung ihrer Geschwister übernehmen können. Verständlich ist es daher auch, dass er sich weiterhin wünscht aus der Kleinstadt hinauszukommen und als Trainer einer Collegebaseballmannschaft anzufangen. Seine Geschwister verurteilen ihn teilweise für diesen Wunsch, doch für mich scheint es selbstverständlich, dass man an seinen Träumen festhält und sich selbst auch mal an die erste Stelle setzt.
Hollys Art fand ich zwar zunächst ein bisschen schwierig, ich fand sie kindisch und überheblich, dieses Gefühl legte sich aber schnell, als ich mehr über Hollys wahre Gedanken erfuhr.
Die Beziehung zwischen Holly und Austin ist auf wunderschöne Art und Weise beschrieben, an erotischen und heißen Szenen mangelt es nicht, sie nehmen aber auch keine Überhand. Mir hat gefallen, dass das Kennenlernen der beiden authentisch und realitätsnah ist und nicht überstürzt eingefädelt wird. Dass eine Beziehung der beiden jedoch nicht auf Dauer sein kann, steht für beide schnell fest. Denn trotz der offensichtlichen Anziehung zwischen ihnen, werden sich ihre Wege bald trennen. Holly wird nur vorübergehend Rektorin an der Schule sein, Austin wird die Kleistadt verlassen, daher lassen sie sich auf einen Deal ein: „Keine Übernachtungen, kein Dinner, keine Dates, keine Blumen.“ – kurzum, eine Affäre zum Spaß haben.
Verwirrende Gefühle sind hierbei jedoch vorprogrammiert und so beginnt für beide ein Spießrutenlauf zwischen Gefühlen, Wünschen und der Erkenntnis, dass sich Träume verändern können...
Insgesamt haben mir aber alle Charaktere in der Geschichte gefallen und wie man dem Charme der Familie Bailey widerstehen soll, ist mir ein Rätsel. Die tragische Familiengeschichte legt dabei zwar einen kleinen Schatten auf das Leben der sieben Geschwister, wird aber zum Glück nicht häufiger als notwendig thematisiert und fügt sich so mühelos in die Handlung ein. Zeitgleich macht das Schicksal der Familie deutlich, dass man den Moment genießen sollte und dankbar für das sein sollte, was man hat. Viel zu schnell kann alles vorbei sein…

Mein Fazit: Hollys und Austins Geschichte ist originell und häufig humorvoll, gleichzeitig aber auch bewegend und zeitweise sogar traurig: Wiedermal ein wundervoller Roman des Autorenduos Piper Rayne. Ein Roman zum Dahinschmelzen, Wohlfühlen und Genießen – ich vergebe 4,5 von 5 Sternen!

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